Bettina Fahrenbach Staffel 6 – Liebesroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Bettina Fahrenbach Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740934880
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jetzt habe ich auf jeden Fall mehr Freizeit … Andererseits weiß ich nicht, ob der Konzern die Niederlassung in Kanada auf Dauer halten wird. Dann wäre das hier auch zu Ende, so oder so. Nun gut, ich bin nicht mit einer Firma verheiratet. Ich müsste mir dann hier etwas anderes suchen, dabei aber auch erhebliche Abstriche machen müssen, sowohl was Urlaub als auch Geld anbelangt.«

      »Ach Gott, Holger, da hast du wirklich eine Menge zu überlegen. Was soll ich dir dazu sagen? Beides hat etwas für sich. Und wenn Irina keine Probleme macht … Dieser Vorstandsjob ist eine riesige Chance, ich weiß nicht, ob man so etwas an sich vorübergehen lassen kann. Das bietet sich wahrscheinlich nur einmal im Leben. Andersherum hast du schon recht – Geld ist nicht alles, das ist ja auch meine Einstellung, wie du weißt …, schwierig, schwierig. Bis wann

      musst du dich denn entscheiden?«

      »Innerhalb der nächsten vier Wochen. Mein Oberboss, der unbedingt will, dass ich in den Vorstand komme, ist im Urlaub. Danach will er aber meine Entscheidung hören.«

      »Armer Holger«, sagte Bettina, »auf der einen Seite ist es zwar gut, dass du ein bisschen Zeit hast, es dir zu überlegen. Andererseits kann es auch zermürbend sein, vier lange Wochen das Für und Wider abzuwägen.«

      »Du sagst es«, bemerkte er. »Man kann es drehen und wenden wie man will. Ich hatte jetzt wirklich gehofft, auch wenn das natürlich töricht ist, von dir käme der entscheidende Hinweis.«

      »Holger, ich freue mich zwar, dass du mir zutraust, dir in einer so wichtigen Angelegenheit zu helfen, aber das überfordert mich wirklich. Ich glaube, du musst es auch nicht zerreden, sondern deine Entscheidung für dich allein treffen. Ernste Schwierigkeiten macht dir niemand, Irina, die einzig Leidtragende macht mit, das ist doch schon mal die halbe Miete. Frag du dich, ob du diesen Job machen willst, und ich kenne dich gut genug um zu wissen, dass das Geld dabei nicht den Ausschlag geben wird. Du musst arbeiten, die Brötchen für deine Familie verdienen, das solltest du in einem Job machen, der dich erfüllt.«

      »Ja, das stimmt, Bettina. Ich werde noch mal in mich gehen, aber jetzt haben wir erst mal deine Hochzeit vor uns. Weißt du, ich freue mich so sehr für dich. Du hast es verdient, glücklich zu werden. Man kann nicht immer nur für andere da sein. Grit hat auch bei uns angerufen und lange mit den Kindern gesprochen. Ich bin froh, dass sie ihren Hass auf Irina aufgegeben hat und auch den Kindern gegenüber wieder fast wie früher ist. Dieser Franzose scheint ihr gutzutun, er hat einen positiven Einfluss auf sie. Ist es zwischen den beiden etwas Ernstes?«

      »Ich weiß es nicht, Holger, ich glaube eher nicht. Grit leidet unter eurer Trennung.«

      »Wie bitte?«, fragte er. »Ich glaub, da habe ich mich verhört. Sie war es doch, die mich betrogen hat, sie hat die Kinder abgeschoben und wollte die Scheidung, um für ihren Gigolo frei zu sein. Was soll das denn jetzt?«

      »Sie ist halt zur Vernunft gekommen und weiß, was sie verloren hat. Dieser Robertino war eine Eintagsfliege, der sie ausgenommen hat wie eine Weihnachtsgans. Und jetzt sitzt er wie eine Made im Speck bei einer anderen, die noch mehr Geld hat.«

      »Wie konnte Grit nur auf so einen Mann hereinfallen, sie war doch immer eine so vernünftige Person. Was ist bloß in sie gefahren? Auch diese Schönheitsoperationen hätte sie doch überhaupt nicht nötig gehabt. Sie sah auf jeden Fall vorher hübscher aus, da war sie natürlich und nicht so ein Kunstgebilde, dem man ansieht, dass nachgeholfen wurde. Diese Frauen sehen doch alle gleich aus, schmale Näschen, aufgepolsterte Lippen, aufgespritzte Wangen und diese törichten aufgerissenen Augen … Warum hat sie das gemacht?«

      »Sie konnte nicht damit umgehen, auf einmal reiche Erbin zu sein.«

      »Bettina, ich bitte dich. Als wir heirateten, war ich vermögend von Haus aus, und ich habe immer sehr gut verdient. Sie hat sich während unserer Ehe kaufen können was sie wollte.«

