Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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      Als er allein war, zündete er sich eine Zigarette an, stützte sich ein Kissen unter und wartete auf Glory. Seine Gedanken schlugen Purzelbaum. Er dachte an die Polizei, an Della Sheridan, die er unbedingt noch anrufen mußte, er dachte an diesen Josuah Parker, der ihn schließlich neben dem zerschellten und brennenden Cadillac gesehen haben wollte.

      Fluchend wartete er auf das blinde Mädchen, daß sich sehr viel Zeit ließ. Doch dann hörte er das Öffnen der Tür und die leichten Schritte des Mädchens. Sein Mund war bereits trocken und er spielte mit dem Gedanken, aufzustehen und sich in der Küche Wasser, zu holen.

      »Na endlich …!« rief er ihr knurrig entgegen. »Hast du den Whisky erst noch destillieren müssen …!«

      »Nein, sie mußte uns erst informieren …!« antwortete eine dunkle, harte Männerstimme.

      Forest riß den Kopf herum, wollte aufspringen, fand aber nicht die Kraft dazu. Entsetzt starrte er auf den uniformierten Streifenbeamten, der in der Tür stand und ihn anlächelte.

      »Glory hat gleich am Schritt gehört, daß Sie verwundet sind«, erklärte der Polizeibeamte. »Sic roch das Blut und reimte sich zusammen, daß Sie der gesuchte Gangster sind. Die Nachricht geht nämlich ununterbrochen über die Ortssender.«

      »Dieses kleine Biest …!« fluchte Forest. »Ich hab’ doch gleich geahnt, daß ich der nicht trauen darf …! Aber noch ist nicht alles verloren, mein Junge …!«

      Mit den letzten Worten warf Forest sich unter Mißachtung seiner Schmerzen auf den neben dem Bett stehenden Stuhl und riß seinen Revolver aus dem Holster. Das heißt, er wollte das tun, doch das Futteral war leer.

      Der Polizeibeamte lachte leise auf.

      »Strengen Sie sich nur nicht unnötig an«, mahnte er Forest. »Glory war so nett, die Waffe aus dem Holster zu ziehen.«

      »Aber – aber sie hat das Ding doch gar nicht gesehen …!« Forest war entgeistert.

      »Sie hat’s aber gefühlt, als sie über den Stuhl stolperte«, setzte der Polizist ihm auseinander. »Forest, stecken Sie auf. Sie haben keine Chance mehr …!«

      Da verlor der Gangster die Nerven. Der Schmerz übermannte ihn. Er schluchzte trocken auf und ließ sich in die Kissen zurückfallen. Er wußte, daß zumindest einige Jahre Zuchthaus auf ihn warteten. Er war gescheitert an einem blinden Kind, das er niederträchtig behandelt und verachtet hatte.

      Willenlos ließ er sich die Handschellen anlegen …!

      *

      Das triumphierende und widerliche Lachen Lavrones hing noch in der Luft, als der Gangster Haynes entsetzt aufbrüllte. Dieses Brüllen hing durchaus mit seinem gelandeten Tief schlag zusammen. Er brüllte jedoch nicht aus Begeisterung, sondern aus Schmerz. Er starrte auf seine restlos verstauchten Fingerknöchel und ließ die Tränen des Schmerzes aus den Augen tropfen.

      »Ich hätte Sie warnen sollen«, meinte Parker bedauernd, »ich pflege stets ein handliches Stahlkorsett zu tragen, wenn ich mich mit Gangstern befasse.«

      »Ach nee …«

      Gangster Slim Vrain fühlte sich unnötigerweise veranlaßt, seinerseits in Aktion zu treten und die Schmach seines Partners zu rächen. Er sah den Hals des Butlers vor sich, holte mit der Handkante aus und schlug gekonnt zu.

      Parker mußte das geahnt haben. Im letzten Augenblick nämlich zog er den Hals wie ein Periskop ein. Er verschwand hinter dem frisch gestärkten, weißen Eckkragen.

      Nun brüllte auch Gangster Vrain. Das heißt, er brüllte eigentlich nicht, sondern wimmerte nur wie ein hungriger Säugling. Auch er starrte auf seine völlig demolierte Hand, die vorerst nicht mehr zu verwenden war.

      »Richtig, ich trage ja auch in gewissen Fällen Kragen mit Chromstahleinlagen«, entschuldigte der Butler sich noch einmal. »Sie ahnen nicht, meine Herren, wie wenig ich das bedaure …!«

      Lavrone faßte sich. Er hielt ja noch den schußbereiten Revolver in der Hand. Ohne seine beiden Helfershelfer fühlte er sich einsam und verlassen. Und da Parker den Universal-Regenschirm hob, kam er sich angegriffen vor.

