Die Regeln meines Herrn | Erotischer SM-Roman. Starla Bryce. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Starla Bryce
Издательство: Bookwire
Серия: BDSM-Romane
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783964772657
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spielen oder so.«

      Florin wollte, dass sie zusammen mit Kaltwein Kniffel spielte? Ria legte den Laptop auf Florins Bettseite. »Wann kommt er denn?« Geradezu ängstlich wartete Ria auf Florins Antwort.

      »So in circa dreißig Minuten, hat er geschrieben.«

      »WAS? Wann hat er das geschrieben?« Ria sprang vom Bett hoch.

      »Keine Panik, Mäuschen. Du musst jetzt nicht die Wohnung wienern!«

      Mit schnellen Schritten ging Ria in die Küche. Florin folgte ihr. »Doch, genau das muss ich! Hast du dich hier mal umgesehen?« Ria hob die hinuntergefallenen Erbsen vom Boden auf. Dabei fand sie noch ein paar Körner Basmatireis und undefinierbare Krümel. Das Einzige in der Küche, das nicht mit Staub überzogen war, waren das Gewürzregal mit 32 verschiedenen Gewürzen und der Herd, der tagtäglich in Benutzung war. Die Uhr zeigte an, dass es kurz vor sechs war.

      »Stress dich nicht so. Wir sitzen doch nicht in der Küche. Ich mache die Tür zu und fertig. Aufräumen kann ich später immer noch.«

      Das war wieder typisch! Florin lebte in seiner eigenen Welt, in der es nicht schlimm war, was andere Leute über einen dachten. Einerseits beneidete Ria diese Sichtweise ihres Verlobten, andererseits hätte sie sich am liebsten wie eine Würgeschlange auf ihn gestürzt.

      Wichtiger als die Küche war jetzt aber erst einmal Rias Aussehen. Unmöglich konnte sie Kaltwein in diesem Aufzug gegenübertreten! Der Blick in den Badezimmerspiegel zeigte ihr, dass es noch schlimmer als vermutet um ihr Äußeres stand. Rias Haar konnte man ohne schlechtes Gewissen als ein einziges braunes Wirrwarr bezeichnen, auf der Stirn lenkte ein leuchtend roter Pickel die Aufmerksamkeit auf sich und in den Innenwinkeln ihrer Augen befand sich noch immer Schlafsand. Rias Gesicht hatte heute noch keinen Kontakt mit einem einzigen Kosmetikartikel gehabt. Für gewöhnlich war Rias Motto: Make-up-frei am Wochenende! Doch für Kaltwein wollte sie alle Register ziehen. Zumindest die, die Florin nicht stutzig machten. Ria kramte in ihrer hellblauen Kosmetiktasche, die Spuren von zerbröckeltem Lidschatten zierte. Der Inhalt war mehr als übersichtlich: Eine Lidschatten-Palette mit Rosé-Tönen und eine von derselben Marke mit Weiß, Grau und Schwarz für klassische Smokey Eyes, ein Mascara, ein Kajalstift, der nur noch wenige Zentimeter groß war, und ein Augenbrauenstift, den Ria selten benutzte.

      Ria zog einen schwarzen Lidstrich über beide Augenlider. Das linke Auge, das Ria als Letztes schminkte, schien einen störrischen Tag zu haben. Ausgerechnet heute! Zwei Mal musste Ria den Kajalstrich mit Make-up-Entferner wegwischen und einen neuen Versuch starten. Erst dann war sie einigermaßen mit dem Ergebnis zufrieden. Karamellfarbener Lidschatten gab Rias Augenlidern einen leichten Schimmer. Ihre Lippen schminkte Ria in einem dezenten Rotbraun. Mit dem Ergebnis ganz zufrieden, fehlte nun nur noch das passende Outfit. Auf dem Weg ins Schlafzimmer blockierte Florin den Weg und lächelte Ria zu. »Wow! Sieht toll aus. Gehst du heute Abend noch auf eine Preisverleihung?«

      »Gehst du bitte beiseite? Ich muss mich umziehen!«, zischte Ria. Ihr blieb nur wenig Zeit. Und die Wohnung! Die musste Ria auch noch vom Schlimmsten befreien. Hatte sie irgendwo noch Renovierungsplanen rumliegen? Damit könnte sie die größten Katastrophenbereiche abdecken. Im Keller! Da mussten die übrig gebliebenen Planen sein, zusammen mit der Farbrolle und anderem Renovierungszubehör.

      Wie ein Meerschweinchen auf Dope rannte Ria durch die Zimmer, um nachzusehen, wo es am schlimmsten aussah. Der Stapel von Florins Aubercchini-Ausgaben stand mitten im Flur herum, ein schiefer Turm aus Altpapier. Ria verfrachtete ihn in zwei Touren ins Schlafzimmer. Doch der wichtigste Bereich blieb das Wohnzimmer. Hier würden sie mit Kaltwein sitzen. Jetzt fiel Ria mehr denn je auf, wie wenig die Möbel und Dekoartikel zusammenpassten. Sie selbst hatte diesen charmanten Mischmasch immer gemocht. Individualität statt Katalog-Design. Aber Kaltwein? Er schätzte höchstwahrscheinlich das Elegante und Teure. Ria war nicht wohl bei dem Gedanken, dass Kaltwein gleich in ihrem Wohnzimmer sitzen würde – auf dem Sofa, bei dem die Flecken beinahe schon ein eigenständiges Muster bildeten.

