Der Blöde und der Gscheite. Hugo Wiener. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hugo Wiener
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783902862570
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Praktikant bei Leubuscher & Co., Kurzwaren en gros – en détail.

      FARKAS: Warum sind Sie fort?

      WALDBRUNN: Weil mich der Co. entlassen hat.

      FARKAS: Flugs?

      WALDBRUNN: Flugs. Er hat eines Tages gehört – der Co. –, wie eine Dame zwei Meter schwarzen Samt von mir verlangt hat. Ich habe gesagt: »Schwarzen Samt haben wir keinen.« Drauf hat der Co. zu mir gesagt: »Sie dürfen nie sagen, daß wir etwas nicht haben. Wenn etwas nicht auf Lager ist, bietet man etwas Ähnliches an. Passen Sie auf, wie ich das mache!« Gleich darauf ist eine Dame gekommen und hat drei Meter rote Seide verlangt. Hat der Co. gesagt: »Rote Seide haben wir nicht – nur grüne Seide. Ich würde Ihnen aber raten, die grüne Seide zu nehmen, weil es bald überhaupt keine Seide mehr geben wird – unter den Seidenwürmern ist nämlich eine Epidemie ausgebrochen!« Richtig hat die Dame die grüne Seide genommen. Bald darauf kommt eine andere Dame und verlangt von mir schwarze Bandeln. Sag ich: »Schwarze Bandeln haben wir nicht – nur weiße Bandeln. Ich würde Ihnen aber raten, die weißen Bandeln zu nehmen, weil es bald überhaupt keine Bandeln mehr geben wird – unter den Bandelwürmern ist nämlich eine Epidemie ausgebrochen!« Hat mich der Co. hinausgeworfen.

      FARKAS: Und da sind Sie einfach zum Theater gegangen? Die Berufung zum Theater muß man doch in sich fühlen, junger Mann! Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen ... von Erfolgen ... vom »Pferde ausspannen ...«

      WALDBRUNN: Wieso? Waren Sie früher Kutscher?

      FARKAS (wütend): Das Publikum hat mir die Pferde ausgespannt!

      WALDBRUNN: Das hat es mir auch schon einmal gemacht. Ich habe in Leitomischl gastiert ... als O’Kelly ... »Flieht, Mortimer, flieht! Alles ist verloren!« ... da hat mir das Publikum die Pferde ausgespannt und hat mich im Wagen sitzen lassen.

      FARKAS: Um beim Theater die nötige Reife zu erlangen, muß man einen großen Schmerz in sich fühlen ...

      WALDBRUNN: Hab ich. Ein Paar enge Schuhe.

      FARKAS: Ich meine doch einen seelischen Schmerz.

      WALDBRUNN: Hab ich auch. Eine Braut. Ada Schiff – die Schwester vom Mundi.

      FARKAS: Ist sie schön?

      WALDBRUNN: Ich weiß es nicht. Mir gefällt sie nicht.

      FARKAS: Das hört doch ihr Bruder ...

      WALDBRUNN: Er weiß es ja. Sie schielt, aber sie wird einmal das Geschäft erben – und da habe ich mir gedacht, für eine Geschäftsfrau ist es nicht schlecht, wenn sie die Augen überall hat.

      FARKAS: Und wo ist der Schmerz?

      WALDBRUNN: Eines Tages – es war im letzten Sommer – wollte ich ein Sonnenbad nehmen. Ich habe mich hinter einem Gebüsch flugs ausgezogen und habe mir Gelsen auf den Körper gemalt ...

      FARKAS: Wozu?

      WALDBRUNN: Damit die wirklichen Gelsen glauben, es ist schon alles besetzt. Auf einmal sehe ich sie – Ada – durch den Wald kommen – Hand in Hand mit meinem Friseur. Vor dem Gebüsch sind sie stehengeblieben und haben sich geküßt – –

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      FARKAS: Das hat Sie natürlich getroffen.

      WALDBRUNN: Schwer. Grad an dem Tag ...

      FARKAS: War es Ihr Geburtstag?

      WALDBRUNN: Nein ...

      FARKAS: Was denn war grad an dem Tag?

      WALDBRUNN: Grad an dem Tag – wollte ich mir die Haare schneiden lassen.

