Der exzellente Butler Parker 3 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Der exzellente Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740932640
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Seelachs mit Rührei, Frühstückswürstchen und geröstete Kalbsnieren.

      Während er seiner Herrin vorlegte, ließ der Butler sich die gehörten Worte durch den Kopf gehen. »Belastendes gegen Sutterfield ...« Womöglich ohne es zu ahnen, hatte Mylady Entscheidendes von sich gegeben. Parker gedachte, dies später mit Mister Rander und Mister Pickett zu diskutieren. Beide Herren warteten in den Privatgemächern.

      »Geben Sie dem Chief-Superintendent nur wenig auf den Teller, Mister Parker. Es ist alles ziemlich fett, und ich will nicht an Mister McWardens Magenverstimmung schuld sein. Überhaupt scheint es mir, als wären die Nierchen nicht in Ordnung.«

      »Soll meine Wenigkeit die Schüssel wegnehmen, Mylady?«

      »Nein, lassen Sie nur.« Agatha Simpson zog alles zu sich heran. »Ich kann es mir nicht leisten, teure Kalbsnieren wegzuwerfen. Es ist gut, Mister Parker.«

      Der Butler verbeugte sich und schritt würdevoll hinaus. Er hörte noch, wie Mylady bedauerte, McWarden nichts von den an sich schmackhaften, aber strittigen Nierchen abgeben zu können.

      In Parkers Wohnraum im Souterrain wurde ebenfalls gefrühstückt. Es gab gebutterten Toast und Orangenmarmelade, dazu Parkers ausgezeichneten Tee, einen fermentierten Earl Grey, dessen Mischung und Zubereitung sein Geheimnis blieb.

      »Es ist vernünftig«, sagte Rander aufgeräumt, »daß wir die Sache unter uns abmachen, Gentlemen.«

      Horace Pickett nickte. »Unser Plan liegt am Rand der Legalität, Mister Rander. Die Quote für ein bestimmtes Pferd künstlich hochzudrücken ist keineswegs korrekt.«

      Parker schaltete sich ein. »Imperator war von langer Hand für das heutige Rennen in Ipswich gemeldet, Mister Pickett. Unsere gestrigen Bedenken bezogen sich lediglich auf die Entscheidung Seiner Lordschaft, Imperator auch tatsächlich starten zu lassen. Gegenteiliges ist noch nicht bekannt.«

      »Sie meinen, Lord Crosswood hat die Meldung noch nicht zurückgezogen?«

      »Das auszudrücken war meine Absicht, Sir.« Parker blickte den Anwalt ernst an. »Allerdings muß noch immer eine Rücknahme der Meldung in Betracht gezogen werden. Es wäre unklug, Mylord konkret nach Seiner Lordschaft Absichten zu befragen.«

      »Ich verstehe, Parker.« Rander nahm einen Schluck Tee. »Lassen wir es also drauf ankommen. Wie steht die Quote für Imperator?«

      »Uneinheitlich, Sir. Imperator wird bei den Buchmachern verschieden notiert. Erst wenn feststeht, daß Imperator wirklich startet, wird sich die Quote einpendeln – schätzungsweise bei fünfhundert zu zehn, Sir. Bei der Gelegenheit sollte erwähnt werden, daß Mister Pickett ausgezeichnete Arbeit geleistet hat. Das gesamte einschlägige Interesse richtet sich auf Ipswich und Imperator.«

      »Sie waren auch nicht tatenlos, Mister Parker«, sagte Horace. »Am späten Abend noch hörte ich verschiedentlich von einem anonymen Tipgeber, der ein exzellenter Kenner der Materie sein muß.«

      »Man hat sich bemüht, auf die gewünschte Richtung einzulenken«, erwiderte Parker bescheiden. »Mitunter ist es frappierend zu beobachten, wie stark ein telefonischer Tip die Quote beeinflußt. Die einschlägigen Kreise sind geteilter Meinung, was Imperators Sturz angeht. Fachleute behaupten mit aller Entschiedenheit, Maxwell habe das Pferd geschunden. Insofern ist von maßgeblicher Bedeutung, ob Seine Lordschaft wiederum Maxwell reiten läßt oder ob ein anderer Jockey beauftragt wird – immer vorausgesetzt, Imperator geht an den Start.«

      »Wann ist das denn sicher, Parker?«

      »In spätestens einer Stunde muß Seine Lordschaft entweder die Meldung zurückgezogen haben oder – wie man so sagt – Roß und Reiter beim Namen nennen, Sir.«

      »Okay. Wir bleiben bei unserem Plan. Ich werde mit Lady Agatha über den Wetteinsatz verhandeln. Ist McWarden immer noch oben?«

      »Das läßt sich nachprüfen, Sir.« Der Butler ging und ließ Mike Rander mit dem ehrenwerten Horace Pickett allein.

