Das leichtere Pulver bot dem Wasser keine Schwierigkeiten. Das in kleine Portionen aufgeteilte Rohopium zwängte sich allerdings mühsam durch die Gitter des Gullys. Zu langsam für den Butler.
Josuah Parker half freundlichst nach. Er spannte seinen Universal-Regenschirm auf, schritt unter den Wasserfluten einher und entfernte das Schutzgitter.
Gurgelnd spülten die Opium-Portionen in den Kanal. Aufgelöste Marihuanazigaretten folgten wie kleine, lecke Schiffchen. Kurz, Parker war recht angetan von seinem Werk. Er trat zurück ins Trockene, faltete den Schirm zusammen und beobachtete das Spiel.
Fast hätte er darüber die Gangster vergessen.
Sie brachten sich durch einige Schüsse und wilde Rufe in Erinnerung. Parker mußte sich ungewöhnlich schnell abducken. Die Schüsse zischten dicht an ihm vorbei und veranlaßten ihn, sich den Stollen etwas genauer anzusehen …
*
Ben Turpins war fassungslos.
Er stand am Eingang zum Duschraum und starrte auf die traurigen Reste seiner Vorratshaltung. Von Kokain und Heroin war nichts mehr zu sehen. Es schwamm bereits in den Abwässern.
Ein paar Einzelexemplare von Marihuanazigaretten segelten dem Gully entgegen. Sie wurden gerammt von kleinen Kügelchen aus Rohopium. Auch sie strebten dem Abfluß zu. Es war nichts mehr zu retten. Die Wassermassen aus den Brauseköpfen hatten Rauschgift im Wert von fast 38 000 Pfund hinweggeschwemmt.
Turpins brauchte einige Sekunden, bis er diese Tatsache verarbeitet hatte. Doch dann schäumte er auf wie Kreise. Er spuckte Gift und Galle. Seine Stimme überschlug sich, als er nach seinen Leuten rief.
Turpins hatte tatsächlich im eigentlichen Keller der Fabrik entdeckt, daß sein Vertrauter Strickton nicht anwesend war. Ihm war ein schrecklicher Verdacht gekommen, daß er von Butler Parker hinters Licht geführt und getäuscht worden war. Obwohl er sehr schnell geschaltet hatte, war es doch zu spät gewesen.
Ben Turpins dachte nur noch an Mord. Er wollte den Butler so schnell wie möglich umbringen lassen. In seiner Wut aber beging er einen neuen Fehler. Er rief seine Leute hinunter in den Stollen. Damit aber wurden die beiden Stolleneingänge wieder frei. Parker konnte, wenn er aufpaßte, eine Etage höher steigen und sich diskret absetzen.
Das tat er auch.
Josuah Parker wartete hinter einer Stahltür, bis die Gangster an ihm vorbeimarschiert waren. Dann schritt er steif und würdevoll hinauf in den nächsten Keller. Er hatte seine Arbeit getan und war mit sich äußerst zufrieden.
Vielleicht ging er eine Spur zu langsam.
Nachdem es ihm schon mal gelungen war, die Gangster in die Irre zu führen und den Duschraum zu verlassen, wurde er nun wieder entdeckt und mit Schüssen belegt.
Parker schritt etwas schneller voraus. Als die Schüsse ihm zu arg zusetzten, mußte er sogar so etwas wie einen angedeuteten Dauerlauf produzieren, eine Tatsache, die ihm gar nicht gefiel. Er haßte unnötige Schnelligkeit.
Ben Turpins Stimme drang bis zu ihm. Der Gangster-Vormann dirigierte seine Leute um. Er hetzte sie hinter Parker her. Diesmal beteiligte er sich sofort an der Jagd. Assistiert wurde er von Strickton, den man inzwischen entdeckt und befreit hatte, Parker hatte ihn wie einen Rollschinken verschnürt und hinter einigen leeren Kisten abgelegt. Auch Strickton gierte danach, sich an dem Butler zu rächen. Er wünschte ihm schon jetzt die Pest an den Hals.
Der Butler hatte den Treppenaufgang hinter sich gebracht und stand nun im eigentlichen Fabrikkeller. Auch hier kannte er sich natürlich nicht aus. Er stolperte über Gerümpel aller Art, rannte in Sackgassen hinein und fand endlich ein weit entferntes Licht, an das er sich hielt. Dort witterte er die Freiheit und die Rettung.
Um es seinen Verfolgern aber nicht zu leicht zu machen, legte Parker einige Fußangeln und Hindernisse aus. Er bediente sich leerer Kisten, die er in den Weg stellte. Er kippte einen Lattenrost um und prallte dann völlig überraschend gegen einen Öltank, der gut gefüllt zu sein schien.
