Die Eroberung Mexikos. Hernan Cortes. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hernan Cortes
Издательство: Bookwire
Серия: Edition Erdmann
Жанр произведения: Путеводители
Год издания: 0
isbn: 9783843802840
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wohl offenbar, dass Gott es war, der für uns kämpfte, da inmitten solcher Menge Volkes, solch tapferer und geschickter und mit mannigfachen Trutzwaffen versehener Streiter wir dennoch so frei ausgingen.

      In der folgenden Nacht verschanzte ich mich in einem Tempelturm, der auf einem kleinen Hügel stand. Als es Tag geworden war, ließ ich zweihundert Mann mit allen Geschützen als Besatzung in dieser meiner Burg zurück, ich selbst aber brach, um der angreifende Teil zu sein, mit den Reitern, hundert Fußsoldaten, vierhundert Indianern aus Cempoala und dreihundert aus Ystacamatitlan auf, und ehe der Feind Gelegenheit fand, sich zu sammeln, verbrannte ich ihm fünf oder sechs kleine Ortschaften mit etwa hundert Einwohnern und machte ungefähr vierhundert Gefangene, Männer wie Frauen. Dann zog ich mich auf mein Hauptquartier zurück, stets fechtend, aber ohne Verluste.

      Am nächsten Tag wurde ich in der Morgenfrühe in meiner Festung angegriffen, von mehr als hundertneunundvierzigtausend Mann, so dass das ganze Feld weithin von ihnen bedeckt war. Der Angriff war so heftig, dass einige von ihnen wirklich eindrangen und mit den Spaniern Schwerthiebe tauschten. Darauf aber machten wir einen Ausfall und Gott dem Herrn gefiel es, uns so zu kräftigen, dass wir in vierstündiger Arbeit hinlänglich Platz schufen, um wenigstens in unserer Burg nicht weiter gefährdet zu sein, wenn auch noch einige Angriffe darauf gewagt wurden. Erst gegen Abend zogen sich die Feinde zurück. Am Tag darauf rückte ich, vom Feind unbemerkt, noch vor Tagesanbruch mit der Reiterei, hundert Mann Fußvolk und meinen indianischen Freunden in eine andere Gegend aus und verbrannte mehr als zehn Dörfer, darunter eins von mehr als dreitausend Häusern. Dort kämpften nur die Dorfbewohner mit mir, anderes Kriegsvolk war nicht zugegen. Und da wir die Fahne des Kreuzes mit uns führten und für unseren Glauben und für Eure Majestät stritten, hat Gott uns einen so großen Sieg verliehen, dass wir viele Feinde töteten und selber keinen Schaden erlitten. Kurz nach Mittag aber, als die Hauptmacht des Feindes von allen Seiten anrückte, waren wir wieder in unsere Burg gerückt.

      Am nächsten Tag kamen Abgesandte der Oberhäupter, um uns zu melden, dass sie Vasallen Eurer Majestät zu sein wünschten und Verzeihung ihrer begangenen Fehler erbäten. Und sie brachten mir Lebensmittel und einige Sächelchen von Federschmuck, die sie für wertvoll halten. Ich sagte ihnen, dass sie freilich sehr übel gehandelt hätten, dass ich aber dennoch gewillt sei, ihr Freund zu werden und das Geschehene zu vergeben. Am folgenden Tag erschienen etwa fünfzig Indianer, darunter dem Anschein nach einige Männer von Rang, die sagten, sie kämen, um uns Lebensmittel zu bringen. Sie begannen aber eifrig, die Ein- und Ausgänge unserer Burg zu betrachten, und die von Cempoala kamen zu mir und sagten, dass es Bösewichter seien, nur gekommen, um uns auszukundschaften und zu sehen, wo wir anzugreifen wären.

      Ich ließ darauf einen von ihnen heimlich ergreifen, nahm ihn nebst dem Dolmetscher beiseite und setzte ihn in Furcht, dass er mir die Wahrheit sagen solle. Er bekannte nun, dass Xicoténcatl, ihr Oberfeldherr, hinter einigen Hügeln mit einer großen Zahl von Kriegern versteckt stehe, um in der kommenden Nacht über uns herzufallen. Sie wollten es jetzt bei Nacht versuchen, weil ihre Krieger dann vor den Pferden, den Geschützen und unseren Schwertern weniger Furcht haben würden. Er habe sie hergesandt, um zu erkunden, wie man bei uns eindringen und unsere Hütten in Brand stecken könne. Sofort ließ ich nun einen anderen Indianer ergreifen und befragte ihn in gleicher Weise, und als auch er bekannte, ergriff ich noch fünf oder sechs, und sie alle stimmten in ihrer Aussage überein. Darauf ließ ich alle fünfzig verhaften und ihnen die Hände abhauen. Dann entließ ich sie, um ihrem Herrn zu melden, dass er bei Tag oder Nacht beliebig kommen möge, um zu sehen, wer wir wären.

      Ich ließ jetzt meine Burg befestigen und meine Leute in den Räumen verteilen, und so war ich auf der Hut, bis sich die Sonne neigte. Kaum war es aber dunkel geworden, da begann das Volk gegenüber durch zwei Schluchten herabzusteigen. Sie glaubten, sich unbemerkt in unserer Nähe aufstellen zu können, aber ich rückte ihnen mit meiner ganzen Reiterei entgegen. Als sie uns ungestüm und ohne Schlachtgeschrei heranjagen hörten, flohen sie in die Maisfelder und warfen ihre Lebensmittel fort, die sie mitgebracht hatten, um ihr Festmahl über uns zu halten. So verschwanden sie für diese Nacht und wir blieben ungefährdet. Nach diesem Vorfall aber verließ ich einige Tage die Burg nicht weiter, als um einige anrennende Indianer abzuwehren, die uns anzubrüllen oder mit uns zu scharmützeln kamen.

