Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 3 – Familienroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Sonnenwinkel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740929503
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      Sie schüttelte den Kopf.

      »Nein, ich bin zufrieden. Und ich habe noch sehr viel unnützen Schmuck daheim. Ich komme gern wieder zu Ihnen und biete Ihnen alles an.«

      Ein erleichtertes Lächeln umspielte seine Lippen.

      »Das würde mich sehr freuen. Wissen Sie, in unserer Branche wird es immer schwerer, Besonderes zu einem erschwinglichen Preis zu bekommen. Wenn ich Ihren Schmuck verkaufe, werde ich nicht viel aufschlagen. Es freut mich vielmehr zu sehen, wie glücklich ich meine Kunden machen kann. Diesen Schmuck könnten sie sich regulär doch niemals erlauben.«

      Er war wirklich einer von den ganz Seriösen.

      Und er war seriös durch und durch, was man von diesem Tellkamp nicht behaupten konnte.

      Er blickte sie noch einmal an.

      »Und Sie wollen es wirklich?«

      »Ja, machen wir den Deal, die Tiere werden sich freuen.«

      »Ich finde es großartig, wie Sie sich für Tiere einsetzen, über all die Heime darf man überhaupt nicht nachdenken. Meine verstorbene Frau hatte sich freiwillig auch im Tierschutz engagiert, und manchmal war es wirklich erschütternd, all die Geschichten zu hören, die Menschen teils unbedacht, aber auch grausam verursachen.«

      Sie unterhielten sich noch ein wenig, dann holte er sein Geld hervor und begann umständlich die Scheine auf den Tisch zu blättern.

      Zum Schluss fehlten hundert Euro. Er kramte in seiner Jacke herum. Es war nicht zu übersehen, dass er sich bis auf den letzten Cent verausgabt hatte.

      »Lassen Sie es gut sein«, rief Rosmarie, und das konnte er nicht begreifen.

      »Aber es sind hundert Euro. Das ist viel Geld.«

      »Ich weiß, aber Sie haben mir sehr viel mehr geboten als Ihre Kollegen«, dann erzählte sie ihm, was ihr widerfahren war, auch bei dem Juwelier, bei dem sie alles gekauft hatte.

      »Das ist alles nicht seriös, und es kann meinen Kollegen kein Glück bringen«, sagte er, »doch was ich am schlimmsten finde ist, dass sie durch ein solches Verhalten unseren Berufsstand in Misskredit bringen, und noch schlimmer ist, dass sie die Not von Menschen ausnutzen, die sich gezwungen sehen, aus welchen Gründen auch immer, ihren Schmuck zu verkaufen.«

      Er war wirklich einer von den Guten, und Rosmarie war ja so glücklich, dass sie zu diesem Mann gekommen war. Friedrich Schumacher hieß er, das hatte er ihr bereits gesagt, und auf seine Visitenkarte, die in ihrer Tasche steckte, würde sie sehr gut aufpassen. Die war Gold wert, im wahrsten Sinne des Wortes.

      Rosmarie wünschte ihm beim Verkauf der gerade erworbenen Schmuckstücke viel Glück, und sie sagte ihm, dass sie beim nächsten Mal, wenn sie wieder etwas von ihrem Schmuck verkaufen wollte, direkt zu ihm käme.

      Das freute Friedrich Schumacher außerordentlich, und er versicherte Rosmarie noch einmal, dass er sich wirklich bemüht hatte, ihr ein seriöses Angebot zu machen, nicht nur unter Berücksichtigung des aktuellen Goldpreises, sondern auch bei der Qualität der Steine, und die wunderbare Goldschmiedearbeit, das außergewöhnliche Design habe er nicht unbeachtet gelassen.

      Er versuchte wirklich, sich zu rechtfertigen, dabei wir ihr doch schon zuvor bewusst gewesen, dass sie nicht den Preis bekommen würde, den sie bezahlt hatte. Aber es war deutlich mehr als das, was die Anderen geboten hatten und mehr, als von ihr erwartet worden war.

      Rosmarie war zufrieden. Sie hatte sehr viel Geld in der Tasche, deutlich mehr als erwartet, und damit würde sie jetzt etwas Sinnvolles tun.

      Es machte ihr manchmal schon Angst zu sehen, wie sehr sie sich bereits verändert hatte und wie sehr es in dieser Richtung weiterging.

      Ein unglaubliches Glücksgefühl machte sich in ihr breit. Sie konnte sich nicht daran erinnern, schon einmal so glücklich gewesen zu sein. Ihre pompöse Villa hatte nicht annähernd ein derartiges Glücksgefühl in ihr ausgelöst, als sie zum ersten Mal hineingegangen war, und es hatte es ebenfalls nicht gegeben, als Heinz ihr den heiß begehrten Sportflitzer vor die Tür gestellt hatte. Wenn sie sich recht erinnerte, gab es nichts, was ein solches Gefühl bei ihr ausgelöst hatte.