      »Die Frage ist...«, sagte Pickett gedankenvoll und wie im Selbstgespräch, »die große Frage ist, was mit dem Gewinn geschieht, falls Imperator Erster wird. Die Branche munkelt nämlich davon, daß gestern in Ascot ein Wahnsinnsbetrag gesetzt worden ist. Fünfzigtausend auf Sieg bei einer Quote von vierhundertdreißig zu zehn hätte Lord Crosswood die größte Börse des Jahrzehnts eingebracht. Überschläglich zwei Millionen Pfund, Mister Rander!«

      Der Anwalt schmunzelte. »Damit wäre Lord Alfred endlich vom Geld seiner Lady Isabelle unabhängig gewesen.«

      »Und es wird klar, warum er Hemmungen hatte, die Höhe seiner Wette auf Imperator einzugestehen. Wenn der Besitzer eines bis dahin unbekannten Vierjährigen ein Vermögen aufs eigene Pferd setzt und dazu noch einen Spitzenjockey engagiert, wird die Branche hellwach. Sutterfield konnte gar nicht anders als Imperators Sieg verhindern, nachdem die Wette angenommen war.«

      »Mag sein. Wie wollen wir’s ihm aber nachweisen? Rückwirkend geht das nicht. Wir haben nur die Chance, heute in Ipswich die Augen offenzuhalten, Pickett. Sie kommen doch mit?«

      »Diesen Spaß werde ich mir nicht entgehen lassen, Mister Rander.«

      Parker war zurückgekehrt. »Mister McWarden hat sich soeben von Mylady verabschiedet, Sir. Mylady erwartet Sie.«

      »Sehr gut, Parker. Dann wollen wir mal...« Der Anwalt stand auf und rückte sich die Krawatte zurecht.

      »Gestatten Sie, Sir.« Josuah Parker entfernte ihm ein Stäubchen vom dunkelblauen Clubblazer, in dem Mike Rander eine tadellose Figur machte.

      »Danke, Parker. Sollten Sie jemals den Dienst in diesem Haus quittieren, kommen Sie wieder zu mir. Lord Crosswood wollte Sie gestern ja auch schon abwerben.«

      »Sir, es steht nicht zu erwarten, daß sich zu Myladys Lebzeiten an meinem Dienstverhältnis das geringste ändert.«

      »Leider«, gab Mike Rander zurück und ging.

      *

      »Da sind Sie ja, mein lieber Junge. Nehmen Sie Platz. Sie dürfen rauchen, ich bin mit dem Frühstück fertig. Mister McWarden war schon wieder hier und hat mir den Appetit verdorben. Ein schrecklicher Mensch, finden Sie nicht auch?«

      »Zuweilen kann ein guter Kontakt zum Yard sehr nützlich sein, Lady Agatha.«

      »Wie diplomatisch Sie das ausdrücken, Mister Rander. Ich bin froh, Sie zu meinem Berater zu haben. Sie wollten mich sprechen? Sicher haben Sie Vorschläge zu machen, wie mir zu meinem Geld verholfen werden kann.«

      Die ältere Dame hatte selten so warmherzig gesprochen. Ihre zielstrebige Art versetzte Mike Rander augenblicklich in Alarmzustand.

      Er räusperte sich. »Ihr Wettverlust von gestern kann nicht kompensiert werden, Mylady. Schreiben Sie die zweitausend Pfund ab, und vergessen Sie die Sache. Gewiß, wenn Imperator Erster geworden wäre, hätten Sie Anspruch auf einen bemerkenswerten Gewinn gehabt. Hüten Sie sich jedoch davor, Sutterfield öffentlich des Betrugs zu bezichtigen. Ein Buchmacher reagiert auf so etwas äußerst gereizt. Schließlich ist der gute Ruf das Wichtigste im Wettgeschäft.«

      »Sie sind doch nicht gekommen, um mir das zu sagen?«

      »Auch deshalb, Lady Agatha, aber nicht ausschließlich. Wo ist eigentlich Miß Porter? Ich habe sie heute noch nicht gesehen.«

      Die Hausherrin schien entzückt. »Wie reizend, daß Sie sich nach Miß Kathy erkundigen, mein Junge. Ich habe sie mit einer Besorgung in die Nachbarschaft geschickt. Es ist nebensächlich, glauben Sie mir. Was nun Ihre Beziehung zu meiner Gesellschafterin angeht...«

      Rander unterbrach die Lady durch erneutes Räuspern. »Die Beziehung ist rein geschäftlicher Natur. Ich habe mit Miß Porter nur in ihrer Eigenschaft als Ihrer Sekretärin zu tun, Lady Simpson.«

      »Ihre Diskretion ehrt Sie, lieber junger Freund. Ich will euch beiden auch nicht hineinreden. Wenn das Herz spricht, müssen Außenstehende schweigen. Erst gestern sah ich, wie Sie Kathys Hand streichelten.«

      »Ich wollte nur