Der exzellente Butler Parker 17 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Der exzellente Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740946197
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nach, fegte mit der rechten, schwarz behandschuhten Hand einige Münzstapel weit in die Spielhalle und nahm zur Kenntnis, daß die Besucher sich durchaus munter und gezielt auf diesen unverhofften Gewinn stürzten.

      Für Ablenkung war also gesorgt.

      *

      Der schmale Mann reagierte mit Spätzündung.

      Als er in ein Seitenfach seiner Kassenbox greifen wollte, hatte er bereits keine Chance mehr. Parker benutzte die Spitze seines Schirmes dazu, die Oberarmmuskulatur zu paralysieren.

      Der Mann stöhnte verhalten und war nicht mehr in der Lage, die Hand aus dem Seitenfach zu ziehen. Der Butler ging um die verglaste Box herum, betrat sie von der rückwärtigen Seite aus und fand im Fach eine Pistole, die er natürlich an sich nahm.

      »Sie sollten dies alles nicht unnötig ernst nehmen«, schlug er dem hechelnden Mann vor. »Dies ist natürlich kein Überfall, wie man Ihnen versichern darf.«

      »Dafür ... dafür ziehen wir euch das Fell ab«, nuschelte der Schmale und hielt sich den paralysierten Arm. »Dafür landet ihr im Hospital.«

      »Würden Sie Mylady freundlicherweise ins Büro geleiten?« fragte der Butler.

      »Einen Dreck werde ich tun«, schnaufte der Schmale. Dann entdeckte er die Hutnadel in Myladys Hand und wurde anderen Sinnes. Er schob sich von seinem Drehsitz herunter und schielte nach der langen Nadel. Angst stand in seinen Augen.

      »Nicht doch«, stammelte er beschwörend, »nicht doch ...«

      »Was denn nun?« herrschte Mylady ihn an. »Nicht oder doch? Entscheiden Sie sich endlich!«

      »Nein, nein, nicht stechen... Machen Sie keinen Unsinn, Lady! – Passen Sie auf!«

      »Zum Büro«, grollte sie, »aber ein bißchen plötzlich. Eine Lady Simpson läßt man nicht warten.«

      »Okay, okay«, kam die Antwort. »Nehmen Sie aber das verdammte Ding da weg.«

      Er trippelte mit kurzen, schnellen Schritten zur Tür im Hintergrund, die von einem schweren Vorhang nur halb verdeckt war. Dann blieb er stehen und schüttelte den Kopf.

      »Die is’ zu«, sagte er gespielt erstaunt.

      »Dann sorgen Sie freundlicherweise dafür, daß sie geöffnet wird«, gab Josuah Parker zurück.

      »Meine Geduld hat sich erschöpft«, kündigte die ältere Dame leicht gereizt an. Daraufhin pochte der Schmale in bestimmtem Rhythmus gegen das Türblatt und sog scharf die Luft ein.

      »Haut ab«, meinte er beschwörend, »noch könnt ihr ...«

      Die Tür wurde spaltbreit geöffnet.

      Josuah Parker trat höflich zur Seite, als Agatha Simpson ihre Fülle einsetzte. Daraufhin schwang die Tür fast explosionsartig nach innen und gab den Weg frei. Parker hörte im gleichen Moment einen dumpfen Schrei hinter dem wegklappenden Türblatt.

      Er dirigierte den Schmalen in den Raum hinter der Tür und hielt Ausschau nach der Person, die offensichtlich vom Türblatt gegen die Wand geschmettert worden war. Er entdeckte einen mittelgroßen, rundlichen Mann, der sich die bereits leicht blutende Nase hielt und einen auch sonst leicht zerknautschten Eindruck machte.

      »Sie sollten sich Mylady vorstellen«, erinnerte der Butler ihn.

      »Verdammt, wer sind Sie?« näselte der Mann.

      »Sie haben die Ehre und den Vorzug, Lady Simpson einige Fragen beantworten zu dürfen«, erwiderte Josuah Parker. »Und wer sind Sie?«

      »Les Ranners«, kam die fast automatische Antwort. »Und wenn ihr hier kassieren wollt, Leute, dann werdet ihr eures Lebens nicht mehr froh!«

      »Reden Sie gefälligst keinen Unsinn, junger Mann«, herrschte Lady Agatha ihn an. »Sie werden mir jetzt meinen Gewinn umwechseln und anschließend einige Fragen beantworten, die Mister Parker Ihnen stellen wird. Worauf warten Sie noch? Brauchen Sie eine schriftliche Einladung?«

      Er verzichtete darauf.

