Wyatt Earp Classic 37 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Classic
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740962753
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Er krächzte etwas, und der Mestize mußte ebenfalls das Gehör eines Wolfshundes haben, denn er erwiderte in der gutturalen Art seiner Ahnen väterlicherseits:

      »Es fehlte jedesmal ein Strich!«

      Der Tex warf den Kopf herum und sah den Wirt aus schmalen Augen an.

      »He, Schnapseule, hast du gehört, was er gesagt hat?«

      Jonny Fenner schien plötzlich stocktaub geworden zu sein. Er sah mit ausdruckslosen Augen vor sich hin, wischte mit dem Unterton ein paar nicht vorhandene Tropfen vom Thekenblech und schob in tausendfach geübter Bewegung den Korken auf die Flasche.

      Der Texaner knurrte: »Verdammter Geizhals!«

      Auch diese Schmeichelei prallte von dem Salooner ab. Er wandte sich um und polierte die Gläser auf dem untersten Bord.

      Gilbert Parker blieb mit dem Stiefelabsatz gegen die Frontseite der Theke, daß der faustgroße Sternradsporn aufkreischte.

      Aber der schweigsame Jonny Fenner blieb unerschütterlich in seiner Ruhe.

      Die grasgrünen Augen des Ohio-Mannes hingen indes immer noch an dem Orchestrion.

      »Daß der Wimmerkasten hin ist, will mir nicht in den Schädel. Man müßte dem Ding auf die Füße helfen.«

      Viel schneller, als man es ihm zugetraut hätte, hatte er seinen großen Bull-Revolver gezogen und richtete ihn spielerisch auf die dunkle Ecke, in der er den Musikkasten wußte.

      Sicherlich wäre der Schuß losgegangen, wenn nicht der Handkantenschlag des Indios ihm die Waffe nach unten geschlagen hätte.

      Ohio fuhr sofort herum und richtete den Colt auf seinen Kameraden.

      »He, bist du wahnsinnig geworden?« fauchte er.

      Der Mestize streifte ihn mit einem fast verächtlichen Blick.

      »Wahnsinnig bist du wahrscheinlich. Er«, dabei wies er mit dem Daumen auf den Salooner, »schenkt ohnehin zuwenig ein.«

      »Wieso?« Ohio begriff nicht. Auch er schien vom Großen Manitu in einer Weise stiefmütterlich behandelt worden zu sein: Sein Gehirn müßte nach der Schätzung seiner Kameraden unschwer in einen Mäuseschädel gepaßt haben.

      Krächzend erklärte Parker ihm, um was es ging.

      Ohios Reaktion war logisch. Er richtete den Colt auf den Salooner – mußte aber erleben, daß der ihm bereits eine abgesägte Schrotflinte entgegenstreckte.

      Ohio sah trotz seines Spatzengehirns ein, daß der Wimmerkasten weitere Erörterungen nicht wert war.

      Der Colt verschwand.

      Und auch die Flinte.

      Einem heimlichen Beobachter wäre die Routine, mit der sich das alles abspielte, sicher aufgefallen. Ganz zweifellos hatte sich diese Szene nicht zum erstenmal zwischen den Männern abgespielt.

      Ohio kratzte sich das Kinn und goß seinen Whisky hinunter. Als er sah, daß der Mestize sein Glas nicht leerte, gönnte er sich auch noch diesen Drink.

      Da knarrte vorn ein Arm der Schwingtür.

      Im Eingang stand ein schlanker, hagerer Mensch mit eingefallenen Wangen, tiefen Falten um die Mundwinkel, scharfer Nase, schmallippigem Mund und stechenden grauen Augen.

      Er trug einen dünnen Waffengurt ohne Patronenschlaufen. Dieser fadenscheinige Riemen hielt an jeder Hüftseite eine schmale, abgewetzte Lederschnalle, die je einen Single Action Revolver mit blankgewetzten schwarzen Knaufschalen hatten.

      Die Männer wußten alle, wer da gekommen war.

      Ike Barinca, der Revolvermann.

      Hal Flanagan hatte ihn in seine Crew genommen, weil er einen Mann brauchte, der notfalls, allein durch seine schnelle Hand, den Worten des Ranchers Nachdruck verleihen konnte. Barinca hatte keinen sonderlich guten Ruf. Er kam aus Nebraska, sollte oben in Mitchell einen Rancher erschossen haben, in Deadwood einen Indianer-Agenten und in Wichita einen Schmied.

