Michaela strahlte. »So ist es auch, Herr Doktor. Es ist wirklich was passiert, aber was sehr Erfreuliches.«
»Dieser Meinung bin ich auch«, stimmte Dr. Daniel zu. »Es ist immer erfreulich, wenn…«
»Nein, meine psychische Entwicklung meinte ich jetzt gar nicht«, fiel Michaela ihm ins Wort. »Es geht um etwas rein Körperliches… das heißt, so ganz stimmt das auch nicht, aber…« Sie atmete tief durch, und dabei schien es, als wollte sie ihr kleines Geheimnis noch ein wenig auskosten.
»Ich glaube, ich bin schwanger.«
»Wirklich?« Dr. Daniel lächelte voller Herzlichkeit. »Das wäre dann ja die Krönung der Liebe.«
Michaela sah ihn an. »Ja, Herr Doktor, ich glaube, so könnte man es nennen. Die Krönung der Liebe. Und das hat mit Sünde nichts zu tun – ganz im Gegenteil.«
»Genauso ist es, Frau Kraus.« Dr. Daniel stand auf. »So, und jetzt wollen wir sehen, ob Ihr Verdacht richtig ist.«
Der Schwangerschaftstest, den die Sprechstundenhilfe Lena Kaufmann vornahm, war dann auch positiv. Und die anschließende gynäkologische Untersuchung durch Dr. Daniel bestätigte das noch.
»So um den 12. März können Sie mit Ihrem Baby rechnen«, erklärte er, als sich Michaela wieder angekleidet hatte.
Sie strahlte über das ganze Gesicht. »Das ist schön. Wie wird sich Rudi freuen, wenn ich es ihm sage! Und… und das verdanke ich nur Ihnen, Herr Doktor. Ihnen und Hochwürden Wenninger.« Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie noch immer nicht glauben, was in ihrem Körper vor sich gegangen war. »Meine Güte, wenn ich denke, wie lange wir schon versuchen, ein Baby zu bekommen.« Dann wurde sie ernst. »Ich glaube, solange ich die Liebe als Sünde betrachtet habe… solange ich mich schuldig fühlte, wenn ich mit Rudi zusammen war, konnte ich gar nicht schwanger werden. Es klappte erst, als ich offener zu denken begann.«
Dr. Daniel nickte. »Das ist durchaus möglich. Liebe ist nicht nur eine Sache des Körpers, sondern vor allem auch eine Sache des Geistes.«
Michaela lächelte glücklich. »Und Liebe ist keine Sünde – ganz im Gegenteil Sie ist ein Geschenk Gottes.«
– E N D E –
»Herr Doktor, ich glaube, es hat endlich geklappt«, erklärte Patricia Gerhardt und strahlte dabei wie die Sonne.
Dr. Robert Daniel, der wußte, wie sehr sich die junge Frau nach einem Baby sehnte, schenkte ihr ein herzliches Lächeln. »Das wäre ja wirklich erfreulich.«
Patricia nickte eifrig. »Immerhin versuchen wir es seit über zwei Jahren.«
Dr. Daniel erhob sich hinter dem Schreibtisch zu seiner stattlichen Größe.
»Na, dann wollen wir doch mal sehen, ob Ihr Verdacht richtig ist«, meinte er, während er Patricia ins Labor hinüberbegleitete, dann wandte er sich an seine Sprechstundenhilfe. »Frau Kaufmann, nehmen Sie bitte einen Schwangerschaftstest vor.« Er sah Patricia wieder an. »Und nachher kommen Sie bitte zu mir zurück.«
Es dauerte nicht einmal fünf Minuten, bis die junge Frau das Sprechzimmer wieder betrat, und dann wartete sie ungeduldig auf das Ergebnis – obwohl es ja eigentlich nur positiv sein konnte. Die morgendliche Übelkeit, das Spannen der Brüste – das alles konnte doch nur eine Schwangerschaft bedeuten.
Jetzt trat Lena Kaufmann herein und strahlte über das ganze Gesicht.
»Positiv«, verkündete sie, als wäre sie selbst die werdende Mutter.
Patricia lachte glücklich auf. »Endlich! Ich dachte schon, es würde überhaupt nicht mehr klappen!«
Voller Herzlichkeit griff Dr. Daniel nach Patricias Hand und drückte sie sanft. »Ich sagte Ihnen doch, daß Sie nur Geduld haben müssen. So, Frau Gerhardt, und jetzt gehen wir mal nach nebenan. Ich muß Sie natürlich noch untersuchen.«
Während sich Patricia freimachte, berechnete Dr. Daniel schon mal den ungefähren Geburtstermin, dann trat er zum Untersuchungsstuhl. Doch als er die Gebärmutter abtastete, runzelte er besorgt die Stirn. Patricia bemerkte es und erschrak.
