Der neue Sonnenwinkel Box 2 – Familienroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Sonnenwinkel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740928636
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her, Stella war erwachsen, hatte eine eigene Familie und in Jörg einen ganz wundervollen Mann.

      Stella kam Rosmarie gerade recht. An ihrer Tochter ließ sie erst einmal ihren Frust aus.

      »Das ist ja toll. Ich wähne dich noch im Urlaub, und nun entdecke ich dich zufällig in Hohenborn. Schon vergessen, dass deine Eltern hier wohnen?«

      Rosmarie wollte verletzen, das war nicht zu übersehen, und das machte Stella ganz traurig. Sie und ihre Mutter hatten sich mehrere Wochen nicht gesehen, und jetzt standen sie sich gegenüber wie zwei verfeindete Nachbarn.

      »Mama, wir sind gestern erst sehr spätabends aus dem Urlaub zurückgekommen, und ich bin nur ganz kurz hergekommen, um meiner alten Lehrerin zum Geburtstag ein paar Blümchen zu bringen. Ich bin jetzt auch schon wieder auf dem Weg nach Hause. Ich hätte mich heute im Laufe des Tages noch bei euch gemeldet. Hast du vergessen, dass man bei euch nicht einfach so vorbeischauen kann, sondern dass man sich Tage vorher wie im englischen Königshaus anmelden muss?«

      Es stimmte, mit ihren Eltern musste sie Termine ausmachen, wobei allerdings ihr Vater mittlerweile ein wenig lockerer geworden war, seit es in seinem Leben Cecile gab.

      »Nun, den Anruf kannst du dir ersparen, mich hast du ja jetzt gesehen, und dein Vater ist in Frankreich.«

      Stella nickte.

      »Ja, ich weiß.«

      Woher wusste ihre Tochter denn das schon wieder? Das wollte sie jetzt aber wissen, und Rosmarie bekam eine Antwort, die ihr überhaupt nicht gefiel.

      Stella erzählte ihrer Mutter, dass sie mit Cecile in Verbindung stand, dass sie ihr auch immer Bilder aus dem Urlaub geschickt hatte, und da war halt ihr Vater bei Cecile gewesen und hatte sich ebenfalls über die Bilder gefreut.

      Rosemarie schnappte nach Luft. Es wurde ja immer schöner. Sie war so sauer darüber, dass es Heinz gelungen war, Stella und Fabian auf seine Seite zu bringen, und das alles wegen dieser Person, die all diese Unruhe in ihr Leben gebracht hatte.

      »Wie interessant«, sagte sie spitz. »Sag mal, Stella, macht es dich eigentlich überhaupt nicht wütend, dass dein Vater einfach alles für diese Französin tun würde, wenn es nötig wäre, dass er sich aber um dich und deinen Bruder niemals gekümmert hat. Er hofiert diese Person, und euch hat er immer vernachlässigt.«

      Stella warf ihrer Mutter einen traurigen Blick zu.

      »Nicht nur Papa«, erinnerte sie ihre Mutter. »Du hast dich ebenfalls nicht für uns interessiert, und wenn wir dir zu nahe traten, hattest du Angst davor, wir könnten Flecke in deine schönen Kleider machen. Du hast dich immer noch nicht verändert, du bist kalt und egoistisch. Papa versucht immerhin, etwas an uns gutzumachen. Er hat sich sogar bei Fabian und mir entschuldigt, und wir haben seine Entschuldigung angenommen. Mit Papa sind wir auf einem guten Weg. Aber du …«

      Stella brach ihren Satz ab, weil sie wusste, dass es keinen Sinn machte, sich da mit ihrer Mutter auf eine Diskussion einzulassen. Ihre Mutter machte ihr Ding, und wenn etwas krumm war und es ihr nicht passte, verbog sie es und machte es gerade.

      »Aber ich …, sprich es nur aus. Ist es so, dass ich jetzt die Böse bin und euer Vater der Gute? Nun, ihr werdet euch noch wundern, Heinz ist nicht ohne. Fabian und du, ihr werdet auf jeden Fall den Kürzeren ziehen, dafür ist diese Französin viel zu raffiniert.«

      Stella hatte sich wirklich gefreut, ihre Mutter wiederzusehen, und sie hatte insgeheim darauf gehofft, mit ihr einen Kaffee zu trinken, so viel Zeit hatte sie noch. Sie hätte ihr gern vom Urlaub, der so wunderschön gewesen war, erzählt, sie hätte ihr Fotos gezeigt.

      Ihre Mutter hatte wieder einmal alles verdorben mit diesem blanken Hass auf Cecile, die sie nicht einmal kannte. Sie hatte sich ein Feindbild erschaffen, von dem sie nicht mehr loslassen wollte.

