Die Ägyptische Pflanzensäule. Ludwig Borchardt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ludwig Borchardt
Издательство: Bookwire
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Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 4064066114992
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anderen, gleichfalls aus Giseh, Grab 89 des Sechem-ke-re' (Dyn. 5, L. D. II, 41b) stammenden vorhanden zu sein.[17] Aus dem Vorkommen der Zwischenstengel, der Halsbänder und der Schafttheilung sehen wir deutlich, dass es sich fast immer um Bündelsäulen handelt; es ist also wohl anzunehmen, dass die immer nur einfach gezeichnete Blume als Kapitell dem unbeholfenen Maler gewissermaassen nur die Signatur bildete für die sich ineinander verschneidenden vier Lotus-Blumen, die er nicht darstellen konnte.

       Reliefirte Pfeilerverzierung aus einem Grabe in Sawijet el Meitin; a. R. Dynastie 6; nach L. D. I, 57.

      Auch die anderen Beispiele aus dieser Zeit, die Säule aus dem Grabe des Chunes (Nr. 2) in Sawijet el Meitin[18] und dem Grabe Nr. 14 des Hepi ebenda[19], beide Dyn. 6, zeigen dieselben Eigenthümlichkeiten wie die bisher genannten. Hierher gehören auch die Darstellungen aus dem Grabe 1 und 2[20] daselbst, welche Lotusbündelsäulen mit sehr gut dargestellten offenen Kapitellen in Flachrelief als vortrefflich gewählte Pfeilerverzierungen zeigen (Abb. 16). Hier scheinen die Zwischenstengel auch offene herabhängende Blüthen zu tragen; bei den anderen Beispielen waren es wohl eher Knospen.

      Man sieht, das offene Lotus-Kapitell ist im alten Reiche häufig; ich möchte es daher nur für einen Zufall halten, dass aus dem mittleren Reiche uns nur ein Beispiel bekannt ist, und zwar ist dies eine gemalte Säule in Grab 5 des Ke-nacht zu Bersche (Newberry, el Bersche, II, 15). Auch im neuen Reiche sind diese Säulen spärlich. Ich kenne die offenen Lotus-Kapitelle für diese Zeit nur von einigen abgebildeten Bouquetsäulen, z. B. aus Tell-Amarna, Grab 6, aus der Zeit Amenophis' IV. (Ende der 18. Dyn.)[21] und aus dem Grabe des Sen-nudem zu Theben (Dyn. 20).[22] Bei beiden kommt das offene Lotuskapitell mit den später zu erwähnenden Papyrus- und Lilienkapitellen zusammen vor. Das letztcitirte Beispiel giebt die Pflanze sogar farbig wieder. Thörichterweise hat hier aber der Maler dem Schafte der Säule die den Papyrusbündelsäulen zukommende Form und Theilung gegeben.

       Offenes Nymphaea Lotus-Kapitell aus Edfu, Ptolemäisch. Nach Prisse, Histoire de l'art égyptien.

      Für den Mangel an wirklich guten, ausgeführten Beispielen aus dieser älteren Zeit entschädigen uns aber vorzüglich durchgeführte, sehr reiche Kapitelle der uns augenblicklich beschäftigenden Gattung aus der Spätzeit. Eines davon aus Edfu ptolemäischen Ursprungs (Abb. 17) mag hier als Beispiel dienen. Es zeigt natürlich wieder die schon oben besprochene Eigenthümlichkeit seiner Zeit, indem es noch von den Stengeln der Blumen zwischen Halsband und Kapitell ein Stück sehen lässt. Dies Kapitell erklärt uns, was mit den älteren Abbildungen gemeint war. Vier grosse offene Lotusblumen sitzen dicht nebeneinander, dazwischen je drei Blumen — eine grössere und zwei kleinere — auf Zwischenstengeln, wie wir sie auch schon oben einmal bei den geschlossenen Lotuskapitellen beobachten konnten. (S. S. 8, Anm. 1.) Damit wäre es eigentlich genug, und die alten Muster wären erreicht. Dem ptolemäischen Künstler genügte dies jedoch wohl noch nicht, und so setzte er noch zwischen je zwei der schon vorhandenen 16 Blumen noch eine ganz kleine — also im ganzen fernere 16. Auch führt er die Zwischenstengel tiefer herunter als die älteren Meister, da ja die Halsbänder, hinter denen sie stecken, tiefer sitzen als in älterer Zeit.

