Der exzellente Butler Parker 20 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Der exzellente Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740950477
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und setzte den so harmlos aussehenden Handbeutel, der an langen Lederschnüren an ihrem Handgelenk hing, auf die Brust des Tanzenden.

      Die Wirkung war verheerend.

      Im Pompadour befand sich Myladys sogenannter Glücksbringer, nämlich ein Hufeisen, das von einem stämmigen Brauereipferd stammte. Dieser Glücksbringer brachte das Brustbein des Mannes in eine gewisse Schieflage. Die Rippen versetzten sich daher ein wenig und verursachten dem Getroffenen einen gewissen Luftmangel. Er verfärbte sich, wollte atmen, schaffte es jedoch nicht, öffnete weit den Mund und fiel dabei rücklings zu Boden.

      »Sie sollten sich ein wenig entspannen«, riet Parker ihm, um dann den Angriff des anderen Schlägers abzuwehren. Nach einer kurzen Spanne der Verblüffung wollte der Mann mit seinem Baseballschläger in Richtung Parker schlagen, doch das schaffte er noch nicht mal ansatzweise.

      Der Butler benutzte seinen Universal-Regenschirm als Kendo-Stock und schlug dem Mann das Sportgerät geschickt und kraftvoll zugleich aus der Hand. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis der Schläger ebenfalls auf dem Boden Platz nahm und nach Luft schnappte.

      Jill Handley blickte aus weit geöffneten Augen auf Lady Agatha und Parker und schluckte vor Aufregung.

      »Um ein Haar wäre ich doch tatsächlich ärgerlich geworden«, meinte die ältere Dame und lächelte die Choreographin an, »aber ich bin eine Frau, die sich stets unter Kontrolle hat.«

      »Die... die wollten mich zusammenschlagen«, stöhnte Jill Handley und schleppte sich förmlich zu dem Stuhl hinüber, der vor dem Flügel stand.

      »Diese Subjekte werden es nicht noch mal wagen, Sie zu belästigen, meine Liebe«, gab Lady Simpson zurück und blickte ihren Butler an. »Mister Parker, ich bestehe darauf, daß Sie die beiden Lümmel nun verhören. Ich denke, daß ich den Fall in dieser Nacht abschließen kann.«

      *

      Matt Linkers saß mit zwei anderen Männern an einem Tisch, der in einer Nische des Restaurants stand. Linkers war etwa vierzig Jahre alt, groß, massig und entwickelte einen sehr guten Appetit. Er hatte sich über eine kalte Platte hergemacht und bestrich gerade eine Scheibe Roastbeef mit Remouladensauce. Dabei redete er eindringlich auf die beiden Männer ein, die ihrerseits damit beschäftigt waren, je ein Brathähnchen zu vertilgen. Keiner von den dreien achtete auf die beiden neuen Gäste in dem kleinen, aber ausgesucht guten Lokal.

      Lady Agatha marschierte energisch zur Nische und war in ihrer majestätischen Fülle nicht zu bremsen. Parker machte erst gar nicht einen Versuch. Wenn Lady Agatha sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann glich sie einem außer Kontrolle geratenen Bulldozer.

      »Sie sind Matt Linkerton?« erkundigte sie sich, als sie den Liebhaber des kalten Roastbeefs erreicht hatte.

      »Matt Linkers«, korrigierte der Mann ein wenig amüsiert.

      »Wie auch immer, junger Mann«, redete die ältere Dame grimmig weiter. »Namen sind Schall und Rauch.«

      Während sie diese Feststellung traf, nahm sie die kleine silberne Sauciere hoch und... fuhr mit dem Löffel in die sich darin befindende Remouladensauce. Bevor Matt Linkers überhaupt ahnte, was da mit ihm geschah, klatschte Agatha Simpson ihm eine erste Ladung auf das linke Auge, das sich verständlicherweise automatisch schloß. Matt Linkers warf sich instinktiv zurück, was er wohl besser nicht getan hätte. Er bot Mylady das Gesicht an und wurde bestens bedient.

      Agatha Simpson klatschte ihm zwei saftige und große Roastbeef-Scheiben ins Gesicht, um dann das rechte Auge mit Remouladensauce zu behandeln. Danach war es ebenfalls geschlossen.

      Parker beschäftigte sich inzwischen mit den beiden anderen Männern am Tisch, die eine gewisse Unruhe zeigten und aufspringen wollten. Der Butler benutzte den bleigefüllten Bambusgriff seines Universal-Regenschirmes, um die beiden Männer zu beruhigen. Sie sackten daraufhin in sich zusammen und verschwanden unter dem Tisch.

      »Aber meine Herrschaften«, tönte die entsetzte Stimme des Oberkellners. Der Befrackte war vor der Nische erschienen und rang die Hände.

