Time of Lust | Band 1 | Gefährliche Liebe | Roman. Megan Parker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Megan Parker
Издательство: Bookwire
Серия: Time of Lust
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783862773015
Скачать книгу
Santiagos Leibarzt war und davor als Schönheitschirurg in einer Privatklinik in Miami gearbeitet hatte.

      »Es gibt ein paar Tests, die Santiago verlangt, wenn ein Mädchen mit ihm zusammen sein möchte ... eine Art Gesundheits-Check. Bist du einverstanden, wenn ich dich untersuche?«, fragte er vorsichtig.

      Ich nickte etwas skeptisch.

      Er ließ sich von dem jungen Mann vor der Tür eine Tasche bringen und kontrollierte zuerst an meinem linken Arm den Blutdruck. Danach musste ich meine Bluse vor ihm aufknöpfen, damit er mich abhören konnte und als er das kalte Stethoskop an meine Brust legte, trafen sich unsere Blicke. Zum ersten Mal registrierte ich bewusst seine schönen jadegrünen Augen und ich fühlte auch seine warmen Finger auf meiner Haut, als wollten sie mich rund um das metallische Plättchen vor der Kälte schützen. Es war entsetzlich still im Raum ... und das kalte Ding an meiner Brust ließ mich meinen nervösen Herzschlag nicht vor ihm verbergen. Ein sanftes Lächeln blitzte aus seinen Mundwinkeln, die sich daraufhin etwas nach unten zogen, aber er sagte nichts. Verlegen blickte ich zur Seite, um mir die Peinlichkeit zu ersparen.

      Dann löste er vorsichtig eine Butterfly-Nadel aus einer neuen Verpackung, schnürte mit einer engen Manschette meinen Oberarm ab und entnahm ein Röhrchen Blut aus meiner Armbeuge. »Du wirst bei deiner Agentur als Beauty-Model geführt, hat man mir gesagt ... und machst hauptsächlich Foto-Shootings für Magazine«, erzählte er, um mich abzulenken.

      »Ja, ich bin zu klein für den Laufsteg ... nur in Paris hatte ich Glück.«

      »Sie haben mir auch ein FHM-Cover von dir gezeigt. Nur damit du es weißt, ich habe einen Abzug davon an Santiago schicken lassen.«

      Ich nickte ... und lächelte stolz. Ein schöneres Bild von mir hätte er gar nicht kriegen können.

      »Gehst du nebenbei noch zur Schule?«, fragte er und bediente sich weiter an meiner Ader.

      »Ja ... theoretisch noch ein Jahr, aber ich werde wahrscheinlich abbrechen. Mit etwas Glück wird mich eine internationale Kosmetik-Firma unter Vertrag nehmen. Sie sagten, meine Chancen stünden recht gut, ich würde genau ihren Vorstellungen entsprechen: lange kräftige Haare, kühle blaue Augen und eine makellos reine Haut. In zwei Monaten fällt die Entscheidung.«

      David konnte sich nicht wirklich für mich freuen. »Wenn du bei Santiago bleiben möchtest – er lebt auf einer Privat-Insel vor der Küste von Miami, eine Stunde vom Festland entfernt – dann wirst du zumindest vorübergehend dein Leben hier aufgeben müssen. Santiago wird deine Wohnung sicher gern weiter bezahlen, solange du bei ihm bist, aber wir müssen überlegen, was du deinen Eltern erzählst, denn du kannst kein Handy mitnehmen. Es wäre gut, wenn sie sich mit einer E-Mail pro Monat begnügten.« Endlich hatte er das letzte Röhrchen mit meinem Blut gefüllt und entfernte die Butterfly-Nadel aus meiner Armbeuge.

      Mein Mund blieb offen stehen. Eine Insel? Eine Privat-Insel? Irgendwie war ich freudig überrascht und schockiert zugleich. So schön eine Insel auch sein mochte, aber warum durfte ich mein Handy nicht behalten und warum musste ich mein Leben aufgeben? So lange hatte ich auf ein Vertragsangebot wie dieses gewartet und nun, wo alles kurz davor war, Realität zu werden, sollte ich aussteigen? Verängstigt sah ich David mit großen Augen an. »Ich weiß nicht, ob ich das kann ...«

      Er wirkte plötzlich sehr ernst und sprach mit leisen, aber zielsicheren Worten. »Dann gehe ich jetzt wieder.«

      »Nein!«, entgegnete ich erschrocken. Im selben Moment begann mein innerlicher Kampf ... Es schmerzte ... Ich sollte also meine Model-Karriere aufs Spiel setzten ... gerade jetzt! Angestrengt und nachdenklich zogen sich meine Augenbrauen zusammen und bildeten eine tiefe Sorgenfalte. Ich biss auf meine Lippen und versuchte, meine Traurigkeit vor David zu verbergen. Aber es gelang mir nicht.

      »Wo leben deine Eltern?«, fragte er, um mich auf andere Gedanken zu bringen.

