Butler Parker 138 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740929053
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Lady Simpson und knallte ihm ihren rechten Ellbogen in die Magenpartie. Daraufhin ging Hunt endgültig zu Boden.

      Die Fotografen arbeiteten auf Hochtouren. Die Freunde des Gangsters schlossen einen engen Ring um ihn und suchten verzweifelt nach der Ursache, die das Unwohlsein ihres Bosses hervorgerufen hatte, doch auf die ältere Dame kamen sie nicht.

      Agatha Simpson hatte sich zurück zu Parker durchgearbeitet und nickte zufrieden. Parkers Gesicht zeigte den leisen Anflug eines amüsierten Lächelns, was normalerweise undenkbar war. Lady Simpson hatte genau das getan, wozu McWarden Lust verspürte.

      George Hunt wurde im Geleitzug aus dem Gerichtssaal geschleppt. Er war inzwischen schon nicht mehr fähig, sich auf den Beinen zu halten. Die Hutnadel der Agatha Simpson hatte es nämlich in sich gehabt. Sie war chemisch präpariert und verursachte neben einem brennenden Schmerz auch eine Art Lähmung des Nervensystems.

      Butler Parker hatte diese recht bösartige Mischung hergestellt und sie zur Präparation der Hutnadel verwendet. In der Hand der Lady wurde diese Ziernadel zu einer beachtlichen Waffe.

      »Was ist denn mit Hunt los?« wunderte sich Chief-Superintendent McWarden, der wieder vor Agatha Simpson und Butler Parker erschien. Er sah die ältere Dame mißtrauisch an.

      »Eine momentane Indisposition, Sir«, sagte Josuah Parker. »Das Glück dürfte, wie Mylady es bereits ausdrückte, Mr. Hunt übermannt haben.«

      »Nur das Glück?« McWarden grinste ein wenig unverschämt.

      »Was sonst, junger Mann?« fuhr sie ihn sofort bissig an. »Sie glauben doch hoffentlich nicht, daß eine Lady Simpson sich an solch einem Subjekt vergreifen könnte, oder?«

      McWarden zog es vor, diese Frage nicht zu beantworten.

      *

      »Das Weib bring’ ich um«, schrie George Hunt, der freigesprochene Gangster. Er saß auf dem Rücksitz eines teuren amerikanischen Wagens und konnte sich endlich wieder einigermaßen bewegen. Die Schmerzen waren jedoch noch vorhanden. Sein Gesäß brannte, als habe er es ohne jede schützende Bekleidung mit Brennnesseln behandelt.

      »Was ist denn überhaupt passiert?« fragte Paul, einer der beiden Leibwächter des Gangsters. Er war, wie sein Begleiter, zirka dreißig Jahre alt. Beide Leibwächter sahen übrigens nicht wie Gangster aus, sondern eher wie gut erzogene Bankangestellte. Sie trugen modische Brillen, die mit Fensterglas versehen waren.

      »Dieses alte Miststück hat mich getreten und gestochen«, beschwerte sich George Hunt.

      »Wann denn?« wollte Artie, der zweite Leibwächter wissen. Er hatte überhaupt nichts mitbekommen.

      »Verdammt, wo habt ihr denn eure Augen gehabt?« schimpfte George Hunt aufgebracht. »Die hätte mich glatt umbringen können.«

      »Von wem reden Sie eigentlich, Chef?« Paul blieb gelassen.

      »Von dieser Lady Simpson«, antwortete Hunt, der sich endlich etwas beruhigte. »Das war die Alte mit dem scheußlichen Hut.«

      »Der wie ein Südwester aussah?« fragte Artie. Er saß am Steuer des Wagens und erinnerte sich jetzt vage.

      »Dieser Lady werde ich es zeigen.« Hunt rieb sich die beiden schmerzenden Schienbeine. »Die wird noch vor mir auf den Knien liegen und um Gnade winseln....«

      »Sollen wir sie fertigmachen, Chef?« erkundigte sich Paul.

      »Natürlich.« Hunt schwelgte in wüsten Rachegedanken. »Ich hatte ja vor, London zu verlassen, aber das ist bereits vergessen. Ich werde mir erst mal diese Simpson vorknöpfen. Du lieber Himmel, sie hat zugetreten wie ’n Pferd.«

      »Aber Sie sind frei, Chef«, sagte Paul.

      »Und können wegen dieser Geschichte nicht noch mal unter Anklage gestellt werden.« Artie lächelte. »Die Sache mit dem Maulwurf hat sich also gelohnt.«

      »Und ein kleines Vermögen gekostet.« Georg Hunt dachte an die horrende Summe, die er für seinen »Freispruch« hatte aus werfen müssen. Jetzt, nachdem er frei war, reute ihn das Geld bereits.

