MAUSOLEUM 2069. Rick Jones. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rick Jones
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354357
Скачать книгу
hast du gefunden?«, fragte er.

      Schott zeigte auf den Schirm. »Ich war gerade oben, um die externen Sensoren zu überprüfen … und da haben wir das hier aufgeschnappt.«

      Der Monitor zeigte nun ein Gitternetz aus ungeraden Linien. Das übertragene Bild pulsierte alle zwei Sekunden, wobei es langsam verblasste und dann in einer anderen Form, als eine andere Masse wieder auftauchte, bis sich der Vorgang erneut wiederholte.

      Wyman beugte sich nach vorn und kniff interessiert die Augen zusammen. »Was zur Hölle ist das?«

      Jen schüttelte den Kopf. »Müsste ich raten«, erwiderte sie, »würde ich sagen, es ist eine Wolkenmasse, aber Jim hat mir erklärt, dass die Sensoren kosmischen Staub vor diesem Hintergrund gar nicht wahrnehmen können, weil er nicht dicht genug ist. Trotzdem: Genau das sehen wir hier gerade.«

      Wyman wandte sich Schott zu, der die Augen keine Sekunde vom Monitor abwendete. »Könnte es sein, dass die Sensoren einfach spinnen?«

      Der Ingenieur zog die Schultern hoch. »Denkbar ist alles, aber hier fliegen andauernd Wolken vorbei. Warum haben wir die nie auf den Schirm bekommen?«

      »Vielleicht müssen wir die Sensoren nachjustieren.«

      »Ich habe sie bereits gründlich untersucht«, versicherte ihm Schott. »Die Messwerte geben überhaupt keinen Anlass zur Klage. Außerdem habe ich die Radarfrequenz und die Impulsform, die Polarisierung und die Signalverarbeitung überprüft, wirklich alles. Das Selbstanalyseprogramm des Computers gibt ebenfalls an, dass die Sensoren perfekt funktionieren.«

      »Folglich kann es also kein kosmischer Staub sein«, schlussfolgerte Wyman.

      Jen tippte mehrmals mit dem Finger auf den Touchscreen. »Ist es aber«, beharrte sie. »Ich kann ja mal eine Vergrößerung des Jupiter-6-Satelliten aufrufen.« Nachdem sie noch ein paar Mal getippt hatte, ging ein weiteres Fenster am Bildschirm auf.

      Der vordere Rand der Staubwolke rollte heran wie ein Lavastrom, der sich eine Landschaft einverleiben wollte. Sie war überraschend dicht und in der Masse entlud sich die Elektrizität genauso in Lichtblitzen wie die Ladung in Kumuluswolken vor Gewittern. Obwohl kosmischer Staub meistens transparent war, wirkte diese Formation seltsam fest.

      »Auf den ersten Blick sieht es nach kosmischem Staub aus, dann aber doch wieder nicht«, fügte Jen hinzu.

      »Kannst du das Ganze noch näher heranholen?«, bat Wyman sie.

      »Natürlich.« Jedes Mal, wenn sie auf den Schirm tippte, wurde das Bild größer, und die Pixel bauten sich neu auf, um den Ausschnitt gestochen scharf darstellen zu können.

      »Es ist definitiv eine Wolke«, meinte Wyman.

      »Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen«, gestand ihm Schott. »Sie ist so dick, dass die Sensoren sie als etwas Feststoffliches identifizieren.«

      Im Inneren des Gebildes brodelte es weiter, eine beständige Entladung von Energie wie bei feuernden Synapsen im Hirn eines Menschen. Das Licht flammte auf wie aus Kanonen, bloß in unterschiedlichsten Farben. Rot und Blau, Grün und Gelb – wunderschöne Farbtöne, die sich immerzu veränderten, während sich die Masse weiter umwälzte und stetig neu formierte; ein ununterbrochen strudelnder Nebel.

      »Meinst du, sie ist gefährlich?«, fragte Wyman angespannt.

      Schott zog erneut die Schultern hoch. »Wer kann das schon sicher sagen?«

      »Lässt sich die Flugbahn denn wenigstens anhand ihres Soges vorherbestimmen?«

      Daraufhin ließ Jacoby ihre Finger auf dem Tablet tanzen. »Ich kann so ziemlich alles.« Nachdem sie ungefähr zehn Sekunden lang Befehle eingetippt hatte, öffnete sich eine Karte der Galaxie bis zum Oriongürtel auf dem Bildschirm. Hinter der Wolkenmasse erstreckte sich eine Spur von Staubpartikeln von ihrer gegenwärtigen Position aus bis zu einem Punkt außerhalb des Kartenbereichs, was bedeutete, dass sie aus einem Winkel des Alls weit hinter der Milchstraße kam. Ihre Flugrichtung stand jedoch fest: Sie war auf einer vollkommen linearen Bahn durch den Raum, und dass sie davon abkam, war nicht zu erwarten.

