Beethovens gewaltiges Oeuvre leitete die Wende von der Wiener Klassik zur Romantik ein. In seinen neun Symphonien führte er den klassischen Aufbau dieses Genres zu einer ersten Vollendung. Er setzte Poesie in Töne um; mit ihm, dem Bewunderer von Gottes Walten in der Natur, begann die Tondichtung.
Werke:
108 Werke mit Opuszahlen, weitere 205 ohne Opuszahlen; darunter 9 Symphonien, Solokonzerte, Kammermusik, Klaviersonaten, eine Oper, zwei Messen und ein Oratorium.
Michael Thonet
* 2. Juli 1796 Boppard am Rhein, † 3. März 1871 Wien
Möbeldesigner
Michael Thonet wurde als Sohn eines Gerbers im Rheinland geboren; bereits 1819 machte er sich als Kunsttischler selbstständig. Um 1830 stellte er erste Versuche an, Möbelteile aus miteinander verleimten Furnieren herzustellen. Dabei wurde das Holz in siedendem Wasser gekocht, mit Biegeformen zur gewünschten Gestalt gebogen und anschließend getrocknet. Später verwendete er zu Bündeln verleimte Stäbe, die sich in sich verwinden ließen, wodurch er dreidimensionale Schweifungen erzielte.
Im Jahre 1841 stellte der bislang unbekannte Tischlermeister dem österreichischen Staatskanzler Clemens Fürst Metternich auf dessen Stammschloss Johannisberg bei Koblenz seine Erzeugnisse aus gebogenem Holz vor. Es handelte sich in erster Linie um Stühle und Bänke, die aus verleimten und danach durch Feuchtigkeit und Hitzeeinwirkung gebogenem Schichtholz hergestellt waren. Der als durchaus konservativ bekannte Staatskanzler erkannte den zukunftsweisenden Wert dieser Technik und lud den nicht mehr so jungen Michael Thonet ein, sich in Wien niederzulassen.
Eine Übersiedlung nach Wien wollte sich Thonet reiflich überlegen, aber er nahm Metternichs Angebot, den »Cabinettscourier« zur Gratisreise von Frankfurt nach Wien zu nutzen, gerne an. In Wien liefen allerdings die Genehmigungsverfahren für eine Niederlassung gewohnt langsam. Fast hätte ihn dieses Abenteuer schon zu Beginn seiner Karriere in den Ruin getrieben, denn seine Gläubiger ließen die in Frankfurt zwischengelagerten Möbel, die als Schaustücke für den Wiener Hof bestimmt waren, vorsorglich beschlagnahmen. Am 16. Juli 1842 erhielt Thonet schließlich ein Privilegium der k. k. Hofkammer in Wien für die industrielle Fertigung von Bugholzmöbeln. Eine Genehmigung für einen Handwerksbetrieb strebte Thonet bewusst nicht an, da er sich den für Ausländer besonders engen Zunftregeln nicht unterwerfen wollte. Seitens der Regierung wiederum bestand damals großes Interesse, ausländische Unternehmer nach Österreich zu holen, einerseits, um zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen, anderseits, um der Nachfrage der Bevölkerung nach billigeren Industrieprodukten zu entsprechen. So ließ Thonet seine ganze Familie nach Wien nachkommen – er hatte immerhin fünf Söhne –, konnte aber zunächst noch keine eigene Werkstatt eröffnen, sondern verdingte sich in der sehr renommierten Werkstatt von Carl Leistler, wo er von 1843 bis 1846 an der Erneuerung der Innenausstattung des Stadtpalais Liechtenstein in der Bankgasse mitarbeitete. Dieser Auftrag, der von dem englischen Architekten Peter Hubert Devigny geleitet wurde, stellte Thonets künstlerische Meisterschaft im Umgang mit Holz unter Beweis. Er zeichnete bei diesem Projekt für die erlesenen Parkettböden in Einlegearbeit und für fünf Stuhlmodelle verantwortlich.
1849 eröffnete Thonet eine eigene Werkstatt in der Mollardgasse in der Wiener Vorstadt Gumpendorf. Der erste große Auftrag kam vom beliebten Café Daum am Kohlmarkt, Ecke Wallnerstraße. Für Daum entwarf Thonet den Sessel Nr. 4. Schon damals zeigten sich seine unternehmerischen Qualitäten. Jeder Entwurf, der in Produktion ging, wurde archiviert, mit einer Nummer versehen und auch entsprechend beworben. Einen triumphalen Erfolg erntete Thonet auf der Londoner Weltausstellung von 1851, wo er Luxusmöbel aus Palisanderholz präsentierte.
