Hartgekocht. Olga A. Krouk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Olga A. Krouk
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783942602655
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hatten, hatte Tim vergessen. Seine Erinnerung setzte an der Stelle ein, als er auf einem Hochstuhl am Kaffeetresen Platz genommen hatte. Was war denn nur los mit ihm? Seine Beine schienen ihn auf einmal nicht mehr tragen zu wollen und die Denkfähigkeit seines Gehirns war in Slowmotion verfallen. Wie automatisiert beantwortete er die Fragen des Mannes, der sich ihm als Lielan vorstellte, und verfiel dessen Ausstrahlung von Minute zu Minute mehr. Worüber sie gesprochen hatten, auch das wusste Tim inzwischen nicht mehr. Das einzige, was ihm wie eingemeißelt im Gedächtnis geblieben war, war der köstliche Duft der frisch gemahlenen Espressobohnen und das Glas Latte Macchiato, das auf einmal wie von Zauberhand vor ihm stand. Über der erwärmten Milch waberte sacht eine dunkle Schicht Espresso und zuoberst wölbte sich ein perfekter feinporiger Schaum aus dem Glas. Ganz so, wie Tim es liebte.

      »Zucker?«

      Tim starrte den Fremden, der sich Lielan nannte, verständnislos an.

      »Nimmst du Zucker?«

      Seine Kehle war wie ausgedörrt. Nur mühsam gelang es Tim zu antworten. Seine Zunge drohte dabei am Gaumen festzukleben. »Nein, danke. Dann würde ich dieses Kunstwerk ja zerstören.« Er verstand nicht, wie unsensibel andere damit umgingen, Zucker auf den Milchschaum streuten, um dann mit einem Longlöffel die Schichten zu einem cremigen Braun zu verrühren. Nein, er selbst zelebrierte es, einen Latte Macchiato zu trinken. Zuerst saugte er vorsichtig ein wenig des luftigen Schaums zwischen seine Lippen, genoss danach die Bitterkeit des ungesüßten Espresso, um sich abschließend in der Milde der Milch zu verlieren oder dabei zuzusehen, wie ein Teil des Espressos schließlich doch in das cremige Weiß hineinwaberte.

      Dies war ein Teil seiner Lebensart und das kaum merkliche Nicken Lielans signalisierte, dass der Inhaber des Kaffeeshops dies zufrieden registrierte.

      Allmählich wurde Tim ein wenig ruhiger und fühlte sich in der Lage bewusst wahrzunehmen, was um ihn herum geschah. Der Grundriss des Raumes war eigentlich nicht groß, dennoch wurde durch ein paar geschickte Tricks Geräumigkeit vorgetäuscht. Die Wand gegenüber dem Schaufenster war mit Spiegelfliesen tapeziert, in denen sich die Einrichtung, aber auch der Bereich der Fußgängerzone draußen vor dem Fenster spiegelte. Außerdem war die Decke mit einer Folie abgehängt, von der ebenfalls das Abbild des Ladens zurückgeworfen wurde.

      »Lackspanndecke«, erklärte Lielan lächelnd. »Schick, nicht?«

      Tim nickte zustimmend. Das Licht der in die Decke eingearbeiteten Strahler zauberte Reflexe auf die chromblitzenden Maschinen, die auf einem länglichen Podest präsentiert wurden. Und natürlich auch auf die Spiegelfliesen und den Tresen, hinter dem Lielan sich geschmeidig wie ein Panther bewegte. Eine wahre Offenbarung. Jeder Handgriff saß, flüssig ablaufend und eingespielt wie ein perfektes Uhrwerk.

      Die Türglocke lenkte ihre Aufmerksamkeit auf ein Ehepaar mittleren Alters. Tim beobachtete Lielan, der die beiden ohne ein Zeichen von Ungeduld beriet. Dabei trafen sich immer wieder ihre Blicke und Tim fühlte sich wie hypnotisiert. Wobei seine anfängliche Nervosität nun mehr und mehr in eine brennende Neugierde umschlug.

      Lielans souveränes Auftreten war in Tims Augen beneidenswert. Allzugerne hätte er selbst ein wenig davon besessen, um sich bei seinen eigenen Kundengesprächen sicherer zu fühlen und sich durch Fragen oder Einwände nicht so leicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Ob ihm wohl ein entsprechendes Outfit dieses sichere Gefühl vermitteln könnte? Bekanntlich hieß es Kleider machen Leute. Das cremefarbene Hemd mit Stehkragen, das keine Krawatte erforderte, darüber eine eng sitzende Weste im Stoff der schwarzen, leicht schimmernden Anzughose, gab Lielan den passenden Look, als glaubwürdiger Geschäftsmann aufzutreten und dabei trotzdem nicht zu steif zu wirken.

      Instinktiv strich Tim mit einer Hand über den Stoff seiner Jeans. Er war eher der lässig sportive Typ, der sich morgens ohne viel nachzudenken in T-Shirt und Jeans warf. Würde er sich verbiegen, wenn er Lielans Stil imitierte? Machte eine solche Kleidung einen anderen Menschen aus ihm oder würde er sich damit nur verkleiden? Leise seufzend stützte er den Kopf auf einer Hand auf, den Ellenbogen auf dem Tresen.