      Der niedrige Abakus dieser Säule hat keinerlei Ornament und sitzt wie auch bei den übrigen Säulen ganz unorganisch auf dem Kapitell. Er hat eben nur eine constructive Function und ist meist so klein, dass er bei den weit ausladenden offenen Kapitellen von unten kaum zu sehen ist.

      Somit hätten wir die Entwickelung der geschlossenen und offenen Lotussäule durch die ganze ägyptische Baugeschichte verfolgt und wenden uns nun zu der Pflanze, welcher die zweite Art der ägyptischen Nymphaeensäulen nachgebildet ist.

       Inhaltsverzeichnis

      Abbildung 18.

       Nymphaea caerulea L. Blüthe, Knospe und Blätter der Natur (Botan. Garten zu Berlin).

      Die Nymphaea caerulea hat, wie unsere Abbildung (Abb. 18) zeigt, ein von dem der Nymphaea Lotus wesentlich verschiedenes Aussehen. Stengel und Blätter sind noch am ähnlichsten, nur dass die Blätter ohne Zähnung, also ganzrandig sind. Die Knospen sind jedoch spitzig, während die von Nymphaea Lotus elliptisch waren; auch sieht man unten schon etwas von dem gelblich schimmernden Fruchtboden. Die vier Kelchblätter der Knospe und Blüthe sind unten gelblich grün, höher hinauf ausgesprochen grün, von spitziger Form und mit kleinen, schwarzen oder röthlichen Haaren besetzt. Die wie bei Nymphaea Lotus regelmässig angeordneten Blüthenblätter sind ebenso geformt wie die Kelchblätter, und in der Farbe weiss mit violett sich abtönenden Spitzen. Nach den altägyptischen Abbildungen zu urtheilen, könnte es wohl sein, dass noch anders gefärbte Varietäten, nämlich solche mit ganz violetten bezw. bläulichen Blüthenblättern, früher in Aegypten heimisch waren.

       Nymphaea caerulea, als Opfergabe. Von einem Relief aus Giseh, Grab 24 des Mer-eb; Dynastie 4; Original im Berl. Museum No. 1107. (Ausführl. Verzeichniss S. 38.)

       Nymphaea caerulea, als Opfergabe aus dem Sarge des Mentuhotep aus Theben; m. R.; Original im Berl. Mus. No. 9 (Ausführl. Verz. S. 73. Vgl. Steindorff, Grabfunde des m. R., Taf. 2).

      Die Beispiele von ornamentaler Verwendung der Nymphaea caerulea sind ungeheuer zahlreich. Die blaue Nymphaea scheint die beliebteste Pflanze für decorative Zwecke gewesen zu sein. Aus dem alten Reich mag als Beispiel eine Reliefdarstellung aus Giseh, Grab 24 des Mer-eb (Abb. 19) aufgeführt sein. Aus dem mittleren Reiche kann eine farbige Darstellung aus dem Sarge des Mentuhotep (Abb. 20) und ein Stück von einem Wandgemälde aus Benihassan (Abb. 21) genügen; auf diesem sind auch Knospen und Blätter mit dargestellt. Auch ist hier nochmals auf das Titelbild von Newberry's el-Berscheh, Theil I, zu verweisen, auf dem man gut den Unterschied in der farbigen Darstellung von Nymphaea Lotus und Nymphaea caerulea sehen kann. Die Verschiedenheit der Contourierung zeigt oben unsere Abbildung 2 sehr anschaulich. Von den zahlreichen Beispielen des neuen Reiches sind nur ein Fries aus Tell-Amarna (Abb. 22) und eine Innenverzierung einer blauen Fayenceschale (Abb. 23) gewählt worden; weitere Beispiele wird der Leser mit Leichtigkeit in den Publicationen und Museen finden.

       Von einem Wandgemälde aus Benihassan. Grab 2; Dynastie 12; nach einer Skizze in Lepsius' Tagebuch.

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