      Und sie befand sich auf genauem Kollisionskurs mit der Erde.

      »Wie viel Raum umspannt dieses Ding?«, fragte Wyman.

      Jen verkleinerte den Ausschnitt um mindestens das Sechsfache, bevor sie die Masse zur Gänze überblicken konnten.

      »Dimensionen«, antwortete Wyman fassungslos. Dies war keine Frage, sondern eine Feststellung.

      Jens Finger rasten daraufhin über die Tastatur der Konsole. Linien und Gitter erschienen auf dem Monitor und maßen die Größe der Formation über ein Dreiecksnetz. Nach Abschluss der Berechnung zeigte das Programm schließlich das Ergebnis an.

      »Im Vergleich zum Großteil aller Staubaufkommen ist diese Wolke relativ klein«, erklärte Wyman, der nun gerade aufgerichtet und mit verschränkten Armen dastand. »Dennoch ist sie groß genug, um den gesamten Planeten einzuhüllen. Wir müssen unbedingt herausfinden, welche Eigenschaften sie besitzt – ob sie schädlich ist oder nicht.« Dann fragte er: »Wie weit war Jupiter-6 entfernt, als sie vorbeiflog?«

      »Ungefähr 196.000 km.«

      Immer noch eine ziemlich große Distanz, dachte er. »Hat der Satellit irgendwie Schaden genommen? Könnte ihn etwas kurzzeitig, auch nur für einen Moment ausgeschaltet haben, wegen der Entladung elektrischer Impulse?«

      »Nichts«, gab Jen an. »Die Sensoren von Jupiter-6 haben Ausstöße aufgezeichnet, die aber so schwach waren, dass sie sie kaum registriert haben.«

      Sie blieben stehen und beobachteten, wie sich die Wolke wie ein Gletscher durch das All wälzte. Dampfartige Zungen stiegen aus dem Wust empor und leckten an der umgebenden Leere, als wollten sie davon kosten, bevor die Wolke sie sich wieder einverleibte.

      »Du glaubst also, sie ist harmlos?«, fragte Eric sie.

      »Wie Schott schon sagte: Nichts Genaues weiß man. Das ist für uns alle neu. Ich denke aber, dass man es recht einfach herausfinden kann.«

      »Das denke ich auch«, stimmte er ihr zu. »Wie lange wird es dauern, bis eine Sonde von Jupiter-6 Kontakt herstellen kann?«

      »Ich kann sie innerhalb von acht Stunden hinschicken.«

      »Dann tu es.«

      »In Ordnung.«

      Jacoby brauchte zwei Minuten, um sich mit dem Satelliten zu verbinden, und gab dann eine Reihe von Befehlen ein, unter anderem den Startcode für die Sonde. Nachdem alles im erforderlichen Format vorbereitet war, startete sie das Programm. Sie drückte die Entertaste, woraufhin ein Signal an die Sonde übertragen wurde, die an Jupiter-6 befestigt war.

      In weniger als einer Sekunde flog sie los in den tiefen Raum, um die Masse genauer abzutasten.

      Kapitel 8

       Sieben Stunden nach dem Start der Weltraumsonde

      Obwohl sie sich astronomisch langsam zu bewegen schien, betrug die Geschwindigkeit der Wolke über siebzehntausend Meilen pro Stunde.

      Die Sonde, deren Höchstleistung bei fast fünfundzwanzigtausend Meilen pro Stunde angesiedelt war, raste mit einer Ankunftszeit von weniger als vier Minuten auf die Anomalie zu.

      Der kosmische Staub nahm mittlerweile unbeschreibliche Formen an und verschmolz Farben zu unfassbaren Tönen. Wenn es hinter ihrem Schleier blitzte, loderte die gesamte Formation plötzlich explosionsartig hell auf.

      Als nur noch zwei Minuten bis zum Eintritt der Sonde in die Masse übrig blieben, wurde ein Befehlssignal an ihr Motherboard gesandt. Die Blende ihres Objektivs öffnete sich wie das Lid eines zyklopischen Auges und ließ sie sehen. Innerhalb von fünf Hundertsteln richteten sich die Sensoren auf die Analyse der kosmischen Materie aus.

      Sobald die Sonde zehntausend Meter vom Eintrittspunkt entfernt war, nahm das Objektiv