      In der Nacht rückte ich mit der Reiterei, hundert Fußsoldaten und den Indianern wieder aus. Eine Legua von der Burg entfernt stürzten fünf unserer Pferde und ich ließ sie umkehren. Und obwohl mir die ganze Kameradschaft zusetzte, das Gleiche zu tun, da es eine böse Vorbedeutung sei, verfolgte ich meinen Weg weiter in der Erwägung, dass Gott über der Natur steht. Ehe der Tag begann, fiel ich über zwei Dörfer her und tötete viele Einwohner. Ich unterließ es aber, die Häuser zu verbrennen, um nicht die umliegenden Ortschaften zu alarmieren. Als es tagte, überfiel ich ein großes Dorf mit über zwanzigtausend Häusern darin. Die überrumpelten Einwohner stürzten unbewaffnet aus den Häusern und ihre Frauen und Kinder rannten nackt durch die Straßen. Ich begann ihnen einigen Schaden zuzufügen, aber während ich sah, dass sie keinen Widerstand leisteten, kamen einige Standespersonen zu mir, die mich baten, ihnen nichts Übles mehr zuzufügen, denn sie wollten Vasallen Eurer Majestät und meine Freunde sein. Sie sähen wohl ein, dass es ihre Schuld sei, mir nicht zu glauben, von jetzt an aber sollte ich sehen, dass sie meinen Befehlen folgen würden. Und sofort gingen viertausend von ihnen friedlich mit mir und brachten gutes Essen an eine Quelle vor dem Dorf.

      Darauf kehrte ich zu unserer Burg zurück, wo die Zurückgebliebenen in großer Sorge waren, da sie glaubten, ein Unstern habe mich befallen, weil sie in der Nacht die zurückkehrenden Pferde gesehen hatten. Als sie aber von unserem Sieg erfuhren, waren sie hocherfreut, denn keiner war unter uns, der nicht große Furcht darüber empfand, dass wir so tief in Feindesland geraten waren, und ich selber hatte in den Quartieren sagen hören, ich sei der wahrhaftige Peter Kohlenbrenner [Pedro Carbonaro – der »Gottseibeiuns«], der sie an einen Ort hingeführt hätte, aus dem sie niemals wieder herauskommen würden. Einmal hörte ich sogar aus einer Hütte, wenn ich der Narr sei, mich hinzubegeben, an einen Ort aus dem ich niemals wieder heraus könne, so wollten sie es keineswegs sein, sondern ans Meer zurückkehren, und wenn ich nicht mit ihnen zurückkehren wolle, so würden sie mich verlassen. Ich wurde auch mehr als einmal deswegen angegangen, aber ich ermutigte sie und sagte, sie möchten bedenken, dass sie Vasallen Eurer Hoheit seien und dass in allen Erdteilen die Spanier sich stets untadelig bewährt hätten, dass wir im Begriff seien, die größten Königreiche und Herrlichkeiten der Welt zu gewinnen, außerdem seien wir als Christen verpflichtet, uns im Kampf gegen die Feinde unseres Glaubens den Reichtum jener Welt zu gewinnen, in dieser Welt aber größeren Ruhm und Preis, als bis auf unsere Zeit jemals ein Geschlecht erworben habe. Auch möchten sie bedenken, dass wir uns an Gott halten müssten und dass bei Gott kein Ding unmöglich sei, wie sie bei den großen Siegen gesehen, die wir erfochten hätten. Noch mehr sagte ich ihnen, bis sie wieder Mut fassten, und so gewann ich sie für meinen Vorsatz, der nichts anderes bedeutete, als glücklich zu Ende zu bringen, was ich angefangen hatte.

      Am nächsten Tag gegen zehn Uhr besuchte mich Xicoténcatl, der Oberbefehlshaber von Tlaxcala, mit fünfzig Würdenträgern und bat mich im Namen des Landesoberhauptes, ich möchte sie zum königlichen Dienst und zu meiner Freundschaft annehmen und ihnen die begangenen Fehler verzeihen. Sie hätten bei Tag und Nacht gegen uns gekämpft, um nicht irgendjemandem untertan zu werden. Sie seien seit undenklichen Zeiten unabhängig gewesen und hätten sich stets gegen die Macht des Moctezuma und seiner Vorfahren verteidigt. Sie seien auch niemals unterworfen worden, obwohl ihr Land ohne irgendeinen Ausgang rundum eingeschlossen sei. Sie hätten weder Salz noch Baumwolle, weil es in ihrem Land nichts davon gebe, und noch viele andere Dinge müssten sie wegen der Abgeschlossenheit ihres Landes entbehren, aber sie erduldeten dies, um unabhängig zu bleiben. Ebenso hätten sie es nun mit mir machen wollen, aber da weder ihre Kräfte noch ihre Listen ihnen geholfen hätten, wollten sie nun lieber Vasallen Eurer Hoheit sein, als ihre Häuser, Frauen und Kinder zu verlieren und zu sterben.

      Darauf erwiderte ich, sie müssten erkennen, dass sie allein die Schuld an allem trügen, was sie erlitten hätten. Ich sei in dem Glauben in ihr Land gekommen, darin Freunde zu finden, weil die Leute von Cempoala mir dies versichert hätten. So rief ich ihnen noch mehr ins Gedächtnis zurück, was sie gegen mich getan hatten, aber sie beharrten bei ihrem Entschluss, Untertanen und Vasallen