Afrikanische Mythen und Magie. Leo Frobenius. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Leo Frobenius
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783849615048
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kanische Mythen und Magie

      Afrikanische Mythen und Magie, Leo Frobenius

      Jazzybee Verlag Jürgen Beck

      Loschberg 9

      86450 Altenmünster

      ISBN: 9783849615048

      www.jazzybee-verlag.de

      [email protected]

      Leo Frobenius – Lexikalische Biografie

      Deutscher Ethnologe, geboren am 29. Juni 1873 in Berlin, verstorben am 9. August 1938 in Biganzolo, Italien. Als Sohn des preußischen Offiziers Hermann Frobenius und Enkel des Direktors des Berliner Zoologischen Gartens Heinrich Bodinus aufgewachsen, verbrachte er eine unstete Kindheit, verließ das Gymnasium ohne Abitur und machte eine Kaufmannslehre. Als Autodidakt wandte er sich bereits früh der Völkerkunde zu, war zeitweise Volontär an verschiedenen Museen und gründete 1898 in München sein „Afrika-Archiv“, das er später in Institut für Kulturmorphologie umbenannte. Mit seinem ebenfalls 1898 veröffentlichten Aufsatz über den Ursprung der afrikanischen Kultur begründete er die Kulturkreislehre, die später von Ankermann und Graebner weiter ausgebaut wurde, von der er sich selbst aber wieder abwandte, da sie ihm allzu mechanistisch erschien. Von 1904 bis 1935 unternahm er verschiedene Forschungsexpeditionen nach Afrika (Deutsche Inner-Afrikanische Forschungsexpedition, D.I.A.F.E.), insbesondere nach Togo, Tunesien, Sambia und den Sudan, Kongo und veröffentlichte zahlreiche Werke, darunter auch eine umfangreiche Sammlung von afrikanischen Volkserzählungen. Besonderes Interesse brachte er den erstmals von Heinrich Barth beschriebenen Felsbildern der Sahara entgegen, die er im Sinne des Entdeckers als wichtige Quelle für die Rekonstruktion der afrikanischen Geschichte ansah. Zugleich entwickelte er die Grundzüge seiner „Kulturmorphologie“, die die einzelnen Kulturen als Organismen auffasste, wobei er u.a. von Oswald Spengler beeinflusst war. Zentral ist für seine Theorie der Begriff des „Paideuma“, der „Kulturseele“, den er 1938 auch als Titel für die von ihm gegründete Zeitschrift verwandte. 1925 erwarb die Stadt Frankfurt a. M. die umfangreichen Sammlungen seines Instituts für Kulturmorphologie, mit dem er nach Frankfurt umsiedelte (heute: Frobenius-Institut). 1932 wurde er zum Honorarprofessor an der Frankfurter Universität und 1934 zum Direktor des dortigen Völkermuseums ernannt. Außerdem war er Mitglied der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.

      Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Im Gesamten ist dieser Text zu finden unter http://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Frobenius.

      Afrikanische Mythen und Magie

      Sonnengötter

      Orun, der Gott der Sonne

      Der Sonnengott Orun ist im ganzen Yorubaland eine der Verehrung nach aussterbende Gottheit. Ich erhielt von den Nordyoruben eine Legende, die das deutlich zeigt.

      Viele junge Leute ein und derselben Familie waren einmal gemeinsam auf der Jagd hinter Antilopen her. Sie vermochten aber kein Tier zu erlegen. Sie hatten sonst immer Jagderfolg, indem sie die Antilopen nicht mit Pfeil und Bogen erlegten, sondern mit Holz nach ihnen warfen. An diesem Tage hatten sie keinen Erfolg. Als sie nun wieder durch den Busch strichen, kamen sie auf einen großen freien Platz. Der Platz war kreisrund und er war sauber und reinlich. Es war kein Messer dazu verwendet worden, ihn zu reinigen. Er war aber ganz sauber. In der Mitte war ein großer leuchtender Gegenstand. Dieser strahlte, und als die Menschen das sahen, wurden sie von Furcht gepackt und liefen, so schnell sie konnten, von dannen.

      Die Burschen liefen nach Hause und erzählten ihren Vätern, was sie gesehen hätten. Die aber kamen zusammen, hörten die Burschen an und sagten: "Was das ist, wissen wir nicht. Es muß jemand zum Babalawo gehen." Es ging also ein Vater zum Babalawo und sagte dem alles. Der Babalawo sagte: "Ich habe diese Sache nun gehört und werde das Oquelle werfen." Nachdem der Babalawo das Oquelle geworfen hatte, sagte er: "Ihr alle seid von einer Familie. Ihr seid Oma Orun, ihr seid Kinder Oruns. Eure Alten haben Orun Opfer dargebracht. Ihr aber habt ihm kein Opfer dargebracht. Deshalb ist Orun den Burschen im Busch begegnet und hat sich ihnen so gezeigt. Orun will, daß ihr ihm wieder anhängt. Ihr sollt ihm wieder, wie in alter Zeit, Opfer bringen." Die Leute fragten: "Wie wurde das in alter Zeit gehalten?" Der Babalawo sagte: "Zunächst müßt ihr Asche nehmen. Mit Asche müßt ihr einen großen Kreis streuen. (Es ist das ein Kreis in Bandform, der ungefähr eineinhalb Meter im Durchmesser hat.) In die Mitte des Kreises müßt ihr dann einen kleinen Haufen von Asche tun, und dahinein müßt ihr dann ein Ei werfen und eine große Schnecke setzen. Dann nehmt eine Kolanuß und zerbrecht sie in vier Teile. Einen Teil legt in die Mitte, zu dem Ei und der Schnecke. Die anderen drei Teile werft in den Kreis. Fallen zwei gedeckt (d. h. mit der konvexen Seite nach oben) und eine offen (d. h. mit der konkaven Seite nach oben), so ist das ein gutes Zeichen. In dem Aschenkreis macht dann eurer Opfer wie für Orun."