Zwei Jahre später übergab Thonet die von ihm aufgebaute Firma an seine Söhne; »Gebrüder Thonet« wurde als Industriebetrieb protokolliert, das Grundkapital betrug 10.000 Gulden. Sein Sohn Franz übernahm den Außenhandel, Michael leitete später die mährischen Fabriken, August – dem Vater an Erfindungsreichtum am ähnlichsten – übernahm den Bereich Konstruktion und Technik, Josef leitete den Verkauf in Wien, der jüngste Sohn Jakob übernahm schließlich in späteren Jahren die gesamte Unternehmensleitung. Natürlich stellte Michael Thonet sein Wissen und seine Fähigkeiten weiter in den Dienst des Unternehmens.
1855 kamen erste Aufträge aus Südamerika, 1856 eröffnete Thonet die erste Fabrik. Bewusst wählte man eine Region, in der das hauptsächlich verwendete Holz, nämlich die Rotbuche, vorhanden war. In Koritschan in Mähren gab es nicht nur Holz in Unmengen, sondern auch handwerklich geschickte Arbeitskräfte.
Thonet und seine Söhne entwickelten nicht nur immer feinere und subtilere Formen des Holzbiegens, sondern sie konstruierten auch die entsprechenden Maschinen für die industrielle Fertigung von Massenartikeln. Im Zeitalter der Dampfmaschine bedienten sie sich dieses Hilfsmittels, um schneller und mehr produzieren zu können. Ein Kritiker meinte dazu: »He made it dirt-cheap, he made it by the million.« Im Jahr 1859 wurde der berühmte Sessel Nr. 14 kreiert – von ihm wurden bis zum Jahr 1930 etwa 50 Millionen Stück produziert. Dieser Sessel bestand aus sechs Holzteilen, zehn Schrauben und zwei Schraubenmuttern. Für den Transport konnten 36 Stück Sessel in eine Holzkiste von einem Kubikmeter verpackt werden.
Worin lag das Besondere von Thonets Entwürfen? Es war nicht nur die künstlerische Meisterschaft, das Auge für Formen und Proportionen, sondern dazu kamen zusätzlich viele praktische Erwägungen. Thonets Sessel waren leicht und wurden aus wenigen Einzelteilen verschraubt. Der Transport erfolgte in zerlegtem Zustand in eigens dafür konstruierten Behältern. Da die Sessel industriell gefertigt waren, blieben sie auch für bescheidenere Geldbörsen erschwinglich. Trotzdem waren Thonets Sessel sehr widerstandsfähig. Generationen von Kaffeehausbesuchern konnten sie nicht ruinieren. Sie waren billige Konsumware und doch von hervorragender Qualität. Ihr spezifisches Design machte sie spontan wiedererkennbar.
1861 wurde eine weitere Fabrik in Bistritz/Mähren eröffnet, vier Jahre später ein Betrieb in Groß-Ugrócz in Ungarn. Im Laufe der Jahre erwarb die Familie auch die Wälder, aus denen sie das Buchenholz bezog, und die Sägewerke zur Verarbeitung des Holzes. Die wirtschaftliche Kraft der Betriebe verlieh den Eignern auch politisches Gewicht: August Thonet war Bürgermeister von Bistritz, wenige Jahre später löste ihn sein jüngerer Bruder Jakob ab. Als Großunternehmer der Region wirkten sie auch beispielgebend mit sozialen Einrichtungen für die Arbeiterschaft. Sie errichteten Wohnhäuser und Fabrikschulen, gründeten Spar- und Konsumvereine und riefen Krankenkassen für ihre Beschäftigten ins Leben.
In den späten 1860er Jahren lief das seinerzeit gewährte Patent für das Biegen von Holz ab, die Konkurrenz drängte auf den Markt. Um Absatzmärkte vor Zollschranken zu schützen, errichteten die Thonets in der Folge Produktionsstätten in Deutschland und Russland. Der Firmengründer Michael Thonet starb am 3. März 1871 in Wien.
Der Einfallsreichtum der Gebrüder Thonet blieb noch immer unerreicht. 1898 registrierte ein Katalog den Sessel Nr. 221! Es war vor allem die Form der Vermarktung, die die Gebrüder Thonet zu den erklärten Marktführern machte. Sie eröffneten nicht nur weltweit Niederlassungen, sondern sie publizierten auch Firmenkataloge, die in einer Reihe von Fremdsprachen über die lieferbare Kollektion informierten. Um die Jahrhundertwende beschäftigte das Haus Thonet 6000 Mitarbeiter, die täglich 4000 Möbelstücke produzierten; davon gingen zwei Drittel in den Export. »Gebrüder Thonet« war damit von einer kleinen Werkstatt zu einer Weltfirma aufgestiegen.
Die Firma Thonet ging mit den künstlerischen Tendenzen der Zeit mit. Sie bot nicht nur »Selbstentworfenes«, sondern beauftragte große Designer wie Otto Wagner oder Adolf Loos mit Entwürfen. Prestigebauten wie der Hofpavillon Otto Wagners und das Café Museum von Adolf Loos wären ohne von Thonet produzierte Möbel nicht denkbar, Thonet’sche Sitzmöbel zierten das Sanatorium Purkersdorf von Josef Hoffmann und die Postsparkasse von Otto Wagner.
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