      Ehe Ria jedoch diese Baustelle in Angriff nahm, erinnerte sie sich daran, wo sie eigentlich hatte hingehen wollen: ins Schlafzimmer.

      »Du willst wirklich jetzt noch was anderes anziehen? Mach dir keinen Stress, Mäuschen! Wir gehen doch fast schon wieder schlafen.«

      Ria hatte große Lust, Florin mit einem lauten Uargh! an die Gurgel zu springen. Er konnte doch nicht allen Ernstes wollen, dass sie Kaltwein in ihrem Schlafanzug gegenübertrat? Ihm, der Ria die Nässe zwischen die Schenkel trieb. Sie wollte gut aussehen. Mehr als das! Sie wollte, musste ihm begehrenswert erscheinen.

      Im Schlafzimmer riss Ria die Schranktüren auf. Die Eile drängte sie, schnell eine Wahl zu treffen. Doch fühlte Ria sich nicht imstande, ihre Hände über die Kleidungsstücke gleiten zu lassen. Statuenhaft stand sie vor dem Schrank, unfähig, sich zu rühren. Sie brauchte etwas mit WOW-Effekt. Kleidung, die sie optisch ins beste Licht rückte. Andererseits durfte es auch nicht zu übertrieben sein. Sie musste so cool wie möglich wirken. So, als hätte sie sein Besuch keinesfalls aus dem Konzept gebracht. Damit schied das meerblaue Paillettenkleid von Silvester vor drei Jahren aus.

      »Dir ist es heute echt wichtig, gut auszusehen, was?« Florin lehnte sich in den Türrahmen. Wieso war er gerade heute so anhänglich?

      Ria schaute ihren Verlobten an. »Es ist mir wichtig, dass du der Einzige bist, der mich im Schlafzeug sieht!«

      »Entspann dich! Ist doch nur ein nettes kleines Treffen.«

      »Lass mich einfach eben machen, okay? Du kannst ja schnell mal schauen, ob wir Getränke da haben.«

      Florin trank gewöhnlich Leitungswasser. Es war günstiger und so brauchte Florin keine Angst wegen der Weichmacher in den Plastikflaschen zu haben. Ria war mit schwarzem Tee und Kräutertees zufrieden. Selten stand bei ihnen ein Sechserträger Limo, Cola oder anderes süßes Zeug herum.

      Florin entfernte sich vom Türrahmen.

      Aus ihrer Starre erwacht, schob Ria in einem Anfall von Hektik die Drahtbügel zur Seite – einen nach dem anderen, um sich einen Überblick über ihre Kleidung zu verschaffen. Da gab es die orange-weiße Tunika. Aber der Stoff war für die warmen Temperaturen eindeutig zu dick!

      Ria entschied sich für den hellblauen Jumpsuit mit Spaghettiträgern und rosa Kolibri-Muster.

      Wenn Kaltwein pünktlich war, blieben Ria noch etwa fünfzehn Minuten, um die Wohnung auf Vordermann zu bringen. Ria bereute es jetzt, so ein Putzmuffel zu sein. Was, zum Henker, war hier das Schlimmste? Der Boden, der mit Staubmäusen belagert war? Die Küche mit dem Haufen schmutzigen Geschirrs? Ria beschloss, dass die Spinnweben an der Decke wohl am schnellsten zu entfernen waren, damit es etwas weniger nach Hexenwohnung aussah. Die Spinnen hatten die Decken und Ecken der Räume innerhalb von mindestens zwölf Monaten kunstvoll dekoriert. So sahen sie es bestimmt. Für Kaltwein wären sie ein Zeichen dafür, dass Ria eine faule, schlampige Hausfrau sein musste. Ganz egal, dass sie einen Vollzeitjob hatte – es waren doch immer noch die Frauen, denen man eine unaufgeräumte Wohnung übel nahm. Ria nahm sich die alte Staubbiene, die ihr Vater ihr zu einem ihrer Geburtstage geschenkt hatte – für Ludwig Ettgers Verhältnisse ein sehr persönliches Geschenk. Bad, Schlafzimmer und Küche ließ Ria getrost aus und widmete sich den Bereichen, die Kaltwein auf jeden Fall zu Gesicht bekommen würde.

      »Die Staubbiene ist noch da? Ich dachte, die wäre längst verschollen!« Florin lachte. »Nein, Spaß, mein Mäuschen. Aber ich frage mich immer noch: wozu der Aufwand? Wenn du unbedingt die Wohnung putzen willst, können wir das doch morgen machen. Wir haben nichts weiter vor. Aber abends? Das muss doch nicht sein.«

      Ria konnte sich vorstellen, dass es komisch aussah, wie sie sich geschminkt und im Jumpsuit in die Luft streckte, um mit der Staubbiene die hohen Decken zu erreichen. »Willst du mich jetzt beobachten oder mir helfen?«

      Florin nahm seine Denkerpose ein und blickte nach oben. »Ich glaube, ich nehme die erste Option und beobachte dich. Dieser Anblick ist so rar!«

      »Haha! Du solltest mir wirklich helfen! Oder willst du einen schlechten Eindruck bei deinem Freund machen?«

      Florins Lachen