      »Nun, da kam Monas Einfluss hinzu, die ist doch, was Schönheits­operationen angeht, der reinste Junkie.«

      »Ach Gott, Mona, was macht die eigentlich? Hast du von der noch mal was gehört?«

      »Seit sie von Frieder geschieden ist, nicht mehr. Aber um Mona müssen wir uns keine Sorgen machen. Die hat vor der Scheidung schon reichlich Geld ins Ausland gebracht, während Frieder mit seiner jungen Gespielin herumgemacht hat. Und die Villa ist auch zu einem stattlichen Preis verkauft worden, von dem sie die Hälfte eingestrichen hat. Ich glaub nicht, dass wir von ihr noch mal was hören werden. Bei Frieder ist nichts mehr zu holen, und sie und ich waren keine Freundinnen, unsere Welten waren einfach zu verschieden.«

      »Ach, Bettina, wenn ich daran denke, wie sich alles verändert hat, was aus deinen Geschwistern geworden ist. Nur du bist dir immer treu geblieben. Du bist halt eine echte Fahrenbach.«

      »Darum bin ich auch sehr froh, Holger.«

      Inge steckte den Kopf zur Tür herein.

      »Bettina, entschuldige, die Herren der Firma Holzke sind da. Sie warten im Konferenzzimmer.«

      Sie nickte Inge zu, dann sprach sie wieder mit ihrem Schwager.

      »Du, Holger, wir müssen das Gespräch jetzt leider beenden, ich habe Geschäftsbesuch, der wichtig ist.«

      »Klar, kein Problem, für den Moment ist ja auch alles gesagt. Wenn du irgendwelche Ideen hast, ruf mich bitte an, wenngleich es schon stimmt, dass ich selbst eine Entscheidung treffen muss.«

      »Grüß bitte die Kinder, Holger und Irina … Wenn du dich entscheiden solltest, wieder nach Deutschland zu ziehen, wäre es wohl angebracht, ich käme vorher noch mal nach Vancouver, solange ihr da noch wohnt.«

      »Liebe Schwägerin, dein Besuch ist so oder so längst überfällig. Vancouver ist wirklich ein Traum, und ich weiß, dass es dir hier gefallen wird. Du weißt doch, wie begeistert unsere Leni war.

      Für viele Menschen ist Vancouver ein Ort der Sehnsucht, da gibt es einmal diese Traumlage zwischen Gebirge und dem pazifischen Ozean, es gibt viele kleine trendige Viertel. Stell es dir wie ein kleines New York vor, aber ohne diese Geldbesessenheit und mit sehr viel weniger Lärm. Die Menschen sind sehr freundlich und tolerant, wahrscheinlich, weil die meisten von ihnen einen Migrationshintergrund haben.«

      Bettina lachte.

      »Hör auf, sonst setze ich mich in den nächsten Flieger und komme zu euch gedüst. Aber ich verspreche es, sobald wir es einrichten können, werden Tom und ich euch besuchen, versprochen, Holger.«

      Er stimmte in ihr Lachen mit ein.

      »Dein Wort in Gottes Ohr … Doch jetzt will ich dich nicht länger aufhalten, deine Geschäftspartner warten, und wir wissen doch beide – Einsatz ist Umsatz.«

      Sie wechselten noch ein paar Worte miteinander, dann beendeten sie das Gespräch und Bettina stand auf, um in den Konferenzraum zu gehen.

      Dieses Gespräch mit Holzke hatte sie doch total vergessen! Dabei handelte es sich um eine Firma, die, wenn sie miteinander ins Geschäft kämen, dicke Umsätze bringen würde.

      Auf dem Weg über den Flur dachte sie noch über das soeben mit Holger geführte Gespräch nach.

      Wenn sie ehrlich war, dann würde es ihr schon gefallen, wenn er sich wieder in Deutschland niederlassen würde.

      Dann hätte sie die Kinder, an denen sie sehr hing, wieder in der Nähe, und mit Holger und seiner neuen Frau Irina verstand sie sich ausnehmend gut.

      Aber ein solches Denken war egoistisch. Holger musste entscheiden, was für ihn, seine berufliche Karriere, vor allem aber für seine Familie richtig war.

      Holger war ein vernünftiger, besonnener Mann, er würde schon das Richtige tun, daran hatte Bettina nicht den allergeringsten Zweifel.

      Als sie die Tür zum Konferenzzimmer öffnete, waren alle Gedanken an alles Private wie weggewischt, selbst an ihre Hochzeit dachte sie nicht mehr.

      Jetzt war Bettina nur noch die coole Geschäftsfrau, der es gelingen musste, einen dicken Fisch an die Angel zu bekommen.

      *

      Bettina