Mansfield Park. Джейн Остин. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Джейн Остин
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958496408
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allem mitredet und über alles informiert ist, wenn man weiß, daß sie vor einem Jahr noch kaum imstande war, den Mund aufzutun. Sie, Mr. Bertram, dürften diese Verwandlung öfter beobachtet haben, nicht wahr?»

      «Und ob! Aber das ist nicht fair von Ihnen, ich protestiere! Ich weiß, wo Sie hinauswollen. Sie wollen mich mit Miss Anderson aufziehen.»

      «Ganz und gar nicht. Miss Anderson? Keine Ahnung, wen oder was Sie meinen. Ich tappe völlig im dunkeln. Aber ich werde Sie natürlich mit dem größten Vergnügen aufziehen, wenn Sie mir erklären, um was es sich handelt.»

      «Oh, Sie spielen Ihre Rolle sehr gut, aber so leicht lasse ich mir nichts vormachen! Nein, bei Ihrer Beschreibung einer so jäh verwandelten jungen Dame haben Sie ganz bestimmt Miss Anderson im Auge gehabt! Sie haben sie gar zu präzise geschildert. Es war wirklich genau so. Die Andersons von Baker Street – wir haben noch kürzlich von ihnen gesprochen. Edmund, du hast mich öfter von Charles Anderson sprechen gehört. Die Umstände waren tatsächlich so, wie Miss Crawford sie schildert. Als Anderson mich vor zwei Jahren seiner Familie vorstellte, war seine Schwester noch nicht eingeführt, und ich konnte sie nicht dazu bringen, mit mir zu reden. Ich saß einmal eine ganze Stunde dort, während ich auf Anderson wartete. Außer mir war nur die junge Dame im Zimmer und noch ein oder zwei kleine Mädchen – die Gouvernante war krank oder davongelaufen, und die Mutter hatte irgendwelche Geschäftsbriefe zu erledigen und schaute nur immer auf einen Augenblick herein. Also gut – es war mir einfach nicht möglich, der jungen Dame ein Wort oder einen Blick zu entlocken. Sie preßte die Lippen zusammen und wandte sich mit steinerner Miene von mir ab. Ich sah sie erst nach einem Jahr wieder – da war sie eingeführt. Ich traf sie bei Mrs. Holford und erinnerte mich gar nicht mehr an sie. Sie aber kam geradewegs auf mich zu, begrüßte mich als einen alten Bekannten, brachte mich mit ihren Blicken ganz aus der Contenance und schwatzte und lachte, daß ich nicht wußte, wo ich bleiben sollte. Ich hatte das Gefühl, daß alle im Zimmer sich über mich lustig machten – und Miss Crawford, soviel ist klar, hat von dieser Geschichte gehört.»

      «Nein, aber es ist eine sehr hübsche Geschichte, in der mehr Wahres steckt, als es Miss Anderson Ehre macht. Doch der Fehler ist allgemein verbreitet. Die Mütter haben es offenbar noch nicht ganz heraus, ihre Töchter richtig zu leiten. Ich weiß

      nicht, woran es liegt. Ich maße mir nicht an, die Menschen zu belehren, aber ich sehe, daß sie es oft falsch machen.»

      «Wer der Welt das Beispiel gibt, wie eine echte Dame sich zu benehmen hat», bemerkte Mr. Bertram galant, «trägt am meisten zu ihrer Belehrung bei.»

      «Der Fehler liegt klar zutage», sagte der weniger artige Edmund. «Solche Mädchen sind einfach schlecht erzogen. Man hat ihnen von Anfang an nicht die richtigen Begriffe beigebracht. So oder so ist Eitelkeit ihr einziger Beweggrund. Ihr Benehmen, bevor sie in die Gesellschaft eingeführt sind, verrät ebensowenig echte Bescheidenheit wie nachher.»

      «Ich weiß nicht», erwiderte Miss Crawford zögernd. «Nein, da kann ich Ihnen nicht rechtgeben. Diese falsche Bescheidenheit ist noch das Harmloseste an der ganzen Sache. Viel schlimmer ist es, wenn Mädchen, die nicht eingeführt sind, sich das gleiche Ansehen geben und die gleichen Freiheiten herausnehmen, wie wenn sie schon ein Recht darauf hätten. Das habe ich auch schon gesehen, und es ist einfach widerlich.»

      «Ja, das ist wirklich etwas Lästiges», sagte Mr. Bertram. «Es führt einen irre, man weiß nicht, wie man daran ist. Das schmucklose Hütchen und die sittsame Miene, die Sie so richtig schildern (nichts könnte treffender sein), zeigen einem jungen Mann, was von ihm erwartet wird. Aber wo sie fehlen – letztes Jahr geriet ich da in eine peinliche Lage. Im September, gleich nach meiner Rückkehr aus Westindien, fuhr ich mit meinem Freund Sneyd auf eine Woche nach Ramsgate – Edmund, du hast mich von meinem Freund Sneyd sprechen gehört. Seine Eltern und seine Schwestern, die ich alle noch nicht kannte, waren dort. Na schön, wir kommen ins Albion, und sie sind ausgegangen. Wir gehen ihnen nach und finden sie am Pier, Mrs. Sneyd mit ihren beiden Töchtern und verschiedenen Bekannten. Ich mache in aller Form mein Kompliment, und da Mrs. Sneyd von Herren umringt ist, schließe ich mich einer der Töchter an, weiche den ganzen Heimweg lang nicht von ihrer Seite und versuche nach Kräften, mich angenehm zu machen. Die junge Dame ist ganz unbefangen und scheint ebensogern zu plaudern wie zuzuhören. Ich hatte nicht die geringste Idee, daß ich einen Fauxpas begehen könnte. Die beiden Mädchen sahen ganz gleich aus, beide in hübschen Kleidern mit Schleierhütchen und Sonnenschirm wie jedes andere junge Mädchen. Aber hinterher habe ich erfahren, daß ich meine Aufmerksamkeit an die jüngere Schwester verschwendet hatte, die noch nicht eingeführt war, und damit hatte ich die ältere tödlich beleidigt. Miss Augusta hätte die nächsten sechs Monate lang noch nicht bemerkt werden dürfen, und Miss Sneyd hat mir, glaube ich, niemals vergeben.»

