Die Ägyptische Pflanzensäule. Ludwig Borchardt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ludwig Borchardt
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 4064066114992
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      Abbildung 9.

      

Nymphaea Lotus-Säule mit geschlossenem Kapitell; a. R. Grab des Ptah-schepses, Abusir. Dynastie 5; nach de Morgan, Rev. arch. 1894, S. 28/29.

      Ein weiteres Beispiel aus dem alten Reiche giebt eine Abbildung im Grabe des Ra'-schepses zu Sakkara[11], die gleichfalls aus der Zeit der 5. Dynastie stammt. Es ist auch hier eine Bündelsäule gemeint, wenn auch am Schaft die verschiedenen Stengel nicht besonders bezeichnet sind; die in kurzen Abständen angegebenen Umschnürungen des Schaftes sprechen deutlich für eine Bündelsäule.

       Nymphaea Lotus-Säule mit geschlossenem Kapitell; m. R. Benihassan. Grab 17, nach einer Aufnahme in Lepsius' Tagebuch (vgl. L. D. I, 60).

      Neben den eben beschriebenen scheinen in Benihassan in Grab 18 auch noch andere Säulen derselben Gattung mit drei Zwischenstengeln — einem längeren und zwei kürzeren — zwischen je zwei Hauptstengeln vorzukommen; wenigstens glaube ich es so auf einer Petrie'schen Photographie[13] zu erkennen.

      In Abbildungen finden sich diese Säulen naturgemäss auch, so z. B. in Bersche im Grabe des Kej (Abb. 11). Diese Zeichnung ist für die verschrobene Art der altägyptischen Darstellung nicht uninteressant. Die Theilung des Schaftes in mehrere Stengel ist nicht angegeben, die Zwischenstengel sind neben die Halsbänder gesetzt, die Knospen der Zwischenstengel haben falsche Richtung, und beim Kapitell könnte man im Zweifel sein, ob eine etwas geöffnete Knospe gemeint ist, oder ob es die vier Knospen des Bündelkapitells in Vorderansicht sein sollen. Man sieht, dass es manchmal nicht leicht gemacht wird, aus der altägyptischen Abbildung das wirkliche Aussehen der Säule zu ermitteln.

       Von einem Wandgemälde aus dem Grabe des Kej zu Bersche; m. R. Nach L. D. II, 134 b.

      Als gutes Beispiel einer abgebildeten Säule dieser Art und Zeit mag hier noch eine aus Benihassan, wo solche öfter vorkommen, eine Stelle finden (Abb. 12). Sie hat dicht über dem Halsband ein merkwürdiges Ornament, das auf ausgeführten Säulen bisher noch nicht nachweisbar ist. Dass Lotus-Säulen mit geschlossenen Kapitellen übrigens auch ornamental Verwendung fanden, zeigt ein von Petrie in Kahun[14] gefundener Kandelaber, bei dem eine, allerdings nicht ganz regelmässig geformte Lotussäule mit geschlossenem Kapitell den Untersatz für die Schale bildet.

       Nach einem Wandgemälde in Grab 17 zu Benihassan; m. R. Nach Lepsius' Tagebuch.

      Die bisher aufgeführten Beispiele stammen sämmtlich aus dem alten und mittleren Reich; merkwürdigerweise fehlt aus dem neuen Reich diese Säulenart gänzlich — wenigstens ist uns nichts davon erhalten. Erst in der Ptolemäerzeit sind wieder Beispiele und zwar in Philae und in el-Kab nachweisbar. Diese lehren uns jedoch für das Verständniss der älteren Exemplare nichts Neues; es mag daher an der Säule aus Philae (Abb. 13) nur auf eine uns hier zum ersten Male entgegentretende Eigenthümlichkeit der späten Säulen hingewiesen werden. Dieselben haben nämlich sehr häufig die Halsbänder nicht direct unter dem Kapitell, sondern ein ganzes Stück tiefer und zeigen zwischen Halsband und Kopf noch die richtigen Formen der Stengel, aus denen sich die Säule zusammensetzt. Unter dem Halsband sind diese späten Säulen meist glatt, d. h. ohne struktives Ornament, die für die Säulenformen unwesentlichen Bilder und Inschriften nicht zu rechnen. Merkwürdig ist bei den zuletzt citirten Säulen der Spätzeit noch, dass die dreifachen Zwischenstengel auf, nicht zwischen den Hauptstengeln sitzen.

       Nymphaea Lotus-Säule mit geschlossenem Kapitell zu Philae am Tempel der Isis-Wosret. Sp. Z.; Ptolemäisch. Nach L. D. I, 107.

       Säulen mit offenen Nymphaea Lotus-Kapitellen aus Isbayda; a. R.; nach Petrie, Season, Taf. 25.

       Reconstruktion d. Querschnitts. Flachrelief aus Giseh, Grab 16 des Imeri; Dynastie 5; nach dem Abklatsch (34) des Berl. Museums und nach Lepsius' Tagebuch.

       Reconstruktion d. Querschnitts.

      Die „Säulen mit offenem Lotus-Kapitell” sind ebenso wie die mit geschlossenem bereits im alten Reich nachzuweisen. Die ältesten (Abb. 14) dürften die von Petrie in Isbayda aufgefundenen sein[15]; an diesen verräth aber nur der äussere Contour ihren Zusammenhang mit Nymphaea Lotus — sie mögen unvollendet sein. Durch verhältnissmässig zahlreiche, noch dem alten Reiche entstammende Abbildungen, die uns in verschiedenen Gräbern dieser Zeit erhalten blieben, ist es jedoch möglich, sich ein richtiges Bild von den ältesten offenen Lotus-Säulen zu machen. Ein sehr gutes Beispiel findet sich in Giseh, Grab 16 des Imeri, veröffentlicht in L. D. II, 52. Der Publication nach würde man allerdings kaum eine Blüthe von Nymphaea Lotus in diesem spitzblättrigen Kapitell erkennen, befragt man aber den Abklatsch, nach dem unsere Abbildung gezeichnet ist, so ist die uns bekannte Lotus-Form deutlich wiedergegeben (Abb. 15). Aus der wieder einen Erdhügel darstellenden Basis erwachsen vier runde schlanke Stengel in der durch den rekonstruirten Querschnitt angegebenen Anordnung.[16] Auf den Stengeln sitzt die geöffnete Blüthe mit richtigem Halbkreiscontour und den oben abgerundeten Blättern, die bis zur oberen Begrenzung des Kapitells gehen; unter der Blume sitzt ein merkwürdiger Ansatz, den man jedoch