Mama: Das war uns sehr arg, Heinrich und mir.
Babette: No!?
Mama: Ich hatte schon den Koffer gepackt…
Häßler einfallend: Und da wurde ich telegraphisch zu einer Inspektion abgerufen.
Babette: Es waar halt weg’n die Leut g’wes’n! Net?
Mama: Aber…
Babette: Weil seine Verwandten halt auch da war’n. Da weiß ma scho, was da g’redt werd. Da heißt’s gleich, mir sin euch vielleicht net fein g’nug. Steigert die Stimme. An Herrn Regierungsrat!
Bonholzer: No ja! I hab’s zu der Babett g’sagt, und hab’s zu meine Verwandten g’sagt. Babett, hab i g’sagt, du bist quasi von einer andern Kategorie und hast, sag i, in eine unterne Kategorie nei’g’heirat…
Babette: Geh, hör amal auf mit deiner Kategorie! Ma heirat halt, wen ma kriagt.
Bonholzer: Is all’s recht. Aber d’Hauptsach is, daß da Mensch sei Kategorie kennt…
Häßler: Es ist mir nicht eingefallen, absichtlich von der Hochzeit wegzubleiben…
Babette. Dös hab ich auch g’sagt zu de Leut. Das wär noch schöner, hab ich g’sagt, wenn mei einziger Bruder an Protzen raushänga möcht, hab ich g’sagt…
Häßler: Wer denkt denn an so was?
Babette: Eben! Das hab i auch g’sagt. Z’erscht dös ganze Geld von der Familli verstudiern, hab ich g’sagt, und nacha die leibliche Schwester nicht mehr kennen, das wär doch zu gemein, hab ich g’sagt…
Häßler: Also, liebe Babette…
Babette: Ma redt bloß davon, net? Unser Mutter hat dich halt studieren lassen, und da is halt nix mehr übrig bliebn für unsereins, denn bald in einer Familli einer studiert, da weiß ma scho, was für d’ Schwestern übrig bleibt…
Häßler: Ich glaube, wir könnten das Thema verlassen…
Babette: I sag bloß, weil er allaweil mit seiner Kategorie daherkommt.
Bonholzer: Babett, de muaß der Mensch kennen…
Babette: Ja, is schon recht… und jetzt tu amal an Zylinder weg und an Schirm, und den mein aa, und tu net so, als wennst bei fremde Leut wärst!
Mama hat sich auf die Lippen gebissen und verzweifelte Blicke nach oben geschickt und deutet mit Kopfschütteln und Augenverdrehen an, daß sie die Langmut ihres Mannes nicht mehr versteht. Ihre Stimme vibriert etwas: Aber Heinrich, ich verstehe dich nicht…
Babette hat das Mienenspiel ihrer Schwägerin bemerkt und blickt nun mit äußerstem Argwohn ihren Bruder an, der sich die Weste stramm zieht und in einen salbungsvollen Ton verfällt.
Häßler zu Mama, beschwichtigend: Ich weiß, Mama… Zu Bonholzer und Babette: Alles in allem, liebe Schwester… und lieber Schwager… Ihr habt uns durch euern Besuch jedenfalls eine herzliche Freude bereitet… Babette schlägt die Arme untereinander und sieht ihren Bruder beim Predigen mit einer sehr süffisanten Miene an. Gewiß, eine herzliche Freude! Ihr dürft überzeugt sein, daß meine Frau und ich, daß ich und meine Frau schon immer den Mann kennenlernen wollten, mit dem du den Bund für das Leben geschlossen hast, liebe Schwester…
Babette mit höhnischer Betonung: So?
Häßler feierlich: Ja, Babett, es war für mich als Bruder immerhin von schwerwiegender Bedeutung, es war für mich als Bruder eine Gewissensfrage, ob du zu deinem Glücke gewählt hast. Und die Gewißheit, die ich gewonnen habe, durch Ihre persönliche Bekanntschaft gewonnen habe, lieber Bonholzer, die gibt mir, die gibt uns eine absolute Beruhigung.
Mama sehr nervös: Gott! Heinrich…
Häßler zieht sich nochmals die Weste stramm: Kurz und gut, meine Lieben, ich hoffe, daß wir uns recht, recht bald wieder sehen werden, und ich bedaure nur, daß ich euch heute nicht einladen kann…
Mama fällt ein: Wir hätten euch so gerne zu Mittag dabehalten, aber es trifft sich so unglücklich, unser Herd wird repariert, wir sind selbst eingeladen…
Babette höhnisch: So! Stemmt die Arme in die Seite. Für wen halt’s ihr ein denn eigentlich? Ihr müßt’s ein scho für ausgemacht dumm halt’n.
Mama indigniert: Was hast du denn?
Babette ihre Stimme steigernd: Frage möcht i no! Mir soll’n dös wahrscheinli net merk’n, wie’s ihr ein’ nausschmeißts!
Häßler würdig: Ich muß aber doch bitten…
Babette: Meint’s denn ihr, ich hab keine Aug’n?…
Bonholzer beschwichtigend: Der Empfang war aber durchaus ehrenvoll…
Babette sehr zornig: Geh, sei doch du staad! Zu Häßlers: Ich hab’s scho gesehgn, wie’s euch anblinzelt habts, i hab’s scho gemerkt, wie’s von oan Fuß auf den andern g’stand’n seids vor lauter Pressiern, daß ‘s oan naus bringts…
Bonholzer würdig: Halt di zruck, Babett! Zu Häßlers: Die Frau is nämlich a bissel leidenschaftlich…
Mama: Wenn ich dir erkläre, daß unser Herd repariert wird…
Babette: Der is vielleicht z’sammg’falln aus lauter Freud über unser Ankunft. So was muß ma von sein eigenen Bruder erleb’n! Aber d’ Steigenberger Juli hat mir’s ja g’sagt! Geh no hin, hat s’ g’sagt, dös ander wirst nacha scho sehgn!
Häßler auch erzürnt, doch maßvoll: Gut! Was hast du gesehen? Ich bitte mir das einmal zu erklären, was du gesehen hast!
Bonholzer: Babett, halt di zruck! Du kummst in deine Leidenschäftlichkeit!
Babette wütend: Gar net halt i mi zruck! Zu Häßler: Was i g’sehgn hab? Deine brüderliche Liebe hab i g’sehgn. Und gnua hab i davo!
Mama: Aber so mäßige dich doch!
Babette: Ich bin net so fein erzogn worn wie gewisse Damen, de hinterrucks mit die Augn blinzeln. I war in koana höhern Töchtaschul, da hat ‘s Geld net g’langt, weil der Herr Bruada alls braucht hat…
Häßler ernst: Das geht wirklich nicht…
Babette: Is vielleicht net wahr? Wie oft hat d’ Mutter g’sagt, der Heinrich, der dankt’s euch Mädeln scho amal, weil’s ihr jetzt zu kurz komma seids… Da hat ma’n an Dank!
Häßler in voller Höhe: Alles was recht ist, Babett! Jetzt ist meine Geduld zu Ende…
Babette:… Die meinige auch! Das hat ma von sein Bruder ! Net amal an Stuhl habt’s ein’ anbotn! Förmlich nausg’schmissen wird ma…
Die Wohnungsglocke läutet vernehmlich.
Mama sehr aufgeregt, in tödlicher Unruhe: Um Gottes willen! Das ist er!
Babette fährt unbeirrt weiter: Jetzt kennt ma si wenigstens aus mit euch! Jetzt brauchts euch nimmer verstellen…
Mama aufgeregt, sich zur Güte zwingend: Ich beschwöre dich, Babett,