Trau deinem Zwilling nicht. Klara G. Mini. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Klara G. Mini
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954750665
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in das Innere. Man konnte sich zurecht fragen, wann dieser Teil des Planeten den letzten Regen gesehen hatte. Vielleicht vor Jahren.

      Oben angekommen fand sich Eskalian in einem weiten Raum wieder, der Geschmückt war mit verzierten Teppichen in bunten Farben und Schleiern aus Seide, die anstatt Türen den Übergang zum nächsten Raum kennzeichneten. Es schien ein dämmriges, orangenes Licht, als er eintrat und sich umsah.

      »Comantor, da seid Ihr ja!« Ramoth kam hinter einem der Tücher hervor. Er hatte ein breites Grinsen aufgesetzt. Den Helm seiner Rüstung trug er unter dem Arm.

      »Was ist hier eigentlich los?«, wollte Eskalian wissen.

      »Kommt mit«

      Langsam wurde Eskalian stutzig. Ramoth führte ihn in weiten Raum, der voll war mit Sitzkissen in verschiedensten Farben und Formen. An der hinteren Wand musste der Comantor feststellen, dass etwa ein halbes Dutzend Sklavinnen aufgereiht war. Fünf Stiarvalorer standen um sie herum und zwei von ihnen hatten die Gewehre erhoben. Die Gesichter der Frauen waren mit Schleiern verdeckt, obwohl sie sonst nur fein gefertigte Kleidung trugen, die bloß ihre nötigsten Zonen bedeckte.

      »Was soll das hier sein?«, fragte Eskalian misstrauisch.

      Ramoth stellte sich vor ihn und breitete die Arme aus »Wie es aussieht, hatten diese Schweinepriester hier ihren eigenen Lustpalast.« Er lachte »Wir haben den Raum hier eben erst entdeckt. Eigentlich hätten wir hier in der obersten Etage nur eine Abstellkammer erwartet … und dann das … könnt Ihr Euch das vorstellen?« Er schaute zu den Stiarvalorern »Nehmt die Waffen runter, Jungs« Die Stiarvalorer senkten ihre VG71ger und sicherten sie mit einem Klicken.

      »Warum habt ihr sie dann nicht an die Gefangenentransporte übergeben? Die Verwahrungslager für die Kriegsgefangenen sind außerhalb des Palastes. Lechent Pethir ist für die Gefangenenverwaltung zuständig. Warum habt ihr euch nicht an meine Anweisungen gehalten?«, sagte Eskalian in strengem Ton, der signalisieren sollte, dass er diese Aktion in keinster Weise guthieß. Was hatte Ramoth hier bitte geplant??

      »Comantor …«, sagte Ramoth ernüchtert und senkte die Arme. »Das hier sind keine Kriegsgefangenen … das ist Kriegsbeute«

      Eskalian warf einen Blick zu den Frauen an der Wand, dann zu den Stiarvalorern, dann zurück zu Ramoth.

      »Senturior Ramoth …«, sagte er eindringlich »Ich weiß, dass ihr jetzt seit drei Monaten keine Frau mehr zu Gesicht bekommen habt. Aber das ist kein Grund, jetzt hier irgendwelche Schweinereien anzurichten.«

      Ramoth presste auf diese Worte hin die Lippen zusammen. Er konnte dem Blick seines befehlshabenden Offiziers nicht mehr standhalten und schaute nach links und rechts. Dann wurde sein Blick wieder entschlossener und er sagte »Denkt Ihr, sie haben unseren Frauen Gnade erwiesen, auf unseren Welten, die sie besetzt hatten?!«

      Eskalian trat einen Schritt näher. Die restlichen Soldaten konnten die Spannung, die wie ein elektrisches Feld in der Luft knisterte, anscheinend spüren, denn sie begannen sich gegenseitig zuzuflüstern.

      »Das hier sind nicht ihre Frauen … das sind Sklavinnen. Gefangene. Wir sind Soldaten der Weltenwehr, keine Psychopathen vom RSO. So etwas ist unserer nicht würdig. Und es ist mein ausdrücklicher Befehl, dass ihr diese Sklavinnen zu den Gefangenenlagern bringt und sie Lechent Pethir übergebt.«

      »Sir … dieser Befehl ist … das ist …«

      »Wir sind keine dreckigen Duyarischweine, Senturior!«, schrie Eskalian. »Und glaubt nicht, ich hätte vergessen, was der Feind mit unseren Welten zu Beginn des Krieges angestellt haben. Auch ich habe Menschen verloren, die mir etwas bedeutet haben. Ich habe nichts von dem vergessen: Die Invasionen, die Bombardierungen, die Massaker auf Aether, Liviain, auf Tilion und Selain. Ich habe meinen Bruder, meine Mutter und tausende meiner Kameraden verloren. Und ich werde diesen elenden Abschaum für das bluten lassen, was sie uns antaten. Ihr wisst gar nicht, mit was für einer Freude ich erfüllt bin, wenn ich mit meiner Waffe ein weiteres Mal einem dieser Bastarde das Leben aus dem Körper schmettern kann. Aber die da hinten sind nicht unsere Feinde. Sie hassen die Duyari genauso, wie wir es tun. Und wir sind hier, um sie zu befreien. Das ist unser Auftrag. Wir sind hier, um Turesks Imperium zu vernichten! Wir sind Soldaten des Sternenreiches, wir sind Erionar. Und jetzt befolgt meinen Befehl, Senturior! Das gilt auch für euch!« Er zeigte mit einem Finger auf die Stiarvalorer.

