Der exzellente Butler Parker 3 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Der exzellente Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740932640
Скачать книгу
es anfängt, gemütlich zu werden. Gentlemen ...« McWarden versuchte eine exakte Verbeugung. Parker brachte ihn zur Tür.

      »Einen angenehmen Abend noch, Sir!«

      »Morgen früh bin ich wieder da, wenn Ihre Herrin sich beruhigt hat, Parker. Sie können zum Frühstück gleich ein Gedeck mehr auflegen. Die erste Mahlzeit am Tag ist die wichtigste, sage ich immer.«

      »Gewiß, Sir.« Weitergehende Zustimmung verkniff sich der Butler.

      »Endlich sind wir unter uns«, seufzte Rander, als Parker in den kleinen Salon zurückkehrte. »Habe Sie die Tür auch richtig zugemacht?«

      »Man sah den Wagen zur Straße einbiegen. Im übrigen ist das Portal stets verschlossen und verriegelt, Sir. In der Vergangenheit gab es schon unliebsame Vorkommnisse, die ein solches Vorgehen durchaus rechtfertigen.«

      »Schon gut, Parker. Wie wär’s, wenn wir in Ihre Privaträume im Souterrain gingen? Da sind wir wenigstens ungestört.«

      »Wie es Ihnen beliebt, Sir. Meine Räume stehen wie immer zu Ihrer vollen Verfügung. Sie kennen sich ja aus. Gehen Sie nur mit Mister Pickett voraus. Meine Pflicht gebietet es, hier noch Ordnung zu schaffen.«

      »In einem hatte Crosswood, der alte Knabe, nicht ganz unrecht, Parker. Lady Agatha hat wirklich den Geiz gepachtet. Wenn ich bedenke, wie es bei uns zuging ...«

      »Ich habe den Dienst in Ihrem Haus mit Freuden verrichtet, Sir.«

      »Sie vergessen sich und Ihre unverwechselbare Art, Parker.«

      »Verzeihung, Sir. Meine bescheidene Wenigkeit vergaß sich in der Tat. Dem ist noch hinzuzufügen, daß der Wechsel nicht ganz leichtfiel. Mylady pflegt eigenwillige Ansichten im Bereich des Alltäglichen, Sir. Dennoch ist es wohltuend und befriedigend, einem britischen Haushalt vorzustehen. Man weiß, wo man hingehört.«

      »Ja, schon gut, Parker. Sie sind für mich verloren wie ein Stück der schönen Jugend. Aber – Schwamm drüber. Pickett und ich gehen schon vor. Lassen Sie uns nicht zu lange warten. Ihr Mitarbeiter hat eine Idee.«

      »Dies war vorauszusetzen, Sir. Mister Pickett produziert Ideen am laufenden Band. Nicht, daß man auf seine bewährte Hilfe verzichten möchte – Mister Pickett neigt indessen mehr und mehr zu exotischen Lösungen.«

      »Machen Sie voran, und hören Sie sich Picketts Vorschlag erst mal an, Parker.«

      Der Butler verbeugte sich. »In fünf Minuten, Sir. Mylady liebt es, den kleinen Salon untadelig vorzufinden, Sir.«

      Es dauerte nicht mal drei Minuten, bis Josuah Parker mit allem fertig war. Er hatte ein Tablett mit Sandwiches mitgebracht. »Dieser kleine Imbiß betrifft nicht Myladys Haushalt, Gentlemen. Man hat sich erlaubt, eigene Vorräte zu verwerten.«

      »Es schmeckt fast wie zu Hause«, sagte Rander, der sich als erster ein Schinkensandwich genommen hatte. »Wenn Sie dazu noch ein Leichtbier für mich hätten ...«

      »Für Mister Pickett auch ein Bier?«

      »For God’s sake, nein, Mister Parker. Wir sollten endlich zur Sache kommen. Morgen laufen die nächsten Rennen in Ipswich. Ich bin ziemlich sicher, daß Lord Crosswood seinen Gaul noch mal auf die Bahn schickt. Das Betäubungsmittel ist über Nacht ausgeschwitzt. Pferde machen so was über die Haut.«

      »Gott bewahre mich«, stöhnte Rander. »Ein Kenner!«

      »Ich habe eine Zeitlang als Buchmacher arbeiten müssen, Mister Rander. Immerhin weiß ich, wie solche Geschäfte laufen. Ein Gaul muß auf die Bahn, solange er noch seine Beine hat und einen Reiter tragen kann. Die Quoten werden im Hinterzimmer ausgepokert.«

      »Und was nützt uns das – oder Lady Simpson?«

      Pickett strich über die Stirn. »Der Nutzen, ist fraglich, besonders beim Einsatz der erforderlichen Mittel, Gentlemen. Der erste Schritt ist, herauszufinden, ob Lord Crosswood seinen Imperator morgen in Ipswich laufen läßt. Das zu erfahren, kann ich übernehmen. Es gibt da noch alte Kontakte.«

      »Und das zweite wäre was?« Rander zerbröselte seine Zigarette in Parkers blankpoliertem Ascher.

