Impressum:
Die Abrichtung 3 | Erotischer SM-Roman
von Alexandra Gehring
Alexandra Gehring lebt im Südwesten Deutschlands und arbeitet in einem sozialen Beruf. Sie selbst lebt SM und hat darin eine neue Welt für sich entdeckt. Eines Tages begann sie, ihre Erfahrungen aufzuschreiben. Daraus ist ihr erstes Buch „Die Abrichtung“ entstanden. Auch in ihrem zweiten Roman „Schläge der Lust“ ist so manches Erlebte in eine fiktive Handlung eingeflossen.
Lektorat: Nicola Heubach
Originalausgabe
© 2019 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © sakkmesterke @ istock.com
Umschlaggestaltung: Matthias Heubach
ISBN 9783964777690
www.blue-panther-books.de
Die Fotos
Mit gemischten Gefühlen öffnete Sari den Briefkasten. Drei Briefe. Eine Geburtstagseinladung, eine Rechnung und …
Sie spürte, wie ihr Puls anstieg, wie es sie doch mehr bedrückte, als sie sich eingestand. Und wieder einer dieser Briefe. Der vierte in den letzten paar Wochen. Sie riss den Umschlag auf. Erneut diese Fotos. Beim Einkaufen, beim Tanken, beim Joggen mit ihrer Freundin Ina … Und wieder nur dieser zynische Satz: »Mit freundlichen Grüßen« und der gleiche Poststempel vom Postverteilerzentrum ihrer Region.
»Toll! Einfach super!«, schimpfte Sari vor sich hin. Sie war jetzt richtig sauer und angefressen. Erst hatte sie es nur für einen Witz, einen Streich gehalten. Ab sofort glaubte sie das nicht mehr. Da schien doch etwas mehr dahinter zu stecken.
Bis hier und heute hatte sie ihrem Mann Sven nichts davon erzählt. Der war in seiner Firma sehr eingespannt, da ein weiterer Anbau mitten in der Planung stand. Tagsüber war er in seiner Firma, abends arbeitete er Unterlagen auf. Er hatte ihr versprochen, nach dem ganzen Trubel sich einige Tage freizunehmen. Gemeinsam wollten sie Dresden besuchen. Beide hatten sich in das kulturelle Angebot dieser Stadt verliebt.
Sari würde ihn beim Wort nehmen. Das hatte sie sich fest vorgenommen. Noch sah sie keinen Grund, ihn mit ihrem Problem zu belasten, da alles noch immer undurchschaubar und dubios erschien.
Sie stand im großen Wohnbereich, betrachtete nochmals die Bilder. Das Foto von ihr und Ina beim Joggen beunruhigte sie doch. Sie liefen sehr häufig die gleiche Strecke oberhalb der Stadt um den urigen Bergsee. Das Streckenprofil nötigte ihnen einiges ab. Das Auf und Ab der Strecke brachte beide an ihre konditionelle Grenze. Jetzt, im Spätherbst, war es hier oben sehr ruhig geworden. Außer einigen Spaziergängern war ihnen niemand begegnet.
Vor ihrem geistigen Auge lief Sari die Strecke nochmals ab. Alles wie immer. Aufgefallen war ihr nichts. Sie wollte und musste jetzt doch mit Ina reden. Beide waren dicke Freundinnen und kannten sich seit vielen Jahren. In den letzten Monaten hatten sie einiges gemeinsam erlebt.
War Ina auf dem Foto nur, weil sie mit ihr joggte oder war sie auch ein Motiv für ihn, den Unbekannten? So oder so. Sie musste Ina jetzt mit einweihen.
Sari nahm ihr Handy und rief Ina an. »Kannst du bitte heute noch vorbeikommen? Ich möchte dir etwas zeigen … Prima, dann bis nachher.«
***
Als Saris Freundin Ina sich die Bilder ansah, konnte sie nicht anders. Sari ahnte schon, was kam.
