Butler Parker 127 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740923723
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erschien der Tiefdecker bereits wieder. Er hatte eine scharfe Kurve gezogen und jagte im Tiefflug heran. Josuah Parker nahm seinen ersten Feuerwerkskörper und peilte die Maschine an. Mit der linken Hand knipste er sein altertümlich aussehendes Sturmfeuerzeug an und setzte die kurze Lunte in Brand.

      Ein, zwei Sekunden später raste die Rakete auf ihr Ziel los, einen bunten, nicht unfreundlich aussehenden Feuerschweif hinter sich herziehend.

      Der Feuerwerkskörper lag gut, doch er traf nicht. Er zischte dicht unter dem Fahrwerk der Maschine hindurch und löste sich wenig später in eine Art feurigem Wasserfall auf.

      Die zweite Rakete!

      Diesmal hatte Parker besser gezielt. Sie erwischte das Leitwerk des Tiefdeckers und zerplatzte am Seitenruder.

      Der Tiefdecker wurde hochgerissen und gab seine Absicht auf, weiterhin die Straße abzusuchen. Er legte sich auf die Seite und geriet in bedenkliche Schwankungen, die schon nicht mehr als regulär bezeichnet werden konnten.

      Die dritte Rakete lag ausgezeichnet. Parker erwies sich als Richtschütze von höchster Präzision. Der Feuerwerkskörper zerplatzte unter der geschlossenen Kabine und regnete als ein Gebilde aus vielen bunten Feuersternen zurück auf den Boden.

      Der Tiefdecker bäumte sich auf, jagte senkrecht zum Himmel, legte sich wieder auf die Seite und brauste dann im Tiefflug hinaus auf die Wiesen. Er wackelte bedenklich, hüpfte wie ein junger Ziegenbock und verschwand wenig später hinter dem kleinen Waldstück.

      Dann erfolgte eine Detonation, die sich mit den ersten überhaupt nicht mehr messen konnte.

      Eine schwere Bombe schien im Wäldchen aufgeschlagen zu sein. Ein schwarzer Rauchpilz schoß aus der Baumgruppe empor, dann war das Geräusch der Detonation zu vernehmen.

      Parker schritt zurück in die Rauchwolke und suchte nach Mylady. Er erreichte sein hochbeiniges Monstrum, doch der Wagen war leer.

      Parker rief diskret nach seiner Herrin und erhielt endlich eine Antwort. Er folgte ihr und fand die Detektivin, die inzwischen ebenfalls den Dunstkreis des Nebels verlassen hatte und vom Damm aus die Absturzstelle beobachtete.

      »Das sieht nicht gut aus«, meinte sie, zum Wäldchen hinüber zeigend.

      »In der Tat, Mylady«, antwortete Josuah Parker. »Die Täter dürften diesen jähen Bodenkontakt kaum überlebt haben.«

      *

      »Wer ist denn die?« fragte Steve Ralston neugierig.

      Sein Interesse galt einer sehr pikant aussehenden Blondine, die es mit jedem Berufsmannequin aufnehmen konnte. Sie trug ein knappes, schwarzes Servierkleid, eine Miniatur schürze und zeigte einen geradezu atemberaubenden Ausschnitt.

      »Das ist die Neue«, antwortete Mel Farrow, der Manager des Flugplatz-Restaurants, der gleichzeitig auch den Wirtschaftsbetrieb der Flugschule leitete.

      »Die ist ja ’ne Wucht«, freute sich Steve Ralston.

      »Darum habe ich sie ja auch eingestellt«, meinte Mel Farrow, ein sechsunddreißigjähriger Mann, der groß und schlank war und einen militärisch straffen Eindruck machte.

      »Und woher kommt die Neuentdeckung?« fragte Steve Ralston weiter.

      »Aus Blackpool. Sie hat dort in ’nem Club gearbeitet.«

      »Und so was verändert sich?« Ralston schüttelte erstaunt den Kopf. »Gegen Blackpool ist das doch hier tiefste Provinz.«

      »Sie wird ihre Gründe gehabt haben, Ralston.« Mel Farrow war an einer weiteren Unterhaltung nicht interessiert. Er war ein Mann, der auf Abstand hielt. Als Manager verkehrte er mit dem Personal nur auf dienstlicher Ebene. Er haßte Vertraulichkeiten.

      Natürlich wußte er über Judy Gander mehr, als er Ralston gegenüber gesagt hatte. Bevor er sie eingestellt hatte, waren ein paar diskrete Telefonate erfolgt. Diese atemberaubend aussehende Blondine hatte in ihrem Club in Blackpool Ärger gehabt und auch gemacht. Sie war, gelinde ausgedrückt, ein wenig zu schnell auf gewisse Einladungen von Clubgästen eingegangen und hatte sich auf charmante Art und Weise kleine und größere Geldbeträge ausgeliehen, deren Rückzahlung von ihr total vergessen worden war.

