— Wir haben Tränke der Schwäche hergestellt, sagte Roussin. Pierre öffnete die Tür, und die anderen stießen mich ins Haus.
— Was habt ihr dieses Mal mit mir vor? Soll ich etwa Erde fressen?
— Kann man so sagen. Aber zuerst wirst du ein wenig fliegen.
Als sie mich ins Innere des Lagers stießen, wurde mir sofort alles klar.
Sie hatten ihr Versteck ganz hinten im Lager. Da es mit der Ostmauer verbunden war, konnten sie hier problemlos graben, ohne dabei bemerkt zu werden. Pierres Eltern sind Bergarbeiter. Sie haben bestimmt dafür gesorgt, dass heute kein Arbeiter hier aufkreuzt.
— Was willst du von mir … ? Ich bin nicht …
Ich musste mich wirklich anstrengen, um diese Worte herauszubringen.
Als Pierre sich zu mir umdrehte, waren seine Augen so schwarz wie Obsidian.
— Du bist eine Gefahr für das ganze Dorf, Minus. Du führst uns ins Verderben. Mein Vater weiß es. Ich weiß es. Das muss aufhören.
— Glaubst du wirklich, es wäre besonders klug, die Festung in die Luft zu sprengen? Sehr originell.
— Du bist wirklich nicht besonders clever, was? Heute Abend schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen brauche ich mich nicht mehr um dich zu kümmern. Zum anderen …
Ich wusste schon, was er sagen würde. Es war so klar. Er wollte unbedingt seinen Titel „Held des Dorfes“ wieder zurückhaben. Am Samstag habe ich ihm nämlich die Show gestohlen. Mit diesem TNT wäre er mich los … und auch die Zombies, die versuchen würden, das Dorf zu stürmen. An den Dorfbewohner Minus wird man sich bald nur noch schwach erinnern können … Der brutale Schläger Pierre wird richtig aufräumen und wieder zum Helden werden. Zum Erlöser. Zum Anführer. Sein Plan war gut durchdacht.
— Du bist komplett verrückt!, zischte ich und versuchte verzweifelt, mich zu befreien.
— Verrückt? Sobald ich alle Monster erledigt habe, werde ich der Beste sein! Ich werde sie alle besiegen! Alle! Du wirst schon sehen!
— Er wird gar nichts mehr sehen, höhnte Roc.
Pierre lachte laut auf.
— Stimmt. Wirklich schade, dass du nicht mehr erleben wirst, wie wir das Dorf verändern werden!
— Es ist wirklich traurig, sagte Sap. Er hat so schön gegraben, dann ist alles explodiert, und von Minus ist nur noch Staub geblieben. Herr Bürgermeister, wir haben versucht, ihn aufzuhalten, aber …
Sie hörten nicht auf zu lachen.
Roc ging auf das gelagerte TNT zu.
— Habt ihr das Loch tief genug gegraben?
Ein Loch?
Was für ein Loch?!
— Nehmt ihm die Hacke ab, befahl Roc. Oder nehmt am besten all seine Werkzeuge! Dieser Noob ist ziemlich hinterlistig.
Also nahmen mir Roussin und Sap meine Hacke, die Schaufel und die beiden Äxte ab. Aber als sie den Rest auch noch an sich reißen wollten …
— Beeilt euch!, schrie Pierre. Wir müssen die Mauer wieder schließen und das Redstonekabel ein letztes Mal überprüfen!
Cool. Wenigstens hatte ich meine Kekse noch.
Dann warfen sie mich in das Loch.
— Leb wohl, Kapitän Noob!, schrie Pierre mir hinterher. Ich werde mich während deiner Abwesenheit liebevoll um Alice kümmern.
Und als wäre es nicht schon genug, verschloss Roc die Öffnung des Lochs mit einem Block TNT.
Ich war eingeschlossen. Drei Blöcke unter der Erde. Das erinnerte mich an den Notunterschlupf, den wir in der Schule graben mussten, für den Fall, dass wir außerhalb des Dorfes aufgehalten und es vor Sonnenuntergang nicht zurück ins Dorf schaffen würden. Nur dass ich diesmal von Stein umgeben war und nicht von Erde.
Ich könnte mich mit meinen Händen durch den Stein graben. Aber ich würde Stunden für einen einzigen Block benötigen. Außerdem konnte ich hören, wie sie die Mauer wieder verschlossen, also hatte ich diese Zeit nicht. Wie üblich, musste ich erst mal nachdenken.
Wie kam ich heraus? Auf welchem Weg?
Selbst wenn es mir gelänge, den TNT-Block über mir zu entfernen und aus dem Loch zu klettern … ich wäre immer noch im Inneren der Festung gefangen. Eine weitere Wand würde mich erwarten, die ich dann ohne Werkzeuge … mit meinen Keksen vielleicht? … durchbrechen müsste.
Ich hatte noch Pfeile, Kürbiskuchen, Smaragde, eine Schüssel, einen Eimer mit Wasser, einen Bogen und ein Feuerzeug zur Verfügung … letzteres sollte ich besser nicht verwenden. Es war hoffnungslos, sie würden mich in die Luft jagen, und ich konnte nichts dagegen tun. Ich sollte meinen Wassereimer austrinken und Schluss …
Moment mal!
Ein Eimer mit Wasser?!
Was hatte der alte Lehrer Snark doch gleich gesagt?
Wir haben irgendwann einen ganzen Tag lang alles über Wassereimer eingetrichtert bekommen. Er behauptete, ein Wassereimer sei der beste Gegenstand, den man bei sich haben konnte, besser als ein Obsidianschwert, besser noch als eine Rüstung mit Drachenschuppen aus dem Nether. Ein voller Eimer Wasser kann aus vielen schwierigen Situationen heraushelfen: Man kann mit ihm beispielsweise Lava in Obsidian umwandeln …
Stürze abfedern …
… sich vor Endermen schützen …
… Getreide leichter ernten …
…
… und die Schäden einer Explosion verringern!
Ich leerte den Eimer über meinen Kopf. Wasser strömte nur so an mir herunter. Ich drohte fast zu ersticken, aber hier half mir meine neue Verzauberung! Ein Teil der Mauer stürzte unter den Explosionen ein.
Ich habe etwas abbekommen.
Naja, um ehrlich zu sein …
ich verlor das Bewusstsein.
SAMSTAG
SPÄTER ABEND
Überall Wasser. In einem kleinen Bach kam ich wieder zu mir. Er entsprang der Quelle, die ich selbst geschaffen hatte. Es verschlug mir die Sprache, als ich die Schäden sah, die das Team Pierre angerichtet hatte.
Ein Mensch beugte sich über den zerstörten Teil der Festung:
— Hey, Dorfbewohner! Was treibst du denn dort unten?
Es war Sami, ich habe euch schon von ihm erzählt.
—