»Sie machen sich immer lächerlicher, Parker!« Coltax schüttelte den Kopf. »Gut, daß wir unter uns sind, sonst würden Sie sich unsterblich blamieren.«
»Ihr nächster Fehler war, daß Sie Calderhan angeblich nicht kennen wollten. Und das, obwohl Ihre Tochter von ihm einen Salon eingerichtet bekam. Das wollten Sie nicht gewußt haben? Ausgeschlossen! Ihre Tochter hat nämlich niemals abgestritten, daß sie mit Calderhan befreundet war.«
»Weiter, Parker, weiter!« Coltax grinste schon längst nicht mehr.
Er fühlte wohl, daß ihm die Felle wegschwammen.
»Als Calderhan den Bungalow der CIA verließ und sich mit Ihnen in seiner Zweitwohnung über dem Bootsverleih trafen, da ermordeten Sie ihn! Sie hatten erkannt, daß Calderhans Nerven streikten, daß er seine Rolle nicht mehr durchhalten würde. Sie sind übrigens gesehen worden, doch das nur am Rande!«
Parker ging auf seine Behauptung absichtlich nicht näher ein. Er wollte nur so ganz nebenbei ein wenig bluffen.
»Sie veranlaßten Calderhan, den CIA-Agenten Criswood anzurufen. Nach diesem Gespräch brachten sie ihn um. Sie brauchten ihn nicht mehr. Er hätte ja vielleicht die Katze aus dem Sack lassen können. Nach seinen Erlebnissen auf der ›Insel der Haie‹, war Calderhan nämlich nicht mehr in Form. Er brauchte zwei Wochen, um wieder auf die Beine zu kommen. Diese zwei Wochen verbrachte er hier bei Ihnen zusätzlich im Motel. Nämlich vom ersten Tag seiner Ankunft hier in Miami bis zu seinem Auftauchen im City-Hotel! Auch dafür sind Zeugen vorhanden!«
»Angenommen, es stimmt, was Sie da behaupten«, meinte Coltax und lachte grimmig, »was wollen Sie schon groß. Das A-Geschoß ist nach wie vor vorhanden. Ist es nicht gleichgültig, ob ich die Zeituhr zurückstellen lasse oder Calderhan?«
»Haben Sie es bereits getan. In wenigen Minuten ist es soweit. Sie haben noch genau sechs Minuten, um mit Frisco zu telefonieren!«
»Na also!« Coltax lachte plötzlich schallend auf. »Warum haben Sie mir das alles erzählt? Ohne meinen Anruf seid ihr alle geliefert. Calderhan mag schwache Nerven gehabt haben, ich habe sie nicht, darauf können Sie sich verlassen! Mich machen Sie mit Ihren Mätzchen nicht fertig!«
»Sie räumen also ein, daß meine Schilderung richtig gewesen ist?«
»Gut, ich gebe das alles zu! Warum eigentlich nicht? Das Atomei bleibt, Parker! Und ohne mich geht es hoch. Drüben in Frisco!«
»Sind Sie so sicher?« erkundigte sich Parker und warf einen verstohlenen Blick auf seine Uhr, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag.
»Soll ich jetzt anrufen oder nicht?« fauchte Coltax. »Wollen Sie, daß das Ding hochgeht?«
»Natürlich nicht«, erwiderte Parker.
»Dann verschwinden Sie, damit ich ungestört sprechen kann!«
»Wir werden gleich weiterreden«, sagte Parker und beeilte sich, zur Tür zu kommen. Nach seiner Uhr verblieben Coltax noch vier Minuten.
»Falls ich Lust dazu verspüre«, höhnte Coltax.
Parker schloß die Tür hinter sich und blieb in dem kleinen Vorraum stehen. Auf seinem Gesicht war der Anflug eines Schmunzelns zu erkennen. Es konnte sich unmöglich um eine Täuschung handeln.
»So, Sie können wieder reinkommen«, sagte Coltax, in der Tür auftauchend. »Und Sie können sich sofort anhören, welche Bedingungen ich demnächst erfüllt haben möchte! Reichen Sie das an die entsprechenden Stellen weiter!«
»Haben Sie mit Frisco gesprochen?« erkundigte sich Parker.