      »Noch etwas Remouladensauce«, bat Parker in seiner unverwechselbar höflichen Art. »Möglicherweise bedarf man noch ihrer.«

      »Stören Sie jetzt nicht, junger Mann«, herrschte Lady Agatha den konsternierten Mann an. »Sie sehen doch, daß ich beschäftigt bin.«

      Die resolute Dame hielt bereits die Serviette von Matt Linkers in der rechten Hand und wischte ihm das Gesicht nachdrücklich ab. Der Mann schnappte nach Luft, gurgelte und produzierte dumpfe Protestschreie. Doch es half ihm alles nichts. Was Lady Simpson tat, tat sie mit Liebe und Vehemenz. Als sie die Reinigung abgeschlossen hatte, hing Matt Linkers entkräftet auf dem Stuhl.

      Die übrigen Gäste im Restaurant, die in der Mehrzahl gar nicht mitbekommen hatten, was in der versteckten Nische geschehen war, widmeten sich in bekannt britischer Gleichgültigkeit wieder ihren Speisen.

      »Mylady sind ein wenig ergrimmt darüber, Mister Linkers, daß Sie zwei Ihrer Mitarbeiter beauftragten, Mylady zu belästigen«, erklärte Josuah Parker höflich den Zwischenfall. »Vielleicht sollten Sie jetzt dazu Stellung nehmen.«

      »Das ... das werden Sie bereuen«, zischte Matt Linkers. »Dafür breche ich euch alle Knochen im Leib.«

      »Mittels einiger Baseballschläger, Mister Linkers?« erkundigte sich der Butler. »Nach Lage der Dinge dürfte es sich dabei um die Grundausstattung Ihrer Schläger handeln.«

      »Die gewünschte Remouladensauce«, meldete ein Kellner arglos. Auf einem Silbertablett reichte er die wohlgefüllte Sauciere. »Haben die Herrschaften sonst noch Wünsche?«

      Er blickte ein wenig indigniert auf das beschmutzte Hemd von Matt Linkers.

      »Mylady wird es Sie rechtzeitig wissen lassen«, erwiderte der Butler gemessen. »Wo kann der Herr inzwischen seine Garderobe richten?«

      »Wenn Sie mir bitte folgen würden«, erwiderte der Kellner und deutete gleichzeitig auf eine Tür im Hintergrund.

      »Kommen Sie, Sie kleines Ferkel«, sagte Lady Simpson ausgesprochen genußvoll. Dann drückte sie ihm eine ihrer mächtigen Hutnadeln in die Weichteile der Hüfte. Daraufhin erhob Matt Linkers sich gehorsam und ließ sich aus dem Lokal führen. Dabei erntete er einige verächtliche Blicke der Gäste...

      *

      »Das ist eine glatte Entführung«, beschwerte sich Matt Linkers wütend, als er im Fond des hochbeinigen Monstrums Platz genommen hatte. Er wollte natürlich die Gunst des Augenblicks nutzen, als Parker die hintere Wagentür schloß. Linkers warf sich auf die andere Seite, drückte die dortige Klinke und mußte zu seiner Enttäuschung zur Kenntnis nehmen, daß die Tür sich nicht rührte. Die Zentralverriegelung tat bereits ihre Wirkung.

      Mylady saß auf dem Beifahrersitz wie eine behäbige Glucke und blickte durch die geschlossene Trennscheibe auf Matt Linkers, der auf weitere Ausbruchsversuche verzichtete.

      »Was soll das alles?« brauste der Fahrgast unvermittelt wieder auf. »Wer sind Sie überhaupt?«

      »Sie haben die einmalige Ehre und den Vorzug, Lady Simpson begleiten zu dürfen.« Parker saß inzwischen am Steuer seines Privatwagens, der einst als Londoner Taxi gedient hatte.

      Der hohe, eckige Wagen sah bereits sehr betagt aus, doch dieser Eindruck täuschte. Tatsächlich war das Gefährt – wie Freund und Feind es nannten – eine wahre Trickkiste auf Rädern. Unter der Motorhaube arbeitete ein Motor, der einem Rennwagen alle Ehre gemacht hätte.

      »Lady Simpson?« kam gedehnt die Antwort.

      »Und Mister Parker«, sagte die ältere Dame auf dem Umweg über die Bordsprechanlage.

      »Ich habe mit Ihnen nichts am Hut«, erklärte Matt Linkers gereizt.

      »Die Herren Ben und Joel waren so entgegenkommend, eine andere Aussage zu machen«, stellte der Butler klar.

      »Dann lügen die«, brauste Linkers sofort wieder auf und wischte sich die letzten Reste der Remouladensauce aus den Augenwinkeln. »Die