Vorher Neidet Er. Блейк Пирс. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Блейк Пирс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9781094312736
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ich würde das Baby gerne gründlich untersuchen, um sicherzugehen, dass der Positionswechsel es nicht in eine Notlage gebracht hat – worauf der sprunghafte Herzschlag hindeuten könnte. Wenn es nicht so ist, und bisher gibt es keinen Grund, davon auszugehen, werden wir für Sie baldmöglichst den OP-Saal buchen.“

      Die Vorstellung, die Geburtswehen zu umgehen, klang verlockend, aber operiert zu werden verschaffte ihr auch ein mulmiges Gefühl.

      „Was auch immer Sie für richtig halten“, sagte Mackenzie.

      „Ist es sicher?“, fragte Ellington, der nicht einmal versuchte, das angstvolle Beben in seiner Stimme zu verstecken.

      „Absolut“, meinte der Arzt und wischte das Gel von Mackenzies Bauch. „Natürlich müssen wir, wie bei jeder OP, erwähnen, dass immer ein Risiko besteht, wenn wir jemanden auf dem Tisch haben. Aber Kaiserschnitt-Prozeduren sind sehr geläufig. Ich selbst habe schon über fünfzig durchgeführt. Und wenn ich richtig liege, ist Dr. Reynolds Ihre Geburtshelferin. Sie ist wesentlich älter als ich – verraten Sie ihr nicht, dass ich das gesagt habe – und hat deshalb noch mehr Kaiserschnitte hinter sich als ich. Sie sind in guten Händen. Soll ich den OP-Saal reservieren?“

      „Ja“, sagte Mackenzie.

      „Gut. Ich werde den Raum besorgen und Dr. Reynolds auf den neusten Stand bringen.“

      Mackenzie sah ihm nach und betrachtete dann wieder ihren Bauch. Ellington setzte sich neben sie und ihre Hände verschränkten sich über dem zeitweiligen Zuhause ihres Kindes.

      „Das ist ein bisschen angsteinflößend, hm?“, fragte Ellington und küsste ihre Wange. „Aber alles wird gut.“

      „Natürlich wird es das“, sagte sie lächelnd. „Denk doch mal an unser Leben und unsere Beziehung. Es macht schon fast Sinn, dass dieses Kind die Welt mit etwas Drama betritt.“

      Sie meinte jedes Wort, aber auch jetzt, in einem ihrer verwundbarsten Momente als Paar, konnte Mackenzie ihre Angst nicht zeigen.

      ***

      Kevin Thomas Ellington wurde um zwanzig nach zwölf geboren. Er wog 3345 Gramm und hatte, laut Ellington, den unförmigen Kopf und die roten Wangen seines Vaters. Die Geburtserfahrung war anders verlaufen, als Mackenzie es sich vorgestellt hatte, aber als sie sein erstes Schreien und seine ersten Atemzüge hörte, störte sie das nicht mehr. Sie hätte ihn genauso gut in einem Aufzug oder einem verlassenen Gebäude auf die Welt bringen können. Er war am Leben, er war hier – und das war das Wichtigste.

      Sobald sie Kevins Weinen gehört hatte, gestattete Mackenzie sich, runterzufahren. Ihr Kopf schwirrte, ihr war schwummerig und die Betäubung machte sie schläfrig. Sie spürte Ellingtons Anwesenheit neben sich, der mit weißer OP-Kappe und blauem Kittel an ihrem Bett stand. Er küsste ihre Stirn und versteckte nicht, dass er weinte.

      „Du warst fantastisch“, sagte er durch seine Tränen hindurch. „Du bist so stark, Mac. Ich liebe dich.“

      Sie öffnete den Mund, um die Gefühle zu erwidern, war sich aber nicht ganz sicher, ob sie es tatsächlich tat. Mit den wunderschönen Lauten ihres noch immer weinenden Sohnes schlief sie ein.

      Die nächste Stunde ihres Lebens war eine zerstückelte Zeit der Glückseligkeit. Sie war noch immer halb betäubt und spürte nichts, als die Ärzte sie wieder zunähten. Die Überführung in den Aufwachsaal verschlief sie komplett. Sie bekam nur wenig mit, als die Schwestern ihre Vitalfunktionen überprüften.

      Doch als eine der Pflegerinnen den Raum erneut betrat, schaffte Mackenzie es, wach zu bleiben und ihren Gedanken in Worte zu fassen. Sie griff tollpatschig nach vorne, um die Hand der Schwester zu halten, verfehlte aber.

      „Wie lange?“, fragte sie.

