Wyatt Earp Jubiläumsbox 7 – Western. Mark Belcher William. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Belcher William
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740932084
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genügt, daß ich auf die anderen Male, mit denen er ständig prahlt, gern verzichten kann.«

      Keatons Gesicht hatte sich verfinstert.

      »Aha«, quetschte er durch den rechten Mundwinkel, »so ist das also!«

      »Yeah.« McNally hatte sich ein Zündholz am Sattelhorn angerissen. »Yeah, Boß, genauso ist es. Ich kann nicht behaupten, daß ich Peacemaker besonders gut kenne, aber was ich von ihm weiß ist nicht gerade dazu angetan, einen guten Eindruck von ihm zu gewinnen.«

      »So?« schnaufte Keaton. »Nun will ich dir was sagen, Kid. Es interessiert mich nicht im mindesten, ob du von irgend jemandem einen guten Eindruck hast oder nicht, für mich ist der gute Eindruck, den ein Mann möglicherweise macht, völlig unwichtig. Von Bedeutung ist nur, ob der Mann selbst von Nutzen für mich ist oder nicht.«

      McNally nahm einen tiefen Zug aus der Zigarette und paffte den Tabaksqualm mit vorgeschobener Unterlippe gegen die Hutkrempe.

      »Well, da stimme ich dir völlig zu. Ob aber Peacemaker von Nutzen für dich ist, bezweifle ich eben. Der Bursche hat mir ein zu großes Maul. Wyatt Earp! So ein Wahnsinn! Wieviel Leute gibt es, die den Dodger Marshal kennen! Wer sagt uns, daß er nicht ausgerechnet hier in Atlantic-City schon gewesen ist…«

      »Ich sage es dir«, knurrte der Boß dazwischen.

      »Peacemaker behauptet es«, verbesserte ihn McNally rauh.

      »Richtig. Und er muß es schließlich wissen!«

      Piggers war der Auseinandersetzung der beiden mit Mißbehagen gefolgt.

      »Ich finde Kid, daß wir uns auf den Boß verlassen sollten. Schließlich sind wir bisher noch immer gut davongekommen.«

      »Davongekommen«, fauchte der Kentucky-Mann. »Das ist ja eben, davongekommen sind wir, das ist aber auch alles. Aber es ist zuwenig, Rob. Trotzdem ist mir das Wenige lieber als der Strick. Aber das, was er jetzt ausgebrütet hat, ist irgendwie zu heiß.«

      Piggers rieb sich das Kinn. »Zu dieser Überlegung ist es zu spät, Kid. Wir sind seit Brighton über neunzig Meilen geritten. Vom Mohave-County sind es sogar eine hundert Meilen gewesen. Und da unten liegt Atlantic-City. Wir haben keinen lausigen Cent mehr in der Tasche. Unsere Gäule sind auch am Ende.«

      »Yeah«, sagte McNally nur und ließ den dünnen Zigarettenrest zwischen seinen Lippen glimmen, »Keaton hätte uns eben früher von seinem glorreichen Plan Mitteilung machen sollen. Ich habe nur gesehen, wie er ständig mit Bill Peacemaker gesprochen hat. Ich habe gesehen, daß er sich einen Kreuzgurt beschafft hat, in dem links eine sechskantige Kanone steckt, von der der Teufel wissen mag, ob sie tatsächlich ein echter Buntline ist. Ich sehe, daß er schwarze Zigarren raucht, und sehe auch den dunklen Fleck, den er sich mit Fett links auf die Lederweste geschmiert hat.«

      »Hast du überhaupt begriffen, weshalb ich mir den Fleck auf die Weste gemacht habe?« preßte Keaton durch die Zähne.

      Der Kentucky-Mann lachte, und seine großen lückenhaften Zähne schimmerten im bleichen Sternenlicht.

      »Yeah, Brother, ich kann es mir denken, es soll so aussehen, als hätte dort lange Zeit der Stern gesessen. Aber vielleicht hast du auch einmal darüber nachgedacht, daß ein Mann wie Wyatt Earp mehrere Jacken besitzen könnte? Ganz sicher wird er auch einen Rock haben, auf dem er noch keinen Stern getragen hat. Und ob das mit dem Kreuzgurt stimmt, bezweifle ich auch.«

      »Er trägt zwei Revolver«, unterbrach ihn der Boß.

      »Ich weiß, ob er sie aber am Kreuzgurt trägt, weiß ich nicht. Ein wirklich großer Zweihandmann bevorzugt selten den Kreuzgurt.«

      »Wenn es Peacemaker nicht weiß, weiß es niemand!«

      McNally spie den Glutkörper seiner Zigarette auf die Erde. »All right, du bist der Boß.«

      »Yeah«, stieß Keaton rostig hervor, »es ist gut, daß du das nicht vergessen hast. Du bist noch nicht lange im Mohave County und kennst Bill Peacemaker viel zuwenig. Er ist ein Prachtbursche, und wenn du länger im County wärst, wüßtest du das auch. Er hat damals Jake Hillborn aus dem Jail geholt und…«

      »Sagt er«, unterbrach McNally.

