Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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bestimmen ließ, verstärkte die Ansicht des Gangsters, es mit einem Menschen einer ganz anderen sozialen Schicht zu tun zu haben.

      »Ich bin mir durchaus der Tatsache bewußt, daß Sie mir Ärger bereiten wollen.« Josuah Parker deutete eine Verbeugung an.

      »Und ob ich Ihnen Ärger bereiten werde …! Mann, entweder sind Sie nur dämlich, oder Sie wollen mich auf den Arm nehmen.«

      »Ich überlasse es Ihnen, sich den passenden Vergleich auszusuchen.«

      Herm Lazer schnaubte wie ein gereizter Stier, grinste dann und holte einen einzelnen Boxhandschuh unter seiner Jacke hervor. Fast genußreich streifte er ihn sich über die rechte Hand.

      »Sie sollen sich später nicht beklagen«, meinte er grinsend. »Ich werde Sie schonen, Parker. Der Handschuh wird wenigstens keine Risse hinterlassen. Aber Sie können sich auf was gefaßt machen. Sie haben ja noch nicht mal versucht, an das Geld heranzukommen. Mein Assistent hat die ganze Zeit über den Bau beobachtet.«

      »Ich weiß …«

      »Na schön, bringen wir’s hinter uns, Parker. Nach dieser Abreibung haben Sie noch einmal drei Tage Zeit, das Geld zu besorgen. Danach komme ich mit ’nem Rasiermesser, haben Sie mich verstanden?«

      »Sie drücken sich in der Tat unmißverständlich aus.«

      Herm Lazer nickte, tat so, als ließ er sich noch etwas Zeit. Doch das war nichts als eine Finte. Er wollte den Butler in Sicherheit wiegen, um ungestört zulangen zu können. Fast freute Lazer sich auf den ersten Schlag. Er wollte dieses undurchsichtige Gesicht geschwollen sehen, wollte das Stöhnen und Röcheln des arroganten Butlers hören.

      Blitzschnell schoß der Boxhandschuh vor und traf Anstalten, Parkers Nase breitzuquetschen.

      Der Butler schien völlig überrascht zu werden. Seine Nase bot sich dem harten Schlag willig an. Doch bevor der Handschuh sie berühren konnte, war die Nase samt dem dazugehörigen Gesicht plötzlich verschwunden.

      Von der Wucht des Schlags mitgerissen, verlor Herm Lazer das Gleichgewicht und stolperte einen Schritt vor. Josuah Parker, an Roheiten stets desinteressiert, begnügte sich damit, auf die Zehen des Gangsters zu treten.

      Herm Lazer quiekte wenig melodiös auf, fluchte dann gekonnt und bremste sein Stolpern ab. Überraschend schnell drehte er sich um und berannte den Butler erneut. Diesmal beteiligte Lazer auch seine linke Hand am Gefecht. Er geriet nämlich in Wut und sah bereits die ersten rosa Schleier vor seinen Augen.

      Der junge Mann an der Tür beugte sich neugierig vor und ließ seinen Herrn und Meister nicht aus den Augen.

      »Sie ahnen nicht, wie peinlich mir diese Art der Konversation ist«, entschuldigte sich Josuah Parker, bevor er sich abdrückte und Lazers Hieb ins Leere gehen ließ. Um den Gangster nicht zu üppig werden zu lassen, schlug Parker einen trockenen Aufwärtshaken und erwischte Lazer damit am Kinn.

      Der Gangster riß seine Augen weit auf, starrte den Butler erstaunt an und torkelte dann gegen die Wand. Kraftlos fielen seine Arme am Körper herunter. Ein kaum zu hörendes Röcheln entrang sich Herm Lazers Kehle, dann schlossen sich seine Augen und er rutschte im Zeitlupentempo an der schadhaften Wand herunter.

      Der junge Mann an der Tür fühlte sich genau in diesem Augenblick genötigt, etwas für seinen Chef zu tun. Er drückte sich von der Tür ab und lief mit schnellen, katzenhaft leisen Schritten auf den Butler zu. Unterwegs hatte er noch Zeit genug, ein Messer zu ziehen.

      »Ihre Manieren bedürfen ebenfalls einer dringenden Überholung«, tadelte Parker den angreifenden Jüngling. »Sie ahnen ja nicht, was man mit solchen Schneidwaren nicht alles anrichten kann.«

      Der dreiviertelstarke Jüngling ignorierte Parkers Hinweis. Er brannte darauf, des Butlers Gesicht zu zeichnen. Weit holte er aus, um seine Hand samt Messer dann vorzischen zu lassen. Er war vollkommen sicher, genau zu treffen.

