PAUL Bernd!
STEFAN Und wenn mal eine Banane drin bleibt, sind doch weich, die Dinger.
PAUL Stefan!
BERND Die kommen schon irgendwann wieder raus. Auf natürlichem Weg oder rausgefickt.
PAUL Bernd!
WOLFGANG Sag mal, Paul, hattest du nicht auch so einen grauen Koffer wie der Typ eben?
PAUL Na, der ist doch... wo ist...
BERND ...der Koffer?
PAUL Ich krieg ne Krise. Der Typ hat meinen Koffer. Und... (ringt nach Luft) ...und...
STEFAN Was?
PAUL ...was viel schlimmer ist...
JÜRGEN Deinen Sonnenschirm.
BERND Dein aufblasbares Surfbrett.
WOLFGANG Deine umschnallbare Kühltasche.
PAUL Nein... er hat... er hat...
BERND Was denn?
PAUL Mein Schminkköfferchen.
STEFAN Oh nein.
PAUL Oh Gott, ich kann nicht mitfliegen. Tut mir leid, meine Lieben. Tut mir leid. So niemals. (geht ein paar Schritte von den anderen)
BERND Nu bleib hier, wir sind gleich dran.
PAUL Ich bin schon dran gewesen. Fliegt ruhig, macht euch einen schönen Urlaub. Ich werde mich von einer Brücke stürzen. Schreibt mal, wie`s Wetter ist, ja?
WOLFGANG Was war denn so Wichtiges in dem Koffer?
JÜRGEN Hörst du doch, seine Schminksachen.
WOLFGANG Und deshalb der Aufstand?
PAUL Nicht irgendwelche Schminksachen, sondern die ganze Ellen Betrix Kosmetikserie, einschließlich meiner Marbert Nachtcreme für sensible Haut, eine Perücke und...
JÜRGEN Und?
PAUL Und der Duft von Lis.
JÜRGEN Von wem?
BERND Von dat Auf- und-Abbläh-Lisbeth.
JÜRGEN Ich versteh kein Wort.
PAUL Begreifst du denn nicht: White Diamonds von Elisabeth Taylor.
JÜRGEN War der nicht von der Sabatini?
PAUL (läuft aufgeregt hin und her und redet abfällig) Sabatini - Sabatini - pah - Sabatini - Sabatini - oh - Sabatini - du Narr - Sabatini...
JÜRGEN (zu Bernd) Ich wusste ja nicht, dass sie Pflaumenduft benutzt.
PAUL (sehr laut) Ich mache Shows, ich bin ein Showgirl, und zwar das Beste. Und um etwas wirklich Perfektes zu inszenieren, bedarf es mehr als nur einer Perücke und einem Diorkleid und echten Perlen von meiner Großmutter. Es braucht auch den gewissen Duft, die Nonchalance und die Eleganz einer Dame, die ihr nie haben werdet. Und wenn ihr euch auf den Kopf stellen würdet,. ihr bleibt doch immer dämliche, prollige, pottschwule Schwuchteln.
BERND Komm wieder runter, der ganze Flughafen hört dich schon.
PAUL (weint übertrieben) War das zu heftig.
WOLFGANG Allerdings.
STEFAN Was meinst du mit prolligen Pottschwulen. Mir sieht man es nicht an, wenn ich nicht im Fummel stecke.
BERND UND PAUL gemeinsam Oh, Steffi.
PAUL (schluchzt) Tut mir leid, Kinder, es ist mir so rausgerutscht. Aber ich bin mit den Nerven am Ende.
WOLFGANG Hast du deinen Ausweis? Hast du...?
PAUL Meinen Personalausweis den hab ich im Portemonnaie. Aber mein Reisepass. Ach du lieber Gott, der ist im Köfferchen. (fängt wieder an zu heulen)
JÜRGEN Was ist denn, du hast doch den Ausweis, du brauchst doch kein Reisepass mehr für Griechenland.
PAUL Aber nur im Reisepass steht mein Künstlername - Valerie d`Paris - die Schöne der Nacht.
JÜRGEN Damit traust du dich über die Grenzen.
WOLFGANG Damit überschreitet sie jede Grenze guten Geschmacks.
PAUL Überschritt, jetzt ist er weg.
BERND Also Schluss jetzt. Du hast den Ausweis und die Schminke kannste von mir haben, oder wir kaufen neue.
STEFAN (listig) Und was war in dem grauen Koffer?
JÜRGEN 100 Kondome, 1 Pfund Gleitgel und Poppers, stimmt es?
PAUL Oh - Poppers, das war auch im Köfferchen.
BERND Ich hab auch ne Flasche bei, OK?
STEFAN Also was war in dem grauen Koffer?
PAUL (stockend) Meine ganzen Frauenfummel, Stöckelschuhe, Strapse...(heult wieder)
BERND Damit wird der Typ nichts anfangen können. Der wird ihn bestimmt irgendwo liegen lassen. Und wenn wir zurückkommen fragen wir nach dem Koffer, alles klar?
PAUL Aber mit was soll ich denn am Strand auftreten? Ich habe Michalis versprochen aufzutreten, wegen der alten Zeiten.
BERND Ihr ward einmal zusammen in der Kiste und jetzt machst du so einen Aufstand. Der kann sich bestimmt nicht an dich erinnern.
PAUL Warum bist du so böse zu mir. Nur weil er dich nicht wollte, was?
WOLFGANG Wie sieht er aus?
JÜRGEN Wie war es denn?
PAUL Griechisch-römisch, würde ich sagen, wild und leidenschaftlich unter glühender Sonne.
BERND Es war Nacht, und es war in seinem Hotelzimmer.
PAUL (schwärmt) Breiter Rücken, kräftige Arme, starke Hände, schwarze Augen, und Haare...
BERND Fell, wie ein Affe. Wir nannten ihn den Strohballen.
PAUL Ich nannte ihn meine kleine Tessi, er kam nämlich aus Tessaloniki.
JÜRGEN Erzähl von seinen Haaren.
PAUL Ich sage euch, Borsten waren das. Auf dem ganzen muskulösen Körper nur schwarze Borsten, ich hab die ganze Nacht in diesem unglaublichen Urwald gewühlt und gewühlt...
BERND 1 Stunde hat es gedauert. Er bekam keinen hoch und wollte dir auch nicht an den Schwanz packen, wegen Aids.
STEFAN Was habt ihr denn so gemacht. Du nur an ihm?
PAUL Kinder, wir sind dran. Bernd, wo hast du die Papiere.
JÜRGEN Und deine Koffer?
PAUL Mein Gott ja, wir haben jetzt keine Zeit dazu, uns aufzuregen. Es warten neue Abenteuer auf uns. Also los. (zu einer imaginären Flughafen-Angestellten) Guten Morgen, wir wollen nach Mykonos. Bitte für mich einen Fensterplatz, ja, Fräulein?
BERND Für mich auch.
JÜRGEN Ich auch.
WOLFGANG Ich auch.
STEFAN Ich auch.
(Black)
6. Bild
Im Flugzeug: Paul, Bernd, Jürgen, Wolfgang, Stefan, Steward und Brasilianer
Paul und Bernd, Jürgen und Wolfgang sitzen nebeneinander, Stefan sitzt neben einem Brasilianer.
PAUL (lehnt sich über die Stuhlreihen nach hinten) Was war denn vorhin mit euch los. Selten dämlich. Wolltet ihr alle hintereinander sitzen? So ist doch viel schöner, oder?
JÜRGEN