      «Das war wirklich arg. Arme Miss Sneyd! Obwohl ich keine jüngere Schwester habe, fühle ich mit ihr. Vorzeitig übergangen zu werden – das muß sehr ärgerlich sein. Doch es war ausschließlich die Schuld der Mutter. Miss Augusta hätte sich zu ihrer Gouvernante halten müssen. Solche Halbheiten tun nie gut. Aber jetzt müssen Sie meine Neugier betreffs Miss Price befriedigen. Besucht sie Bälle? Ist sie nur zu meiner Schwester gekommen, oder wird sie auch in andere Häuser zum Essen eingeladen?»

      «Nein, ich glaube, sie war noch nie auf einem Ball», erwiderte Edmund. «Meine Mutter geht selten in Gesellschaft und speist niemals auswärts, außer bei Mrs. Grant, und Fanny bleibt mit ihr zu Hause.»

      «Oh, dann ist die Sache ganz klar. Miss Price ist nicht eingeführt.»

       6. Kapitel

      Mr. Bertram reiste ab, und Miss Crawford machte sich darauf gefaßt, eine große Lücke in ihrem Kreis zu finden und ihn bei den jetzt fast täglich stattfindenden Begegnungen der beiden Familien schmerzlich zu vermissen. Als sie kurz nach seiner Abreise alle zum Essen nach Mansfield Park geladen waren, nahm sie ihren gewohnten Platz am unteren Ende der Tafel mit recht melancholischen Erwartungen ein. Sie war sicher, daß die Mahlzeit äußerst langweilig verlaufen würde. Edmund, der an Stelle seines Bruders den Hausherrn spielte, würde im Gegensatz zu diesem nichts zu sagen haben. Er würde die Suppe ganz temperamentlos austeilen, den Wein ohne Lachen und nette Scherze einschenken und die Rehkeule tranchieren, ohne eine einzige lustige Anekdote über einen früheren Wildbraten oder eine unterhaltsame Geschichte über «meinen Freund Soundso» zum besten zu geben. Ihr einziges Amüsement würde wohl darin bestehen, aufzupassen, was am oberen Ende der Tafel vor sich ging, und Mr. Rushworth zu beobachten, der heute zum erstenmal seit dem Eintreffen der Crawfords in Erscheinung trat. Er war bei einem Freund in der benachbarten Grafschaft zu Besuch gewesen, und da dieser Freund kürzlich seine Parkanlagen von einem Fachmann hatte umgestalten lassen, war Mr. Rushworth jetzt ganz von diesem Gegenstand erfüllt und höchst begierig, seine eigene Besitzung auf die gleiche Weise zu verschönern. Obwohl er nicht viel Zweckmäßiges vorbrachte, konnte er von nichts anderem reden. Das Thema war bereits im Salon abgehandelt worden und wurde nun im Eßzimmer wieder aufgegriffen. Mr. Rushworth wünschte offensichtlich vor allem, Miss Bertram dafür zu interessieren und ihre Meinung zu hören; und obwohl sich in ihrer Haltung eher das Bewußtsein ihrer Überlegenheit als Anteilnahme an seinen Bestrebungen verriet, erfüllten sie die Erwähnung von Sotherton Court und die damit zusammenhängenden Aussichten mit einer Selbstzufriedenheit, die sie davor bewahrte, ausgesprochen ungnädig zu wirken.

      «Ich wollte, Sie könnten Compton sehen», sagte Mr. Rushworth. «Es ist wirklich vollkommen. Ich habe nie im Leben eine solche Veränderung gesehen. Ich habe zu Smith gesagt, ich wüßte gar nicht, wo ich wäre. Die jetzige Zufahrt ist etwas Großartiges. Das Haus präsentiert sich ganz überraschend. Ich muß sagen, wie ich gestern nach Sotherton zurückkam, sah es aus wie ein Gefängnis – ein düsteres, altes Gefängnis.»

      «Oh, schämen Sie sich!» rief Mrs. Norris.

      «Wahrhaftig, ein Gefängnis! Sotherton Court ist der vornehmste alte Landsitz der Welt.»

      «Aber es muß verschönert werden, gnädige Frau, es muß unbedingt verschönert werden. Ich habe nie im Leben einen Platz gesehen, der so dringend eine Verschönerung gebraucht hätte. Und es sieht so hoffnungslos aus, daß ich gar nicht weiß,