      »Wer ist der Maulwurf eigentlich?« fragte Paul. »Haben Sie ’ne Vorstellung, Chef?«

      »Keine Ahnung.« Hunt zuckte die Achseln. »Da scheint sich irgendein raffiniertes Schlitzohr spezialisiert zu haben.«

      »Könnte es Widcorne sein?« tippte Artie an. »Über den ist die Sache schließlich in Gang gesetzt worden.«

      »Ach was, Widcorne ist nur ’ne Art Briefkasten, der so was weiterreicht.« Hunt schüttelte den Kopf. »Ich wüßte ja auch gern, wer der Maulwurf ist. Der Mann macht ein Vermögen, wenn er so weiterarbeitet.«

      »Wäre das nicht ’ne Sache für uns?« Paul lächelte versonnen.

      »Daran habe ich auch schon gedacht.« Artie lächelte ebenfalls. Es war ein wölfisches Blecken seiner Zähne. Und er sah für Sekunden nicht aus wie ein junger, ehrgeiziger und korrekter Bankbeamter.

      »Könnte nicht schaden, wenn wir uns um den Maulwurf kümmern«, antwortete George Hunt. »Aber erst ist diese Alte an der Reihe. Ich könnte sie erwürgen!«

      »Was für ’ne Lady ist sie denn?« wollte Paul wissen.

      »Stinkreich. Sie hält sich für ’ne Kriminalistin und macht auf Amateurdetektiv«, lautete Hunts Antwort. Schon mal den Namen Parker gehört?«

      »Nee«, erwiderte Artie und schüttelte den Kopf. »Sie vergessen Chef, daß wir aus Liverpool kommen.«

      »Ein Butler und gefährlich?« Pauls Frage klang ungläubig.

      »Wie eine Ladung Nitroglyzerin«, sagte George Hunt. »Und daß er im Gerichtssaal gewesen ist, paßt mir überhaupt nicht. Mich würd’s nicht wundern, wenn er mir bereits auf den Fersen säße.«

      Er wollte sich umwenden und sich vergewissern, doch das schaffte er noch nicht. Paul besorgte das für ihn und schüttelte den Kopf.

      »Dieser Butler fährt ein ehemaliges Taxi. Sieht ganz unauffällig aus«, schärfte Hunt seinem Leibwächter ein.

      »Hinter uns sind jede Menge Taxis, Chef«, erwiderte Paul. »Aber müssen wir denn überhaupt in Ihr Apartment, wenn Sie sich von diesem Butler bedroht fühlen?«

      »Bedroht von einem Butler?« Artie lächelte abfällig.

      »Wir steigen sicherheitshalber erst in ’nem Hotel ab«, sagte Hunt aus einer plötzlichen Eingebung heraus. »Sucht euch was Passendes aus, nicht zu groß, aber auch nicht zu schäbig. Ich werde erst mal für ein paar Tage untertauchen. Ich habe eine Menge zu überlegen.«

      Leibwächter Paul hatte sich längst wieder umgewandt und den kleinen, verbeulten Mini-Cooper übersehen, an dessen Steuer eine Art graue Maus saß. Es handelte sich dabei um eine junge Frau, die eine antiquierte Frisur und eine nicht gerade modische Brille trug.

      *

      Die graue Maus hieß Kathy Porter und war die Gesellschafterin der Lady Agatha Simpson.

      Kathy Porter, eine mehr als gelehrige Schülerin des Butlers, hatte wieder mal geschickt Maske gemacht und führte einen Auftrag aus, um den Parker sie gebeten hatte. Sie sollte herausfinden, wo George Hunt Quartier bezog.

      Sie wußte es inzwischen.

      Ihr kleiner Mini-Cooper stand in einer schmalen Seitenstraße in der Nähe jenes Hotels, das George Hunt betreten hatte. Dieses Hotel befand sich hinter der Waterloo-Station und hatte den Standard der Mittelklasse.

      Kathy Porter hatte gerade ihren Telefonanruf getätigt und Butler Parker informiert. Er kam mit Lady Simpson gerade nach Hause und nahm diese Information entgegen.

      Kathy Porter sah übrigens schon nicht mehr wie eine graue Maus aus.

      Sie trug einen flotten Trenchcoat, der ihre schlanke, geschmeidige Figur zur Geltung brachte, hatte das Haar gelöst und Make-up aufgelegt. Sie wirkte ein wenig keß und sexy, aber alles hielt sich noch durchaus