Die Le(c)ktorin | Erotischer SM-Roman. Luzy Fear. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Luzy Fear
Издательство: Bookwire
Серия: BDSM-Romane
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783862778850
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ich muss schon bitten …«, begann sie, um Fassung ringend. Er lachte schallend, was sie noch mehr aus dem Konzept brachte. Sie merkte, dass ihr das Blut in den Kopf schoss und dass sie puterrot sein musste. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass einige Gäste interessiert zu ihrem Tisch blickten.

      »Frau Lange. Sie und ich wissen genau, um was es hier eigentlich geht. Sie wünschen Klartext? Ich will mit Ihrer Hilfe mein Manuskript erstellen. Sie könnten sozusagen meine Muse sein, wenn Sie das möchten.«

      So, seine Muse. Oder musste das »U« nicht eigentlich auf ein »Ö« ausgetauscht werden? So etwas war ihr noch nie passiert. Allerdings: Hatte sie nicht schon oft über ihr eintöniges Leben nachgegrübelt, in dem das Besondere, der Pfeffer, fehlte? Sie krächzte: »Wie sähe das dann aus?«

      Er griff zu einer Wasserkaraffe, die mitten auf dem Tisch stand, und goss ihr ein Glas voll ein.

      »Nehmen Sie erst mal einen Schluck auf den Schreck hin, Frau Lange. Mir ist klar, dass ich Sie ein bisschen mit meinem Wunsch überrumpele.«

      Dankbar griff sie nach dem Trinkgefäß und schluckte in großen Zügen.

      »Wenn Sie den Weg mit mir gehen, treffen wir uns, um uns sozusagen Inspirationen für das Werk zu holen. Wie genau das aussieht und wie weit es geht, entscheiden Sie allein.«

      Ihre Gedanken rasten. Also, der Typ wollte sexuelle Spielchen mit ihr durchführen und das dann in seinem Manuskript verwerten? Der Vorschlag war ungeheuerlich und gleichzeitig faszinierend.

      »Ich … ich muss darüber nachdenken«, sagte sie, obwohl etwas in ihr, das nach langem Schlummern aufgewacht war, bereits eine Entscheidung getroffen hatte.

      »Das ist gut, denn Sie sollten gründlich überlegen, auf was Sie sich einlassen.«

      Dann unterbreitete er ihr einen Vorschlag: »Wir verabreden uns in genau drei Wochen an einem Ort, den ich Ihnen noch nennen werde. Und dann gehen wir zusammen einen ersten, kleinen Schritt. Sie können jederzeit aus dem Spiel aussteigen und die Zusammenarbeit kündigen.«

      Sie nickte mechanisch. Die Situation war ihr entglitten und sie beschloss, sich einfach treiben zu lassen. Das war einfacher, als sich die ganze Zeit selbst zu ermahnen, professionell aufzutreten.

      »Also, Sie sind offensichtlich einverstanden«, schloss er und lächelte sie strahlend an. Seine Augen blitzten begeistert und sie sah kleine Lachfältchen in ihren Winkeln. Wenn sie nur daran dachte, von diesem sinnlichen Mund geküsst zu werden und in den starken Armen ihres Gegenübers zu liegen, wurde ihr schwindelig. War sie in ein Märchen oder in einen Horrorfilm geraten? Er unterbrach ihre Träumereien.

      »Wir essen jetzt noch gemütlich zu Ende und sprechen darüber, wie unsere nächste Begegnung verlaufen könnte. Als Gute-Nacht-Lektüre und als Entscheidungsstütze gebe ich Ihnen dann den zweiten Teil der Einbrecherinnen-Geschichte mit nach Hause.«

      Wieder nickte sie. Er nahm noch einen Bissen von seinem Salat. Aufmunternd sagte er: »Ihr Essen wird kalt, Frau Lange.«

      Schnell nahm sie noch eine Teigtasche mit der Gabel auf und schwenkte sie in der lauwarmen Käsesauce.

      »Wie würde denn ein solches Treffen ablaufen?«, fragte sie.

      »Das hängt ganz von Ihnen ab. Das Beste wäre, wenn wir uns ein bisschen über unsere Wünsche und Ideen austauschen. Haben Sie denn bereits konkrete Vorstellungen davon, was Sie gerne einmal erleben möchten?«

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Dass Sie passiv sind, gefällt mir einerseits. Ich finde Ihre verschüchterte Ausstrahlung hocherotisch. Allerdings wäre es vor unserer nächsten Zusammenkunft sinnvoll, wenn Sie mich ein wenig an Ihren Fantasien teilhaben lassen könnten.«

      Was? Sie sollte einem zugegebenermaßen sehr attraktiven Fremden ihre innersten Wünsche mitteilen? Und noch dazu aus einem Bereich, den sie vor längerer Zeit weit aus ihrem Bewusstsein ausgekerkert hatte? Sie beschloss, sich selbst vor einer großen Dummheit zu schützen und die Notbremse zu ziehen.