      Niemand wußte, ob es stimmte. Aber Barinca tat nichts, diesen ›Ruf‹ zu entkräften. Im Gegenteil, er ging wie ein Gespenst durch die Gegend, setzte die Füße fast schwerelos wie eine Marionette voreinander, hielt den Kopf stets hochgereckt, so daß sein spitzer Adamsapfel aus dem Geierhals hervorreckte. Seine Arme begleiteten den Schritt nicht, wie bei einem normalen Menschen; sie blieben immer leicht angewinkelt und mit hängenden Mittelfingern drei Inches über den Hüftknochen hängen.

      Über den Hüftknochen? Man könnte auch sagen; anderthalb Inches über den hochstehenden Knäufen seiner Revolver.

      Ike Barinca kam langsam auf die Theke zu. Er vermied dabei, einen unnötigen Blick in den Hintergrund des Schankraumes zu werfen. Um genau zu berichten, muß man sagen, daß er von der Tür her im spitzen Winkel auf die Thekenmitte zuhielt. Das obere Thekenende begann ja beinahe links neben der Tür.

      Und Fenner hielt sich immer in der Thekenmitte auf; jedenfalls so lange, wie er nur wenige Gäste zu bedienen hatte.

      Barinca blieb neben dem Texaner stehen. Er behielt dabei einen gewissen Abstand einmal zur Theke und auch zu dem Texaner frei.

      »Einen Kentucky«, sagte er.

      Daß er es sagte, war bedeutungslos, aber wie er es sagte! Sicher wären die vier Männer in diesem Augenblick erschrocken herumgefahren, wenn sie die Stimme des Schießers nicht bereits gekannt hätten.

      Es war ein Schnarren, das an das ratschende Geräusch eines zu schnell absinkenden großen Uhrgewichtes erinnerte.

      Jonny Fenner, der auch den Schie­ßer nicht gegrüßt hatte, fischte eine längliche Whiskyflasche heran, schnipp­ste den Korben ab und goß ein Glas zu einem Drittel voll.

      Kirby, der Indio, blickte Barinca forschend an.

      Das Gesicht des Coltmans verzog sich auch sofort. Er sah über das angehobene Glas hinweg in die Augen des Wirtes.

      »Ich habe einen Whisky bestellt – keinen halben!«

      Blitzschnell landete die goldbraune Flüssigkeit in dem hölzernen Gesicht des Salooners.

      Fenners gichtige, knotige Finger lagen auf dem Thekenblech. Langsam hob er die Rechte und wischte sich mit dem Unterarm den Whisky aus seinen Augen.

      Barinca griff in seine linke Westentasche und warf ein kleines Geldstück auf die Theke.

      Mit einem affenähnlichen Klauengriff ließ der Wirt es in die blitzartig aufgezogene Thekenlade verschwinden, nahm wieder die Flasche und goß kaltherzig die gleiche Menge ein.

      Barinca preßte einen lästerlichen Fluch durch die Zähne, nahm das Glas aber und trank es aus.

      »Warte nur, alter Brunnenvergifter, du lernst mich noch kennen.«

      Ohio hatte sich wieder umgewandt und sah in das Dunkel, wo das Orchestrion stehen mußte.

      Er hatte nicht nur ein kleines Gehirn, er konnte auch nicht viel vertragen. Der Alkohol hatte ihn mutiger und tatendurstiger gemacht, als er gemeinhin war.

      Jetzt zog er seinen Colt so, daß der Indio es nicht bemerken konnte, stieß ihn vor, und schon brüllte der Schuß durch den Raum.

      In der Schenke herrschte für einen Herzschlag lang absolute Stille.

      Dann sprang Ohio mit einem Satz vorwärts, stieß den Colt wieder vor und knallte zwei weitere Schüsse in das Dunkel des Schankraumhintergrundes.

      Die darauffolgende Pause wurde durch das harte Klicken eines Gewehrhahns ausgefüllt.

      Ohio warf sich herum.

      Der Salooner hatte das Schrotgewehr wieder im Anschlag.

      Es war Irrsinn, was in der nächsten Sekunde geschah.

      Barcley Jenkins schoß.

      Fenner starrte ihn an, stierte in die weißgraue kleine Pulverwolke, die auf ihn zuflog. Seine Augen waren überweit aufgerissen