KAPITEL ZEHN
Mackenzie war nicht allzu überrascht, als sie um 6.30 Uhr aufwachte und sah, dass Agent Harrison sich bei ihr gemeldet hatte. Er war praktisch ein Such Guru und hatte sich schnell mit den Akten, Ordnern und den vielen Daten zurechtgefunden. Seine Mail enthielt zwei Anhänge und die typische, direkt auf den Punkt gebrachte Nachricht.
Die beiden angehängten Dokumente waren Inventurlisten des FBIs. Das ist alles was wir haben, da die Familien von zwei der Opfer sich weigerten, der Aufforderung des Büros nachzukommen und die Habseligkeiten im Lager durchzusehen. Die Fünfte fehlt, weil der Eigentümer des Gebäudes den Inhalt drei Tage nach ihrem Tod bei einer Auktion verkauft hat. Hört sich schlimm an, aber das Opfer hatte keine Familie mehr, die ihre Sachen hätte abholen
können.
Ich hoffe das hilft dir. Lass mich wissen, wenn du noch etwas Genaueres brauchst.
Mackenzie öffnete den Anhang und fand eine einfache Liste in einem einfachen Word Dokument. Die Erste war sieben Seiten lang. Die Zweite war sechsunddreißig Seiten lang. Das größere Dokument, war eine Liste für einen Lagerraum der Jade Barker gehörte. Der Name kam Mackenzie sofort bekannt vor; sie rief die Bilder vom Tatort vom Original Dokument auf und sah, dass der unordentlichste davon Jade Barker gehört hatte – derselbe mit dem Teller und der Kanne, direkt in der Mitte des Bildes.
Mackenzie machte eine schnelle Suche durch das Dokument und fand beide Gegenstände auf Seite zwei aufgelistet.
Spielzeugkanne
Plastik Spielzeugteller.
Hinter ihr zog Ellington sich an. Als er sein Shirt zuknöpfte, kam er zu ihr hinüber und schaute auf den Bildschirm. „Mist“, sagte er. „Sie haben was für dich gefunden oder?“
“Ja, das haben sie”, sagte sie und zeigte auf die beiden Gegenstände. Dann überlegte sie einen Moment, ehe sie fragte: „Wo genau ist Salem, Oregon?“
„Im nördlichen Teil des Staates. Ich bin mir nicht sicher wo.“ Er machte eine Pause und sah sie mit amüsierter Irritation an und seufzte. „Du planst einen Tagesausflug?“
„Ich glaube, das könnte sich lohnen. Ich würde mir gerne die Orte ansehen und vielleicht mit einigen der Familienmitgliedern sprechen.“
„Wir haben Familienmitglieder hier, mit denen wir sprechen müssen“, wies Ellington sie zurecht. „Angefangen mit Elizabeth Newcombs Eltern. Und ehrlich, ich würde gerne mit den Polizisten sprechen, die zuerst in dem Lagerhaus waren, um einen detaillierten Bericht zu bekommen.“
„Hört sich an, als wenn du den Morgen schon verplant hast.“
“Mac …. Salem ist ungefähr vier Stunden weit weg von hier, glaube ich. Es macht keinen Sinn uns aufzuteilen, nur damit du den ganzen Tag rumfährst, nur um vielleicht irgendeine vage Vorstellung davon zu bekommen, was da vor acht Jahren passiert ist.”
Mackenzie öffnete einen Tab auf ihrem Laptop und tippte Seattle und Salem, Oregon ein. Ohne ihn anzusehen, sagte sie: „Es sind dreieinhalb Stunden … wenn ich fahre nur drei. Wenn alles glatt läuft, bin ich zum Abend essen wieder da.“
Wenn alles glatt läuft“, wiederholte Ellington.
Sie lächelte und stand auf. „Ich liebe dich auch.“
Damit küsste sie ihn und wünschte sich, dass sie gestern doch ein wenig früher ins Bett gegangen wäre.
***
“Harrison, ich brauche noch mehr Informationen.“
Etwas am Fahren und Telefonieren gefiel Mackenzie. Sicherlich wusste sie, dass das missbilligt wurde, aber in ihrer Branche sah sie es als eine ultimative Form von Multitasking.