      »Befreien …«, flüsterte Ramoth in sich hinein. Ohne seinen Comantor anzuschauen, ging er an ihm vorbei und verkniff es sich, ihn mit der Schulter zu rammen. Eskalian ließ sich von dem nicht beirren, und warf ihm keinen Blick mehr hinterher.

      Er ging zu der Mittleren der Sklavinnen herüber und zog ihr das seidene Tuch vom Mund. Zum Vorschein kam ein recht ansehnliches Gesicht. Es sah ziemlich weich und jung aus. Im nächsten Moment spürte er etwas feuchtes auf seiner Wange. Die Frau spuckte ihn noch ein weiteres Mal an »Ihr werdet alle sterben. Turesk wird kommen. Unser Herr Zarch Adrush wird eure toten Leiber aushüllen und euer Sternenreich in Strömen von Blut ertrinken lassen.«, sagte die Sklavin und fletschte die Zähne.

      »Oh, das denke ich nicht«, sagte Eskalian betont gelassen. Er wischte sich mit einem Handschuh die Spucke von der Wange.

      Ihre Gefährtinnen schauten nur ängstlich zu Boden.

      »Ihr seid hier die Anführerin des Vereins?«, fragte Eskalian und zog eine Augenbraue hoch.

      »Ich war die Ehefrau unseres obersten Priesters Sahafquch Aladu Aziman. Der Mann, den ihr getötet habt!«

      »Oh, er ist nicht tot, meine Süße. Denn anders als deine Meister, töten wir nicht besonders oft unsere Gefangenen.«

      »Ihr lügt, dreckiger Ere! Ihr lügt mit jedem eurer dreckigen, verlogenen Worte!«

      »Eure Welt gehört nun dem Erischen Sternenreich. Findet Euch damit ab.« Eskalian nickte seinen Männern zu »Abführen«

      Die Stiarvalorer packten die sechs Frauen unter den Armen und brachten sie unter dem Protest, Beleidigungen und den Flüchen ihrer Obersten aus dem Zimmer.

      Was war auf einmal in Ramoth gefahren? Er beschloss gleich noch einmal ein paar Worte mit ihm zu reden. Dass sich Soldaten der Weltenwehr auf eine solche Weise verhielten, war untragbar.

      Der Kommunikator am Brustteil seiner Rüstung blinkte wieder.

      »Was gibt es?«, fragte Eskalian nach einigen Sekunden der geistigen Abwesenheit und aktivierte den Kanal. Zunächst war es nur Rauschen, das hindruch drang, dann der Klang von Explosionen und knisterndem Feuer.

      »Comantor … wir … es …«

      Aufgeschreckt versuchte Eskalian, die Verbindung zu verstärken »Was ist los? Wer spricht da?«

      »Soldat Thorgon von den Panzereinheiten … hier ist was in die Luft geflogen!«

      »Ich komme sofort!«

      Auf der Stelle deaktivierte Eskalian die Verbindung wieder und sprintete die Wendeltreppen hinunter. Er rannte durch die große Haupthalle hinaus aus dem Tor und durch die Gärten. Stiarvalorer in Formationen sprinteten aufgeschreckt aus dem Tempel. Sie mussten die selbe Nachricht erhalten haben. Eskalian verfluchte sich, dass er gerade jetzt seinen Helm vergessen hatte.

      Als er den Rand Gartens erreicht und hinaus in den inneren Ring der Stadt sah, erblickte er es. Mindestens zwanzig große Feuer loderten zwischen den braunen Lehmhäusern. Die Flammen leckten an den Wänden. Es sah jedoch nicht so aus, als wären es die Gebäude selbst, die brannten.

      »Sir!« Ein Stiarvalorer kam vor ihm zum Stehen und salutierte »Sie haben die Bomben gezündet. Es muss heute Abend passiert sein!«

      »Was? Was muss passiert sein?«

      Der Stiarvalorer zog sich den Helm vom Kopf und fuhr sich durch das schweißnasse Haar »Sie haben Minen in der Stadt platziert. Senturior Erwions Panzer sind draufgefahren. Wir haben mindestens hundert Soldaten verloren«

      »Wer? Wer hat Minen gelegt?«

      »Wir wissen es nicht, Sir. Wir vermuten Partisanen.