      Geld war nichts weiter als willkürlich bedrucktes Papier, das dazu war, ausgegeben zu werden. Und das hatte sie getan, sinnlos, bedenkenlos, mit beiden Händen.

      Es dämmerte ihr immer mehr, dass man es auch mit Bedacht hergeben konnte. Sie wusste es, und es fühlte sich so gut an.

      Auf einmal hatte Rosmarie es sehr eilig, wegzukommen, und obwohl dieser nette Mann zuvorkommend und sehr gebildet war, mit dem man sehr nett plaudern konnte, verabschiedete Rosmarie sich von ihm.

      Es war nicht zu übersehen, dass sie beide zufrieden waren. Er würde seinen Kunden zu einem bezahlbaren Preis außergewöhnliche Designerstücke anbieten können, und in ihrer Tasche knisterten die Geldscheine.

      Frau Doktor Fischer würde Augen machen, wenn sie gleich mit diesem Batzen Geld zu ihr kommen würde.

      Rosmarie erinnerte sich sehr gut daran, wie sorgenvoll die Ärmste ausgesehen hatte, als sie das letzte Mal bei ihr gewesen war. Sie hatte über endlosen Zahlenkolonnen gesessen, alles Ausgaben. Dabei war es schon ein großes Glück, dass Frau Doktor Fischer Tierärztin war, die die kranken Tiere selbst behandeln konnte.

      Rosmarie trat auf die Straße, es wäre leicht gewesen, jetzt nach nebenan zu gehen und etwas zu trinken. Das war ja ihr ursprünglicher Plan gewesen. Dazu hatte sie jetzt keine Zeit. Sie hatte es eilig, ins Tierheim zu kommen, und deswegen nahm sie auch nicht, um wieder nach Hohenborn zu kommen, Bus oder Bahn, nein, sie winkte sich ein vorüberfahrendes Taxi heran. Das musste jetzt sein. Sie kam schneller ins Tierheim, und der Taxifahrer rieb sich insgeheim die Hände. Eine so schöne Fahrt bekam man nicht alle Tage …

      *

      Im Grunde genommen war es schon kindisch, so aufgeregt zu sein wie ein kleines Mädchen an Weihnachten, was darauf hoffte, durch das Klingeln des Glöckchen hinein zu den ersehnten Geschenken gerufen zu werden.

      Sie konnte nicht anders. Sie musste sich freuen.

      Vor dem Tierheim angekommen, entlohnte sie den Fahrer, dann eilte sie in das kleine Verwaltungsgebäude, in dem die Praxisräume und das Büro von Frau Doktor Fischer lagen, aber auch der Aufenthaltsraum für die vielen freiwilligen Helfer, die Gelegenheit hatten, sich ein wenig auszuruhen oder etwas zu trinken.

      Als Rosmarie die Chefin des Tierheims nicht in ihrem Büro fand, ging sie in den Aufenthaltsraum, und dort fand sie Frau Doktor Fischer vor, nicht nur die, auch Teresa von Roth war da.

      »Du kommst gerade recht, Rosmarie«, rief Teresa, »es gibt frischen Kaffee. Hol dir eine Tasse, du kennst dich mittlerweile ja aus, und setze dich zu uns.«

      Das ließ Rosmarie sich nicht zweimal sagen.

      Kurze Zeit darauf saßen die drei Frauen beisammen an einem Tisch. Rosmarie, die die besten Restaurants und Cafés kannte, für die es nicht luxuriös genug sein konnte, freute sich und war ganz stolz, mit diesen beiden Frauen, die sie sehr bewunderte, an einem Tisch sitzen zu dürfen. Es war eigentlich unglaublich. Und wenn man es Rosmarie vor einigen Monaten gesagt hätte, wäre sie aus dem Lachen nicht mehr herausgekommen. Da hatte sie nicht einmal etwas von dem Tierheim gewusst.

      Beide Frauen wirkten sehr ernst.

      »Das Tierheim ist am Ende seiner Kapazität«, sagte Teresa ernst, »so schrecklich es ist, es können keine Tiere mehr aufgenommen werden. Tiere sind Lebewesen, man kann sie nicht stapeln wie die Artikel in einem Supermarkt.

      Der Gedanke, Tiere abweisen zu müssen, nicht zu wissen, was aus ihnen wird, ist schrecklich. Ob man sie vielleicht aussetzt, oder schlimmer noch, ob man sie tötet, um sie loszuwerden. Ein solcher Gedanke zerreißt einen. Aber Teresa hat recht, man kann nur tun, was man tun kann. Die Spendenbereitschaft der Leute nimmt leider auch ab, es ist nicht so spektakulär, für Tiere zu spenden.« Sie seufzte bekümmert. »Ich weiß wirklich nicht, wie alles weitergehen soll.«

      Jetzt war