1 Digneris, domine, et hos benedicere fustes... Benedictio ad capsellas et baculos ad iter agentes in der Handschrift 395.
2 Ermenrici coenobitae augiensis tentamen etc. bei Pertz, Mon. II. 32. Auch der Verfasser der größeren sanktgallischen Annalen nennt die Reichenau einen hortus deliciarum. Siehe Pertz, Mon. I. 79.
3 Der Gegenstand religiöser Verehrung, der den Fischer von Ermatingen in Strafe brachte, scheint das Idol von Erz gewesen zu sein, das man für einen hercules alemannicus hielt und das nach Gallus Oheims Bericht noch im XV. Jahrhundert auf dem Grab des Egino stand. Es stach dem vornehmen Altertumsforscher Kaiser Max I. so in die Augen, daß er es, wie s. Z. den Neptunus vom Stadttor zu Ettlingen (Bader, das bad. Land und Volk I. 239), kurzerhand entführte und in Innsbruck aufstellen ließ. Nach einer Notiz in G. Schwabs Bodensee II. 293 befand es sich ums Jahr 1764 in der kurpfälzischen Altertümerkammer.
4 Benedictio vini novi. Handschrift 395.
5 .. erant autem dies vindemiae, quibus fratres ad obedientias (i. e. labores in agro) dimissi sunt per vineas. Ekkeh. casus S. Galli c. 3. Pertz, Mon. II. 97.
6 Regula S. Benedicti cap. 31: de cellerario monasterii qualis sit.
7 Siehe die Edda übersetzt von Simrock p. 14.
8 at illa de camera egressa salutans conpatrem, hospitem illum dormire putans, optulit viro mustum, quo ille impigre hausto vaseque reddito mammam foeminae titillat assentientis. Ekkeh. IV. casus S. Galli c. 3.
9 hospes vero viso facinore exilit, illum scelestum inclamitans, comis apprehensum in terram dejicit, flagelloque, quo ad equum usus est, adhuc manu habito acriter hominem cecidit adjiciens: »hoc, inquit, tibi Sanctus Gallus, S. Albani Frater, dedit!« Ekkeh. IV. casus S. Galli cap. 3. Pertz, Mon. II. 97.
10 Dura viris et dura fide, durissima gleba! Notker.
11 Protospathar: Befehlshaber der Leibwache. Siehe Gibbon, Geschichte des röm. Weltreichs c. 53.
Moengal
Sechstes Kapitel
Um dieselbe Zeit, da Ekkehard in der Klosterkirche der Insel eine unfreiwillige Andacht abhielt, war Frau Hadwig auf dem Söller von Hohentwiel gestanden und hatte lange hinausgeschaut – aber nicht nach der untergehenden Sonne. Die ging ihr im Rücken, hinter den dunkeln Bergen des Schwarzwaldes zur Ruhe. Frau Hadwig aber schaute erwartungsvoll nach dem Untersee und nach dem Pfad, der von seinem Ausgang sich dem Hohentwieler Fels entgegen zog. Die Aussicht schien ihr nicht zu genügen; wie's dunkel ward, ging sie unwillig105 zurück, ließ ihren Kämmerer rufen und verhandelte lang mit ihm...
Am frühen Morgen des andern Tages stund Ekkehard gerüstet zu weiterer Fahrt an der Schwelle des Klosters. Der Abt war auch schon wach und machte einen Frühgang im Gärtlein. Der Richterernst des gestrigen Tages lag nicht mehr auf seiner Stirne. Ekkehard sagte ihm Valet. Da raunte ihm der Abt lächelnd ins Ohr: Seliger, der du eine solche Schülerin die Grammatik lehren darfst! Das schnitt in Ekkehards Herz. Eine alte Geschichte stieg in seiner Erinnerung auf, – auch in den Klostermauern gab's böse Zungen und überlieferte Stücklein, die von einem zum andern die Runde machten.
Ihr gedenket wohl der Zeit, heiliger Herr, sprach er höhnisch, da Ihr die Nonne Clotildis in der Dialektik unterrichtet?106
Damit ging er hinab zu seinem Schiffe. Der Abt hätte lieber ein Büchslein mit Pfeffer zum Frühmahl eingenommen, als diese Erinnerung. Glückliche Reise! rief er dem Scheidenden nach.
Von dieser Zeit hatte Ekkehard es mit den Reichenauer Klosterleuten verdorben. Er ließ sich's nicht kümmern und fuhr mit seinem Ermatinger Fergen den Untersee hinab.
