Ich verstand gar nichts mehr … Alice war glücklich und Esmeralda traurig. Was war da los?! Wenn das so weitergeht, teleportiert sich Herobrine als nächstes in unser Dorf und bringt allen Milch und Kekse mit.
Ich schwamm zu ihr herüber.
— Was bedrückt dich denn so sehr?
— Ich ärgere mich über mich selbst.
Sie setzte sich an den Beckenrand, ließ die Füße ins Wasser baumeln und sagte:
— Ich habe nachgedacht … und ich kann mir nicht verzeihen.
— Was denn?
— Dass ich weggelaufen bin. Das war schon das zweite Mal.
Die drei anderen schwammen auf uns zu.
— Wir sind doch alle gestern weggelaufen, sagte Alice. Ich auch. Nicht nur du.
— Ja, aber ihr seid zurückgekehrt, flüsterte Esmeralda. Das ist doch seltsam, oder? Wieso bewundern die anderen Schüler mich? … Sie denken, ich sei mutig.
Ich stieg aus dem Wasser und setzte mich neben sie.
— Ich weiß, dass du in der zweiten Schlacht gegen die Zombies weggelaufen bist … Weißt du noch warum?
— Äh … weil ich Angst hatte?
— Aber du bist mit den Eisengolems zurückgekehrt, oder nicht?
— Etwas zu spät …
— Du hast alles richtig gemacht. Und auch während des Kampfes gegen Urkk. Da hast du Verstärkung geholt und sogar die Feuerwerkskörper eingesetzt, die Perce dir gegeben hatte.
Die Kriegsheldin blickte auf.
— Na und? Ich habe Befehlen gehorcht. Super. Was willst du damit sagen?
Ich sah meine Freunde an.
— Nun, ehrlich gesagt … habe ich einfach nur Glück gehabt. Was wäre wohl passiert, wenn der Pilz nicht zufällig dort gestanden hätte, als ich von Urkk gejagt wurde. Da hätte ich ganz schön in der Klemme gesteckt. Oder was wäre geschehen, wenn die Skelette mich gestern tatsächlich umzingelt hätten?
— Ich weiß, worauf du hinaus willst, unterbrach Max mich lächelnd. Ein guter Krieger weiß, wann es Zeit ist, sich davonzustehlen.
Ich nickte.
— Genau. Ich muss langsam aufhören, so ein Hitzkopf zu sein. Eines Tages wird mein Glück mich verlassen und dann wirst du diejenige sein, die mich aus den Schlamassel holt.
— Hoffentlich wird sie es sein, lachte Alice. Aber bei nächster Gelegenheit könntest du auch einmal zur Abwechslung mich retten.
Alle waren froh, als Esmeralda ihre gute Laune wiedergefunden zu haben schien:
— In der ersten Schlacht war ich doch gar nicht so schlecht, oder? Damals hatte ich noch nicht einmal eine vernünftige Waffe. Sara behauptet, sie wäre besser gewesen als ich, aber sie hatte ja auch diesen verzauberten Bogen. Kunststück! Stellt euch vor, ich hätte ihre Ausrüstung gehabt! Hurmmf!
Mastoc seufzte erleichtert.
— Leute, worüber reden wir hier? Wir wollten uns doch e n t s p a n n e n. Kommt, lasst uns „Krieg der Tintenfische“ spielen! Go!!!
— …
— …
— …
— …
— Blubb?
— … Was?
— Äh … das ist doch das Geräusch eines Tintenfischs?
— …
— Das glaube ich jetzt nicht.
— Ich habe es schließlich noch nie gespielt, okay?
— Einen Tintenfisch hast du offensichtlich auch noch nie gesehen! Die machen nicht „Blubb“!
(Tintenfische machen in Wirklichkeit überhaupt keine Geräusche. Darum wird der erste, der etwas von sich gibt, der Tintenfisch … In diesem Fall war es Esmeralda.)
SAMSTAG
ABEND
Nach dem Schwimmen gingen wir shoppen. Ich habe zwar keine guten Schwerter gefunden, habe mir aber die Verzauberung Atmung III gekauft und meine Maske damit verzaubert. (War halt ein Schnäppchen! Dabei habe ich eigentlich gar keine Zeit zum Tauchen.)
Wenn Pierre das nächste Mal versucht, mich im Brunnen unter Wasser zu drücken, wird er eine schöne Überraschung erleben. Ich werde einfach bis auf den Grund abtauchen und in Ruhe ein wenig lesen!
Kurz bevor es dunkel wurde, habe ich Alice nach Hause begleitet.
— Das war toll heute, sagte sie.
— Wir werden noch viel schönere Dinge unternehmen, bevor der Krieg kommt. Du wirst sehen, antwortete ich.
— Das wäre klasse. Wir könnten ja nochmal zusammen einkaufen gehen?
Wir standen noch eine Weile vor ihrem Haus, bis ihr Vater herauskam.
— Bis Montag!, sagte Brio. Wir bieten einen neuen Kurs an, der dir bestimmt gefallen wird.
— Was für einen Kurs?
— Warte ab, antwortete er und lächelte.
Ich nickte ihm zum Abschied zu, verabschiedete mich von Alice und schlenderte gutgelaunt unter dem Sternenhimmel nach Hause.
Die Straßen waren so gut wie leer. Sie sind zurzeit nicht besonders sicher, auch tagsüber nicht. Sogar mitten im Dorf scheint es unsicher zu sein. Kaum jemand hält sich nach Sonnenuntergang draußen auf. Die Türen sind aus Eisen und zugesperrt, sämtliche Fenster vergittert.
Dennoch lief mir noch jemand über den Weg. Vier Gestalten, um genau zu sein. Ja, „Gestalten“ passt schon.
— Du solltest so spät nicht mehr draußen sein, sagte Pierre.
— Genau, sagte Roussin. Es ist gefährlich hier.
Roc packte mich an einer Schulter, Sap an der anderen. Natürlich versuchte ich, mich zu befreien, aber sie waren zu stark.
War mir aber ziemlich egal. Was sollte schon passieren? Ich sage etwas Nettes zu Pierre, der ist voll genervt, und sie werfen mich in den Brunnen. Das ist ja mittlerweile schon Gewohnheit und passt doch ausgezeichnet, findet ihr nicht? Ich kann es ohnehin kaum erwarten, meine verbesserte Maske auszuprobieren. Vielleicht habe ich mich auch aus diesem Grund nicht sonderlich gewehrt. Ich freute mich schon auf Pierres blödes Gesicht. Ich hatte die Szene genau vor Augen und stellte sie mir so vor: Sie werfen mich in den Brunnen, aber ich schwimme bis auf den Grund. Einige Minuten später tauche ich wieder auf und erzähle ihnen, wie cool es dort unten ist. Wirklich sehr gemütlich und entspannend! Dann tauche ich wieder ab. Wow!
Ein perfekter Plan, oder? Ein Plan mit Abnervgarantie! Das wäre genial gewesen … hätten sie mich denn nur in den Brunnen geworfen.
Aber leider WAR ABSOLUT KEIN BRUNNEN DA!
Stattdessen führten sie mich in einen abgelegenen Winkel in der Nähe der Ostmauer. Hier wohnte niemand. Außerdem war es mittlerweile schon dunkel, und bis auf ein paar Wachen war eh niemand mehr da.
Wir hielten vor dem Lagerhaus an, einem Erd- und Steinlager, um genau zu