      Ich seufzte. »Meine Mutter ist aus Kolumbien. Sie war früher auch Model und ist nach meiner Geburt zu meinem Vater nach Spanien ausgewandert. Mittlerweile ist sie von ihm getrennt und hat dort mit einem neuen Mann Zwillinge. Ich habe kaum noch Kontakt zu ihr. Es würde ihr vermutlich nicht mal auffallen, wenn ich mich ein halbes Jahr nicht melde. Meinem Vater schon eher. Wir telefonieren oder mailen zirka einmal pro Woche. Aber das ist auch gar nicht das Problem ... sondern mein Model-Vertrag!«

      »Du wirst ja sehen ... Wenn die Entscheidung für deinen Vertrag erst in zwei Monaten fällt, bist du bis dahin bestimmt in der Lage, abzuwägen, was dir wichtiger ist«, bestärkte er mich.

      Es war eine leere Versprechung, bloß um mich zu beruhigen. David wusste genau, in welcher Lage ich mich zwei Monate später befinden würde ... Vermutlich wechselte er deshalb auch so schnell das Thema. »Machst du Sport? Kannst du laufen?«

      Ich nickte.

      David nahm wieder meine Hand. »Wir müssen ein Belastungs-EKG machen und einen Lungenfunktionstest. Ich habe mich vorweg etwas erkundigt, in dem Fitness-Center hier um die Ecke bieten sie beides an. Edward wird dich übermorgen dorthin begleiten.«

      Bestimmt sah er die vielen Fragezeichen in meinen Augen. Wer war Edward? Und ... brauchte man ein Belastungs-EKG und einen Lungenfunktionstest, um mit Santiago ins Bett gehen zu dürfen? »Ich will mit ihm keinen Marathon laufen«, entgegnete ich.

      David lächelte. »Musst du auch nicht.«

      »Wozu dann?«, flüsterte ich und durchbohrte ihn gleichzeitig mit meinen Blicken.

      Aber er gab mir keine befriedigende Antwort. »Zu deiner Sicherheit.«

      Zum Schluss zog er mehrere Phiolen verschiedenster Medikamente in eine Spritze und injizierte mir ein Serum in den Oberarm, das mich mit Vitaminen versorgen und mir wieder Kraft geben sollte. Danach hatte ich es überstanden ... zumindest verstaute er all seine Utensilien wieder in der Tasche.

      »Nimmst du die Pille?«, fragte er beiläufig.

      »Ja, schon seit zwei Jahren ... aber eigentlich nur für meine Haut«, beichtete ich ihm.

      Er lächelte. Santiago hatte ihm bestimmt erzählt, dass ich noch nie richtig Sex hatte.

      »Wir werden das ab deinem nächsten Zyklus auf eine Ein-Monats-Spritze umstellen«, gab er mir zu verstehen, »das ist sicherer.«

      Klar, ich durfte ihm kein Kind anhängen ... war für mich ohnehin ausgeschlossen. Ich hatte auch kein Problem mit dieser Spritze ... so musste ich wenigstens an nichts denken.

      »Wie alt ist Santiago eigentlich?«, fragte ich David.

      »Das weißt du nicht?« Er schien überrascht.

      »Nein, wir hatten nicht genügend Zeit ...«

      »Sechsunddreißig.«

      Ich nickte ... So ungefähr hatte ich ihn eingeschätzt. David war damals bereits vierundvierzig, aber das erfuhr ich erst später.

      »Zahira, wenn du achtzehn bist, kannst du tun und lassen was du möchtest, trotzdem wollen wir deine Eltern nicht verärgern. Ich gebe dir bis Ende der Woche Zeit, um alles zu regeln. Pack einen Koffer nur mit dem Notwendigsten, du bekommst alles von uns. Ich lasse dir zwei Leibwächter hier, Edward und Marcus, sie stehen telefonisch in Kontakt mit mir. Also, wenn du irgendwelche Fragen haben solltest, wende dich am besten an Edward. Ihr fliegt Freitag in der Früh nach Miami, dort treffen wir einander und holen Santiago gemeinsam ab. Verändere nichts an deinem Äußeren und versuche, dich ein wenig zu erholen.« David gab mir einen zärtlichen Kuss auf die Wange und in der nächsten Minute stand ich allein in meiner Wohnung ... mit Edward. Marcus wachte vor meiner Tür.

      Edward war nicht sehr gesprächig, er war angewiesen worden, nur über das Allernotwendigste mit mir zu reden. Und er sah gut aus. Zirka fünfundzwanzig Jahre oder älter, er hatte hellbraune lockige Haare, eine stattliche Figur und ein markantes, für sein Alter schon recht männliches Gesicht. Marcus wirkte etwas jünger, vielleicht durch sein schwarzes kurz geschorenes Haar.

      ***

      Die Tage vergingen langsam und die beiden beobachteten mich ständig. In der Nacht schliefen sie abwechselnd