Der exzellente Butler Parker 14 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Der exzellente Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740940096
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ihre »Waffe« sinken.

      »Tom ist ein netter Kerl, aber manchmal etwas ruppig«, räumte der Kaffeeröster ein. »Vielleicht hat er sich wirklich im Ton vergriffen, Mylady. Aber: Was führt Sie eigentlich zu mir?«

      »Ich bin Detektivin, Mister Mall«, antwortete Agatha Simpson.

      »Detektivin?« unterbrach der Blondschopf. »Richtig, ich habe Sie gestern zusammen mit Chief-Superintendent McWarden gesehen. Sie arbeiten also auch bei Scotland Yard?«

      »Ich – bei Scotland Yard?« wiederholte die energische Dame entrüstet. »Das ist eine Unterstellung, Mister ...«

      »Pardon, Mylady«, entgegnete Ball irritiert. »Ich wußte nicht...«

      »Eine Privatdetektivin ist nicht von beamteten Schnüffelnasen abhängig, Mister Mall«, konstatierte die Detektivin. »Das kann Ihnen auch mein Butler bestätigen.«

      »Nichts liegt meiner Wenigkeit ferner, als Myladys Äußerungen zu widersprechen«, versicherte Parker mit einer höflichen Verbeugung. »Dennoch sollten Mylady Mister Ball keinerlei beleidigende Absicht unterstellen, falls die Anmerkung erlaubt ist.«

      »Na gut«, lenkte Ball ein. »Sie haben also nichts mit Scotland Yard zu tun, Mylady. Um so weniger verstehe ich, was Sie überhaupt hier wollen.«

      »Mister Parker wird Ihnen die Fragen stellen, die ich ausgearbeitet habe, Mister Mall«, kündigte die Detektivin an.

      »Moment mal, was für Fragen?« protestierte der Kaffeeröster.

      »Es handelt sich um den Brand, von dem Ihr Unternehmen bedauerlicherweise betroffen wurde, Mister Ball«, gab der Butler Auskunft.

      »Kann ich mir denken«, bestätigte sein Gegenüber. »Aber ich habe der Polizei schon alles gesagt, was ich weiß. Im übrigen haben Sie gar kein Recht, mir irgendwelche Fragen zu stellen.«

      »Anscheinend sind Sie doch nicht so einsichtig, wie ich zunächst annahm, Mister Mall«, ließ Agatha Simpson sich vernehmen. »Sollten Sie sich tatsächlich weigern, wahrheitsgemäß auf meine Fragen zu antworten, hätte das außerordentlich negative Folgen für Sie.«

      »Das ist doch der Gipfel der Unverschämtheit«, empörte sich Ball. »Wer hat Sie denn überhaupt beauftragt?«

      »Eine Lady Simpson braucht keinen Auftraggeber, junger Mann«, belehrte ihn die Detektivin. »Ich lasse mich nur von meinem kriminalistischen Instinkt leiten.«

      »Den können Sie sich an den Hut stecken!« brauste der Kaffeeröster auf. »Ich habe Sie jedenfalls nicht gebeten, ihre Nase in meine Angelegenheiten zu stecken. Also verschwinden Sie schleunigst, sonst...«

      »Sonst?« wiederholte Agatha Simpson erwartungsvoll.

      »Sonst werfe ich Sie eigenhändig auf die Straße«, vollendete Daniel Ball seinen Satz.

      »Das geht zu weit«, entschied die resolute Dame und holte blitzschnell zu einer ihrer berüchtigten Ohrfeigen aus. »Dieser Lümmel wagt es, eine Lady zu bedrohen, Mister Parker.«

      Ball ließ einen Klagelaut hören, als sein Unterkiefer mit der muskulösen Linken der älteren Dame Bekanntschaft machte. Stöhnend taumelte er einige Schritte zurück, stolperte über ein herumliegendes Bett und landete rücklings im Gewirr der verkohlten Balken, die Tom zusammengetragen hatte.

      Mühsam raffte sich der Kaffeeröster wieder auf und tastete mit kohlrabenschwarzen Fingern seinen aus den Angeln geratenen Kiefer ab. Wimmernd massierte er die linke Wange, auf der sich Lady Agathas gespreizte Finger abzeichneten.

      Die unausweichliche Folge war, daß sein blasser, sommersprossiger Teint sich zusehends schwarz färbte. Sekunden reichten, um Balls Gesicht in das eines Schornsteinfegers zu verwandeln.

