Butler Parker 109 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740918620
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den Rundlichen, der sich ge-rade aufsetzte und vorsichtig nach seinem Hinterkopf fingerte.

      »Was … Was war denn?« erkundigte sich Dolgan unsicher.

      »Sie haben sich den Kopf am Regal gestoßen«, erklärte Lady Agatha wegwerfend, »aber lassen wir das. Zurück zur Sache! Ich erwarte endlich Ihr Geständnis!«

      »Meine Frau«, stöhnte Bert Dolgan.

      »Soll meine Sekretärin sie holen?«

      »Nein, nur das nicht! Ich sage ja alles!«

      »Keine leeren Versprechungen! Ich warte und höre!«

      »Ja, Madam, ich bin’s gewesen«, gab Bert Dolgan zu.

      »Und was haben Sie sich dabei gedacht, Sie Lümmel?«

      »Eigentlich nichts, Madam.«

      »Seit wann tun Sie das?« Lady Agatha ließ sich nicht mehr vom Thema abbringen. Sie triumphierte inner-lich. Hiermit konnte sie ihrem stets skeptischen Butler wieder mal beweisen, wie gut sie als Kriminalistin war.

      »Wann ich damit angefangen habe, weiß ich nicht mehr genau, Madam«, stöhnte Bert Dolgan und erhob sich vorsichtig. »Es kam eines Tages einfach über mich.«

      »Sie Lümmel!«

      »Ich weiß, daß ich es nicht hätte tun dürfen, Madam.« Er sah beschämt zu Boden.

      »Also, die Einzelheiten«, verlangte Lady Agatha streng.

      »Wie sind Sie denn dahinter gekommen, Madam?«

      »Sie wurden beobachtet.«

      »Daher …« Bert Dolgan ließ den Kopf hängen und schnaufte. »Ich werde es aber nie wieder tun. Ehr-lich!«

      »Was werden Sie nie wieder tun?« Lady Agatha wurde unsicher.

      »Ich werde alles noch heute verbrennen.«

      »Wie war das?« Die Detektivin glaubte eine Ungeheuerlichkeit gehört zu haben.

      »Ich werfe heute noch alles ins Feuer«, wiederholte Bert Dolgan hastig. »Heft für Heft.«

      »Wovon reden Sie eigentlich?« Die resolute Sechzigerin wurde ärgerlich.

      »Die Pornohefte«, antwortete Bert Dolgan. »Das Risiko ist einfach zu groß. Wenn meine Frau das erfährt, bekomme ich einen Riesenkrach.«

      »Ich möchte sie sehen.«

      »Meine Frau?« Er starrte sie entsetzt an.

      »Die Hefte«, schaltete Kathy sich ein, die sich nur mit letzter Mühe vor einem Lachkrampf bewahren konnte.

      »Ich weiß nicht, ob ich die den Damen zeigen darf.«

      »Her damit, Sie Flegel!«

      Bert Dolgan seufzte, bekam einen roten Kopf und bückte sich nach einem überdachten Hundekorb aus Weidengeflecht. Dann holte er eine Sammlung von billigen, ausgiebig bebilderten Pornoheften hervor und zeigte sie.

      »Sie werden mich nicht anzeigen, Madam?« fragte er nervös.

      »Und seit wann hypnotisieren Sie junge Frauen?«

      »Ich … Ich verstehe kein Wort, Madam.«

      »Verstellen Sie sich nicht, Sie Individuum!«

      »Man sollte vielleicht gehen, Mylady«, flüsterte Kathy Porter, um deren Augen sich Lachfalten bildeten. »Das scheint nicht der Mann zu sein, den Sie suchen.«

      »Ich werf’ sie sofort ins Feuer«, sagte Bert Dolgan noch mal, »ich werd’ mich nie wieder damit abgeben.«

      »Sie sind noch mal davongekommen«, raunzte Lady Simpson grimmig. »Daß mir keine Klagen mehr kommen, haben Sie mich verstanden?«

      Während sie ihre Warnung noch ausstieß, marschierte sie bereits zur Tür und maß den grasgrünen Papagei mit einem vernichtenden Blick. Der Vogel zwinkerte nervös mit den Augen und verneigte sich dann am laufenden Band. Auch er schien zu wissen, daß er einem Naturereignis begegnet war.