      Die Schwester lächelte, als wäre sie schon oft in dieser Situation gewesen. „Sie waren etwa zwei Stunden weg. Wie geht es Ihnen?“

      „Als müsste ich das Baby halten, das gerade aus mir herausgekommen ist.“

      Die Schwester lachte. „Er ist bei Ihrem Mann. Ich werde sie beide reinschicken.“

      Die Schwester verließ den Raum und Mackenzies Blick war starr auf die Tür gerichtet, bis Ellington hindurch kam. Er schob eines der kleinen Rollbetten des Krankenhauses. Noch nie zuvor hatte sie dieses Lächeln auf seinem Gesicht gesehen.

      „Wie geht es dir?“, fragte er, als er das Bettchen neben ihr parkte.

      „Als hätte man mir die Eingeweide rausgerissen.“

      „Das hat man“, sagte Ellington neckisch. „Als man mich in den OP-Saal brachte, waren deine Gedärme auf ein paar verschiedene Schüsseln verteilt. Ich kenne dich jetzt in und auswendig, Mac.“

      Ohne gefragt werden zu müssen, griff Ellington in das Bettchen und hob ihren Sohn heraus. Langsam übergab er ihr Kevin. Sie hielt ihn an ihre Brust und fühlte sofort, wie ihr Herz sich weitete. Eine Welle der Emotionen durchströmte sie. Sie war sich nicht sicher, ob sie jemals in ihrem Leben Glückstränen geweint hatte, aber als sie es jetzt taten, küsste sie den Kopf ihres Sohnes.

      „Ich denke, das haben wir gut hingekriegt“, sagte Ellington. „Naja, mein Part war einfach, aber du weißt, was ich meine.“

      „Ja“, sagte sie. Zum ersten Mal sah sie ihrem Sohn in die Augen und fühlte ein emotionales Klicken. Es war, als hätte sich ihr Leben für immer verändert. „Und ja, das haben wir.“

      Ellington setzte sich auf die Bettkante. Die Bewegung schmerzte in ihrem Bauch, schließlich waren seit der Operation erst zwei Stunden vergangen. Aber sie sagte nichts.

      Sie saß in der Armbeuge ihres Mannes, hielt ihren neugeborenen Sohn in den Armen und konnte sich nicht daran erinnern, je zuvor ein vollkommeneres Glück gespürt zu haben.

      KAPITEL ZWEI

      Mackenzie hatte die letzten drei Monate ihrer Schwangerschaft damit verbracht, jedes Babybuch zu lesen, das sie auftreiben konnte. Es schien keine eindeutige Antwort zu geben, was man von einem Neugeborenen in den ersten Wochen erwarten konnte. Manche sagten, alles sei gut, solange man schlafe, wann immer das Baby schlafe. Andere meinten, man solle schlafen, wann immer möglich und dazu die Hilfe vom Partner oder anderen Familienmitgliedern hinzuziehen. Mackenzie war sich also im Klaren, dass Schlaf von nun an nur noch eine kostbare Erinnerung sein würde.

      Und genau so war es in den ersten zwei Wochen auch. Bei Kevins erster Nachuntersuchung wurde festgestellt, dass er unter extremem Sodbrennen litt. Also musste er nach jeder Mahlzeit für fünfzehn bis dreißig Minuten aufrecht gehalten werden. Das war theoretisch kein Problem, erwies sich in den frühen Morgenstunden aber als zermürbend.

      In diesen Zeiten begann Mackenzie, an ihre eigene Mutter zu denken. In der zweiten Nacht nach der Vorgabe, Kevin nach dem Füttern aufrecht zu halten, fragte Mackenzie sich, ob ihre Mutter mit ähnlichen Situationen zu tun gehabt hatte und wunderte sich, wie sie als Baby gewesen war.

      Sie würde vermutlich gerne ihren Enkelsohn kennenlernen, dachte Mackenzie.

      Aber das war ein furchteinflößender Gedanke. Die Vorstellung, ihre Mutter anzurufen und hallo zu sagen, war schon schlimm genug. Aber dann auch noch die Überraschung eines Enkelkinds einzubringen machte das Chaos perfekt.

      Sie spürte, wie Kevin sich an ihr bewegte, um es sich bequem zu machen. Mackenzie checkte die Uhr auf dem Nachttisch und sah, dass sie ihn bereits seit etwa zwanzig Minuten aufrecht gehalten hatte. Er schien an ihrer Schulter eingedöst zu sein, also schlich sie zu seinem Bett und legte ihn hinein. Er war eingewickelt und sah bequem aus, also betrachtete sie ihn noch ein letztes Mal, bevor auch sie zurück ins Bett ging.

      „Danke“, sagte Ellington verschlafen neben ihr. „Du bist fantastisch.“

      „So fühle ich mich zwar nicht, aber