      Josuah Parker wich gegen den Tisch zurück. Der Jüngling grinste bereits triumphierend, sah sich als Sieger auf der ganzen Linie. Er warf sich nach vorn und … landete mit dem Bauch auf dem Tisch. Dort, wo Parker gerade noch stand, befand er sich nämlich nicht mehr. Wie ein Fisch auf dem Trockenen zappelte der Nachwuchsgangster mit den Beinen, rutschte auch tatsächlich von der Tischplatte herunter und kam frei. Es war allerdings sein Pech, daß der schwere Aschenbecher aus Steingut nachrutschte und genau auf seinen Hinterkopf fiel. Parker hatte dabei nur wenig nachgeholfen.

      Schlagartig zappelte der jungen Mann nicht mehr. Er rollte sich auf dem harten Boden zusammen und bettete sich zur Ruhe. Sein Gesicht nahm den Ausdruck eines satten und recht friedlichen Säuglings an.

      Josuah Parker hob das Dolchmesser auf, wobei er ein Taschentuch benutzte. Schon allein wegen der Fingerabdrücke, die er besonders schätzte. In der Innentasche, des jungen Mannes fand er zudem noch einen Schlagring, den Parker in den Papierkorb warf.

      Anschließend war Herm Lazer an der Reihe.

      Er stöhnte bereits wieder, kam also wieder zu sich. Doch er konnte es nicht verhindern, daß Parker ihm eine Pistole vom Kaliber 7.65 wegnahm, die in einem Schulterholster steckte. In der Brieftasche Herm Lazers fand Parker dann zu seiner freudigen Genugtuung ein Bündel Schuldscheine, die der Gangster an diesem Tag noch einlösen wollte.

      Der Butler steckte die Scheine ein, zog sich einen schwarzen, altväterlich geschnittenen Covercoat über, setzte sich seine schwarze Melone auf, streifte sich die schwarzen Zwirnhandschuhe über und schritt gemessen zur Tür. Dort nahm er noch seinen Regenschirm aus schwarzer Seide zur Hand, legte ihn sich über den linken Unterarm und verließ die Etage. Als taktvoller Mensch wollte er seinen Gegnern ein peinliches Aufwachen ersparen …!

      *

      Der Steinboden vor der Biertheke war mit Zigarettenstummeln, Asche und sonstigem undefinierbarem Schmutz bedeckt. Vor der Theke lungerten Stromer und Nichtstuer herum. An den wenigen Tischen saßen beutelüsterne Dämchen, die auf spendable Gäste warteten. Es roch nach verschüttetem, schalem Bier, nach Schweiß und billigem Tabak.

      Der abendliche Ansturm der Arbeiter und Angestellten aus dem nahe gelegenen Fabriken und Büros begann normalerweise erst in einer halben Stunde. Die beiden Barkeeper hinter der Theke spülten Gläser und bewachten mit scharfen Augen die Schalen mit den Salzsticks, die auf der Theke standen.

      Joe Harms, der Inhaber dieser gutgehenden Kneipe, in der man sich ungestört, laut und lärmend unterhalten konnte, saß in seinem kleinen Büro rechts von der Theke. Er kaute auf einer kalten Zigarre herum und zählte Banknoten nach. Vor dem Schreibtisch saßen zwei unauffällig gekleidete Männer, die ihm dabei zusahen und lautlos mitzählten.

      »Stimmt«, knautschte Joe Harms seitlich an seiner Zigarre vorbei. »Damit sind die fälligen Gelder wieder zurück, Chris. Hat’s Schwierigkeiten gegeben?«

      »Keine, Joe, sie spurten und zahlten.«

      »Und wie sieht’s bei dir aus, Staff?« Joe Harms wandte sich dem zweiten Mann zu.

      »Auch meine Kunden zahlten sofort. Seitdem wir ein paar Schuldner verprügelten, klappt der Laden wieder.«

      Joe Harms widmete sich wieder den Banknoten und zählte sie durch. Zufrieden nickend packte er sie dann zu den übrigen und sah seine beiden Verleiher erwartungsvoll an.

      »Wie sieht’s mit neuen Krediten aus?« fragte er.

      »Die Leutchen sind doch ziemlich zurückhaltend«, erklärte Chris Pierce und faßte nach seiner Nase, die eine Längsnarbe trug. Sein niedriger Haaransatz und die buschigen Augenbrauen verliehen ihm einen fast tierhaften Ausdruck. Die stark behaarten Handrücken verstärkten diesen Eindruck nur noch.

      »Den Eindruck hab’ ich auch«, meldete sich Staff Weed zu Wort. »Die Prügeleien haben zwar auf die säumigen Zahler gewirkt, aber sie schrecken neue Kunden gleichzeitig ab. So was spricht sich ja immer schnell herum.«

      Staff Weed, gut und gern 50 Jahre alt, glich einem sympathischen, glatzköpfigen Onkel, dem man Böses einfach nicht Zutrauen kann.

      »Ob die Burschen wollen