„Dir auch guten Morgen“, sagte Agent Harrington am anderen Ende der Leitung. „Ich nehme an, du hast meine Mail bekommen?“
„Habe ich. Und es war eine enorme Hilfe. Aber ich frage mich, ob du noch ein wenig mehr für mich suchen könntest.”
Sie wusste, er würde zustimmen. In der Vergangenheit hatte er sich darum sorgen müssen, was McGrath wohl davon halten würde.
Aber mit Mackenzies neuer Rolle und Position direkt unter McGrath wusste sie, dass Harrison ihre Anfrage ganz nach oben auf den Stapel legen würde.
„Was brauchst du?“
“Ich fahre nach Salem, Oregon, um mir die Tatorte anzusehen und mit allen zu sprechen, die ich finden kann. Es wäre nett, wenn du mir Namen und Kontaktinformationen heraussuchen könntest, für Familien oder nahe Freunde der Opfer, die in der Gegend leben.“
„Ja, das kann ich machen. Wie lange fährst du?“
„Über drei Stunden.“
„Du hast alles, ehe du ankommst.“
„Danke, Harrison.“
„Also ist dieser Fall irgendeine merkwürdige Art von Pre-Flitterwochen für euch beide?“, fragte er.
„Weit gefehlt. Ich nehme an, man kann es eine Art Vorspiel nennen“, witzelte sie.
„Ja, so genau wollte ich es gar nicht wissen. Ich mach mich mal an die Arbeit. Viel Glück bei der Spurensuche Agentin White.“
Sie beendeten den Anruf und Mackenzie starrte in Gedanken versunken auf die Interstate. Sie dachte an das Bild des Lagerraums von Jade Barker, die vor acht Jahren gestorben war. Wenn der Teller und die Teekanne, die sie auf dem Bild gesehen hatte, dieselben zwei Objekte waren, die vom FBI aufgelistet worden waren, was hieß das dann? Sicherlich war es eine dünne Verbindung für einige merkwürdige Fundgegenstände in diesem neuen Seattle Fall, aber wo führte sie hin? Selbst wenn sie Salem mit dem unwiderruflichen Beweis verließ, dass der Mörder eine Teeparty hinterlassen hatte – Plunder und Spielzeuge (und ja, das bezog die Puppen in das Partythema mit ein), bewies es wirklich irgendwas?
Natürlich dachte sie. Es gibt uns eine bizarre Spur, der wir nachgehen müssen. Dadurch können wir uns auf ein bestimmtes Merkmal der Tatorte konzentrieren - ein Merkmal, das dem Mörder anscheinend etwas Besonderes bedeutet.
Und da war noch mehr. Es würde ihnen einen Einblick geben wie gefährlich und verzerrt der Mörder sein konnte.
KAPITEL ELF
Zu seinem Wort stehend hatte Harrison Mackenzie alle Informationen geschickt, die er finden konnte. Sie hatte alles bekommen, als sie eine halbe Stunde von Salem entfernt war. Die Information kam in einer Mischung von Texten und E-Mails mit Anhängen. Und obwohl es nicht viel war, dachte Mackenzie, dass es ausreichend wäre.
Sie hatte sich während der Fahrt auch die Zeit genommen, schon einmal bei der Polizei in Salem anzurufen. Sie hatte gefragt, ob es dort jemanden gab, mit dem sie über den Lagerraummörder von vor fünf Jahren sprechen konnte. Nach einer schockierenden Stille am anderen Ende der Leitung bekam sie den Namen von Detective Alan Hall.
Mit all dieser Information begann Mackenzie ihre Fahrt nach Salem mit einem Besuch auf der Polizeistation. Es schien ein ruhiger Tag auf der Polizeistation zu sein. Die Empfangsdame wischte ihren Tisch mit einem Stück Stoff sauber, während drei Beamte um einen Tisch im Hintergrund standen und sich unterhielten.
“Kann ich Ihnen helfen?”, fragte die Empfangsdame.
„Ich bin Special Agentin Mackenzie White. Ich soll mich hier mit Detective Hall treffen.“
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