Träumerisch schaute er aus seinem Schifflein hinaus ins Weite. Im durchsichtigen Duft des Morgens wogte der See, zur Linken hoben sich die schlanken Türmchen von Eginos Klause Niederzell, – dort streckt das Eiland seine letzten Spitzen ins Gewässer hinaus, eine steinerne Pfalz schaute aus den Weidenbüschen vor – aber Ekkehards Blick haftete auf der Ferne, der er zusteuerte; groß, stolz, in steiler kecker Linie trat ein felsiger Bergrücken aus dem Gehügel des Ufers vor, gleich dem Gedanken eines Geistesgewaltigen, der wuchtig und tatenschwer flache Umgebung überragt, die Frühsonne warf helle Streiflichter auf Felskanten und Gemäuer. Fern zur Rechten hoben sich etliche niedere Kuppen von gleicher Form, bescheiden, als wären sie Feldwachen, die der Große ausgesendet.
Der Hohentwiel! sprach der Fährmann zu Ekkehard. Der hatte das Ziel seiner Fahrt in früheren Tagen noch niemals erschaut, aber es brauchte des Schiffers Wort nicht, um's ihm zu sagen. So mußte der Berg sein, den sie zu ihrem Sitze erkoren. Eine ernste Stimmung kam über Ekkehard. Züge des Gebirges, weite Flächen Wasser und Himmel, große Landschaft wirkt jederzeit Ernst im Gemüt, nur des Menschen Getrieb ruft ein Lächeln auf des Beschauers Lippe. Er gedachte des Apostels Johannes, wie der einst der Felseninsel Patmos entgegengefahren, und wie ihm dort eine Offenbarung aufgegangen...
Der Fährmann steuerte rüstig vorwärts. Schon waren sie dem Ufervorsprung, der die Zelle Radolfs und die wenig umliegenden Behausungen trägt, nahe. Da trieb ein seltsam Schifflein im See, roh, ein hohler Baumstamm, aber ganz verdeckt und überbaut mit grünem Gezweig und Schilfrohr, und war kein Ruderer zu erschauen, der es lenkte. Der Wind schaukelte es dem Geröhricht am Gestade entgegen.
Ekkehard hieß seinen Fergen das absonderliche Fahrzeug anhalten. Da stieß derselbe mit seiner Ruderstange in die grüne Verhüllung.
Pest und Aussatz Euch ins Gebein! fluchte es mit tiefer Stimme aus der Höhlung hervor, oleum et operam perdidi, Hopfen und Malz ist verloren. Wildgans und Kriekente sind des Teufels!
Ein Zug Wasservögel, der mit heiserem Geschnatter in der Nähe aufstieg und landeinwärts flog, bestätigte des Fluchenden Ausspruch.
Im Buschwerk des Schiffleins aber knisterte es und hob sich auf, ein wettergebräuntes runzeldurchfurchtes Antlitz schaute herüber, um den Leib schmiegte sich ein verblichen geistlich Kleid, das, an den Knien mit unsicherem Messerschnitt gekürzt, zerzaust herabhing; im Gürtel stak ein Köcher statt des Rosenkranzes, die gespannte Armbrust lag auf des Schiffleins Vorderteil.
Pest und Aussatz – wollte des Fahrzeugs Insasse nochmals anheben, da schaute er Ekkehards Tonsur und Benediktinergewand und änderte den Ton: Hoiho! salve confrater! Beim Bart des heiligen Patrik von Armagh, so mich Euer Fürwitz noch eine Viertelstunde länger ungehindert gelassen, könnt' ich Euch zu einem weidlichen Bissen Seewildbret einladen. Mit Bewegung schaute er den in die Ferne streichenden Wildenten nach.
Ekkehard aber hob lächelnd den Zeigefinger: Ne clericus venationi incumbat! Kein Geweihter des Herrn soll der Jagd pflegen.107
Stubenweisheit, rief der andere, gilt nicht bei uns am Untersee. Seid Ihr etwann gesendet, beim Leutpriester zu Radolfszelle Kirchenschau zu halten?
Beim Leutpriester von Radolfszelle? frug Ekkehard. Steht hier der Bruder Marcellus vor mir? Er tat einen Seitenblick auf des Weidmanns rechten Arm, an dem sich die Kutte zurückgestreift hatte; in rauhen