      »Das war nur eine kleine Warnung, Mister Mall«, stellte Agatha Simpson ungerührt fest. »Sollten Sie sich weiterhin verstockt zeigen, müßte ich andere Saiten aufziehen.«

      »Also gut«, preßte Ball hervor. Sein Gesicht war von Wut und Schmerz verzerrt. »Kommen Sie mit in mein Büro. Dort können wir uns unterhalten.«

      *

      »Mylady wäre Ihnen sehr verbunden, Mister Ball, wenn Sie sich zu der Ursache des Brandes von gestern abend äußern könnten«, begann Parker, nachdem man im Büro des Kaffeerösters Platz genommen hatte.

      »Fragen Sie doch die Polizei!« reagierte Ball trotzig. »Ich habe keine Ahnung.«

      »Der Lümmel lügt, Mister Parker«, fuhr Agatha Simpson wütend dazwischen. »Aber bei mir verfangen seine Ablenkungsmanöver natürlich nicht.«

      »Ablenkungsmanöver?« protestierte der Blondschopf mit dem rußverschmierten Gesicht. »Wovon sollte ich denn ablenken?«

      »Für mich steht längst fest, daß Sie eigenhändig den Brand gelegt haben, um die Versicherungssumme zu kassieren«, ließ die Detektivin wissen. »Entweder Sie gestehen unverzüglich oder...«

      »Unsinn!« knurrte Daniel Ball. »Wenn es so wäre, hätte ich vor dem Brand die Versicherungssumme erhöht. Was ich von der Feuerversicherung bekomme, reicht nicht mal aus, um die abgebrannten Lagerschuppen zu ersetzen, ganz zu schweigen von zehn Tonnen Rohkaffee, die auch verbrannten.«

      »Ihre Äußerung deckt sich mit den Erkenntnissen, die auch Scotland Yard vorliegen, falls der Hinweis gestattet ist«, übernahm der Butler wieder die Regie. »Daraus ergibt sich jedoch die Frage, wer ein Interesse haben könnte, Ihnen Schaden zuzufügen, Mister Ball«, ließ Parker sich vernehmen. »Ein Kurzschluß kann und muß jedoch als wenig wahrscheinlich gelten, weil alle elektrischen Anlagen am Wochenende abgeschaltet waren.«

      »Stimmt, Mister Parker«, räumte der Mann ein. »Trotzdem glaube ich nicht an Brandstiftung.«

      »Darf man diese Äußerung so deuten, daß Sie keine persönlichen Feinde zu haben glauben, Mister Ball?« hakte Parker nach.

      »Feinde?« wiederholte Ball. Sein Mienenspiel drückte Verblüffung aus, als hätte der Butler eine völlig abwegige Frage gestellt. »Ein seriöser Geschäftsmann wie ich hat keine Feinde.«

      »Auch die seriösen Geschäftsgebahren schützen nicht vor Neidern, falls die Anmerkung erlaubt ist«, gab Parker zu bedenken, aber Ball schüttelte heftig den Kopf.

      »Nein, nein«, beharrte er. »Weder geschäftlich noch privat habe ich irgendwelchen Anlaß geliefert, der als Vorwand für eine Brandstiftung dienen könnte. Sie sind auf dem Holzweg, Mister Parker. In dieser Richtung weiter zu bohren, ist reine Zeitverschwendung.«

      »Eine Einschätzung, die Mylady wohl kaum teilen dürfte, Mister Ball«, bemerkte der Butler gelassen.

      »Ist mir egal«, konterte sein Gegenüber. »Bleiben Sie bei Ihrer Meinung. Ich bleibe bei meiner.«

      »Die Zukunft wird zeigen, welche Ansicht der Wahrheit näherkommt, Mister Ball«, prophezeite Parker und erhob sich.

      »Moment, warten Sie!« rief Ball hinterher, als der Butler seine Herrin zur Tür geleitete. »Mir ist etwas eingefallen.«

      »Darf man vermuten, daß Sie sich jetzt doch einer Feindschaft erinnern, Mister Ball?« erkundigte sich Parker.

      »Von Feindschaft kann keine Rede sein«, schwächte der Blondschopf ab. »Aber vielleicht interessiert es Sie, daß ich am Freitag einen Arbeiter fristlos entlassen mußte. Der Bursche erschien immer wieder betrunken zum Dienst. Da hatte ich keine andere Wahl.«

      »Darf man aus Ihrem Hinweis schließen, daß Sie den Genannten einer Brandstiftung für fähig halten, Mister Ball?« wollte der Butler wissen. »Gewissermaßen als Racheakt?«

      »Das habe ich nicht gesagt«, wich Ball aus. »Der Mann fiel mir nur ein, weil Sie so hartnäckig gefragt haben. Am besten fahren Sie hin und sprechen persönlich mit ihm. Er heißt Al Doolittle und wohnt an der Myrdle Street 223 in Whitechapel.«

      »Eine Anregung, der man die Beachtung schenken sollte, die sie verdient, Mister Ball«, sagte Parker mit einer