      Herc Lavrone feuerte …!

      Hell peitschte der Schuß auf. Parker taumelte, schwankte und fiel gegen die Wand. Er rutschte zu Boden und blieb unbeweglich liegen.

      Lavrone lachte leise.

      »Na also«, sagte er zu seinen beiden wimmernden Partnern. »Unverwundbar ist der gerade nicht …! Ihr laßt euch eben nur ins Bockshorn jagen, ihr Flaschen …!«

      »Und jetzt?« stöhnte Vrain.

      »Jetzt mach’ ich reinen Tisch«, antwortete Lavrone. »Ich breche alle Brücken ab.«

      »Was soll das heißen?« rief Haynes mißtrauisch. »Lavrone, nimm die Kanone ’runter! Nein … nein … das darfst du doch nicht …! Ahhh …!«

      Lavrone schoß noch einmal.

      Haynes riß die Augen erstaunt auf, stöhnte dumpf und fiel dann wie ein gefällter Baum zu Boden.

      Slim Vrain ahnte, daß er jetzt an der Reihe war. Blitzschnell warf er sich zur Seite, verschwand hinter einem Wandschirm und flüchtete ins Nebenzimmer.

      Lavrone fluchte. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet. Doch er faßte sich wieder sehr schnell. Sollte Vrain doch zum Teufel gehen. Hauptsache, er konnte sich noch rechtzeitig absetzen.

      Dazu fehlte ihm allerdings der Inhalt eines kleinen Wandschranks. Hastig öffnete er ihn, schaufelte Banknoten in seine Taschen und fuhr wie der Blitz herum, als ihm ein Finger auf die Schulter tippte.

      »Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß Sie flüchten wollen«, sagte Parker vorwurfsvoll. »Wollen Sie Ihren Henker enttäuschen, Lavrone? Er wartet schon auf Sie …!«

      »Sie … Sie sind doch tot …!« ächzte der Verbrecher.

      »Aber nein, welche Übertreibung«, gab Parker zurück. »Ich will zugeben, daß selbst das Panzerhemd aus Chromnickelstahl und die schußsichere Nylonweste nicht vollkommen ausreichten, den Aufprall des Geschosses derart zu dämpfen, daß ich stehenbleiben konnte. Doch nach einer kurzfristigen Atempause bin ich nun wieder durchaus in der Lage, für Ihre Verhaftung zu sorgen. Da Ihr Geständnis bereits vorliegt, dürfte es keine Komplikationen geben.«

      In diesem Augenblick rissen Lavrones Nerven. Er konnte einfach nicht mehr. Er schnappte nach Luft wie ein Weihnachtskarpfen, der aus dem Wasser genommen wurde. Er bekam so etwas wie einen mittelschweren Herzklaps und ratschte haltlos in sich zusammen. Parker, höflich wie immer, trat zur Seite, um diesen Fäll nicht ohne Erlaubnis zu stören. Der Boden dröhnte, als der Verbrecher aufschlug.

      »Die Jugend von heute hat eben keine Nerven mehr«, bemerkte Parker mißbilligend. »Ich bin doch sehr gespannt, wie Mr. Vrain reagieren wird.«

      Parker holte seinen vorsintflutlichen Colt aus dem Mantel und zertrümmerte mit seinem Mörser das Türschloß. Er rechnete damit, Vrain könnte zurückschießen, sich mit Zähnen und Klauen verteidigen.

      Doch das Zimmer war leer. Vrain hatte sich durch eines der beiden Fenster abgesetzt.

      »Peinlich, sehr peinlich«, murmelte Parker, »das ist ein Schönheitsfehler, den ich nicht besonders schätze …!«

      Er ging zurück in das Hauptatelier, sah plötzlich, daß die Tür geöffnet wurde und entdeckte Mike Rander, der reichlich erschöpft auf der Bildfläche erschien.

      »Alles in Ordnung?« rief Rander seinem Butler zu. »Ich konnte jetzt erst kommen.«

      »Alles in Ordnung, Sir, bis auf einen Gangster namens Vrain, der mir leider durch einen unglücklichen Zufall entwischen konnte.«

      »Wenn es nur das ist …!« Rander grinste spitzbübisch. »Den können Sie unten vor einem Streifenwagen besichtigen, Parker. Er läßt sich gerade seine zertrümmerte. Hand, verbinden. Ich wette, er hat nicht mit einer Ihrer Stahleinlagen