      FARKAS: Sie haben sich natürlich sofort entlobt ...

      WALDBRUNN: Ich wollte. Ich habe meinen Ring zurückverlangt – inzwischen hatte sie fünf Kilo zugenommen, und der Ring ist nicht mehr heruntergegangen.

      FARKAS: Na und?

      WALDBRUNN: Im Mai ist die Hochzeit.

      FARKAS: Sie heiraten sie?

      WALDBRUNN: Was bleibt mir and’res übrig? Dabei liebe ich eine andere, die ich aber nicht heiraten kann, weil sie ihren Posten verlieren würde. Ihr Chef will nur unverheiratete Angestellte. Wir könnten unsere Ehe allerdings geheimhalten –

      FARKAS: Was ist aber, wenn Sie ein Kind bekommen?

      WALDBRUNN: Dem Kind könnten wir es ja sagen.

      FARKAS (ärgerlich das Thema wechselnd): Kommen wir zur Doppelconférence.

      WALDBRUNN: Ist sie denn das noch nicht?

      FARKAS: Nein. Zu einer Doppelconférence gehört ein originelles Thema.

      WALDBRUNN: Was ist originell?

      FARKAS: Alles, was schon länger als sechs Jahre nicht da war. Reden wir zum Beispiel – von Malerei.

      WALDBRUNN: Das liegt mir. Da kann ich – flugs – etwas sagen. (Gespielt) Mein Schwager ist Maler.

      FARKAS: Landschafts- oder Porträtmaler.

      WALDBRUNN: Mittags- und Nachtmahler.

      FARKAS: Sehr gut! Das zeigt bereits die intelligenten Ansätze einer Doppelconférence. Gehen wir weiter! (Gespielt) Hat Sie Ihr Schwager schon gemalt?

      WALDBRUNN: Nein. Wenn ich mich malen lasse, gehe ich zu einem Künstler, der imstande ist, auch meine geistigen Fähigkeiten im Bild festzuhalten.

      FARKAS: Da müssen Sie zu einem Miniaturenmaler gehen!

      BEIDE: Sehr gut! (Lachen vor Freude)

      FARKAS (gespielt): Mein Schwager ist Statistiker. Der hat mir gesagt, daß, sooft ich ausatme, ein Mann tot umfällt.

      WALDBRUNN: Warum verwenden Sie kein Mundwasser?

      FARKAS: Sehr gut! (Beide lachen) Mein Schwager ist Hundeliebhaber! Der hat einen braunen Dackel zu Haus’–

      WALDBRUNN: Meiner auch! Nur ist er nicht braun, sondern schwarz – und dann ist er kein Dackel, sondern eine Katze! (Beide lachen)

      FARKAS: Jetzt komm wieder ich!

      WALDBRUNN: Ich, bitte! Sie reden doch sowieso den ganzen Abend!

      FARKAS: Ich muß aber etwas Gescheites sagen. Damit habe ich in Mährisch-Ostrau einen Riesenerfolg gehabt. Ich war in einem Varieté engagiert – vor mir ist ein dressierter Orang-Utan aufgetreten – ich komme auf die Bühne – Applaus – –

      WALDBRUNN: Da haben die Leute geglaubt, der Orang-Utan gibt was drauf!

      FARKAS (beleidigt): Sie Ochs, Sie! Ich habe über die Ähnlichkeit zwischen Liebe und Grammatik gesprochen. »Die Liebe«, habe ich gesagt, »ist ein HAUPTWORT, für junge Leute ein VERHÄLTNISWORT, für Verheiratete ein BINDEWORT, in gewissen Fällen ein UMSTANDSWORT, für Treulose ein ZEITWORT, für Kavaliere ein ZAHLWORT – –

      WALDBRUNN: Und für Sie ein FREMDWORT!

      FARKAS: Das ist eine Frechheit!

      WALDBRUNN: Ihre Frau hat es mir gesagt …

      FARKAS: Schweigen Sie! Auf diese Weise wird ein wirklicher Künstler niemals eine Doppelconférence mit Ihnen machen!

      WALDBRUNN (zum Publikum): Deshalb mache ich sie jetzt schon das dritte Jahr – mit ihm!

Zwei Gescheite

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