Butler Parker Box 11 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740957872
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bin ich aber gespannt, wie viele Gäste sich in unserem Bungalow versammelt haben“, sagte Mike Rander eine knappe halbe Stunde später, als sie das Hotel am Strand erreicht hatten. „Ich glaube, Parker, wir können uns da auf einige Überraschungen gefaßt machen.“

      „Ich erlaube mir, Sir, mich Ihrer Meinung anzuschließen“, antwortete Parker. „Ihr Besucher mit dem 38er war sicherlich kein Einzelgänger, der sich nur zufällig verirrte. Von Mister Henderson einmal ganz zu schweigen. Man sollte also gewisse Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.“

      „Polizei?“ fragte Rander nur knapp.

      „Darf ich davon abraten. Sir?“

      „Sie dürfen … Denken Sie aber daran, daß wir die übrigen Hotelgäste nicht durch eine wilde Schießerei aufschrecken wollen. Lassen Sie mal sehen, was Ihre Trickkiste so an Überraschungen bietet!“

      „Ich bin sicher, Sir, daß ich Sie nicht enttäuschen werde.“ Parker hielt das hochbeinige Monstrum an und beeilte sich, seinem Herrn beim Aussteigen behilflich zu sein, was an sich natürlich ein Witz war. Mike Rander stand längst neben dem Wagen, als sein Butler um das Heck herumkam.

      „Und was ist Ihnen eingefallen?“

      „Ich denke an die Klimaanlagen, Sir.“

      „Na, und …?“

      „Darf ich Sie bitten, Sir, mir zu folgen!?“ Parker übernahm die Spitze und schritt gemessen über den Rasen. Dank seiner pechschwarzen Kleidung war er in der Dunkelheit überhaupt nicht zu sehen. Mike Rander mußte sich beeilen, wenn er den Anschluß nicht verpassen wollte. Und er wollte ihn nicht verpassen, denn er rechnete mit einem Trick seines Butlers, den er noch nicht kannte …

      Parker und sein junger Herr erreichten die Rückseite des kleinen, einstöckigen Bungalows, der im Moment noch einen völlig neutralen und unverdächtigen Eindruck machte.

      Parker blieb vor der Wandöffnung stehen, durch die die Klimaanlage hervorlugte. Geschützt von einem feinmaschigen Gitter wurde hier von einem Ventilator die Außenluft angesogen, elektrisch gekühlt und dann ins Innere des Bungalows befördert.

      Parker zog einen der vielen Kugelschreiber aus einer Westentasche seines Dienstanzugs, schraubte ihn auf und hielt die stumpfe Öffnung nahe an das bewußte Maschengitter heran. Es war dabei nichts zu sehen und nichts zu hören.

      Selbst bei Tageslicht hätte man die feinen, grauen Schwaden nicht gesehen, die vom Ventilator angezogen und ins Innere des Hauses befördert wurden. Dennoch war es so. Ein schnell wirkendes, gesundheitlich unschädliches Schlafmittel in Gasform beeilte sich, sich im Bungalow zu verteilen.

      „Nicht schlecht, Parker“, flüsterte Rander und grinste wie ein großer Schuljunge, „aber was machen wir? Schlafen wir nicht auch ein, wenn wir ’reingehen?“

      „Darf ich anregen, in der Hotelbar einen Drink zu nehmen, Sir?“

      „Gute Idee …! Kommen Sie …

      „Ich werde mir erlauben, den Bungalow unter Sichtkontrolle zu halten, Sir …!“

      „Aber keine Extratouren, Parker, klar?“

      „Sie können sich, wie immer, Sir, fest auf meine Wenigkeit verlassen!“

      „Hoffentlich, Parker! Rander war noch einen Moment lang unentschlossen, bevor er es riskierte, seinen Butler allein zurückzulassen. Dann verschwand er innerhalb von Sekunden in der Dunkelheit, um wenig später auf den erleuchteten Wegen wieder aufzutauchen. Josuah Parker nickte erleichtert und legte sein rechtes Ohr prüfend gegen die an sich dünne Wand des Bungalows.

      Er war nicht überrascht, als er müde, schleppende Schritte hörte, die in einem Poltern umstürzender Kleinmöbel untergingen. Er durfte sicher sein, daß sein Schlafmittel bereits intensiv wirkte …

      *

      Mike Rander hatte zwei Drinks zu sich genommen und ging nun zurück zum Bungalow. Er war von einer unerklärlichen Nervosität erfaßt worden. Vielleicht rechnete er wieder einmal mit überraschenden Reaktionen seines Butlers, vielleicht befürchtete er insgeheim aber auch, daß seinem Butler diesmal etwas zugestoßen war.

