Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans Dominik
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075831613
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füllte ihre Spalten damit. An der Börse: Solange Rouse sprach, hatten die Geschäfte fast völlig geruht. Alles folgte an den Lautsprechern seinen Worten.

      Aktien der New Canal Company. Wie alle Rouse-Werte wurden nicht gehandelt … nein, gestrichen trotz stürmischer Nachfrage, da kein Angebot auf dem Markt. Nur die ausländischen Börsen gaben ein ungefähres Bild des Riesenbooms in diesen Werten.

      Die Morgensonne hob sich über dem Isthmus. Ein kleines U-Boot schoß in schnellster Überwasserfahrt durch die Fluten auf den Kanal zu.

      »Azuero!«

      Der Mann im Ausguck schrie es zur Kommandobrücke.

      »’runter! Fertig zum Tauchen!« kam der Befehl von der Brücke.

      Azuero in Sicht. »Befehl zum Tauchen!« schrie der Lautsprecher in der Kabine des Kommandanten. Dieser lag ausgestreckt auf seiner Koje.

      Mit einem Satz sprang er heraus, ging zur Tür. Ein Offizier stand vor ihm.

      »Azuero schon in Sicht?«

      »Jawohl, Herr Kapitän! Nehme an, daß wir wieder versuchen wollen, ohne Zoll durchzukommen.«

      »Selbstverständlich«, knurrte der Kapitän. »Wissen ja, daß es nicht der Zoll allein ist. Der Teufel hole die New Canal Company und ihren Leiter.«

      Der Offizier lachte.

      »Diesen Ausspruch, Kapitän Tredrup, hörte ich schon öfter von Ihren Lippen.«

      Tredrup zog ein schiefes Gesicht.

      »Bande, die! Möchte sie alle an Bord haben. Würde sie mit Vergnügen durch die Torpedorohre ausspucken. Die Gesellschaft um den Zoll zu betrügen, das allein wäre mir schon ein Vergnügen. Aber Sie wissen, wir haben noch außerdem Gründe, uns im Kanal nicht allzu häufig sehen zu lassen.«

      Der Offizier nickte.

      »Gewiß! Aber rätselhaft bleibt mir’s. Bei jeder Fahrt von den vielen, die wir durch den Kanal machten, staunte ich. Die Kette der Zollkutter der New Canal Company quer über den Kanal, so gut organisiert! Läßt doch sonst nicht die kleinste Barke ohne Abgabe den Kanal passieren.

      Selbst für U-Boote gibt’s sonst für unmöglich, unangehalten durchzukommen. Die paar, die es versuchten, brachten die Wasserbomben schnell zur Räson.«

      Tredrup strich sich mit dem Zeigefinger über die Nase. Der Offizier hatte recht; er sprach aus, was er im stillen oft dachte. Wie kam es, daß er mit seinem Boot immer ungesehen durchschlüpfen konnte? Ja, früher war der geheimnisvolle J. H. mitgefahren, der vom Leuchtturm in Wibehafen. Da hatte ihn das nicht weiter gewundert. Aber auch jetzt, wo er allein von Saltadera aus durch den Kanal in den Stillen Ozean fuhr auf der Suche nach Christie Harlessen … auch da! Immer war er ungesehen, unbemerkt durch den Kanal gekommen.

      Er stand da und sann. Die Erklärung dafür? Wie hatte er sich vom ersten Male an den Kopf zerbrochen, sie zu finden. Er hatte sie nicht gefunden. Der Mann vom Leuchtturm? Irgendwie mußte es mit ihm zusammenhängen. Anders war es nicht möglich.

      Der Lautsprecher rief: »Kanal erreicht. Bootstiefe hundert Meter.«

      »Hundert Meter«, murmelten seine Lippen. Ein plötzlicher Gedanke schoß durch sein Hirn.

      »Setzen Sie Kurs genau auf Kanalmitte!«

      Der Offizier ging. Tredrup stand, wartete.

      »Kurs liegt auf Mitte«, kam die Rückmeldung des Offiziers.

      Kanalmitte. Elfhundert Meter tief an dieser Stelle der Seekarte, wenn das Schiffahrtsamt richtig gemessen hat. Tredrup trat an den Tisch. Ein Knopf. Darüber ein kleines Meßinstrument. Tiefenlot, Echo-Behm, stand in die Platte eingraviert.

      Seine Hand ging zum Knopf, zuckte zurück. Er drehte sich um, als suche sein Auge einen, der die Bewegung gesehen. Sein Blick ging über die Wände der engen Kabine. Wer könnte hier hineinsehen? Nur Gott!

      Kein Mensch, kein Sterblicher kann es!

      Seine Brust hob sich in tiefen Atemzügen. Wieder ging seine Hand zu dem Knopf.