      Mit seiner aufrechten Haltung, voller Spannkraft und Energie strahlte Lielan mit jeder Pore aus, wovon Tim fasziniert war: Dominanz. Tims Blicke entlockten Lielans ein amüsiertes Schmunzeln und ein kurzes Zucken der linken Augenbraue, und dem jungen Webdesigner brach der Schweiß aus allen Poren.

      Verdammt, was machte er noch hier? Im Glas befand sich nur noch ein kläglicher Rest zusammengesunkenen Milchschaums. Er sollte gehen, aber es war unmöglich. Unter Lielans Augen fühlte er sich auf dem Barstuhl wie festgeschweißt. Jegliches Blut schien aus seinen Beinen gewichen und sich in seinem Schoß gesammelt zu haben. Du meine Güte, das war ihm ja schon lange nicht mehr passiert! Nur gut, dass er heute ein etwas längeres T-Shirt trug.

      Nachdem sich das Ehepaar unter Lielans fachkundiger Beratung endlich für den Kauf einer der edlen Maschinen entschieden hatte, schloss dieser die Ladentür hinter den beiden ab.

      »Schön, dass du geblieben bist, obwohl es solange gedauert hat.« Lielans Stimme hatte einen weichen, vollen Klang, die Tim durch und durch ging. Im Nu hatte ihn der Geschäftsinhaber mit seiner sanften und zugleich bestimmenden Art in ein Gespräch verwickelt. Bald darauf wechselten sie in ein nahe gelegenes italienisches Restaurant, wo sie ihre Unterhaltung bei gutem Essen und Rotwein fortsetzten.

      Es war fast wie eine therapeutische Sitzung. Bereitwillig erzählte Tim seinem Gegenüber alles, was dieser wissen wollte. Sein halbes Leben war für Lielan wie ein offenes Buch. Bewusst wurde dies Tim in diesem Moment jedoch nicht. Diese Erkenntnis folgte am nächsten Tag, als es längst um ihn geschehen war.

      Denn ihrem harmonischen Abend folgte eine überwältigende, stürmische Liebesnacht. Lielan hatte erkannt, was Tim ängstlich vor sich hergeschoben hatte. Er öffnete ihm die Augen über seine wahre Natur. Auf einmal fühlte sich alles richtig an und brachte Tim die erotische Befriedigung, die er solange vermisst hatte.

      Seither waren viele Wochen vergangen und Tim war von Lielan zu einem folgsamen, na ja fast folgsamen, Liebessklaven erzogen worden, der ihm bedingungslos ergeben war.

      Die Lichter der Nacht huschten vorbei. Kühle Schaufensterbeleuchtungen, Neonschriftzüge, Autoscheinwerfer, Ampeln.

      Mittlerweile hatte der Dom Tim über seinen Schoß gezogen, eine Hand in dessen Hose geschoben und knetete intensiv die Pobacken seines Subs. Ihr Verhältnis war intensiver und bot mehr Überraschungen, als Tim je erwartet hätte. Lielan war nicht nur fast zehn Jahre älter als er und in allem erfahrener. Von Anfang an hatte er mit offenen Karten gespielt. Für Lielan war Sex weit mehr als die bloße Befriedigung seiner Hormone, die im Bevölkerungsdurchschnitt kaum länger als eine Viertelstunde dauerte. Oh nein, er liebte ein abwechslungsreicheres Spiel mit Leidenschaft, mit Dominanz und Unterwerfung.

      Zunächst war Tim skeptisch und ein wenig ängstlich vor dem Unbekannten gewesen, das ihn erwartete. Aber das Spiel hatte sich für ihn bald als so aufregend herauskristallisiert, dass er davon nun gar nicht mehr genug bekommen konnte. Die dazu gehörenden Regeln und Lielans stringente / kompromisslose Führung bewirkten, dass er sich fast wieder wie ein Junge fühlte. Okay, wie ein großer Junge und ein williger Liebessklave.

      Ein Seufzen entrang sich seiner Brust. Der Druck gegen seinen Schoß war eindeutig. Sie waren beide hart und bereit. Tim stöhnte und wand sich auf Lielans Beinen hin und her. Wie lange dauerte diese Fahrt denn noch? Die Wärme der Hand, die auf seinem Po ruhte, wurde immer intensiver.

      »Wann wirst du mich benutzen, Herr?«, flüsterte er erwartungsvoll und drehte seinen Kopf, um im vorbei huschenden Lichtstrahl der Straßenlaternen Lielans Gesichtsausdruck zu erhaschen. Nichts, es war trotzdem zu dunkel.

      »Später. Das muss warten«, erwiderte Lielan. Lag da ein Bedauern in seiner Stimme?

      »Könnten wir nicht irgendwo anhalten ...«, unternahm Tim einen weiteren Versuch. Sein Schwanz schmerzte vor Verlangen. Und außerdem hatte er noch eine Überraschung für Lielan vorbereitet. Schließlich war heute Ostersamstag, und er konnte es kaum erwarten, das Gesicht seines Doms zu sehen. Ob ihm die Überraschung wohl gefallen würde?

       Aber