Parker zögerte nicht lange. Ihm war die Schmierfähigkeit von Heizöl sattsam bekannt. Als Mann von Phantasie wußte er diese Tatsache umzumünzen.
Er durfte zudem eine kleine Verschnaufpause einlegen. Die Gangster luden wahrscheinlich ihre Schußwaffen nach und formierten sich zu einem neuen Angriff.
Parker benutzte eine der erbeuteten Schußwaffen von Strickton und schoß zwei Löcher in die Tankwand, die aus dünnem Blech bestand.
Das Heizöl, froh darüber, endlich einen Ausweg zu finden, setzte sich sofort in Bewegung und sprudelte ins Freie. Es ergoß sich rauschend auf den Betonboden und breitete sich einladend aus. Parker achtete streng darauf, seine schwarze Kleidung nicht zu beschmutzen. Im übrigen schritt er schnell davon. Seine Geruchsnerven wurden vom Gestank des Heizöls böse beleidigt.
Das Heizöl plätscherte in Richtung Luftschutzstollen. Es ergoß sich über die steilen Betonstufen des Niedergangs und verwandelte sie in schlüpfrige Fallen.
Die Gangster rochen zwar das Heizöl, sie patschten auch durch die penetrant duftende Flüssigkeit, doch sie konnten nicht ausweichen. Um an den Butler heranzukommen, mußten sie diesen Weg benutzen.
Es kam, wie es kommen mußte.
Die Gummisohlen unter ihren Schuhen verloren jeden Halt auf dem Boden. Die Gangster rutschten aus, fielen auf- und durcheinander und rutschten wie auf Schmierseife ab. Sie fanden sich innerhalb weniger Sekunden auf dem Boden des Stollens wieder.
Flüche, Rufe des Schmerzes und des Erstaunens begleiteten diese Rutschpartie. Kurz, es herrschte jener Zustand, den Parker als Tohuwabohu bezeichnet hätte.
Der Butler hatte inzwischen die Halle erreicht, in der gebacken wurde. Da gab es die großen Backautomaten mit den Transportbändern, die Teigmischmaschinen und die großen Bottiche, in denen der Teig eingesäuert oder gemixt wurde. Es roch angenehm nach warmem Brot und nach knusprigem Gebäck.
Parker hätte nur zu gern eine kleine Pause eingelegt und sich näher umgesehen. Die Gangster im Stollen und Keller waren ohnedies keine echte Gefahr mehr, doch dann überschlugen sich wieder die Ereignisse und ließen es geraten erscheinen, die Absetzbewegung konsequent fortzusetzen.
Parker stieß nämlich auf Gangster, die bisher noch nicht ein gegriffen hatten. Sie waren durch den mittelschweren Gefechtslärm unten im Keller und Stollen alarmiert worden.
Sie sahen Parker und handelten augenblicklich. Es waren drei Männer, die sich einige Chancen ausrechneten, Parker überbacken zu können. Sie schwärmten aus, nahmen ihre Schußwaffen in den Anschlag und kesselten den Butler ein.
Unverdrossen traf der Butler seine Gegenmaßnahmen. Zuerst ging er in Deckung und sondierte die Lage. Dann baute er sich neben einem der großen Backautomaten auf und wartete geduldig auf seinen ersten Gegner.
Ahnungslos kam dieser Mann in Parkers Schußrichtung. Der Butler hätte ihn niederschießen können. Doch wie schon an anderer Stelle gesagt, haßte Parker es, unnötig Blut zu vergießen. Er wartete, bis er mit einem halb verkohlten Brot zuschlagen konnte. Er hatte es in einem Transportkarren gefunden.
Der Gangster ging sofort zu Boden, als er das Brot auf seinem Kopf verspürte. Da Parker sich mit diesem Gangster nicht belasten wollte und konnte, verstaute der Butler ihn im fahrbaren Transportkarren.
Wenig später pirschte sich der zweite Gegner an den Backofen heran. Noch wußte er nicht, wo der Butler sich befand. Er blieb abwartend an der Kreuzung zweier Arbeitsgassen stehen.
Parker versetzte dem Transportkarren einen derben Stoß und setzte ihn in Bewegung. Der Karren rollte auf Gummirädern. Er war gar nicht zu hören, zumal gerade in diesem Augenblick ein anderer Gangster einen Schuß abfeuerte.
Der Karren sirrte über den Beton und traf genau sein Ziel. Er rammte den abwartenden Gangster, traf ihn genau im Kreuz und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Der Mann kippte förmlich aus den Schuhen und flog in hohem Bogen in einen Trog, der mit Teig gefüllt war.
Der Schrei