Die Eroberung Mexikos. Hernan Cortes. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hernan Cortes
Издательство: Bookwire
Серия: Edition Erdmann
Жанр произведения: Путеводители
Год издания: 0
isbn: 9783843802840
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reinzuhalten und täglich mit neuen Blumen zu versehen. Der halblahme Invalide Juan de Torres sollte das Amt des Kirchendieners übernehmen. Den Götzenpriestern aber wurden die langen, blutverkrusteten Haare abgeschnitten und die schmutzigen Mäntel ausgezogen und durch weiße ersetzt. Nun folgte die feierliche Taufe der acht indianischen Jungfrauen, denn dann erst konnten die Spanier sie zu sich nehmen, wenn auch zu einer permanenten Todsünde oder gar zur Bigamie. Die Nichte des dicken Kaziken erhielt den Namen Catalina. »Sie war garstig und wurde dem Cortés gegeben, der sie mit allem Anschein von Vergnügen annahm.« [Bernal Díaz]

      Als die Spanier von diesem Zug nach Veracruz zurückkehrten, war dort ein Schiff mit dem Hauptmann Luis Marín, zwölf Mann und zwei Pferden angelangt, eine geringe, aber willkommene Verstärkung. Es brachte die wichtige Nachricht mit, dass der Gouverneur Velázquez vom spanischen Hof seine Ernennung zum Adelantado von Kuba und das Privileg erhalten hatte, auf dem Festland zu handeln und Kolonien zu gründen, Grund genug für Cortés, umso mehr auf der Hut zu sein, Grund aber auch zur Freude für seine Gegner.

      In Veracruz wurde nun mit Eifer weitergebaut, und als die Zitadelle errichtet und nichts mehr zu tun war, brannten die Krieger darauf, endlich in das Reich des reichen Aztekenfürsten zu marschieren. Sie wären aber schlechte Spanier gewesen, wenn sie nicht darauf gedrängt hätten, einen Bericht an den Kaiser abzusenden und ihm an Schätzen zu Füßen zu legen, was sie als Geschenk oder als Beute bekommen hatten. Um diesen Schatz recht ansehnlich und eines Kaisers würdig zu machen – die goldene Sonne und der Silbermond bildeten die Hauptstücke darin –, verzichteten die Soldaten und Offiziere sogar auf ihren Anteil, allerdings in der Hoffnung, in der Folgezeit umso mehr erbeuten zu können.

      Der Stadtrat von Veracruz schrieb nun also einen ausführlichen Bericht über den bisherigen Verlauf der Expedition, wobei die Verdienste des von ihnen gewählten Generalkapitäns und Oberrichters Hernán Cortés gebührend hervorgehoben wurden. »Nachdem alles fertig war«, schreibt Bernal Díaz, der kenntnisreiche Berichterstatter, »begehrte Cortés das Schreiben zu lesen, und als er den ganzen Bericht so treu und wahr aufgesetzt und sich selbst darin so hoch gepriesen fand, war er sehr erfreut, dankte uns herzlich und versprach uns goldene Berge. Nur bemerkte er, dass es gut sei, das Fünftel von allem Gold, das wir ihm zugesagt hatten, nicht zu erwähnen und auch von den ersten Entdeckern des Landes zu schweigen. In seinem eigenen Bericht dazu schrieb er auch über die Pläne des Gouverneurs von Kuba und stellte dessen Unternehmungen als Spekulationen eines habsüchtigen Statthalters dar, die eigene Expedition aber als eine opfervolle Tat zu Ehren und zum Nutzen der Krone.«

      Der Stadtrat wie auch der Generalkapitän baten in ihrer Eingabe um die königliche Bestätigung aller bereits unternommenen Schritte und Maßnahmen, weiter um die Ernennung des Hernán Cortés in seinen vorläufig übernommenen Ämtern. Zu Überbringern der Berichte und Anträge erwählte Cortés seinen Vertrauten Alonso Hernández Puertocarrero und Francisco de Montejo, einen Anhänger des Velázquez, und gab ihnen auf seinem besten Schiff den tüchtigen Steuermann Alaminos mit, der die gefährlichen Gewässer um die Bahama-Inseln kannte. Die Kuriere erhielten den strikten Befehl, vor Spähern des Velázquez auf der Hut zu sein und auf keinen Fall auf Kuba zu landen.

      Am 26. Juli 1519 ging das Schiff mit fünfzehn Matrosen bemannt unter Segel. Es war ein Unternehmen, von dem nicht nur die glückliche Überbringung einer großen und bis dahin nie gesehenen Beute, sondern auch die durch königliche Gnade legalisierte Eroberung – wenigstens in den Augen der Spanier – abhängen sollte. Hernán Cortés wartete allerdings die königliche Ernennung nicht ab, sein Tatendrang und das Gebot der Stunde zwangen ihn dazu, nun auch in das große Reich einzudringen, zu dem das Tor bereits aufgestoßen war.