      Stella ging auf das Gift nicht ein, das ihre Mutter verspritzte. Sie sagte nur: »Mama, ich muss weiter. Schön, dich getroffen zu haben.«

      Dann winkte sie ihrer Mutter zu und ging. Am liebsten hätte sie jetzt geweint. Sie war wirklich bereit, jede Brücke zu bauen, die möglich war. Wie immer sie auch war. Es war ihre Mutter, und sie wollte sich nicht irgendwann einmal Vorwürfe machen. Aber es war verdammt schwer, mit ihr umzugehen. Weil ihre Mutter neben dem Weltbild, das sie sich geschaffen hatte, nichts duldete, und weil sie jemand war, der sich erst einmal um sich selbst drehte.

      Jetzt musste Stella doch weinen. Und das wunderte sie überhaupt nicht, ihre Mutter schaffte es immer wieder, sie dazu zu bringen.

      Warum war sie nur so?

      Stella war froh, ihr Auto erreicht zu haben, sie ließ sich hineinfallen, wischte sich die Tränen weg, dann startete sie, sehr zur Freude eines Autofahrers, der auf ihren Parkplatz wartete.

      Sie durfte sich nicht mehr so aufregen, sie wusste doch, wie sie war …

      Das versuchte Stella sich beinahe immer wieder zu sagen.

      Es war nicht einfach, nein, es war schmerzlich. Es ging schließlich nicht um irgendjemanden, es ging um ihre Mutter. Und von seiner Mutter hatte man ganz andere Vorstellungen, vor allem Wünsche.

      Ihre Schwiegermutter Inge Auerbach kam Stella in den Sinn, die eine ganz besondere, eine wundervolle Frau war, warmherzig, die für ihre Familie da war. Sie konnte zuhören, und sie nahm einen spontan in den Arm.

      Wenn ihre eigene Mutter doch wenigstens ein ganz, ganz kleines Stückchen von Inge hätte …

      Stella wusste, was sie jetzt zu tun hatte.

      Sie lenkte ihr Auto spontan in die andere Richtung. Sie hatte noch ein wenig Zeit, und die würde sie nutzen. Jörg und die Kinder machten einen Ausflug in den Zoo, das hatten die Kleinen sich gewünscht, und das sollte der Abschluss eines wundervollen, harmonischen Urlaubs sein.

      *

      Inge Auerbach wollte gerade das Haus verlassen, um ein paar Besorgungen zu machen, als ihre Schwiegertochter vorgefahren kam.

      Damit hatte sie nicht gerechnet. Doch Inge freute sich. Sie hatte ein herzliches Verhältnis zu Stella, was auf Gegenseitigkeit beruhte.

      Es war damals schon ein merkwürdiger Zufall gewesen, dass ihre Kinder Ricky und Jörg sich in die Rückert-Sprösslinge Fabian und Stella verliebt hatten. Doch während es bei Ricky und Fabian Liebe auf den ersten Blick gewesen war, hat es bei Jörg und Stella gedauert.

      Inge war froh, dass es so gekommen war, bessere Schwiegerkinder könnte sie sich überhaupt nicht wünschen. Und da die vier so eng miteinander verhandelt waren, gab es auch untereinander keine Probleme. Man kannte sich halt, und weil Fabian und Stella keine liebevollen Eltern hatten, waren sie näher beieinander, als es bei Geschwistern normalerweise üblich war.

      Inge lief auf das Auto zu, und als Stella ausstieg, nahm sie ihre Schwiegertochter herzlich in die Arme.

      »Stella, das ist eine schöne Überraschung. Seit wann seid ihr aus dem Urlaub zurück? Wo sind Jörg und die Kinder?«

      Stella genoss die herzliche Begrüßung, dann erzählte sie Inge, seit wann sie daheim waren und wo Jörg und die Kinder sich befanden. »Ich war gerade in Hohenborn, um einer alten Lehrerin einen Geburtstagsblumenstrauß zu bringen, und da hatte ich die spontane Idee, auch mal kurz bei euch vorbeizukommen. Ist ja von Hohenborn nur ein Katzensprung.«

      Die unliebsame Begegnung mit ihrer Mutter erwähnte Stella nicht. Das wollte sie so schnell wie nur möglich vergessen.

      »Eine wunderbare Idee, mein Kind«, sagte Inge. »Schön, dass du da bist. Hast du Lust auf einen Kaffee? Du musst allerdings mit mir vorliebnehmen. Werner ist mit Bambi und Hannes in ein Planetarium gefahren. Da wollten die Kinder unbedingt hin, und wir tun alles, um Bambi ein wenig aufzumuntern.«

      »Hannes?«, erkundigte Stella sich. »Aber der sollte doch erst nächsten Monat zurückkommen.«

      Inge nickte.

      »Das stimmt, aber du kennst Hannes. Der macht sein Ding, und er ist so vollkommen anders als meine Großen. Aber komm rein, Stella, dann