      Er beeilte sich, durch den dunklen Park zu gehen, dessen Wege zu den einzelnen Hotelbungalows allerdings beleuchtet waren. Als sein Bungalow in Sicht kam, griff Rander prüfend nach seinem 38er und entsicherte ihn. Er wollte jeder Eventualität begegnen können.

      Nun, er fand sehr schnell heraus, daß irgend etwas nicht stimmte.

      Die Eingangstür zum Bungalow war halb geöffnet …

      Rander wechselte mit einigen schnellen Sätzen zur Hauswand hinüber und pirschte sich dann vorsichtig an die Tür heran. Sein Zeigefinger hatte am Stecher der Waffe bereits Druckpunkt genommen. Er rechnete mit einer Falle, konnte sich gleichzeitig aber nicht erklären, warum Parker sich nicht meldete.

      Rander stieß mit dem Fuß die Tür auf. Dann wartete er, horchte und hoffte, die Stimme seines Butlers zu hören.

      Doch nichts rührte sich!

      Er schaltete mit einem schnellen Griff das Licht im Eingangskorridor ein und hechtete von dort aus in den großen Wohnraum, in dem ein mittelschwerer Orkan gewütet zu haben schien. Die Beistelltische waren umgestürzt, einige Stühle lagen am Boden. Von einem Fenster waren Vorhänge und Jalousetten heruntergerissen worden.

      „Parker!? Parker … Wo stecken Sie?“

      Während Mike Rander sich blitzschnell nach allen Seiten umschaute, während er sich darauf gefaßt machte, sofort zu schießen, klingelte plötzlich das Telefon. Schrill und aufdringlich, irgendwie sogar höhnisch.

      „Rander …!“ Der junge Anwalt hatte sich gemeldet und wartete auf die Stimme des Anrufers.

      „Ihr Butler läßt schön grüßen“, sagte eine angenehm weibliche Stimme. „Er wird nie wieder nach schönen Nymphen schielen, Mister Rander! Richten Sie sich darauf ein, ihm bald zu folgen! Ihr Sarg steht bereit. Sie brauchen sich nur noch zu bemühen!“

      Es klickte in der Leitung.

      Mike Rander schüttelte den Hörer, als könnte er die Sprecherin so ans Tageslicht befördern. Dann legte er langsam auf und biß sich auf die Unterlippe.

      Ihm war völlig klar, daß er es hier nicht mit einem makabren Scherz zu tun hatte. Sein Butler befand sich in Lebensgefahr, falls er nicht schon ermordet worden war!

      *

      „Sieht böse aus“, sagte Sergeant Halloway und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus, „die Gegenseite scheint es ernst zu meinen.“

      „Davon bin ich überzeugt“, erwiderte Mike Rander, „umsonst habe ich Ihnen ja nicht alles haarklein erzählt!“

      „Fassen wir mal schnell zusammen.“ Halloway rieb sich konzentriert das stopplige Kinn Er war von Mike Rander alarmiert und ins Hotel gerufen worden. Hier hatte er sich alle Einzelheiten erzählen lassen. Mike Rander war viel zu besorgt, um Details zu verschweigen. Er brauchte nach dem Kidnapping seines Butlers unbedingt die Hilfe der Polizei. Halloway zündete sich bereits die nächste Zigarette an, bevor er weiterredete. „Seit der Harpunengeschichte scheint festzustehen, daß Sie eine heiße Spur dieser Industriespione gefunden haben. Und all diese Spuren scheinen auf den Bootsverleih von Arthur Henderson hinzudeuten!“

      „Kennen Sie Henderson?“

      „Nur beiläufig, Mister Rander, Polizeilich liegt gegen ihn nichts vor. Noch scheint er eine weiße Weste zu haben, was aber nichts zu besagen hat.“

      „Könnte es zwischen Henderson und diesem Saul Bantam eine Verbindung geben?“

      „Schon möglich, aber die müßte erst bewiesen werden. Ich werde sofort nach Bantam suchen lassen. Aber sagen Sie, was ist eigentlich aus diesem Halton geworden, den Ihr Butler aus dem Verkehr gezogen hat?“

      „Wirklich, ich weiß es nicht. Parker hat ihn an einem sicheren Ort untergebracht. So wenigstens drückte