Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 4 – Familienroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Sonnenwinkel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740931681
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Leberwurstbrot.

      »Köstlich«, rief sie, »nicht nur das Brot, auch die Leberwurst schmeckt.«

      Inge erzählte ihrer Besucherin, wo sie die gekauft hatte, und Rosmarie wechselte dann das Thema. Deswegen war sie nämlich auch hergekommen.

      »Fabian hat mir erzählt, dass eure Jüngste wieder daheim ist, dass Hannes sie gebracht hat. Ich bin auch hier, um beide zu begrüßen.«

      Inge lachte.

      »Da bist du zu spät, meine Liebe. Hannes war nur zu einer Stippvisite hier und ist längst wieder abgereist, und Pamela macht mit meinen Eltern einen Ausflug, sie wollen sich etwas ansehen.«

      »Pamela …«, rief Rosmarie, nachdem sie sich von ihrer Enttäuschung erholt hatte, »du nennst sie immer noch so, will sie noch immer nicht Bambi genannt werden?«

      »Darüber haben wir nicht mehr gesprochen, und ich denke, es ist gut so, sie bei dem Namen zu nennen, den ihre leiblichen Eltern ihr gegeben haben. Du erkennst sie nicht wieder, sie ist ja so erwachsen geworden und so wunderschön. Nein, sie ist kein Bambi mehr, wirklich nicht.«

      Rosmarie seufzte. »Davor habe ich auch Angst, irgendwann meine Enkel nicht mehr wiederzuerkennen. Ich war zwar leider niemals eine gute Mutter, und als Großmutter habe ich mir auch keine Lorbeeren verdient. Aber hier und da habe ich Stella und die Kinder ja doch gesehen.«

      Sie trank etwas von ihrem Kaffee. »Stell dir vor, Inge, ich war neulich vor dem Haus, und das war ganz schrecklich. Im Vorgarten haben sie alle möglichen Spielgeräte aufgebaut, und Kinder tobten darauf herum. Es sah schrecklich aus, man hätte das ganze Zeug doch auch hinten auf dem Rasen aufbauen können. Dann wäre der Vorgarten nicht so verschandelt. Und als dann auch noch eine fremde Frau aus der Haustür trat, da konnte ich nicht mehr, da musste ich weglaufen. Dieser Anblick war unerträglich für mich.«

      Inge trank etwas von ihrem Kaffee, stellte behutsam ihre Tasse ab. So war sie, die Rosmarie Rückert. Immer schnell dabei mit ihrer Kritik. Aber ihr durfte man nichts sagen, da war sie sofort beleidigt. Doch darüber setzte Inge sich jetzt einfach hinweg. Ihr war es egal, ob Rosmarie jetzt sauer sein würde oder nicht.

      »Rosmarie, Stella und Jörg haben ihr Haus an eine Familie mit Kindern verkauft, und die neuen Eigentümer können jetzt tun und lassen was sie wollen. Die Leute werden sich schon etwas dabei gedacht haben, die Spielgeräte ihrer Kinder im Vorgarten aufzustellen. Vielleicht hat die Mutter ihre Kinder da besser im Blick. Jörg hat mir erzählt, dass es ganz reizende Menschen sind, und selbst wenn es nicht so wäre, verkauft ist verkauft. Aber ich kann schon verstehen, dass du ein komisches Gefühl hattest, Fremde in diesem Haus zu sehen. Warum bist du überhaupt hingegangen? Weil du neugierig warst?«

      Rosmarie wurde rot, und Inge wusste, dass sie ins Schwarze getroffen hatte.

      Inge hatte wirklich für alles eine Erklärung, und sie kannte sie genau, das musste Rosmarie zugeben. Sie kam sich jetzt mit ihrer Kritik ein wenig lächerlich vor, denn es stimmte ja wirklich, dass die Käufer mit ihrem Haus tun und lassen konnten, was sie wollten.

      »Es ist wohl am besten, noch etwas Zeit vergehen zu lassen. Ich werde auf jeden Fall nicht so schnell dorthin gehen. Ich rege mich auch nur auf, wenn ich daran denke, wie unnötig dieser Umzug nach Schweden war. Das geht nicht gut, Stella ist viel zu bodenständig, und sie hängt an ihrem Bruder. Und die Kinder in ein Land zu verpflanzen, dessen Sprache sie nicht sprechen. Ich verstehe das alles nicht. Es ging ihnen doch hier so gut, Jörg hatte einen anständigen Job, und wenn es mal nicht gereicht hätte, dann gibt es ja auch noch immer das Erbe von Tante Finchen.«

      Nicht das jetzt wieder, Inge konnte es nicht mehr hören. Seit Stella von der Tante das Geld geerbt hatte, wurde es immer wieder erwähnt. Es fehlte nur noch, dass Rosmarie erwähnte, dass eigentlich ihrem Mann und ihr das Geld zugestanden hätte.

