»Ich würde sagen, es gäbe objektiv gesehen bessere oder wünschenswertere Zustände. Dein Outfit ist für unseren kleinen Ausflug einfach nicht passend.« Augenblicklich blieb mir bei seiner Bemerkung der Mund offen stehen. Ich starrte ihn unwissend an.
»Was soll das jetzt heißen?«, fragte ich schon etwas genervt. Jeremy verzog seine Lippen zu einem wohlwollenden Grinsen.
»Ganz einfach, Miss Cooper. In diesem Aufzug kann man wohl kaum aus dreizehntausend Fuß in die Tiefe springen. Es sei denn, du möchtest der Belustigung der Fallschirmspringer dienen.« Nun zog ich meine Augenbraue einseitig hoch.
»Bist du jetzt völlig durchgeknallt?« Mit dem Zeigefinger tippte ich einige Male energisch gegen meine Stirn. Er aber steckte seine Hände ungezwungen in seine Anzugtaschen, senkte dabei seinen Kopf und sah mich nun spitzbübisch an.
»Keineswegs! Ich praktiziere diesen Sport schon seit meiner Kindheit. Ich bin ein Experte auf diesem Gebiet«, klang er ganz salopp.
»Du willst also mit mir Fallschirmspringen gehen?« Widerwillig schüttelte ich den Kopf, währenddessen ließ ich meinem Ärger Luft, indem ich tief schnaufte. »Sie sind größenwahnsinnig, Mr White!«
Behutsam nahm er mich in den Arm und wollte mich mit all seiner Überredungskunst, die ihm zur Verfügung stand, beruhigen. »Es wird dir gefallen, Elena. Du wirst es lieben, glaube mir! Wir machen einen Tandemflug, nur wir beide. Ich werde dich auf über dreizehntausend Fuß küssen und du wirst dir wünschen, dass wir es wieder und wieder tun werden, das verspreche ich dir.« Seine Begeisterung war ihm ins Gesicht geschrieben und selbst, wenn ich es gewollt hätte, hätte ich mich seinem Charme nicht entziehen können.
»Was ist, wenn ich unter einer Form der Berührungsangst leide?«, fragte ich ironisch. Nun setzte er seinen verführerischen Blick auf.
»Das hätte ich aber letzte Nacht schon bemerken müssen.« Er hielt mich noch immer fest.
»Was ist, wenn ich unter Höhenangst leide?«, konterte ich energisch und suchte nach einer Ausrede, um diesem verrückten Unterfangen zu entkommen. Jeremy schnaubte.
»Warst du es nicht, die den waghalsigen Bungee-Jump von der Tower Bridge riskierte?«, fragte er in einem zynischen Tonfall. Ich spitzte meine Lippen.
»Das war eine Wette!« Er lachte höhnisch.
»Eine Wette! Die gesamte Judikatur in London hat über dich gesprochen. Du hast unser Gerichtsjournal mit deinen Schlagzeilen gefüllt. Und du willst mir weismachen, du hättest Höhenangst? Ach, komm schon. Schlag ein.« Also tat ich, wozu er mich aufforderte und wir machten uns auf den Weg zu seinem Wagen. Er betätigte den Knopf, um den Fahrstuhl in Bewegung zu setzen, wenig später öffneten sich die Lifttüren. Wir stiegen ein und es ging abwärts.
Als wir in der Tiefgarage ankamen, steuerte er auf ein Auto zu, hantierte mit der Fernbedienung und drückte auf den Knopf. Ein geläufiges Geräusch ertönte und die Warnblinkanlage leuchtete kurz auf. In weiterer Folge öffneten sich die Türen selbständig und gingen nach oben hin auf.
»Toller Sportwagen«, bemerkte ich anerkennend.
»Ein Maserati Zagato Mostro. Acht Zylinder, vierhundert PS, dreihundertzwanzig Stundenkilometer. Ein Rennwagen mit Straßenzulassung. Black Magic im Carbonkleid sozusagen«, erläuterte er lächelnd, während er sich in seinem schicken Anzug auf den mit hellbraunem Leder gepolsterten Sitz fallen ließ.
»Ein reines Männerspielzeug«, untermauerte ich seine Beweisführung und setzte mich auf den Beifahrersitz.
»Nicht nur. Auch zarte Damenhände in Lederhandschuhen haben kein Problem damit, das Auto in die Kurven zu treiben.« Sein Blick war liebevoll.
»Wie viele von diesen Dingern hast du eigentlich?«, fragte ich zynisch. Er lächelte charmant.
»Mehrere«, war seine spontane Antwort. Jeremy startete den Wagen und der Motor schnurrte. Die Inneneinrichtung war beeindruckend. Eine Volllederausstattung, nur der Dachhimmel bestand aus Alcantara. Mehr als genug Fußraum, bequem gepolsterte Sitze, die elektrisch verstellbar waren, Sitzheizung, Lederlenkrad, sozusagen ein wahrer Traum.
