Bayerische Geschichten. Lena Christ. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lena Christ
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075831460
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       Lena Christ

      Bayerische Geschichten

      Books

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      2017 OK Publishing

      ISBN 978-80-7583-146-0

       Die Freier

       Die Scheidung

       Die blaue Krugel

       Die Hochzeiterinnen

       Der Guldensack

       Der Schatz des Toten

       Henn um Henn - Hahn um Hahn

       Die närrische Zeit

       Die Erbschaft

       Lord

       Der Steinriegerbauer

       Der Räuber Blasius

       Das neue Hausregiment

       Die Ostereier der Reiserbuben

       Der Dorfdummerl

       Schauer

       Feierabend

      Die Freier

       Inhaltsverzeichnis

      Der Moserbauer von Kreuth galt schon von jeher als ein wohlhabender Mann, und man schätzte ihn leichtlich auf hunderttausend Mark.

      Aber – was sind hunderttausend Mark, wenn man sie durch sechs teilt? Nimmer viel. Grad noch eine von den bekannten Fliegen, die der Teufel in der Not frißt. Nun waren aber auch beim Moserbauern ihrer sechs Kinder. Und sie waren so verteilt, daß immer auf ein Maidl zwei Buben folgten. Also vier Buben und zwei Dirndln.

      Alle sechs gesund, nicht uneben von Gestalt und im besten Alter – so zwischen Zwanzig und Dreißig. Und sie hätten wohl sicherlich längst alle gut verheiratet sein können, wenn eben nicht diese Sechsteilung gewesen wäre. Mangel an Überfluß schreckt jeden Freier und macht jeden unwert, je nachdem.

      Also die Moserkinder waren noch ledig, da kam der Krieg. Und die Buben mußten hinaus – alle vier.

      Und da es endlich hieß: »Friede wird! Parole Heimat!«, da war von den Moserbuben kein einziger mehr dabei, der mit einmarschierte in das kleine Dorf.

      Alle vier liegen draußen im fremden Land – zur guten Ruh gebettet. –

      So sind nun aus den sechsen zwei geworden und gelten plötzlich als gute Partie. Denn hundert Tausender geteilt durch zwei gibt ein gerechtes Häuflein, nicht zu verachten als Morgengabe für einen Freier! –

      Besonders dem Schweigerlenz von Lindach wär's nicht ungelegen, wenn ihm einer von den Mosergeldsäcken in den Schoß fiele! Und drüben in Au ist auch einer, der so denkt: der Schneithubermichel.

      Darum sagt der eines Morgens zu seinem Alten: »Du, Voda, was moanst?«

      Und der alte Schneithuber erwidert: »Was soll i moana?«

      Darauf erklärt der Sohn: »No, zwegn der Heiraterei. I wisset mir oane.«

      »Ja so«, sagt da der Alte; »heiratn sagst. Ja no. Dees wirst scho selm wissen, wer, wie und was.«

      »Woaßt, fuchzgtausad March und gar net schiach!« erklärt der Michel weiter.

      Jetzt horcht er aber auf, der Schneithuber.

      »Fuchzgtausad sagst? Mei Liaber, nachher is's koane von Au! Nachher muaß i s' scho wo anders suacha.« Er überlegt eine Weile. »Da is amal d' Rauthalerlies von Seeon; aber die hat grad dreißgtausad. – Und d' Nackmoarsusann von Berg ... naa – die hat ja an Buckel und schiergelt auf oan Aug. Und du sagst, daß s' net schiach is. – Ja mei – was kunnts nachher leicht für oane sein? Da wüßt i koane als wie eppa oane von dee zwoa Moserdirndln von Kreuth!...«

      Sein Sohn, der Michel, hat eine Endsfreud. »Derraten hast es, Voda!« schreit er; »akrat derraten!« Und er schlägt sich lachend auf die Knie.

      Aber sein Vater hat Bedenken.

      »Moanst, daß von dene oane Schneithuaberin werdn möcht?«

      Doch sein Bub lacht noch mehr. »Was moanst? Net mögn, moanst? Mi, den Schneithuabermichel von Au? O mei, Voda! Da bist gstimmt! Bis zum Sunnta bin i Hochzeiter, da wett i! Oane von dee Moserdirndln wird Schneithuaberin – so gwiß, wie zwoa und zwoa vier is!«

      So denkt und spricht der Schneithubermichel von Au.

      Und droben in Straß der Windelbauer, ein Wittiber in den besten Jahren, hat auch gerad den schwarzen Plüschhut in der Hand, steckt eine feuerrote papierene Rose darauf und macht sich auf den Weg nach Kreuth, indem er zu sich selber sagt: »Bal oaner 's Zwoaspannigfahrn gwohnt is, soll er 's oaspannig bleibn lassen. Entweder nimm i d' Nanndl oder i nimm d' Mirl. Oane von dee Moserdirndln muaß's werdn. Nachher kann i dem Heimerlbauern, dem Spitzbuam, aa glei sei Hypothek hoamzahln.« –

      Drunten in Holzen aber spannen die beiden Reiserbuben das Bräundl vor den Schlitten und fahren gleichermaßen nach Kreuth, fest davon überzeugt, daß einer von ihnen in längstens acht Wochen Moserbauer ist, während der andere nach derselben Frist die Schwester des Bräutls als Reiserbäuerin heimführt.

      Welcher von ihnen die Mirl und welcher die Nanndl nehmen soll, ist ihnen völlig gleichgültig. Der Geldsack macht's – und der ist bei beiden gleich.

      Also fahren sie guten Muts dahin und kommen just zu der Stund an den Moserhof, da gerade noch ein paar Bewerber dort eingetroffen sind.

      Alle miteinander aber haben es schlecht erraten mit dem Besuch; denn die Nanndl treibt eben die beiden Ochsen um den Klöppel der Gesottschneidmaschine, knallt mit der Geißel und plärrt alle Augenblick: »Wüah! Hüh! Gehts zua, sag i!«

      Und die Mirl steht droben am Heuboden, räumt das geschnittene Gesott von der Maschine weg und schiebt es hinab in den Futterschacht des Stalles.

      Da die Nanndl die verschiedenen Mannsbilder vor sich sieht, stößt sie einen gellenden Pfiff aus und schreit:

      »Ööh! Öha!«, worauf die Ochsen stillstehen.

      Dies hat zur Folge, daß