»Ist etwas nicht in Ordnung, Herr Doktor?« fragte sie ängstlich.
»Ich weiß nicht«, meinte Dr. Daniel langsam. »Nach meiner Berechnung müßten Sie jetzt etwa in der sechsten Schwangerschaftswoche sein, aber die Gebärmutter scheint sich noch nicht vergrößert zu haben.« Er kehrte zu seinem Schreibtisch zurück, um sich den Schwangerschaftstest noch einmal zu betrachten, doch das Ergebnis war eindeutig positiv.
»Ich werde eine transvaginale Sonographie durchführen«, beschloß Dr. Daniel schließlich, und als er Patricias verständnislosen, aber auch ängstlichen Blick bemerkte, fügte er erklärend hinzu: »Das ist ein Verfahren, bei dem man den Embryo schon ab der vierten Woche sehen kann, was bei der normalen Ultraschalltechnik nicht der Fall ist.« Er rückte mit seinem fahrbaren Stuhl näher. »So, Frau Gerhardt, entspannen Sie sich bitte. Es ist im ersten Moment ein bißchen kalt, aber es tut überhaupt nicht weh.«
Dr. Daniel schaltete den Bildschirm ein und verfolgte dort, was ihm aus Patricias Gebärmutter gesendet wurde. Und dieses Bild bestätigte seinen ersten Verdacht.
»Herr Doktor, was… was ist?« fragte Patricia zögernd, als Dr. Daniel lange schwieg.
Der Arzt antwortete nicht gleich, sondern betrachtete noch einmal sehr genau die grauen Schatten auf dem Monitor, dann stand er auf und bat Patricia, sich wieder anzukleiden.
»Bitte, setzen Sie sich, Frau Gerhardt«, erklärte er, nachdem die junge Frau hinter dem dezent gemusterten Wandschirm hervorgekommen war. »Ich habe leider sehr schlechte Nachrichten.«
Patricia nickte. »Das dachte ich mir schon. Ist es… eine Scheinschwangerschaft?« Sie zuckte die Schultern. »Davon habe ich einmal gehört. Ich glaube, so etwas tritt häufig bei Frauen auf, die sich ganz besonders nach einem Baby sehnen.«
Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Nein, Frau Gerhardt, so einfach ist es leider nicht. Ich fürchte, bei Ihnen liegt eine Eileiterschwangerschaft vor. Das bedeutet, daß sich der Embryo im Eileiter anstatt in der Gebärmutter eingenistet hat. Da Sie bereits in der sechsten Schwangerschaftswoche sind, wird es allmählich gefährlich. Der Embryo kann den Eileiter sprengen.«
Nur mit Mühe konnte Patricia das Zittern ihre Hände unterdrücken. »Was… heißt das?«
Dr. Daniel atmete tief durch. »Das heißt, daß ich Sie sofort in eine Klinik überweisen muß. Sie müssen operiert werden, Frau Gerhardt.«
Patricia erschrak sichtlich. »Aber… kann man den Embryo denn nicht in die Gebärmutter holen? Ich meine… das Baby ist doch da! Sie können es nicht einfach abtreiben!«
Wieder schüttelte Dr. Daniel den Kopf. »Das ist keine Abtreibung, Frau Gerhardt, sondern eine lebenswichtige Operation. Wenn der Embryo den Eileiter sprengt, könnten Sie daran sterben. Und was Ihre vorherige Frage betrifft – leider kann man den Embryo nicht in die Gebärmutter holen. Bei allen Fortschritten, die die Medizin in den vergangenen Jahren gemacht hat… so weit sind wir noch nicht.« Tröstend griff er nach Patricias Händen. »Es tut mir so leid, Frau Gerhardt. Ich weiß ja, wie sehr sie sich nach einem Baby sehnen, aber ich fürchte, wir müssen schnell handeln.«
Tapfer schluckte Patricia die Tränen hinunter. »Und… in welche Klinik überwiesen Sie mich? Ins Kreiskrankenhaus?«
»Nein, natürlich nicht«, wehrte Dr. Daniel sofort ab. »Für solche Operationen halte ich das Kreiskrankenhaus nicht für geeignet. Ich möchte Sie nach München schicken, in die Klinik von Dr. Sommer.« Er stand auf. »Wenn Sie einen Augenblick hier warten,