»Wir beide beim Joggen. Sind wir nicht tolle fotogene Mädels?! Und hier … du beim Tanken. Ich finde, das ist ein richtig gelungenes Foto. Warum regst du dich auf? Der Kerl hat doch Geschmack, und fotografieren kann er auch ganz ordentlich.«
Begeisterung bei Sari über diesen Joke sah anders aus. »Ha, ha! Um mir das anzuhören, habe ich dich bestimmt nicht angerufen. Aber jetzt mal ernsthaft! Ist dir bei unserem letzten Joggen irgendetwas aufgefallen? Wir waren ja fast allein auf der Strecke. Auch nach intensivem Nachdenken ist mir nichts in den Sinn gekommen.«
Ina schüttelte ihren Kopf. »Nichts, absolut nichts. Ich laufe aber auch konzentriert, schaue überwiegend auf den oft unebenen Waldboden. Der Fotograf kann weit weg stehen und macht dann einen Ausschnitt von dem Bild. Unsichtbar für uns zu sein, ist sicherlich sein kleinstes Problem. Wir hatten ja keinen Grund, besonders aufmerksam zu sein. Mit dem jetzigen Wissen würden wir uns anders verhalten.«
»Was mich am meisten ärgert, er schickt Fotos, begründet das aber nicht. Einfach einen kurzen Gruß und die Fotos. Was soll das? Was mich beunruhigt, ist dieses lange Hinauszögern. Vom ersten Brief bis zum heutigen sind jetzt schon über drei Wochen vergangen. Noch immer habe ich keine Kenntnis davon, was er von mir will. So langsam sollte er die Karten auf den Tisch legen.« Sari nahm die Kaffeekanne aus dem Automaten und befüllte beide Tassen.
Ina seufzte. »Als wir vor etwa zehn Monaten hier saßen, war das ein anderer Anlass. Auch ein Brief, aber mit eindeutigem Inhalt: Ab ins Camp! Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke. Damals, dieses vollkommen überraschende Angebot, dich in einem Elite-Camp zur perfekten Sub ausbilden zu lassen. Das Angebot kam, ohne dass dein Mann vorher irgendeine Andeutung gemacht hatte. Verrückt. Du hast es anscheinend mit Briefen. Jetzt sitzen wir wieder hier. Wieder so ein unerwarteter Brief. In diesem Fall allerdings ein absolut unerwünschter. Was jetzt?« Ina schaute in das sichtlich bedrückte Gesicht ihrer Freundin.
»Ich habe mir vorgenommen, Sven erst dann mit einzubeziehen, wenn ich mitgeteilt bekomme, was das alles soll. Noch kann es ein Scherz sein, ein alberner zwar, aber lassen wir das einfach mal offen. Ich hoffe bald auf eine klare Ansage des Schreibers.« Sari trank einen Schluck. »Erpresser gehen anders vor, deshalb schließe ich diesen Hintergrund absolut aus. Die machen keine solchen, fast kindischen, Spielchen. Und mit was würden sie mich erpressen wollen? Sven und ich haben nichts zu verbergen, erst recht nicht innerhalb unserer Beziehung. Also das schließe ich aus.«
Sari trank einen Schluck Kaffee, blickte kurz durch die große Fensterfront in den Garten.
»Vielleicht ist es ein Mann, der Gefallen daran findet, mich verängstigt und verunsichert zu sehen«, sinnierte Sari. »Ein Spinner mit einem besonderen Fetisch. Er befriedigt seine Lust, indem er versucht, Macht über mich zu bekommen. Macht im Sinne von Angst. Mein Bauchgefühl tendiert in diese Richtung. Es erregt den Briefeschreiber sexuell, ein solches Spiel mit mir zu treiben. Der liegt dann zu Hause im Bett und geilt sich an diesem Wissen auf. Das große Fragezeichen ist für mich: Warum hat er mich auserkoren? Diese Frage treibt mich schon um.«
In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Das Display zeigte »anonym«, eine unterdrückte Anrufnummer.
Sari nannte ihren Namen.
»Einen freundlichen Gruß … auch an Ina!« Klick! Aufgelegt.
Sofort rannte Sari zur Haustür, ging bis zur Straße und schaute sich in der Gegend um.
Ina folgte ihr verblüfft. »Was ist denn los? Wer war das?«
»Falls der Anruf von einem Handy kam, wollte ich mich einfach vergewissern, dass niemand uns beobachtet, nachsehen kann ja nicht falsch sein.«
Beide gingen wieder ins Haus.
Sari atmete tief durch, setzte sich an den Tisch und blickte ihre Freundin an. »Er sagte den bekannten Gruß, aber der war nicht nur an mich gerichtet, sondern auch an dich! Verrückt, oder?«
»Er hat meinen Namen genannt? Jetzt wird es wirklich spannend.«
Sari nickte zustimmend.
»Man fühlt sich schon beobachtet. Woher wusste er, dass ich hier bin?« Nachdenklich schaute Ina die sichtlich zerknirschte Sari an.
»Seine Stimme habe ich nicht erkannt, was nicht verwunderlich ist. Aber eine wichtige Erkenntnis haben wir mit dem Anruf: Es handelt sich eindeutig um einen Mann. Soweit schon einmal ein erster wichtiger Hinweis auf den Unbekannten. Ansonsten habe ich noch immer keinen blassen Schimmer, was der Kerl von mir will. Was mich persönlich betrifft,