Inzwischen bebend vor Zorn nutze sie den Moment, als sie auf die Knie kam, um ihn abzuschütteln. Kaum stand sie, stieß sie Henry von sich und immer weiter, bis er auf der Couch landete.
»Geh dahin, wo du dich am wohlsten fühlst«, fauchte sie über ihn kommend. Mit einem Handgriff löste sie seine Gürtelschnalle, mit einem zweiten öffnete sie seine Hose, mit einem dritten zog sie den Gürtel aus den Schlaufen.
Das dreckige Grinsen wieder zeigend, ließ er es geschehen.
Kate zog Henry die Hose über die Beine und nahm, wie er es getan hatte, seine Shorts gleich mit. Sein Schwanz stand hart ab, die Eichel war dunkel und prall. Sie kroch weiter über ihn, krallte die Finger in seine Schultern und setzte sich auf ihn.
Henry stöhnte, als sie ihn in sich aufnahm und legte eine Hand in ihren Nacken, um sie zu einem Kuss herabzuziehen. Kate stemmte sich jedoch dagegen und ließ seinen Schaft tiefer gleiten. Darauf verfiel sie in einen schnellen Rhythmus, der ihn vergessen ließ, dass sie ihn nicht küssen wollte.
Strähnen seiner dunklen Locken klebten an seiner Stirn. Seine weicher werdende Miene und das tiefere Braun seiner Augen verhießen, dass sein Ärger verrauchte – was Kate nicht von sich behaupten konnte. Ihre Wut war nun jedoch nicht länger von Empörung bestimmt, sondern von Verzweiflung. Je länger sie Henry ritt, seine Hände auf sich spürte und ihn ansah, desto mehr vermisste sie den Mann, der er eigentlich war und der sich nun in mancher Sekunde zeigte. Es war so traurig, dass es einen solchen Auslöser gebraucht hatte.
Als Kate spürte, dass sie kommen würde, schloss sie die Augen und bog den Kopf zurück. Der Schrei, der sich in ihrer Brust sammelte, gab ihr das Gefühl zu ersticken, wenn sie es nicht schaffte, ihn freizulassen. Noch ein paar Mal ließ sie ihren Hintern auf Henrys Becken klatschen, dann erreichte sie den höchsten Punkt. Ihre Muskeln wurden starr, ihr Unterleib zuckte und sie stieß den Schrei aus der Kehle – nicht erleichtert, sondern bekümmert und abermals kurz davor zu heulen.
Henrys Atem stockte und er presste ihren Namen zwischen seinen Lippen hervor als er kam. Seine Hände schlossen sich fester um sie, zogen sie zu sich. Kate, die kraftlos war, sank gegen ihn und legte die Stirn auf seiner Schulter ab.
Als sie ihre Fassung zurückerlangt hatte, löste sie sich von ihm und stand auf. Sie sah ihn nicht an und er fragte nicht, wohin sie ging. Am liebsten wollte sie so, wie sie war, in ihr Auto steigen, doch so konnte sie nicht fort. Sie musste die rote Farbe von ihrer Haut waschen und Henrys Sperma, das ihre Beine hinunterlief.
Kapitel Eins - Teil 3
Auf dem Rückweg in die Stadt weinte Kate. Sie schluchzte nicht, sie schniefte nicht, sie gab keinen Laut von sich, sondern ließ die Tränen kullern und im Stoff ihres Shirts versickern.
War dies etwa das Ergebnis ihrer gemeinsamen fünf Jahre? Gingen sie nun so miteinander um? Beleidigten und schlugen sich, um dann Sex zu haben? Gewiss konnten sie nicht behaupten, eine gewöhnliche Beziehung zu führen, doch was gerade geschehen war, war für Kates Empfinden schlicht und ergreifend der absolute Tiefpunkt. Davor hatte sie geglaubt, nicht tiefer geraten zu können, schließlich schwiegen Henry und sie praktisch seit vier Monaten. Er redete nie viel, wenn er in einer kreativen Krise steckte. Er zog sich immer zurück und ließ sie außen vor – und immer hatte sie es toleriert und ihm den zur Findung benötigten Raum gelassen. Doch dieses Mal dauerte es zu lange an, und mit jedem Tag schien er tiefer in seiner Gleichgültigkeit zu versinken.
Für kurze Zeit war das Haus im Wald ihre gemeinsame Bleibe gewesen. Kates Wohnung in der Stadt über der Werkstatt und dem Shop hatte lediglich zum Ausweichen gedient, damit sie und Henry sich nicht auf der Pelle hockten oder sich im Miteinander-Leben festfuhren. Leider wich sie seit Langem die Woche über aus und wünschte sich immer häufiger, auch übers Wochenende ausweichen zu können – ohne jedes Gefühl des Bedauerns.
Mehr Tränen liefen über ihre Wangen, als sie sich bewusst wurde, dass es gute Zeiten gegeben hatte und diese beinahe in Vergessenheit geraten waren.
