»Ich fand es sehr geil!«, sagte er zufrieden.
***
Anschließend, in seinem Bett, streichelten wir uns zärtlich. Ich strich ihm durch sein dunkelblondes, fein gekräuseltes Brusthaar, das seine wohlgeformte Brust gleichmäßig bedeckte. Es war weich und kuschelig und strahlte Männlichkeit und Geborgenheit aus. Henri seinerseits faszinierten besonders meine Titten und Nippel. Er geriet ins Schwärmen, wie schön er es finde, dass die Nippel so erregt und hart würden und wie perfekt sie zum Saugen wären.
Ich flachste, dass meine Kinder ja auch vor gar nicht allzu langer Zeit an meinen Brüsten gestillt worden wären, genau genommen mein Sohn vor sechs Monaten das letzte Mal, und die Nippel wohl aus diesem Grund so ausgeprägt wären. Als hätte er dies als Aufforderung verstanden, wälzte Henri sich zu mir herüber, umfasste sie beide und saugte erst an der rechten und dann der linken. Hart und steif wurden sie, und ein Schwall der Erregung durchfuhr mich. Er nahm sie noch einmal zwischen die Lippen, doch dieses Mal massierte und lutschte er intensiver. Ich ließ meinen Kopf nach hinten fallen. Mein Bauch zog sich in einem plötzlichen Krampf zusammen. Da hob Henri den Kopf und beteuerte, dass tatsächlich noch Milch aus meinen Brüsten gekommen sei, zumindest ein paar Tropfen. Er presste die linke, die größere von beiden, und schaute auf den kleinen Milch-See auf meiner Brustwarze. Gierig leckte er die Flüssigkeit ab und sagte, dass er davon gern noch mehr haben würde, weil es so süß schmecke und so ungemein faszinierend sei. Seine versaute Ader trat nun vollends zutage. Mir wurde es zu viel, er war schließlich nicht mein Kind.
»Es tut mir schrecklich leid«, erwiderte ich deshalb und entzog ihm meine Brüste, »aber mehr kann ich dir davon beim besten Willen nicht anbieten.« Als ich seinen enttäuschten Blick sah, fuhr ich fort: »Wie wäre es aber stattdessen mit einer historischen Erzählung, die perfekt zum Thema passt? Ich restauriere doch gerade ein älteres Gemälde, das sich auf eine mittelalterliche Sage bezieht.«
»Na, dann lass mal hören«, räumte er ein und sah mich erwartungsvoll an.
»Es geht um den Zisterzienser und Mystiker Bernhard von Clairvaux«, hob ich an. »Er wurde zu seiner Zeit als der ›honigsüße Lehrer‹ verehrt, weil er besonders gut predigen, die Bibel auslegen und anderen das Wort Gottes erklären und vermitteln konnte. Diese Fähigkeit hatte er, so will es die Sage, von der Jungfrau Maria empfangen, die ihm das honigsüße Wort eingegeben hatte. Symbolisiert wird diese Eingebung auf Darstellungen und Gemälden durch die Milch, die als geistige Nahrung aus ihrer Brust in Bernhards Mund fließt. Diese sogenannte ›Lactatio des heiligen Bernhard von Clairvaux‹ wurde bis ins 17. Jahrhundert hinein immer wieder unterschiedlich bildhaft dargestellt. Na ja, und die Kopie eines solchen Gemäldes hat mein Auftraggeber Oliver für seinen Club erworben. Bernhard wird auf diesem Bildnis dargestellt, wie er empfangsbereit vor einer Marienstatue kniet und seinen Mund öffnet, in den die Milch im hohen Bogen fließt.«
Henri fand das zu meiner großen Überraschung, weil ich wusste, wie bizarr dies alles klingen mochte, äußerst inspirierend. »Du meinst also, dass du mir deine honigsüße Milch einträufelst, und ich dadurch dein einfühlsamer Sex-Lehrer werde?«, scherzte er.