      Ra, die Herrin der Sonne

      Mai-kaffo, der in alter Zeit Führer aller Büffel war, hatte ein Weib, die hieß Ra oder Ra-a. Ra aber ist die Herrin der Bauna, das ist der Sonne, und darüber gibt es folgende Sage, die die Leute nur sehr ungern erzählten, und zwar gleicherweise ein Kanomann in Ibi und eine Kanofrau in Lokodja:

      In urururalter Zeit, als noch nichts war – als noch kein Mensch war, als noch nichts war –, bestand schon Audu Kaderre, das ist Gott. Audu Kaderre hatte aber einen Gehilfen und Vermittler, das war Biuta Lasuru. Audu Kaderre machte damals alles. Audu Kaderre machte auch die Sonne. Er machte sie so heiß, daß niemand sie haben wollte. Kein Mensch wollte damals Tateki haben. Tateki war nämlich damals noch der Name der Sonne. Niemand nannte sie (oder wagte sie zu nennen) Rana.

      Ra war aber Mai-kaffos Frau. Ra sagte zu Mai-kaffo: "Serki n,bauna! Mein Mann! Ich will Rana nehmen, denn kein anderer Alledjenu (Dämon im Borikult der Haussa) will sie nehmen." Mai-kaffo sagte: "Was sagst du, Ra? Ra! Meine Frau! Kai! Du, eine Frau, willst die Sonne nehmen, die kein Mann nehmen kann, weil Tateki so heiß ist? Du willst das tun!" Ra sagte: "Mai-kaffo! Ja, ich will diese Sache nehmen. Wie willst du, mein Mann, Mai-kaffo, denn auch sonst das Gewitter machen, wenn ich, deine Frau, nicht die Sonne nehme? Wie willst du, mein Mai-kaffo, denn das Gewitter machen, wenn ich nicht die Sonne nehme, die alle Hitze und alles Licht macht und ohne die ein Licht nicht ist? Ich, Ra, will die Sonne nehmen, und nachher wird man sie Rana nennen."

      Die Sonne war aber im Osten. Sie war mit einem weißen Widder zusammen in einer Kiste aus Stein eingeschlossen. Die Kiste aus Stein war unten im Wasser. Die Kiste aus Stein hatte nur eine Öffnung, durch die die Sonne sich entleerte.

      Ra ging nun zu Audu Kaderre und sagte: "Willst du mir Tateki geben?" Audu Kaderre sagte: "Ja, ich will dir die Sonne geben. Du mußt aber wissen, daß du jeden Tag fünfhundert Arbeiter brauchst, die die Sonne am Himmel hinziehen, du mußt das wissen!" Ra sagte: "Audu Kaderre ich danke dir! Audu Kaderre ich danke dir!"

      Ra sagte zu Audu Kaderre:" Nun wird die Sonne Rana heißen. Nun darf jeder sie nennen, wie es Gesetz ist." Ra sagte zu Audu Kaderre: "Du hast mir die Sonne gegeben. Willst du mir gestatten, daß ich die Sonne am Himmel stehen lasse, wenn ich es will?" Audu Kaderre sagte: "Du sollst Macht über die Sonne haben. Tue mit ihr, was du willst." Ra sagte: "Ich danke dir!"

      Ra rief die fünfhundert Männer und sagte: "Zieht nun wieder die Sonne herüber!" Die fünfhundert Leute zogen die Sonne an einem Tau hinauf. Als die Sonne auf der Mitte des Weges war, war sie sehr heiß und verbrannte alles. Denn damals war der Himmel noch ganz nahe bei der Erde. Ra nahm aber ein Tau und die Kiste aus Stein, in der die Sonne eingeschlossen war. Ra fing die Sonne. So wurde denn der Tag sehr kurz. Die Leute schrien. Die Leute sagten: "Wir wollen einen langen Tag haben! Dieser Tag war zu kurz! Gib uns einen längeren Tag!" Die Leute schrien zu Audu Kaderre. Die Leute schrien zu Ra. So wurde der Tag wieder länger.

      Die Sonne heißt aber seit damals Rana, weil sie der Ra gehört. Auch betrachten die Haussa die Sonne deswegen, weil sie der Ra gehört, als Frau und nennen sie Wotsche Rana.

      Die erste Sonnenfinsternis

      Die erste Mutter der Welt war eine große Zauberin (stud). Die erste Mutter der Welt nahm einmal eine Holzschabe mit Wasser, sie schlug mit einer Sichel hinein, so daß Schaum