      »Falls Imperator läuft, müssen wir die Quote hochtreiben, Gentlemen. Das funktioniert auf zweierlei Art. Ich mache mich stark für dreihundertfünfzig zu zehn, ohne daß überhaupt ein müdes Pfund gesetzt wird. Die Erfahrung lehrt, daß je zweihundert Pfund die Quote um zehn Punkte steigt. Lady Simpson hätte demnach noch zweitausend zu bringen.«

      »Wozu soll das gut sein?«

      »Damit der Anreiz la ist, Mister Rander. Wenn Imperator bei vierhundertfünfzig zu zehn an den Start geht, sind auf Sieg neunzigtausend Pfund zu bringen, vorausgesetzt, die zweitausend sind in einer Hand, nämlich in der von Lady Simpson. Wer Lust hat, kann seine Abschlüsse parallel dazu machen. Das erhöht die Quote nur. Sollte Imperator als erster durchs Ziel gehen, wäre Angus Sutterfield ruiniert. Selbstverständlich wird er das Risiko nicht eingehen.«

      »Daß Imperator gewinnt?«

      »Richtig, Mister Rander. Die Ipswich-Ausscheidung wird aber nicht im Fernsehen übertragen. Sobald jemand mit ausladender TV-Kamera auftaucht, nimmt ihn sich einer von uns vor. Dann haben wir den Burschen, der auftragsgemäß Imperators Sieg heute beim dritten Rennen in Ascot sabotiert hat.«

      »Glauben Sie, daß das funktioniert, Mister Pickett?«

      »Ich kann keine Garantieerklärung abgeben, Mister Rander. Entscheiden Sie selbst, ob Ihnen die Aufklärung der Sache soviel Geld Ihrer Mandantin wert ist. Ich besitze momentan keine zweitausend Pfund, um die Geschichte freundlich durchzuziehen.«

      Rander wandte sich an seinen alten Majordomus, der ihn immer gut beraten hatte. »Was sagen Sie dazu, Parker?«

      »Mir bleibt nur übrig, Mister Pickett völlig recht zu geben, Sir. Garantien kann niemand übernehmen. Sollte Imperator das Feld anführen, ist nicht erwiesen, daß er erneut ausgeschaltet wird. Und wenn er hinten liegt, können die zweitausend Pfund auf Verlustkonto gebucht werden.«

      »Ich wollte Lord Crosswood nicht dabeihaben, wenn die Sache durchgesprochen wird«, sagte Horace Pickett. »Aus naheliegenden Gründen. Im Turf ist kein Ding unmöglich. Da haben nicht nur die Wände Ohren, sondern sogar die Wettzettel«

      »Okay. Ich überlege mir die Sache. Es hat ja noch Zeit bis morgen, nicht wahr?« Rander blickte die Konferenzteilnehmer ernst an.

      »Wenn die Quote stimmen soll, muß ich heute noch zuschlagen, sofort. Lord Crosswood ist imstande, Imperator zur Ipswich-Ausscheidung telefonisch zu melden. Der Hengst kann morgen wieder fit sein – Imperator, meine ich. Damit fällt die Quote in den Keller. Imperator war heute in Ascot haarscharf dran. Es dürfte sich herumgesprochen haben, daß bei seinem Sturz nicht alles mit rechten Dingen zuging.«

      »Imperator würde also favorisiert, falls Lord Crosswood ihn meldet?«

      »Mit Sicherheit, Mister Rander.«

      Josuah Parker nickte. »Man läßt Sie nicht allein, Mister Pickett. Auch meiner Person sind die Treffpunkte der Gentlemen bekannt, die auf Pferde setzen. Es kann ein langer Abend werden, falls Seine Lordschaft den Vierjährigen meldet. In dem Fall wäre meine bescheidene Wenigkeit mit Freuden dabei, die Quote durch zielstrebige Gespräche zu steigern. Erstrebenswert wäre die Relation sechshundert zu zehn. Das würde für Sieg das Sechzigfache oder – anders ausgedrückt – den Untergang für einen gewissen Mister Sutterfield bringen.«

      *

      Chief-Superintendent McWarden hielt seine Zusage, der älteren Dame beim Frühstück Gesellschaft zu leisten.

      Agatha Simpson sah das allerdings anders. »Ich kann mich nicht entsinnen, Mister Parker gebeten zu haben, ein Gedeck mehr aufzulegen, Mister McWarden. In letzter Zeit sind Sie sehr oft Gast in meinem Haus.«

      »Weil Sie mich eingeladen haben, Mylady.«

      »Sie hatten zugesagt, mich im Fall Sutterfield zu unterstützen. Dazu braucht man keinen Frühstückstisch. Fahren Sie in den