      *

      »Sie sind der Eigentümer dieser Spielhalle?« wollte Parker wissen, während Lady Agatha sich daran machte, die Geldmünzen gegen reichlich vorhandene Banknoten zu tauschen.

      »Klar«, näselte Ranners und behandelte seine lädierte Nase mit einem Taschentuch.

      »Mylady geht davon aus, daß Sie einem Ring angehören, der von einem gewissen Kleeblatt geleitet wird.«

      »Kleeblatt? Nie von gehört«, behauptete Les Ranners umgehend und etwas zu schnell.

      »Sie haben etwas gegen Gewinner, Mister Ranners?«

      »Wieso denn das?« Ranners erholte sich deutlich. Er beobachtete die ältere Dame, die liebevoll und mit Hingabe Banknoten zählte.

      »Warum hätten Sie sonst Lady Simpson und meine Wenigkeit belästigen lassen, nachdem man einen Hauptgewinn machte?«

      »Mann, haben Sie überhaupt eine Ahnung, was hier los ist?« rechtfertigte Ranners sich wütend und warf einen prüfenden Blick auf sein Taschentuch. Es wies aus, daß seine Nase sich beruhigt hatte.

      »Mylady erwartet diesbezüglich einen näheren Hinweis, Mister Ranners.«

      »Hier wird abgeräumt, daß wir mit dem Nachfüllen kaum noch nachkommen«, beschwerte sich Ranners wütend und blickte wieder zu Mylady hinüber, die noch immer intensiv wechselte und tauschte.

      »Ihre Gäste gewinnen demnach also überproportional oft, Mister Ranners?«

      »Weil die an den Automaten herumbasteln und mit miesen Tricks arbeiten«, regte Ranners sich auf. »Da sind Spezialisten unterwegs.«

      »Ging Ihre Saal wache davon aus, daß Mylady und meine Wenigkeit den Gewinn manipuliert haben?«

      »Ich hab’ Anweisung gegeben, jeden Gewinner erst mal zu mir ’reinzubringen. Und dann mach’ ich mir ’n Bild von den Leuten. Und wenn die dann in Ordnung sind, können sie mit ihrem Gewinn abhauen.«

      »Zur Unterstützung Ihrer jeweiligen Einladungen zeigen Ihre Angestellten Schneidwaren und Schußwaffen, nicht wahr?«

      »Dazu sind die nicht berechtigt. Und wenn die’s getan haben, dann werd’ ich sie zusammenstauchen.«

      »So, das dürfte in etwa stimmen«, ließ die passionierte Detektivin sich vom Wandtisch her vernehmen, auf dem sie ihr Wechselgeschäft getätigt hatte. Sie nickte Les Ranners wohlwollend zu. »Ich habe Sie mit einem Schmerzensgeld belegt. Eine hilflose Frau wie ich ist schließlich fast zu Tode erschreckt worden.«

      »Moment mal, Lady, das geht aber nicht«, protestierte Ranners.

      »Sie haben doch gerade gesehen, wie leicht das ging, junger Mann«, antwortete Agatha Simpson. »Das Ganze ist nur eine Frage des Willens. Und nun will ich etwas über Ihre Hintermänner erfahren. Wie heißen Sie noch, Mister Parker? Schlüsselblume, nicht wahr?«

      »Kleeblatt, Mylady«, korrigierte der Butler in seiner unnachahmlich höflichen Weise, um sich dann wieder Ranners zuzuwenden. »Sie sollten die Frage möglichst schnell und umfassend beantworten.«

      Der Schmale, der sich bisher sehr schweigsam gegeben hatte, hüstelte warnend. Er warf Ranners einen schnellen Blick zu.

      »Ich kenn’ kein Kleeblatt«, wiederholte der Eigentümer der Spielhalle erneut. »Da muß Ihnen irgendwer was aufgebunden haben.«

      »Das alles ist doch nur ein Mißverständnis«, schaltete der Schmale sich ein. »Haben Sie etwa angenommen, wir hätten Ihnen den Hauptgewinn abgenommen? Das Gespräch war nur eine Vorsichtsmaßnahme.«

      »Mylady wünscht zu erfahren, auf welche Art und Weise die bereits erwähnten Spezialisten die Automaten manipulieren«, sagte Josuah Parker. »Sie werden ja bereits entsprechende Kenntnisse erworben haben.«

      »Das wissen wir auch nicht«, kam die glaubhafte Antwort. »Irgendwie