      »Unsinn!« knurrte der Boß, »das weiß jeder im Mohave County. Und nicht nur das. Als der Sheriff von Chloride Irvin Legger in den Hills gegriffen hatte, war es Peacemaker, der Legger rauskeilte. But Killing wäre nicht erst im vergangenen Herbst an der Kugel Luke Chorts eingegangen, sondern ein Jahr vorher, als der lange Deputy Cane Clark ihn in Walapai schon am Galgen hatte – wenn Bill nicht den Strick zerschnitten hätte. So könnte ich euch noch eine Menge Dinge von Bill erzählen.«

      »Wenn sie wahr wären, gäbe es in ganz Arizona keinen prächtigeren Burschen als Bill Peacemaker.« Es war wieder der Kentucky-Mann, der das von sich gegeben hatte.

      »Halt endlich dein Schandmaul, Kid!« Piggers spie eine Kautabakprise, die er bisher in einer Zahnlücke gepflegt hatte, im hohen Bogen über den Kopf seines Pferdes. »Es geht hier schließlich um gute harte Bucks…«

      »Es geht um mehr!« unterbrach ihn der Boß. »Um viel mehr. Wenn es mir gelingt, diesen Coup da unten in dem verschlafenen Nest zu landen, sind wir für eine ganze Zeit aus dem Dreck!«

      »Wenn es dir gelingt«, McNally schob sich den Hut aus der Stirn.

      Keaton stemmte seine kantigen Fäuste in die Hüften.

      »Wenn du einen Job weißt, bei dem wir kein Risiko eingehen, Boy – ich bin gleich dabei.«

      Piggers glaubte, dieser Bemerkung Keatons mit einem beifälligen Lächeln Gewicht verleihen zu müssen.

      Der Boß schob die Zigarre von einem Mundwinkel in den anderen.

      »Und wenn dir die Sache zu heiß ist, McNally, kannst du ja aussteigen.«

      Piggers zischte: »Yeah, das kann er versuchen.«

      Sie sahen beide nicht die Augen des Kentucky-Manns, in denen es wie fernes Wetterleuchten blitzte.

      Keaton richtete sich auf, blickte auf die dunkle Stadt hinunter und erklärte:

      »Ich habe sechzehn Jahre die Weststaaten durchstreift und einen guten Job gesucht. Einen Job, wie ihm Männer wie wir brauchen. Ich habe ihn nicht gefunden. Immer waren es einzelne Reiter, die nicht viel bei sich hatten, leere Postkutschen, Pferdwechselstationen, auf denen nichts zu holen war, oder winzige Stores in kleinen Städten, deren Kassen magerer waren als ein hundertjähriger Indianer. Ich bin dieses Leben leid. In Brighton haben wir versucht, die kleine Station der Wells-Fargo zu nehmen. Wir sind aufgefallen…«

      »Wir?« unterbrach ihn McNally kalt. »Piggers ist in dem dunklen Post-raum gestolpert und hat gleich geschossen.«

      Es klang höhnisch und kalt, und die beiden anderen hätten den schmalschultrigen Außenseiter ihrer Zunft liebend gern mit glühendheißen Bleibohnen bedacht. Aber sie brauchten ihn. Der gerissene McNally hatte sie schon mehrmals aus heiklen Situationen herausgebracht. Zudem war er ein gefürchteter Revolverschütze. Er hatte zwar keine brillianten Einfälle, wo und wie man einen Coup landen konnte, aber er war da, wo er eingesetzt wurde, so zuverlässig und sicher, daß die beiden anderen auf ihn nicht verzichten konnten. Vor allem schätzte Keaton insgeheim die nüchterne Art und das scharfe Beurteilungsvermögen des Kentucky-Mannes hoch ein. Bisher allerdings war es ihm gelungen, diese Wertschätzung geflissentlich vor dem Gefährten zu verbergen.

      Man durfte seine Leute nicht zu groß werden lassen. Das war immer schlecht. Und die Art, in der der schmalschultrige Bursche jetzt redete, mißfiel seinem Boß entschieden.

      Vor allem hätte es jetzt nichts auf der Welt gegeben, daß Keaton von seinem Vorhaben, von seinem »einzigartigen Plan«, wie er es nannte, hätte abbringen können. Er hatte schon mancherlei in seinem Banditenleben versucht. Das meiste war fehlgeschlagen, und die »Erfolge« waren so winzig gewesen, daß man sie eigentlich nicht zählen konnte.

      Die Idee aber, die ihm der geschäftstüchtige Fellhändler Bill Anthony Peacemaker