Zusammenreißen und Auseinanderkleben
5 Einig lass in Brüderchören, Vaterland, dir Treue schwören, |: Vielgeliebtes Österreich! :|
Die Abenteuer des braven Zivildieners G.
6 Zugabe: Dort wo Tirol an Salzburg grenzt
Über das Glück glücklicher Hühner
Und jetzt endlich Weltverbesserung!
7 Zugabe: Es wird schon glei dumpa
Übersprungsliebenswürdigkeit
Es gibt viele große Österreicher. Einer von ihnen war Konrad Lorenz, Vater der Verhaltensforschung und Beschreiber ihrer Phänomene von der Hackordnung übers Revierverhalten bis hin zur Übersprungshandlung, einer Bewegung oder Handlung, die aus einer Konfliktsituation zwischen zwei zuwiderlaufenden Instinkten entsteht. (In manchen Bewegungsabläufen treten gelegentlich fremde Bewegungen scheinbar ohne sinnvollen Bezug zu der gerade gegebenen Situation auf.) Eine solche Übersprungshandlung ist das, was man in Österreich Charme nennt und feiert: Liebenswürdigkeit auf der Basis der Aussichtslosigkeit.
Naturgemäß sind nicht alle Österreicher, auch nicht alle großen Österreicher, ganz automatisch charmant. »Aufwachen in Österreich heißt, in eine stickige Atmosphäre der Geistfeindlichkeit und Gefühlsrohheit hinein aufwachen, in Stumpfsinn und Niedertracht. Zuschauen müssen, wie das primitive Geschäft seine (Österreichs) Oberfläche zerstört und wie an dem gleichen primitiven Geschäft seiner Machthaber seine Tiefe verfault ist, kann nur Entsetzen sein. (...) Der Österreicher findet sich mit jeder Tatsache ab, oder er geht zu Grunde, wenn er dadurch nicht längst zu Grunde gegangen ist, dass er sich abgefunden hat. Ein Volk von Träumern, Lebensdilettanten, ist leicht in die Irre zu führen und auszunützen«, schrieb Thomas Bernhard einmal recht unliebenswürdig (oder sagen wir: mit sprödem Charme) zum österreichischen Nationalfeiertag als Beitrag für eine Anthologie mit dem Titel Glückliches Österreich. Der Text wurde jedoch zurückgezogen, weil der (österreichische) Verleger eine Klage befürchtete: Quod erat demonstrandum.
Knallharte Wahrheiten in einem kleinen Land knallhart auszudrücken, kann man sich nur leisten, wenn man eine tödliche Krankheit,