      »Sehr ärgerlich, das alles«, meinte Lady Simpson, als sie mit Kathy Porter zu Parkers Wagen marschierte. »Ich kann mir schon jetzt vorstellen, wer sich wieder mal überlegen fühlt.«

      »Mister Parker ist ja gar nicht im Wagen«, wunderte sich Kathy. »Ob er vielleicht eine heiße Spur ent-deckt hat, Mylady?«

      »Das will ich nicht hoffen«, antwortete die ältere Dame grimmig. »Das wäre ungerecht, Kindchen!«

      *

      Die Kneipe war gerade geöffnet worden.

      Josuah Parker wunderte sich nicht, daß der hufeisenförmige Tresen des Pub dicht belagert war. Die beiden Barkeeper hatten alle Hände voll zu tun, die alkoholischen Wünsche der Gäste zu befriedigen, die in der Mehrzahl bereits seit gut einer halben Stunde auf die Öffnung gewartet hatten. Nach geheiligter englischer Tradition wurde in diesen Pubs erst am späten Nachmittag ausgeschenkt, zu spät für viele durstige Kehlen.

      Filmores Pub stammte noch aus der guten alten Zeit. Die Wandvertäfelung aus Holz war im Lauf der Jahrzehnte nachgedunkelt und sah fast schwarz aus. Die Sandsteinplatten auf dem Boden wiesen tiefe Tritt-flächen auf, die Decke war niedrig und mit Balkenwerk durchzogen.

      Josuah Parker wußte um seine Wirkung.

      Als er eintrat, wurde es für einen Augenblick ruhig im Pub. Die meisten Gäste drehten sich zu ihm um und musterten ihn neugierig. Er war hier offensichtlich ein Fremdkörper, mit dem man nichts anzufangen wußte.

      Josuah Parker ließ sich an einem Wandtisch nieder und wartete darauf, daß man sich um ihn kümmerte. Er sah durch die neugierigen Gäste hindurch und ignorierte gekonnt deren Interesse.

      Seine Rechnung ging natürlich auf.

      Um einen Fremden, der so gekleidet war wie er, mußte man sich einfach kümmern. Aus dem Hintergrund des Pub kam ein schnauzbärtiger Mann von etwa fünfunddreißig Jahren. Er trug einen dunkelbraunen Sport-anzug.

      »Joe Filmore«, stellte er sich vor. »Kann ich was für Sie tun?«

      »Sie sind der Besitzer dieses bemerkenswerten Etablissements«? fragte der Butler.

      »Mein Vater, ich helfe hier nur aus.« Während Joe Filmore antwortete, maß er den Butler mit aufmerksa-men Augen. Er wußte offensichtlich nicht, was er von diesem Gast halten sollte.

      »Sehr schön.« Parker nickte. »Ich verspüre Appetit auf ein Glas Lagerbier.«

      »Ist das alles?« Joe Filmore schien von der Antwort enttäuscht zu sein.

      »Über andere Dinge können wir vielleicht später reden«, schlug der Butler vor. Parker spürte deutlich, daß er nicht konkreter werden durfte.

      »Warum kommen Sie nicht ’rüber ins Hinterzimmer?« fragte Joe Filmore und deutete mit einer Kopfbe-wegung auf eine Tür, die weit hinten im Raum zu sehen war.

      »Ihrer wirklich freundlichen Einladung möchte ich auf keinen Fall widersprechen.« Parker erhob sich und schritt gemessen auf die Tür zu. Joe Filmore folgte dichtauf und öffnete die Tür, nachdem Parker abwartend zur Seite getreten war.

      Der Raum war klein und niedrig. Gute, alte Möbel standen an den Wänden und schufen eine harmonische Atmosphäre. Nach Unterwelt sah dieser Raum gewiß nicht aus, dennoch spürte Parker immer deutlicher, daß es um zwielichtige Dinge gehen mußte. Joe Filmore schien ihn für eine Art Nachrichtenüberbringer zu halten, den er nur unter vier Augen sprechen wollte.

      »Also, zur Sache«, sagte er prompt, nachdem er die Tür geschlossen hatte.

      »Lassen Sie es mich so ausdrücken«, schickte Parker gemessen voraus und sah sein Gegenüber kühl und distanziert an. »Gewisse Dinge werden zu offensichtlich getrieben.«

      »Wie … Wie soll ich das verstehen?«

      »Man ist aufmerksam geworden«,