Nach Überschreitung eines niedrigen Bergzuges wurde in einem Gebüsch des Loos- oder Lusuflusses Halt gemacht, wo wir, nach einem erfrischenden Bad in dem selten klaren Wasser, unser Mittagsmahl hatten. Als wir am Nachmittage zum Nfosubach gelangten, einem sehr unbedeutenden Wasser, und darüber einen Baumstamm als Brücke gelegt fanden, benutzten Premierleutnant Schulze und ich denselben, wodurch sofort aus dem Gebüsch ein Dutzend habgierige Eingeborene hervorgelockt wurden, die mit einer hohen Brückengeldforderung an uns herantraten. Wir ließen nun unsere Leute das Wässerchen durchwaten, das ihnen kaum zu den Knöcheln reichte, hatten aber um des lieben Friedens willen für uns selbst ein Taschentuch zu hinterlegen.
Des Abends kamen wir zu unserem vierten Nachtlager in Kongo dia lemba (Kongo in der Mitte), einem mäßigen Dorfe auf palmbestandener Anhöhe, dessen Bewohner sofort mit uns in Verhandlung über die für die Passage der Lunda zu zahlende Abgabe treten wollten, trotzdem sie bisher gar keine Brücke gebaut hatten, und wir somit genötigt waren den Fluß, so gut es gehen würde, zu durchwaten. Sie glaubten indessen wohl selbst nicht mit ihren Forderungen durchzudringen und rechneten uns daher für das Nachtquartier in elender Hütte und einige Nahrungsmittel einen hohen Preis an, den zu zahlen wir uns auch nicht weigern konnten, um nicht den voraussichtlich bald nachkommenden Herren Unannehmlichkeiten zu bereiten. Nichtsdestoweniger überschüttete man uns am folgenden Morgen mit Drohungen, als wir zur Übergangsstelle aufbrachen, die nach einem halbstündigen Marsch und dem Abstieg auf dem steilen buschbewachsenen Abfall der Lundaschlucht erreicht wurde.
Zum Glück war bisher noch wenig Regen gefallen und der Fluß, dessen Breite etwa fünfzig bis siebzig Meter betragen mochte, an der Furt noch recht gut zu passieren. Das Wasser reichte uns allerdings bis zur halben Brusthöhe und die kleinen Boys mußten von den größeren über die tiefsten Stellen getragen werden.
Später durchschritten wir eine enge Bergschlucht, die mit so üppiger Buschvegetation angefüllt war, wie ich sie in diesem öden Lande kaum noch anzutreffen glaubte und in der Tat auch erst wieder im Bergwald von Kisulu gefunden habe. Rubiaceen, Connaraceen, Myrtaceen, Combretaceen, Biolaceen, Euphorbiaceen und Palmen boten den Anblick eines echt tropischen Buschwaldes, Araceen, Zingiberaceen, Melastomaceen und die Vertreter vieler anderer tropischer Familien drängten sich dem Auge des Botanikers entgegen. Mit Überschreitung der Lukossa war das Ende der Schlucht erreicht und hier erweckte der Anblick der kahlen und eng zusammentretenden Bergmauern dem Reisenden ein beklommenes Gefühl.
Eine oder zwei Stunden weiteren Marsches führten durch ziemlich ebene Grassteppe zum Dorfe Elau, wo unsere Loangos aber erst zwei oder drei Stunden später ohne einen Grund der Verzögerung anlangten und zwar der Koch, welchen wir hungrigen Magens ersehnten, als der allerletzte, dem dann freilich ein wenig freundlicher Empfang zu Teil wurde. In Elau versieht eine Frau die Funktionen des Dorfchiefs; auf den uns gespendeten Palmwein überreichte ich ihr eine goldschimmernde Halskette als Gegengeschenk.
Der Abend fand uns in Bansa Ndembo, einem hübsch in Terrassen angelegten Dorf, wo die Bewohnerschaft uns willig Nahrungsmittel verkaufte – die Loangos hatten in Tondoa für die Reise ausreichende Reisrationen erhalten – und ein geräumiges Haus für uns leer gemacht wurde. In der Nacht ging ein gewaltiges Gewitter auf uns nieder, vor dem wir gerade noch das Gepäck hatten bergen können. Die Boys nahmen wir – da die Lagerfeuer ausgelöscht waren und nicht wieder angefacht werden konnten – für den übrigen Teil der Nacht in unsere Hütte auf.
Der nächste Tag, der 18. Dezember, war der interessanteste dieses Marsches. Der Weg führte durch eine leicht gewellte Ebene, auf de wir mehrfach ausgedehnte Maniok- und Erdnußfelder antrafen. Beim Dorfe Gulungu stießen wir auf schon aus weiter Ferne sichtbare barocke Felspartien, die sich bei näherer Besichtigung als unmittelbar aus der Ebene aufragende und durch Verwitterung und Erosion sonderbar ausgehöhlte und zerzackte Massen von Kalktuff erwiesen, deren dunkle Färbung in der Zersetzung der dünnen kryptogamischen Vegetationsdecke ihren Grund hatte.
Bei dem Aufstieg zum hochgelegenen Dorfe Mabusu hatten wir zwei kleinere in hübschen Kaskaden niederkommende Bäche zu passieren, Masa N’Gulungu und Luchange, und dann den Weg durch einen sehr reich mit Ananaspflanzen bestandenen Busch zu nehmen, von denen wir einige schöne Früchte sammeln konnten. Da wir jetzt nur noch wenige Marschstunden von San Salvador entfernt waren, so entsendeten wir unseren Kapita Pansu mit einem Brief an den Vorsteher der englischen Baptistenmission dortselbst, ihm unsere bevorstehende Ankunft meldend.
Nachdem dann das Frühstück eingenommen war, brachen wir in der Erwartung der Ankunft am vorläufigen Ziel wieder auf, um bald von der Höhe von Mabondo, dem höchsten Punkt der bisherigen Route, das vor uns liegende mit gewaltigen Baobabbäumen gekrönte Plateau von San Salvador zu erblicken. Ein schmaler und tief eingetretener Pfad führte im rotschüssigen Lateritboden zum Dorf Tambi abwärts und von hier – nach Überschreitung eines Lagunensumpfes – zu dem nach dieser Seite nicht allzu schroff abfallenden Plateau hinan. Schon auf dem Wege wurden wir von den uns entgegengeeilten Zöglingen der englischen Mission begrüßt, und um die dritte Nachmittagsstunde des 18. Dezember betraten wir die Kapitale der einst so mächtigen Könige von Kongo, um im Hause der Baptisten die gastfreundlichste Aufnahme zu finden.
9Der Anführer (Red.)
10Englische Form des sonst im Text verwendeten Wortes Palawer, frz. Parloir (Red.).
11In der Regel ein Stockfisch (Red.).
12Feldgras (Red.)
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