28 Χάος von χαίνειν vgl. die Kluft der Klüfte, gap ginnûnga, der nordischen Mythologie, Grimm D. M. 525.
29 Vgl. Hesiod th. 700. 814, Arist. Nub. 424 τὸ Χάος τουτὶ καὶ τὰς νεφέλας, 626 μὰ τὸ Χάος μὰ τὸν ἀέρα, Av. 192, Eurip. Ibyc. Bacchyl. b. Schoemann l. c. p. 68. 69, auch Benfey Z. f. vgl. Spr. 8, 187–206, welcher Parallelen der indischen Sprache und Vorstellung nachweist. Die rudis indigestaque moles Ovids gehört der späteren Auffassung.
30 th. 117 πάντων ἕδος ἀσφαλὲς αἰεὶ ἀϑανάτων, οἳ ἔχουσι κάρη ϑιφόεντος Ὀλύμπου Τάρταρά τ’ ἠερόεντα μυχῶ χϑονὸς εὐρυοδείης. Ich folge der Erklärung Schoemanns p. 66, 7 u. 442, welcher Τάρταρα mit ἔχουσι verbindet und nur drei Principien annimmt, Chaos Erde und Eros. Gewöhnlich nimmt man Τάρταρα für den Nominativ, also als viertes Princip. Doch ist er wesentlich unschöpferisch und nichts weiter als eine natürliche Ausscheidung des Raums unter der Erde, also das Chaos als unterirdischer Abgrund, Hes. th. 740.
31 Οὐρανὸν ἀστερόενϑ’, ἵνα μιν περὶ πάντα καλύπτοι. Also der Sternenhimmel als Gewölbe über der Erde, dieser gleichartig (ἶσος), weil er eben so fest und unvergänglich ist. Das Wort Οὐρανὸς entspricht dem indischen Varunas von Skr. var d. i. decken, wie unser Himmel von hima d. i. decken, umhüllen, bekleiden. Obgleich der indische Varunas mit der Zeit zum Wassergotte geworden ist, ohne Zweifel weil der Himmel für das Princip aller Befruchtung gehalten wurde, wie der griechische Uranos aus demselben Grunde der Gemahl der Erde ist.
32 Pind. N. 6, 3 ὁ δὲ χάλκεος ἀσφαλὲς αἰὲν ἕδος μένει οὐρανός.
33 Virg. Ge. 4, 317 aque Chao densos divom numarabat amores.
34 Schoemann Opusc. 2 p. 60–92.
35 Auch in den Orphischen und Bacchischen Mysterien, s. Plut. Symp. 2, 3, 10–12, Macrob. 7, 16, 8. Im Orient läßt es sich bei den Indern, den Persern, den Phoeniciern u. s. nachweisen. Vgl. auch Varro b. Prob. V. Ecl. 6, 31.