      »Keiner kann es sehen! Auch er nicht!«

      Da hatten seine Finger den Knopf berührt. Sein Blick flog um Zeiger.

      Achthundertzwanzig Meter!

      Als habe sein Auge ein Menetekel geschaut … Er wich unwillkürlich von dem Apparat zurück. Achthundertzwanzig? Elfhundert sollte es sein! Seine Lippen bebten. Differenz beinahe zweihundert Meter, unter Berücksichtigung der Bootstiefe. Ein Irrtum des Schiffahrtsamtes?

      Unmöglich! Doch vielleicht ein Riff auf der Kanalsohle. Sein Auge ging zum Fahrtmesser. Zweitausend Meter war das Boot inzwischen weitergeglitten.

      Er stürzte zum Tisch. Wieder ein Druck auf den Knopf. Der Zeiger des Echolots spielte … stand. Achthundertzwanzig Meter Tiefe. Tredrup starrte wie hypnotisiert auf den Zeiger. Kein Irrtum … das Instrument war unbedingt zuverlässig. Die Sohle des Kanalbetts lag neunhundertzwanzig Meter unter dem Wasserspiegel. Heute, in dieser Minute, wo vor einem halben Monat elfhundert waren, amtlich gemessen.

      Und dann, als ging ein jäher Schreck durch seine Glieder … Er starrte um sich her, als wäre da einer, der ihn sähe. Mit einem Sprung war er zur Tür, stieß sie auf.

      »Wo sind wir?« schrie er den Ersten Offizier an, der ihm entgegentrat.

      Der sah ihn einen Augenblick erstaunt an. Der Kommandant? Seine eiserne Ruhe? Sprichwörtlich war sie in der kurzen Zeit geworden, seit er den Befehl führte. Was war mit ihm!

      »Die erste Kette der Zollboote hinter uns, wollte ich eben melden.«

      Tredrup nickte wie geistesabwesend. »Sei gewarnt!« hatte Uhlenkort gesagt, als sie Abschied nahmen.

      Saltadera, eine der kleinsten Antilleninseln, weit nach Westen vorgeschoben, war dem Isthmus am nächsten. Wie ein einziger ungeheurer Block hob sich ihr Felsmassiv aus den Fluten des Atlantiks.

      Ein paar Fischereisiedlungen gab es an der Ostküste. Nach Westen zu lag ein steiler Hang, unpassierbar für Menschen, der zu einem schmalen Streifen sandigen Vorlandes abfiel.

      Ein kleines Holzhaus stand da unten. Der große Raum zu ebener Erde, fast ganz ausgefüllt mit Apparaten und Instrumenten, war jetzt durch die hinabgelassenen Jalousien fast völlig verdunkelt.

      Über den Arbeitstisch gebeugt saß J. H. der Rätselhafte vom Leuchtturm. Die schmalen, feinen Hände sanken von dem Instrument, an dem sie seit Stunden arbeiteten. Wie erschöpft lehnte er sich in den Stuhl zurück. Strich sich mit einer müden Bewegung über das Gesicht, dessen krankhafte Blässe die Strahlen der tropischen Sonne nicht verändert hatten. Die Augen, tief in den Höhlen liegend, hingen an dem leuchtenden Bild vor ihm an der Wand. Das Bild des Kanals war es, das der energetische Fernseher dorthin gezaubert hatte. Es war nicht das optische Bild, wie es ja schon längst die Kamera aufnahm und drahtlos durch den Äther weitergab. Jeder Besitzer eines Fernsehgerätes empfing diese Bilder.

      Hier war es anders. Es war ein energetisch aufgenommenes Bild, welches alle Einzelheiten unabhängig von den optischen Eigenschaften des Bildgegenstandes zeigte. Wo dem Auge, der Optik, eine Schranke gesetzt war, griffen die energetischen Strahlen weiter … schalteten aus, was nicht gesehen werden sollte … hoben heraus, was sein sollte.

      Das Kanalbett. Der letzte Abschnitt an der Stätte, wo einst Colon stand. Wasserleer schien der fünfzehnhundert Meter tiefe Einschnitt.

      Eine kurze Bewegung zum Apparat. Das Bild an der Wand wanderte über die leuchtende Fläche nach oben. Immer neue Teile, immer tiefere Partien der Erdrinde wurden sichtbar. Die Sialscheibe, wie sie sich in einer hundert Kilometer starken Schicht unter der Sedimentärhülle über den Erdball zieht. Feingesprengte Magmamassen darin. Weiter dem Erdinnern zu die Simamassen. Das energetische Bild zauberte die Vorgänge aus nie gesehenen Tiefen an die Wand.

      Die Massen der Tiefe waren in Bewegung. Die energetischen Strahlen, von seiner Hand gelenkt, rissen sie aus dem Urzustand. Ungeheure Kräfte,