      »Mir geht das hier alles zu schnell. Zuerst heißt es, wir wollten über ein Manuskript sprechen – und jetzt verhandeln wir schon über Sexualpraktiken. So geht das nicht, Herr Priamos.«

      Ihre Stimme klang schärfer, als sie es beabsichtigt hatte. Doch er lächelte sie an.

      »Sie haben vollkommen recht und ich entschuldige mich dafür, dass ich Sie so bedrängt habe. Ich vergesse zwischendurch immer wieder, dass Sie wohl noch keine Erfahrungen mit der – ich nenne es mal – ›dunklen Erotik‹ haben.«

      So ganz stimmte das nicht. Zu Studienzeiten hatte sie ein paar One-Night-Stands gehabt. Die waren nicht so besonders. Bis auf eine Ausnahme. Der Mann war irgendwie anders als die anderen gewesen. Es war auch keiner ihrer langweiligen Studienkollegen gewesen, sondern ein Gastprofessor. Das stellte sich aber erst hinterher heraus. Er hatte sie auf einer Uniparty angesprochen und dann mit in sein Büro genommen. Leicht angeschickert war sie mit ihm gegangen. Er drängte sie gegen die Wand und nahm sie dann auf seinem Schreibtisch. Dabei hielt er ihre Arme auf dem Rücken fest. Während er in sie stieß, gab er ihr Klapse auf den Hintern. Erst leicht und dann ziemlich fest, bis zum Finale. Die Begegnung hatte sie in höchstem Maße erregt und gleichzeitig verstört. Sie musste noch lange daran denken. Den Professor sah sie in der Folgewoche nur noch einmal kurz von Weitem auf einem Flur. Er war umringt von Studierenden, sodass sie sicherheitshalber eine andere Abzweigung nahm. Sein Lehrauftrag endete und er reiste wieder zurück in seine Heimatstadt. Nach diesem aufwühlenden Erlebnis hatte sie beschlossen, Ruhe in ihr Leben einkehren zu lassen. Und das hatte sie beibehalten. Bis jetzt. Mit Priamos würde sie sich auf ein brisantes Spiel einlassen, von dem sie noch nicht wusste, wie es endete. Sie musste vorsichtig sein. Wer weiß – vielleicht war der Journalist trotz seiner netten Ausstrahlung ein Frauenmörder? Fluchtgedanken kreisten in ihrem Kopf. Sie ergriff wieder das Wort.

      »Also, ich finde Ihren Vorschlag grundsätzlich reizvoll. Doch wir kennen uns kaum. Ich möchte erst mal meine Gedanken und Gefühle sortieren. Geben Sie mir Ihre Geschichte mit und ich melde mich bei Ihnen.«

      Er blickte ernst.

      »Ich hoffe, ich habe nicht etwas zwischen uns kaputtgemacht, was noch gar nicht richtig entstanden ist.«

      Jennifer wollte plötzlich nur noch weg in die vertraute Sicherheit ihrer Wohnung.

      »Bitte, ich muss jetzt gehen. Mir wird das zu viel.«

      Mit enttäuschtem Gesichtsausdruck griff er in seine Aktentasche und zog eine schwarze Mappe hervor.

      »Nehmen Sie den Text. Und wenn Sie sich gar nicht mehr bei mir melden, ist es auch in Ordnung. Nur sehr schade.«

      Schnell griff sie nach dem Hefter und verließ dann fast fluchtartig das Lokal. So schnell sie konnte, stieg sie in ihr kleines, rotes Auto und fuhr nach Hause. In ihrer Wohnung angekommen, ließ sie sich noch mit Mantel bekleidet auf das Bett fallen. Du liebe Güte, es war schon spät am Abend. Wie sollte sie nur mit der Situation umgehen? Alexander Priamos trieb ihren Puls in gefährliche Höhen. Andererseits: Wieso interessierte sich ein so schöner Mann ausgerechnet für sie? Gemessen an seiner Abenteuer-Welt musste sie sehr hausbacken wirken. Und das war sie seit langer Zeit ja auch – meistens jedenfalls. Also niemand, der sich auf gefährliche Sadomaso-Spielchen mit einem fast Unbekannten einließ. Oder vielleicht doch? Was waren das eigentlich genau für geheime Leidenschaften, die Anhänger dieser Richtung miteinander auslebten? Sie wusste nur, dass sie keinen Spaß daran hätte, sich einfach so durchprügeln zu lassen. Ob er wirklich Frauen schlagen würde? Kaum vorstellbar. Das, was in seiner Geschichte vorkam, ein Mann, der sein Opfer festhält und es dann durch Übergriffe zum orgiastischen Wahnsinn treibt, das wäre schon eher etwas. Ausgeliefert zu sein und etwas tun oder erdulden zu müssen, wonach sie sich insgeheim sehnte, stellte sie sich interessant vor. Das wäre so, wie die eigene Verantwortung vor der Tür abzugeben. Ich wollte es ja eigentlich nicht. Er hat mich gezwungen … so, wie damals der Professor. Sie rappelte sich auf und ging ins Wohnzimmer. Das musste sie erst mal bei einem Glas Rotwein sacken lassen. Vielleicht kam ja noch ein interessanter Film im Fernsehen. Die Lektüre würde