»Sie können froh sein, daß ich es getan habe«, erwiderte Coltax wütend.
»Dann sind Sie ein Magier, ein Zauberer, ein technisches Wunderkind«, meinte Parker gelassen. »Ich habe nämlich Zeit genug gehabt, den Apparat unbrauchbar zu machen!«
Die Reaktion von Coltax bestand in einem wütenden Aufschrei. Dann riß er eine Pistole aus der Tasche und feuerte auf Parker.
Parker wurde nicht getroffen. Dazu war er einfach zu schnell. Doch als Coltax einen zweiten Schuß anbringen wollte, schlug der Butler mit seinem Universal-Regenschirm zu.
Coltax brüllte auf, als die Waffe aus seiner Hand zu Boden fiel. Er wollte sich mit seinen nackten Fäusten auf den Butler werfen, doch Parker bremste den aufgebrachten und rasenden Mann mit dem bleigefütterten Bambusgriff seines Schirms.
Coltax stöhnte leise auf, sackte in sich zusammen und fiel in einen Bürosessel. Parker griff nach der Waffe, stellte sie sicher und wendete den Telefonapparat herum.
Mit einigen schnellen, geschickten Handgriffen reparierte er den absichtlich hervorgerufenen Fehler. Dann stellte er den Apparat wieder auf den Tisch und rief Criswood an.
Für ihn war der Fall erledigt. Zumal er das Geständnis von Coltax auf dem Miniatur-Tonbandgerät mitgeschnitten hatte!
18.30 Uhr!
Obwohl Coltax nicht mit Frisco gesprochen hatte, war die Kernladung drüben in Frisco nicht hochgegangen. Das stand inzwischen einwandfrei fest.
Criswood war innerhalb weniger Minuten wieder zu einem netten, höflichen Menschen geworden. Rander lächelte nur, wenn er Parker betrachtete. Es wunderte ihn kaum, daß der Butler wieder einmal überlegen durchs Ziel gegangen war.
Coltax befand sich bereits in Haft. Er saß draußen in einem Streifenwagen der Polizei und haderte mit seinem Schicksal.
»Bleibt die letzte Frage!« sagte Criswood. »Wo steckt das vierte A-Geschoß? Es kann sieh ja nicht in Luft aufgelöst haben. Hat Coltax darüber nichts gesagt?«
»Er schweigt sich aus, Sir«, erwiderte der Butler, »er muß wohl erst seiner grenzenlosen Enttäuschung Herr werden.«
»Ich bin erst wieder vollkommen ruhig, wenn dieses verdammte Ding sichergestellt ist. Aber jetzt können wir ja in aller Ruhe in Frisco danach suchen.«
»Warum in Frisco, Sir?« erkundigte sich Parker.
»Wissen Sie etwa, wo dieses Ding sich befindet?«
»Nur hier in Miami, Sir!«
»Wie kommen Sie denn darauf?« Criswood staunte nur noch.
»Weil man mir auf dem Umweg über Coltax zuerst weismachen wollte, daß ein betonschwerer Schrankkoffer nach Frisco transportiert wurde. Wozu dieser Umstand, fragte ich mich? Doch wohl nur, um Spuren zu verwischen und von Miami abzulenken.«
»Tatsächlich, das leuchtet ein, Parker. Aber wo hier in Miami?«
»Sie müßten das Versteck längst erraten haben, Sir.«
Mike Rander hatte bereits begriffen. Schließlich kannte er die Art der Beweisführung seines Butlers.
»Sie meinen?« Criswood getraute sich kaum, seinen Verdacht laut auszusprechen.
»Das sicherste Versteck ist dieses Büro«, sagte der Butler und deutete auf den Fußboden. »Wie ich mich bereits informiert habe, existiert dort ein Heizungskeller mit Öltanks und Brenner. Dort müßte sich das Geschoß befinden.«
»Das, das darf doch wohl nicht wahr sein«, sagte Criswood und griff sich unwillkürlich an den Kopf. »Das darf doch nicht wahr sein!«
»Ich weiß nicht, was Sie gegen solch eine Lösung einzuwenden haben«, meinte Anwalt Rander lächelnd. »An Ihrer Stelle würde ich zumindest mal nach suchen lassen!«
Criswood