Die Ausstellung der Purpur-Bilder war es gewesen, auf der Kate Henry Irons kennengelernt hatte. Wie jede andere seiner Ausstellungen hatte sie die Vernissage aus Faszination für seine Bilder besucht, und entgegen der Intention anderer weiblicher Besucher war es ihr dabei nie in den Sinn gekommen, mit dem Künstler anzubandeln. Nicht unbedingt, weil man über ihn sagte, dass er seine Lebensgefährtinnen so häufig wechselte wie die Farben auf seiner Palette. Sie mochte seine Kunst. Für den Mann selbst hatte sie sich nicht interessiert. Allein sein Äußeres, der so typisch künstlerisch alternative Hauch, der ihn umgab, hatte sie absolut nicht angesprochen.
Später hatte Henry ihr erzählt, dass sie ihm aus zwei Gründen aufgefallen war. Zum einen hatte sie Die Purpurwüste extrem lange betrachtet. Zum anderen war sie ein Farbklecks in einer schwarzgrauen Masse gewesen.
In die Arbeit an einem Armreif vertieft, hatte sie die Zeit vergessen und irgendwann erschrocken festgestellt, dass die Vernissage gerade begann. An sich herabschauend, hatte sie beschlossen, dass ihr Outfit gerade gut genug war. Über einer dunkelroten Ballonhose trug sie eine weiße Tunika. Um ihren Hals baumelten drei unterschiedlich lange Ketten aus schwarzen und roten Glasperlen, die sie am Morgen als Kombination anprobiert hatte. Also sprintete sie los, löste ihr Haar auf dem Weg zum Auto, betrachte sich in dessen Fenster und steckte die glatten, blonden Strähnen doch wieder zu einem Knäuel am Hinterkopf zusammen. Außer Puste war sie auf der Vernissage aufgeschlagen, wo sich Henry gerade zu seinen Bildern äußerte. Sein Blick war zu ihr geschnellt, und eine Stunde später, während ihrer Betrachtung des Bildes Die Purpurwüste, hatte er sie angesprochen.
Ob er bereits wüsste, in welcher Farbe er seine nächsten Bilder malen würde, hatte sie ihn gefragt, und er hatte »Taubenblau« geantwortet. Auf ihren Blick hin, hatte er sie mit einem Lächeln darauf hingewiesen, dass dies die Farbe ihrer Augen sei.
Das war kein Spruch gewesen, mit dem er sie hatte rumkriegen wollen, sondern die Ankündigung eines Vorhabens, das er kurze Zeit später umsetzte. Die taubenblauen Bilder zeigten fast alle Kate. Taten sie es nicht, standen sie im Zusammenhang mit ihr oder waren inspiriert von den Orten, an die sie einander entführt hatten.
Dies alles schien eine Ewigkeit her zu sein.
***
Zuhause angelangt, nahm Kate ihr Handy und wählte Jills Telefonnummer. Zwar weinte sie nicht mehr, doch sie war noch immer aufgewühlt. Sie brauchte keinen Ratschlag und würde von Jill nicht wirklich einen bekommen, im Gegenteil. Eher einen Tritt in den Hintern. Sie musste Jill einfach sehen und sich von der Seele reden, was sie gerade erlebt hatte.
Bei allen Versuchen wies sie eine automatische Ansage darauf hin, dass die angerufene Person nicht erreichbar war. Kate fiel die neue Nummer ein, die sie am Vortag notiert hatte, und schimpfte auf der Suche nach dem Zettel vor sich hin, weil Jill ständig ihre Telefonnummern änderte – genau genommen immer dann, wenn sie eines Lovers überdrüssig war.
Endlich fand sie den Zettel, tippte die Nummer ein und atmete erleichtert durch, als sie das Klingelzeichen hörte. Dass sich statt Jill ein Mann meldete, irritierte sie.
»Oh, Entschuldigung«, stotterte sie. »Da habe ich wohl eine falsche Nummer.«
»Das liegt im Auge des Betrachters«, lautete die prompte Reaktion, die Kate nur mit Schweigen zu quittieren wusste.
»Meine Nummer erscheint mir selbst nämlich ganz richtig«, fuhr die Stimme amüsiert fort. »Wen wollten Sie denn sprechen?«
»Jill.« Noch während Kate ihm diese Info gab, schüttelte sie den Kopf über sich. Was wusste er mit diesem Namen schon anzufangen. »Bei Ihnen erreiche ich sie wohl nicht, oder?«
»Nein, eher nicht. Hätte ich auch gegen die Gesellschaft einer Jill nichts einzuwenden.«
»Okay«, beeilte sie sich zu sagen und grollte im Stillen, weil er sich offenbar für besonders witzig hielt. »Sorry nochmals!« Sie beendete das Gespräch, ohne ein weiteres Wort von ihm abzuwarten.
Nachdem sie die notierte Nummer mit der eingetippten