      Jetzt, wo ihre Kinder ihren eigenen Weg gingen, spielte Rosmarie plötzlich die besorgte Mutter. Das nahm ihr niemand ab.

      Inges Reaktion war ein wenig heftig, als sie sagte: »Rosmarie, deine Tochter hat niemand gezwungen, es stand niemand mit gezückter Pistole vor ihr, damit sie nach Schweden ging. Jörg und Stella haben die Entscheidung gemeinsam getroffen, und sie haben sehr wohl an ihre Kinder gedacht, die sie sehr lieben und denen sie niemals schaden würden. Jörg hat den Traumjob seines Lebens gefunden, du weißt, dass er niemals an Tante Finchens Erbe rangehen würde, und die Kinder, die gehen in eine deutsche Schule, und später werden sie vielleicht auf eine internationale Schule gehen. Das ist offen, und es besteht überhaupt keine Eile, denn die deutsche Schule können sie bis zum Abitur besuchen. Sie haben ein wunderschönes Haus, sie kennen bereits einige Leute, die Kinder haben schon Freunde gefunden. Rosmarie, wir sollten uns mit ihnen freuen, so eine Chance bekommt man wirklich nur einmal im Leben. Und wenn du so willst, ist Schweden direkt vor der Tür. Mein Hannes ist in Australien, und wie es aussieht, wird er dort auch bleiben. Ich habe lange gebraucht zu begreifen, dass Kinder nicht unser Eigentum sind.«

      Rosmarie war still, starrte vor sich hin, und dann erkundigte sie sich in die Stille hinein: »Kann ich vielleicht noch ein Leberwurstbrot haben?«

      Inge lachte, stand auf.

      »Meinetwegen auch zwei, und Kaffee ist auch noch da.«

      Während Inge das Leberwurstbrot schmierte, wechselte sie das Thema. Es war alles gesagt, manches konnte man auch zerreden.

      »Wie sieht es eigentlich mit dem Verkauf eures Hauses aus? Oder wollt ihr doch umbauen?«

      Es war keine gute Idee gewesen, das bemerkte Inge, als sie den Teller mit dem Brot vor Rosmarie hinstellte und gleich auch noch Kaffee nachschenkte.

      »Inge, das ist das Drama meines Lebens, wir werden das Haus niemals verkaufen, und ein Umbau wird viel zu teuer, das kann man auch vergessen. Es wird niemals jemand nach Hohenborn ziehen und einen solchen Batzen Geldes für das Haus hinlegen, dabei sind wir schon mit dem Kaufpreis runtergegangen.«

      Ehe Rosmarie jetzt in Depressionen versank, versuchte Inge sie aufzumuntern.

      »Irgendwann verkauft sich alles, sieh mal, kein Mensch hätte damit gerechnet, dass Frau von Rieding und die Münsters das Anwesen so schnell verkaufen würden. Es war sogar jemand dabei, der sich allein für die Felsenburg interessierte, eine Ruine.«

      Rosmarie seufzte.

      »Dieses Sahnestückchen da oben kann man ja wohl nicht mit einer neu erbauten Villa vergleichen. Ich wäre auch gern dort eingezogen, doch als ich es meinem Heinz gegenüber erwähnte, ist er fuchsteufelswild geworden. Na ja, es war keine gute Idee, da oben ist es ja noch größer, aber Heinz hätte sein Notariat in die Dependance legen können.«

      Rosmarie hatte sich wirklich verändert, und sie war in vielerlei Hinsicht sehr vernünftig geworden, aber manchmal ging es mit ihr durch.

      »Rosmarie, Heinz denkt darüber nach, sein Notariat zu verkaufen, schon vergessen?«

      Rosmarie winkte ab.

      »Heinz redet auch nur, im Grunde genommen ist er ein Workaholic wie dein Mann, die kennen nur ihre Arbeit, wissen ansonsten nichts mit sich anzufangen. Aber solange er mich mein Ding machen lässt, ist es okay.«

      Luna kam ins Haus, sie hatte sich irgendwo herumgewälzt, ihr weißes Fell war schmutzig. Und Rosmarie quietschte, als der Hund an ihr hochsprang, um sie zu begrüßen.

      Sie stand auf, hielt Luna von sich fern.

      »Inge, ich muss, meine Beauty wartet auch noch auf ihren Spaziergang. Also die möchte ich nicht mehr missen, und es war die richtige Entscheidung, mir einen Beagle zu nehmen. Das habe ich ja deiner Mutter zu verdanken. Und dir danke ich für das leckere Frühstück und den Kaffee, und danke, dass du mir zugehört hast.«

      Sie konnte auch richtig nett sein, die Rosmarie Rückert.

      Inge winkte ab, dann machte sie sich an etwas zu schaffen, drehte sich um und drückte Rosmarie ein Päckchen in die Hand.

      »Was ist das?«

      Inge lachte.

      »Ich habe