2. Von den Titanen und der Titanomachie.
Diese Dichtung bildete wahrscheinlich den ältesten Kern der gesammten theogonischen Dichtung, daher sie auch in allen Formen derselben wiederkehrt, bei Homer, Hesiod, in der Orphischen Theogonie und bei Pherekydes. Aber eben dieses hohe Alterthum macht sie in manchen Zügen schwer verständlich, zumal da die Ueberlieferung bei Hesiod eine in mehr als einer Hinsicht mangelhafte und veränderte ist. Zu Grunde liegen theils bestimmte Naturbeobachtungen theils eine Art von ältester Philosophie und Theologie. Jene führten zur Wahrnehmung gewaltiger Naturkrisen, besonders vulkanischer, wie Griechenland und seine Inseln und Kleinasien denn in alter Zeit offenbar ein Schauplatz der gewaltigsten Ausbrüche vulkanischer Kraft und ebenso gewaltiger Erdbeben gewesen sind. Diese nahm ihren Ausgang von der Reflexion daß zwischen jenen ersten Naturanfängen und der vollendeten Ordnung des Zeus und der Olympier eine mittlere Stufe der Weltbildung gelegen haben müsse, wo geistigere Kräfte als jene elementaren geherrscht hätten, aber weniger vollendete als die Olympier. Indem nun diese letzteren auftreten, fügen sich einige von den älteren Weltkräften willig, andere aber widerstreben der bessern Ordnung in wilder Empörung, wobei eben jene Naturbeobachtung zur bildlichen Dichtung anleitete, aber auch der tiefbegründete Erfahrungssatz daß das Vollkommene sich immer nur auf Unkosten des weniger Vollkommenen geltend machen kann und daß alle höhere Ordnung das Resultat des Streites widerstrebender Kräfte ist. Die Titanen sind also nicht blos weltbildende Mächte, sondern sie sind zugleich die Urheber des Hasses und Streites in der Welt, indem sie sich zuerst gegen ihren eigenen Vater, dann gegen Zeus empören. Ja die älteste Dichtung scheint vorzugsweise diese Bedeutung des Widerspruchs und des Kampfes gegen die bessere Ordnung der Dinge an ihnen hervorgehoben zu haben (Ilias 8, 478 ff.; 14, 200 ff., 270ff.; 15, 224), wovon die Folge gewesen ist daß sich auch die Bedeutung ihres Namens und des Titanischen überhaupt bis auf unsere Zeit überwiegend in diesem Sinne festgestellt hat36.
Auch bei der Art und Stufenfolge, wie die höchste Macht des Himmels in drei verschiedenen Personen nach einander auftritt, liegt sowohl Reflexion als Naturbeobachtung zu Grunde. Uranos ist nehmlich der Himmel als Gatte der Erde d. h. in ausschließlich kosmogonischer Bedeutung, also die die Erde mit Wärme und Naß durchdringende Zeugungskraft des Himmels, durch welche die schöpferischen Kräfte der Erde erregt werden. Kronos, den man in Griechenland hin und wieder als einen Gott der Erndte und der Erndtelust feierte, scheint derselbe Himmelsgott, aber in der Bedeutung des Reifenden, Zeitigenden, Vollendenden zu sein. Endlich Zeus, dessen Name den lichten Himmel bedeutet, ist der wahre und alte National- und Cultusgott alles himmlischen Segens und aller himmlischen Herrschaft, durch welchen und unter welchem der Kosmos erst zu seiner jetzigen auf Recht und Weisheit beruhenden Ordnung gediehen ist. Wahrscheinlich sind, wie die älteren Götter überhaupt aus dem Cultus der jüngeren, so auch Uranos und Kronos erst aus dem Culte des Zeus abstrahirt worden.
Wie jene Zeugungslust und Zeugungskraft des Uranos zu verstehen ist verräth Aeschylos, wenn er in einem schönen Fragmente seiner Danaiden (Athen. 13, 74) die Aphrodite sagen läßt, um ihre Macht über die ganze Natur wie sie sich im Frühlinge offenbare zu schildern:
ἐρᾷ μὲν ἁγνὸς οὐρανὸς τρῶσαι χϑόνα,
ἔρως δὲ γαῖαν λαμβάνει γάμου τυχεῖν·
ὄμβρος δ’ ἀπ’ εὐνάεντος οὐρανοῦ πεσὼν
ἔκυσε γαῖαν· ἣ δὲ τίκτεται βροτοῖς
μήλων τε βοσκὰς καὶ βίον δημήτριον,
δενδρῶτις ὥρα δ’ ἐκ νοτίζοντος γάμου
τέλειός ἐστι· τῶν δ’ ἐγὼ παραίτιος37.
Damals aber in jener ersten Weltperiode, wo alle Kräfte der Natur noch mit der frischen Gewalt der Jugend wirkten, wo der neue Trieb des Eros sie alle ergriffen hatte und vor allen Himmel und Erde, da war auch dieser Frühling der Liebe38 und diese Lust des Frühlings eine ewige und unersättliche, so daß die ununterbrochenen Ergüsse des Himmels die Geburtskraft