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       Der Sonnengott Tonatiuh (Nach einer indianischen Zeichnung)

      Über alle weiteren Unternehmungen berichtete Hernán Cortés dem Kaiser und König in ausführlichen Briefen, die nun folgen und von den Taten und Abenteuern des großen Eroberers und seiner mutigen Schar mit seinen eigenen Worten künden sollen.

BERICHT VOM 30. OKTOBER 1520

      ERSTES KAPITEL

       Hinweis auf den ersten Bericht – Lob des neuentdeckten Landes – Entschuldigung etwaiger Unvollständigkeit des Berichtes

      Allerhöchster, Großmächtigster,

      Sehr katholischer Fürst,

      Unüberwindlicher Kaiser und Herr!

      Mit einem Schiff, das ich aus diesem neuspanischen Reich Eurer Majestät am 16. Juli 15 19 abgefertigt habe, übersandte ich einen langen und eingehenden Bericht über alle Begebenheiten, die sich seit meiner Ankunft in diesem Land ereignet hatten. Überbringer dieses Berichtes waren Alonso Hernández Puertocarrero und Francisco de Montejo, Prokuratoren der Villa Rica de la Vera Cruz, die ich im Namen Eurer Hoheit gegründet hatte. Seitdem habe ich, weil Mangel an Schiffen war und weil ich mit der Eroberung und Pazifizierung dieser Länder außerordentlich in Anspruch genommen wurde und nichts von den abgesandten Prokuratoren gehört hatte, keinen weiteren Bericht an Eure Majestät darüber geschrieben, was überdies geschehen ist, und Gott weiß, welches Ungemach ich dabei erduldet habe.

      Nun wünsche ich, dass Eure Hoheit jetzt die Verhältnisse dieses Landes kennenlernen, die so zahlreich und solcherart sind, dass Eure Majestät sich noch einmal Kaiser nennen könnte und dass dieser Titel nicht weniger Wert haben würde als der von Deutschland, den Eure Majestät durch die Gnade Gottes besitzen. Von diesen Ländern und Reichen aber alle Einzelheiten und Dinge berichten zu wollen, das würde heißen, sich gleichsam in die Unendlichkeit zu begeben. Wenn ich daher nicht über alles so ausführlichen Bericht erstatte, wie ich wohl sollte, so bitte ich um Vergebung, weil weder meine Fähigkeiten dazu ausreichen, noch die Zeitumstände, in denen ich mich befinde, mir günstig sind. Dennoch werde ich mich bemühen, so gut ich es vermag, die Wahrheit über alles zu berichten, was Eurer Majestät zu wissen nottut.

      ZWEITES KAPITEL

       Aufbruch nach Cempoala – Meuterei des Juan Escudero und seiner Genossen – Zerstörung der Schiffe

      Im vorigen Bericht habe ich die Städte und Dörfer genannt, die sich bis dahin zum königlichen Dienst erboten hatten und die ich in Unterwerfung und Untertänigkeit hielt. Ich habe auch bereits berichtet, wie ich von einem großen Herrn Kunde erhielt, der sich Moctezuma nennt und nach den Angaben der Eingeborenen neunzig bis hundert Leguas von unserem Hafen entfernt im Innern des Landes wohnt, weiter, dass ich ihn im Vertrauen auf die Größe Gottes und die Macht des Königs aufzusuchen gedächte. Ich entsinne mich auch, dass ich Eurer Majestät versichert habe, ihn gefangen oder tot oder als Untertan der königlichen Krone zu sehen.

      Mit diesem Entschluss und in dieser Absicht rückte ich am 16. August 1519 mit fünfzehn Reitern und dreihundert Mann Fußvolk aus der Stadt Cempoala aus. In Veracruz ließ ich eine Besatzung von einhundertfünfzig Mann und zwei Reitern zurück, die dort die Festung bauen sollten, die fast vollendet war. Die ganze Provinz Cempoala mit etwa fünfzigtausend Kriegern in fünfzig Städten und Flecken, alle friedlich und zuverlässig und treue Vasallen Eurer Majestät, unterstellte ich der Besatzung von Veracruz. Sie waren mit Gewalt und erst seit Kurzem Untertanen jenes Herrn Moctezuma geworden, aber als sie durch mich Kenntnis von Eurer Majestät und Eurer Majestät großer Macht erhielten, verlangten sie, Vasallen Eurer Hoheit und meine Freunde zu werden. Sie baten mich um Schutz gegen jenen großen Herrn, der sie mit Gewalt und Tyrannei unterdrücke und ihre Kinder raube, um sie zu schlachten und seinen Götzen zu opfern. Nun sind sie sehr zuverlässig und treu, und ich glaube, sie