Im nächsten Augenblick glitt das Monster im Smoking die Garagenauffahrt hinauf, um auf die Straße zu gelangen.
»Wo geht die Reise hin?«, fragte ich neugierig.
»Zum Flughafen, dort werden wir starten. In Kent, in der Nähe von Seeds Castle, werden wir dann abspringen.« Ich rollte die Augen.
»Okay, wenn du möchtest, dass ich an einer Angststörung erkranke, dann mach nur weiter so. Übrigens so nebenbei: Es macht einen Unterschied, ob man aus einhundertvierzig oder dreizehntausend Fuß springt.«
»Beruhige dich, Honey.« Unterdessen legte er seine linke Hand auf meine rechte.
Mittlerweile waren wir auf der Autobahn unterwegs, der Wagen fuhr fast wie von selbst. Es dauerte nicht lange, da kamen wir auch schon am Londoner City Flughafen an. Geschickt parkte er den Wagen auf seinem Privatparkplatz ein. Die Wagentüren öffneten sich selbstständig und wir stiegen aus. Rasch griff er nach meiner Hand und wir liefen lachend über einen Teil der Landebahn, bis wir bei einem größeren Sportflugzeug angekommen waren.
Meine blonde Mähne wirbelte im Wind umher und Jeremys Sakko sowie seine Krawatte flatterten heftig. Er machte eine einladende Handbewegung. »Nach Ihnen, Miss Cooper.«
Ich stieg die Fluggasttreppe hoch, meine High Heels klackerten auf den Metallstufen und ich gelangte in den Innenraum der Propellermaschine. Jeremy war dicht hinter mir. Unser Kapitän hatte es sich schon hinter dem Joystick bequem gemacht und studierte anscheinend gerade die Flugroute. Als er Jeremy sah, stand er auf und trat einen Schritt in den Vorraum hinaus. »Willkommen, Mr White. Hoffe, Sie hatten einen angenehmen Tag.« Er klang ziemlich zugeknöpft.
»Danke der Nachfrage, Larry. Wir springen wie gewohnt in Kent ab.«
»Sehr wohl, Sir.« Mit diesen Worten zog er sich wieder in sein Cockpit zurück und schloss die Tür. »Mein Butler«, erklärte mir Jeremy.
Larry war etwa Mitte sechzig, hatte kurzes, brünettes, leicht graumeliertes Haar, ein kantiges Gesicht, eine schmale Nase, braune Augen und auffallend buschige Augenbrauen, einen sympathischen Mund und vor allem ein überaus korrektes Benehmen.
Während das Sportflugzeug langsam der Startbahn entgegenrollte, schnallten wir uns an. Der Pilot zog die Maschine hoch und wir stiegen allmählich auf. Unter uns wurden die Menschen und Autos zu Ameisen, bis wir ganz London überblicken konnten.
Nun war der Zeitpunkt gekommen, sich in der Kabine umzuziehen. Jeremy legte sein Sakko ab und öffnete den Knopf seiner Anzughose, dabei beobachtete er mich eingehend. Ungezwungen schlüpfte ich aus meinem Etuikleid und hing es ordentlich an einen der Haken an der Wand. Als ich mich umdrehte, stand er nur mehr in seinem blütenweißen Hemd und seinen Boxershorts vor mir. Soeben war er dabei, die Manschettenknöpfe zu lösen, dabei ließ er mich nicht aus den Augen. Ich warf meine High Heels in die Ecke. Das einzige, das ich noch trug, waren mein roter Push-up und den dazu passenden Slip, die Strümpfe hatte ich bereits ausgezogen.
»Du wirkst so anziehend auf mich, Elena.« Sein Gesichtsausdruck war sehnsüchtig.
»Jeremy, wir sind nicht alleine«, versuchte ich, ihn zur Vernunft zu bringen. Doch noch bevor ich diese Worte ausgesprochen hatte, zog er mich schon an seinen harten, muskulösen Körper. Hingebungsvoll und zärtlich fasste er mit beiden Händen nach meinem Gesicht. Unmittelbar darauf lagen seine weichen, sanften Lippen auf meinem Mund und arbeiteten sich Millimeter für Millimeter auf meinem Hals vorwärts. Es verblüffte mich, wie außerordentlich schnell er in meiner Gegenwart in Ekstase geraten konnte. Ich brauchte nur ein wenig zu stöhnen und Jeremy begab sich fast schon wie hypnotisiert in ein Fahrwasser der Leidenschaft. Sein Atem war zeitweilig stockend. Voller Hingabe warf ich meinen Kopf in den Nacken und er bedeckte jede Stelle meiner sensibel reagierenden Haut mit seinen unzähligen