»Sex-Lehrer?« Ich war verdutzt und gleichzeitig empört über diesen Vergleich. Was bildete er sich ein! »Klar ist auf dem mittelalterlichen Gemälde Marias Brust zu sehen, aber darf man das gleich auf Sex beziehen? Es ist doch allegorisch gemeint.«
Henri aber, der wenig über das Mittelalter wusste und sich zudem nicht auf die allegorische Bedeutungsebene einging, hatte Spaß daran, mich zu provozieren.
»Ich finde, es hat sehr viel Sinnliches. Ich musste gerade innerlich grinsen, als du mir das über die Milch von Maria, die Bernhard in den Mund gespritzt wird, erzählt hast. Wahrscheinlich ist dir die Parallele gar nicht aufgefallen. Denn ich würde dir auch gern meinen milchigen Saft in den Mund spritzen. Du solltest einfach etwas lockerer werden.«
Mir blieb der Atem weg. An so etwas hatte ich wirklich nicht gedacht. Ich fühlte mich in die Enge getrieben und auch irgendwie ertappt, weil ich auf diese sexuell konnotierte Parallele nicht selbst gekommen war. Zudem merkte ich, dass Henri Oberwasser haben wollte.
Er spürte meine Unsicherheit. »Kennst dich wohl nicht so aus mit Blasen, was? Das werden wir ändern müssen.«
Ich fühlte mich schon wieder überrumpelt. Er war so direkt. Und leider hatte er recht: Das letzte Mal hatte ich es Philip auf diese Art gemacht, irgendwie halb im Dunkeln, in der Anfangsphase unserer Beziehung. Und davor war diesbezüglich nichts gelaufen. Wenn ich ehrlich zu mir war, wusste ich nicht mit absoluter Sicherheit, wie ich ein männliches Glied überhaupt richtig anfassen, lecken und küssen sollte, wie fest es sein durfte, wie zärtlich, an welchen Stellen. Souverän agierte ich da bestimmt nicht. Aber das würde ich Henri gegenüber sicher nicht zugeben.
»Übrigens finde ich es toll, wenn du mir solche Dinge über Maria erzählst. Du musst nämlich wissen, dass es mir um Ähnliches geht. Ich liebe es, den Grenzbereich auszutesten – vor allem beim Thema Lust und Schmerz. Wenn du einverstanden bist, kann ich dir zeigen, auf welche Art und Weise du Sex haben kannst, sodass es dir und mir gefällt.«
Hatte er mir gerade eine Art Pakt angeboten? Wollte er mein Sex-Lehrer werden? Aber, bereitete er mich nicht eher ausschließlich auf seine Wünsche vor? Er würde mir alles zeigen und ich stand ihm dann körperlich völlig zu Diensten? Oder wie stellte er sich das vor? Er redete über sakrale Kunst, hatte davon aber eigentlich keine Ahnung. Und dann wurde alles in einen Topf geworfen. Er merkte überhaupt nicht, dass es eine Entweihung war. Warum hatte ich ihm bloß von der »Lactatio« erzählt? Ich hätte besser den Mund gehalten.
»Ich muss darüber nachdenken«, rang ich mich zu einer diplomatischen Antwort durch. Ich wollte Zeit gewinnen. »Am Wochenende muss ich mich um die Kinder kümmern, wir können uns also erst nächste Woche wiedersehen. Ich melde mich bei dir.«
***
Zu Hause dachte ich über unsere Auseinandersetzung nach und darüber, wie ich mich aufgeregt hatte. Ich war hin- und hergerissen, schickte Henri dann aber doch per E-Mail das Bild der »Lactatio« und schrieb dazu, dass er selbst sehen sollte, was ich meinte. Recht zurückhaltend deutete ich an, dass ich es durchaus in Erwägung ziehen würde, mich auf weitere Erkundungen auf dem Gebiet der »angewandten Mystik« einzulassen – Bernhard von Clairvaux hatte zur mittelalterlichen Mystik gehört. Obwohl ich noch nicht so richtig wusste, worauf das Ganze hinauslaufen würde.
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