      Mel Farrow stieß sich nicht daran. Für seinen Betrieb hier, den er verantwortlich leitete, brauchte er eine weibliche Attraktion, um den Umsatz zu heben. Der eigentliche Pächter des Gesamtunternehmens wollte mehr Geld sehen. Judy Gander brachte genau die Voraussetzungen mit, um das in Zukunft sicherzustellen.

      Sie merkte, daß sie von Mel Farrow beobachtet wurde, lächelte neutral und beschäftigte sich weiter damit, die Bar aufzuklaren. Farrow schlenderte zu ihr hinüber und schaute ihr einen Moment zu.

      »Schon eingelebt?« erkundigte er sich. »Wie haben Sie den ersten Ansturm überlebt, Judy?«

      »Es war ein leichtes Vergnügen«, meinte sie. »Die Gäste machten alle einen ziemlich aufgeregten oder aufgekratzten Eindruck. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Draußen auf dem Flugplatz muß irgend etwas passiert sein.«

      »Worauf Sie sich verlassen können, Judy.« Mel Farrow schmunzelte. »Unser Cheftrainer Higgins ist geschafft worden.«

      »Wie soll ich das verstehen?« Sie beugte sich ein wenig über den Tresen der Bar und verwirrte so selbst einen abgebrühten Mann wie Mel Farrow. Das Dekolleté war tatsächlich schon mehr als kühn.

      »Wir haben eine neue Flugschülerin«, sagte Mel Farrow hastig und lenkte sich ab. Er zündete sich umständlich eine Zigarette an. »Eine gewisse Lady Simpson ist das. Eine Art Fossil, wenn Sie wissen, was ich meine.«

      »Uralt also?« Judy Gander lächelte.

      »Fast noch älter«, bestätigte Farrow. »Higgins wollte sie fertigmachen, doch als er aus der Kiste kletterte, war er es, der um ein Haar erste Hilfe gebraucht hätte.«

      »So gut fliegt sie?«

      »Sie hat ’ne Fluglizenz aus dem Jahr 39«, entgegnete Farrow. »Aber sie scheint nichts verlernt zu haben. Sie wird für uns Reklame machen. Lady Simpson ist millionenschwer und hat die besten Verbindungen. Ich bin froh, daß sie hier schulen wird.«

      »Um ihre Kenntnisse aufzufrischen, Mister Farrow?«

      »Stellen Sie sich vor, sie will auf Düse umschulen!« Mel Farrow holte tief Luft. »Auf was die Leute nicht alles kommen! Es ist nicht zu glauben.«

      »Hatte sie nicht einen Butler bei sich?« Judy lächelte amüsiert. »Ich glaube, so etwas gesehen zu haben.«

      »Sie hat einen Butler bei sich«, bestätigte Mel Farrow. »Ein verrücktes Gespann. So was sieht man eigentlich nur noch im Film oder im Fernsehen.«

      Bevor Judy Gander darauf antworten konnte, waren die Martinshörner eines Feuerwehrwagens und eines Rettungswagens zu hören. Beide Fahrzeuge rasten dicht an der Steinbaracke vorüber und verschwanden in Richtung Straße.

      »Was ist denn das?« wunderte sich Mel Farrow. Er lief ans Telefon und rief den Tower an. Nach wenigen Augenblicken wandte er sich zu Judy Gander um, die ihm gefolgt war.

      »Da ist ’ne Maschine abgestürzt«, sagte er. »Und vorher soll sie noch Bomben geworfen haben! Bomben! Das kann doch nur ein Irrtum gewesen sein. Wer wirft denn heute noch Bomben über England ab?«

      *

      »Chief-Inspektor Broken«, stellte der sportlich aussehende Mann sich vor und musterte Lady Simpson und ihren Butler. »Ich bin hier für den Bezirk zuständig. Erzählen Sie mir genau, was passiert ist!«

      »Das überlasse ich Mister Parker.« Agatha Simpson deutete auf ihren Butler. »Ich muß erst mal mit meinem Schock fertig werden, junger Mann.«

      »Verständlich, Mylady«, erwiderte der Chief-Inspektor und widmete sich Josuah Parker, der eine detaillierte Schilderung des Geschehens lieferte.

      »Sie haben die Kiste mit einem Feuerwerkskörper abgeschossen?« fragte Broken schließlich und starrte Parker fassungslos an. »Ich habe mich